Gleichmacherei und die Lust am Barbarischen – eine Polemik
Was hielte man von einem Zeitgenossen, der seinen Wein aus einer Kaffeetasse und sein Bier aus einer Teetasse trünke mit der Begründung, Getränk sei eben Getränk und ein Trinkgefäß sei eben ein Trinkgefäß?Es sei doch alles ein Einerlei. Zur Kultur gehört die Wahrnehmung von Differenzen, daß es einen Unterschied gäbe zwischen diesen zwei Getränken und daß deswegen beide auch nach differenten Trinkgefäßen verlangen.
Am Anfang erschuf Gott den Menschen, als er ihm Eva dann zur Seite stellte, wurde der anfängliche Mensch zu einem Mann und Eva ward ihm zur Frau.Solange es keine Frau gab,konnte Adam auch kein Mann sein. Erst diese Geschlechterdifferenz läßt den Mann und die Frau entstehen.Wenn nun der Feminismus eine E-mann-zipation der Frau fordert, verschwindet nicht nur die Frau sondern auch der Mann: Es gibt dann nur noch Menschen. Ist die Vorliebe der heutigen Frau zur Unisexkleidung ein Indiz für das Verschwinden der Frau und damit auch des Mannes?
Die Differenz von wahr und unwahr, von gut und böse, von schön und erhaben zu unschön und vulgär konstituiert die theoretische,die praktische und die ästhetische Vernunft in ihrer jeweiligen Besonderheit.Was geschieht, wenn diese Differenzen als nur noch zeit(geist)geschichtlich bedingte Differenzierungen wahrgenommen werden?
Wenn wahr das ist, was die Mehrheit für wahr erachtet, und wenn das als moralisch gut angesehen wird, was „man“ für das Gute hält und wenn das Kunstwerk als gut gilt, wenn es sich gut gewinnbringend verkaufen läßt, dann sind faktisch diese drei metaphysischen Ordnungen aufgelöst.
Jeder Mensch ist ein bestimmter Fall des Menschseins, eine bestimmte Realisation der Idee des Menschen.Als so Bestimmtseiender ist er,immer,indem er etwas ist, etwas anderes nicht: Der Mann ist nur ein Mann, indem er nicht eine Frau ist, er ist nur ein Deutscher, indem er kein Nichtdeutscher ist. Dieses etwas Nichtsein kann nun auch als eine inakzeptable Limitierung der Möglichkeiten des eigenen Menschseins empfunden werden: Wer hat mich dazu bestimmt, so begrenzt zu sein und wer darf es mir verbieten, diese Limitierung zu überwinden?Dann versteht sich ein Mensch nur noch als ein freier, wenn er alles Bestimmtsein als ein Fremdbestimmtsein verurteilt und in Selbstbestimmugsakte umwandeln kann: Bin ich eine Frau, dann müsse ich auch das Recht haben, mich zu einer Frau zu verwandeln, bin ich ein Deutscher,so müsse ich das Recht haben, auch ein Franzose oder Amerikaner zu werden! Ja, ich müßte sogar alle Besitimmungen von mir ablegen können, weil ich nur noch ein Einzigartiges sein will, das nicht mehr ein vereinzeltes Allgemeines, ein Fall des Menschseins sein will.
Aber im Raume der christlichen Religion gälte doch die Gleichheit aller Menschen? So hört man es heute in Predigten und theologischen Traktaten.Nur, in der Geschichte Gottes mit der Menschheit sind das Charakteristische die Differenzen,die Gott selbst gesetzt hat und setzt: Dem einen von ihm erwählten Volk, dem jüdischen stehen die vielen Nichterwählten gegenüber,im neuen Bund steht der Kirche Jesu Christi die Welt als nichtgläubige gegenüber, dem Glaubensbruder und der Glaubensschwester der Heide, der Weltmensch gegenüber.Gott selbst verhält sich different zu diesen verschiedenen Menschengruppen.
Für die Frau setzt Gott einen eigenen Ordo salutis, (1.Timotheus 2,15), denn heute sich kaum noch ein Prediger zu zitieren traut, müßte er doch mit seiner sofortigen Steinigung rechnen:Die Frau wird dadurch gerettet werden, „daß sie Kinder zur Welt bringt,wenn sie in Glaube,Liebe und Heiligkeit ein besonnenes Leben führt.“
Der Ordo amoris läßt auch einen universalistischen Humanitarismus nicht zu, sagt dieser Ordo doch, daß eine Mutter in erster Linie ihre eigenen Kinder zu lieben und für sie zu sorgen habe und nicht für alle Kinder der Welt zuständig sei.Aber die Liebe zum Eigenen verunglimpft die Kirche Deutschlandes zu einem „völkischen Nationalismus“ und schwört die Christen auf einen kosmopolitischen Universalismus ein,in dem kein Platz mehr sein dürfe für die Unterscheidung von meinen und den fremden Kindern, um es aus der Perspektive einer Mutter zu formulieren.
Diesem Trend zur Vereinerleiung liegt nun doch etwas Barbarsches, Unkultiviertes inne, daß die Differenzen, durch die ein Mensch doch erst ein bestimmter wird, überwunden werden sollen.Hier tobt sich aber auch ganz unmittelbar das Ressentiment gegen alles Vornehme,Schöne und Starke aus: Es soll nur noch Kleingezüchtete geben.
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