Sonntag, 17. August 2025

„Recht des Gewisens oder Recht des eigenen Willens?“ Irrte hier der hl.John Henry Newmann in seiner Kritik der Gewissensfreiheit

 

Recht des Gewisens oder Recht des eigenen Willens?“1 Irrte hier der hl.John Henry Newmann?



John Henry Newman wendet sich gegen eine verhängnisvolle Verwechslung: >Das ist heutigentags die landläufige, die volkstümliche Vorstellung vom Gewissen: wenn Leute für die Rechte des Gewissens eintreten, so meinen sie keineswegs die Rechte des Schöpfers noch die Pflicht des Geschöpfes …, sondern das Recht, nach ihrem Urteil, nach ihrer Laune zu denken, zu reden und zu schreiben, ohne dabei an Gott zu denken.<“

Der hl. Newmann verbindet in diesem Votum die Gewissensfreiheit auf das engste mit dem Recht auf die Meinungsfreiheit. So sehr diese zwei Größen nun auch zusammenhängen, ist es doch ratsam, diese zwei Größen getrennt von einander zu bedenken. Auch wäre es von Nöten gewesen, den Kontext der Vorstellung von der Gewissensfreiheit und der der Meinungsfreiheit mitzuberücksichtigen, den der Französischen Revolution.

Die Französische Revolulution war nun der (christlichen) Religion gegenüber weit feindlicher eingestellt als die deutsche und die englische: Im Namen der Vernunft propagierten die französischen Aufklärer und nicht nur der Radicalaufklärer Marquise de Sade die Abschaffung der Religion. Das einst sich auf der christlichen Religion aufbauende Europa, vgl: Novalis: „Christentum oder Europa“ sollte neu konstruiert werden auf dem alleinigen Fundament der Vernunft. Der Revolutionsführer Robespierre wollte gar die christliche Religion substituieren durch die religiöse Verehrung der Göttin der Vernunft. Die Katholiken galten als die Feinde der Revolution und wurden so wegen ihres Glaubens verfolgt, nie wurden in Frnkreich so viele Christen um ihrers Glaubens willen getötet wie in dieser Revolutionszeit.

Die Parole der Gewissensfreiheit sollte so in erster Linie den Menschen von den Geboten der Kirche und von den Geboten der Kirche befreien, da der Bürger nur noch der Vernunft gegenüber verpflichtet sein sollte. Auch für den deutschen Aufklärer Kant galt, daß die praktische Vernunft allein ausreiche, um den Menschen erkennen zu lassen, wie er zu leben habe. Die Kaprizierung auf die rein vernünftige Religion emanzipierte den Menschen nicht nur von der ganzen Morallehre der Kirche, sondern auch von dem Gott, der uns Menschen erst offenbarte, wie wir zu leben hätten.

Die Rechte des Schöpfers und die Pflichten des Geschöpfes Gott gegenüber kann es so im Raum der Parole der Gewissensfreiheit nicht geben, sind das doch Größen, die die Autonomie der Vernunft heteronom desavouieren würde.

Antiindividualistisch war nun das Konzept der Gewissensfreiheit, da das Gewissen als der Ort der Vernunft im Menschen nicht willkürlich dies oder das wollen kann sondern nur das Vernünftige. Daß diese Vorstellung dann die Theorie hervorbrachte, daß die Revolutionsregierung das, was vernünftig ist, erkenne und durchsetze und daß so ihre Kritiker eben unvernünftige Bürger seien, liegt auf der Hand. Die Praxis dieser Theorie war dann die Guillotine.

