Eine indiskutable Kritik des freien Westens – ist sein Fundament doch das Christentum,oder?
Tatsächlich zitiert Helmut Schröcke in seinem Buch: „Der Jahrhundertkrieg,1939 -1945 Chruschtschow und enthält sich dazu jedes Kommentares, wie er es ausdrücklich betont. „Nicht der Mensch zählt,sondern der Dollar...Kapitalbedarf und Profit stehen dort im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit,nicht Menschen.Die herrschenden Schichten schildern den sogenannten American Way of Live als Modell für die „Freie Welt“. Aber was für eine Freiheit ist das? Es ist die Freiheit auszubeuten...´die Freiheit zu verhungern,die Freiheit,arbeitslos zu werden...das bedeutet Freiheit für den Monopolkapitalismus,die arbeitenden Menschen zu unterdrücken, die Leute mit dem Zwei-Parteien- System an der Nase herumzuführen und ihren Partnern in den militärischen Blöcken den eigenen Willen aufzuzwingen.Eine solche Gesellschaft bereitet den Nährboden für Kriege.“1
In diesem Buch hat dieses Zitat die Funktion,die schlichte naive Vorstellung, im 2.Weltkriege hätten einfach die „Guten“ unter der Führung der USA gegen die „Bösen“,uns kriegslüsternden Deutschen gekämpft, zu desavouieren. Der russische Politiker wird dann eigens zitiert,um anzuzeigen, daß auch der West-Ost-Konflikt nicht einfach einer zwischen dem guten Westen und dem bösen Osten ist. Genüßlich wird dann noch dieser Ausspruch Chruschtschow zitiert: „Sie werden uns infolge ihrer sittlichen Verkommenheit wie eine reife Pflaume in den Schoß fallen.“2 Auch wenn das dann so nicht eintrat, es kommt hier allein auf die Qualifizierung des Westens als sittlich verkommen an.Dazu paßt es denn auch, wenn in diesem Buch der amerikanische Oberbefehlshaber Eisenhower so zitiert wird: „Wenn ich an irgendeinen unter der Folter langsam sterbenden Deutschen denke, sei es Mann,Frau oder Kind,macht mich das froh.“3
Es wäre ein großer Gewinn für die Geschichtswissenschaft,überwände sie diese hypermoralistische Verschreibung der Geschichte, wozu sie sich aber auch von der Bevormundung von der Politik befreien müßte, daß der politische Diskurs ihr vorschreibt, wie sie die Geschichte zu schreiben habe.Nur Gott ist das vollkommen Gute und der Teufel allein das vollkommen Böse. Uns Menschen ist es nun so mal nicht gegeben, so gut wie Gott oder so böse wie der Teufel zu sein, oder um es farbästhetisch zu formulieren: Wenn Gott weiß und der Teufel schwarz ist, dann sind wir Menschen stets Grauwesen,mal hell- mal dunkelgrau, aber immer grau.(Die Muttergottes ist davon aber auszunehmen!)
Der „Freie Westen“ ist eben nicht nur die schöne Welt der Freiheit, sondern auch die, die hier der russische Politiker so polemisch skizziert.Der amerikanische Untergundschriftsteller Charles Bukowski schildert eben auch eine Wahrheit Amerikas,die andere Hollywood. Große Sympathie genießt so das Narrativ, daß diktatorisch - totalitäre Staaten gerne Kriege führten, demokratische aber nicht, denn da die Mehrheit eines jeden Volkes den Frieden mehr liebt als den Krieg,und die Mehrheiten die Politik in den demokratischen Staaten bestimmten,führten die kaum Kriege. Aber seit 1945 sind die allermeisten Kriege vom „Freien Westen“ geführt worden!
Man braucht nun auch kein Hypermoralist zu sein, um festzustellen, daß die Dekadenz des „Freien Westens“ auch sich in ihrer Permissivität manifestiert.Der Primat der Ökonomie ist nun so offensichtlich, daß, denkt man an das Ursprungsprojekt der Moderne zurück,die Welt ganz neu auf dem alleinigen Fundament der Vernunft aufzuerbauen, dies Unternehmen als gescheitert angesehen werden muß. Wo die Vernunft herrschen sollte, wird nur noch das Geld und der Profit gezählt.
Es gibt so keinen zwingenden Grund, das die Kirche sich mit der freien westlichen Welt zu identifizieren hätte.Denn der Westen ist eben nicht eine Prolongierung des christlichen Abendlandes,die zu einem neuen Bund der Kirche mit dem Staat einlüde, den zumindest die deutschen Bischöfe erstreben.
1Helmut Schröcke Der Jahrhundertkrieg,2005,S.84f. Gegen das Geschichtsnarrativ,wir Deutschen trügen die Aleinschuld an den zwei Weltkriegen, bietet dieses Buch Beachtliches zur Kritik dieses Narratives.
2A.a.O. S.85
3A.a.O. S.293.
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