Die Individualisierung des Gewissens, daß jeder sein persönliches ihm nur eigenes Gewissen habe, begann m.W in der Romantik, die ja gerade das Recht des Individuellen gegen die als allgemein verbindlichen Vernunfterkenntnisse setzte. Würde man dieser Tendenz der Individualiserung konsequent zu ende denken und so auch praktizieren,müßte sich jede Gesellschaft in Chaos und Anarchie auflösen. Das geschieht aber nun nicht, da die Bürger in einem sozialen Kontext sozialisiert werden, sodaß allen Bürgern gemeinsame Vorstellungen von dem, was man tuen darf und was nicht, was sich so gehört, zu eigen sind. Faktisch regiert so in dem individualiierten Gewissen, um es heideggerisch zu formulieren das: Man! Dies Man kann sich völlig von der christlichen Religion emanzipieren und subordniert dabei den Bürger ganz in die seine Zeit beherrschenden Zeitgeist, daß es etwa als eine Todsünde angesehen wird, wenn eine Mutter ihrem Kinde einen Negerkuß schenkt, aber es als in Ordnung angesehen wird, läßt eine Mutter ihr Kind im Mutterleibe töten.

Der hl. Newmann versucht hier nun, die Gewissensfreiheit so umzuformulieren, daß sie mit der christlichen Religion kompatibel wird. Das ist zwar ein schöner Versuch, widerstreitet aber der Intention der Gewissensfreiheit, den Menschen ganz von der Religion zu befreien und Europa neu auf dem Fundament der Vernunft zu konstituieren.2

Wie es nun um die Meinungsfreiheit besteht, was das für ein Ding ist, das kann man auf das allertrefflichste dem Roman: „Verlorene Illusionen“ Balzacs entnehmen, Es ist darunter in erster Linie das Recht der Presse gemeint, schreiben zu dürfen, was man, der Besitzer der Zeitung wolle und daß das Geld das Medium ist, das bestimmt was publiziert wird und was nicht. Die Wahrheitsliebe gehört nicht zu den Tugenden der Presse, wie es uns dieser genialistische Schriftsteller eindringlich vor Augen führt.

Aktuell erleben und erleiden wir, daß die Regierungen Europas die Pressefreiheit als eine Gefährdung ihrer Herrschaft ansehen, isb da sie die neuen sozialen Medien nicht gänzlich kontrollieren können.3 Der Ruf nach einer Zensur für diese Medien ist so in der aktuellen Debatte unüberhörbar. Im Kampfe gegen die Herrschaft des Adels und der Kirche war die Meinungs- und Pressefreiheit das excelllente Kampfmittel, richtet sich diese Freiheit nun aber selbst gegen die Herrschaft der aus dem Bürgertum sich herauskristallisert habenden Regierungsparteien und der sich verbürgerlicht habenden einstigen sozialdemokratischen Arbeiterparteien, dann wird die Presse- und Meinungsfreiheit etwas Gefährliches und muß eingegrenzt werden. 

1Kath net am 16.8.2025: Gewissen oder Eigenwillen?

2En passant: Naoleon wird verkannt, wenn man seine Kriege nicht erkennt als den Versuch, die neue Vernunftordnung ganz Europas zu vermitteln und gerade deswegen griff er auch die Bollwerke des antirevolutionären Geistes, Preußen und Rußland an.Der Nato und der EU gelingt dieses Projekt erst seit dem Zusammenbruck der sog. Ostbloclstaaten, daß nun auch ganz Osteuropa auf dem ideologischen Fundament der Französischen Revolution aufgebaut wird durch die Integration dieser Staaten  in die Nato und die EU.

3Der große Angriff auf die Pressefreiheit, „Compact“ durch die Regierung zu verbieten, scheiterte aber erstmal.

 















































































































1Kath net am 16.8.2025: Gewissen oder Eigenwillen?

2En passant: Naoleon wird verkannt, wenn man seine Kriege nicht erkennt als den Versuch, die neue Vernunftordnung ganz Europas zu vermitteln und gerade deswegen griff er auch die Bollwerke des antirevolutionären Geistes, Preußen und Rußland an.

3Der große Angriff auf die Pressefreiheit, „Compact“ durch die Regierung zu verbieten, scheiterte aber erstmal.

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