Samstag, 23. August 2025

Irrwege in der Frömmigkeit? Oder kann ein natürliches Verhalten eine Sünde sein? Eine Spurensuche des jetzigen Niederganges der christlichen Religion

 

Irrwege in der Frömmigkeit? Eine Spurensuche des jetzigen Niederganges der christlichen Religion



Man könnte sich die Geschichte dieses Niederganges einfach zu recht legen. Das 1. Vaticanum bildete den Höhepunkt der Entwickelung der Kirche und der christlichen Religion, die Kirche kämpfte noch erfolgreich gegen ihren Feind im Inneren, dem Modernismus,dem Willen, die Kirche mit dem modernen Zeitgeist zu vermählen und dann ereignete sich der Absturz, der bis jetzt anhält, wobei das 2.Vaticanum, zumindest die Weise seiner Interpretation und Rezeption dieses Niedergang forcierten.Es hätte also eine (fast)heile Welt des Katholizismus gegeben, die dann ganz plötzlich ins Wanken geriet und der jetzt fast ihre Auflösung droht.

Nur, wenn alles in der sogenannten Vorkonziliaren Kirche in Ordnung gewesen wäre, warum konnte dann dies große Kirchengebäude so plötzlich zerrüttet werden? Auf der Spurensuche nach Rissen im Kirchengebäude stieß ich nun auf eine Marginalie, die doch ein gravierendes Problem der vorkonziliaren Anthropologie aufscheinen läßt, ein Symptom eines verdeckten Problemes, daß der Mensch verkannt wird, weil er nicht so wahrgenommen wird, wie er wirklich ist.

Es wird auch der Hoffärtige mit einem Sarge verglichen.Wie der Sarg nur geziert wird,wenn man einen Toten in denselben hineinlegt,so schmücken auch Männer ,besonders aber Weiber ihren Leib nur mit eitler Kleiderpracht, wenn ihre Seele im Leibe durch die Hoffart erstorben ist.“1

Man könnte meinen, daß damit ausgesagt werden solle, daß im Idealfalle eine Christin wie ein graues Mäuschen herumlaufen sollte,um zu demonstrieren, daß sie wahrhaft fromm sei, daß für sie nur die inneren Werte, die der Tugenden zählten und sie so aller Aufputzlust entsage. Das gehöre zur christlichen Askese, die allem Äußerlichen kritisch gegenüberstünde, da es allein auf die innere Herzensgesinnung ankäme.

Das Geschlechternarrativ, die als Grunderzählung das Verhältnis der Geschlechter zueinander normiert: Eine schöne junge Frau steht auf einem Balkon, ein Jüngling kommt dahergeritten und ruft aus:“Du schönste aller Frauen,Dich wünsche ich zu heiraten!“ Sie antwortet:“Wenn Du ein Held bist...“. Der Jüngling reitet in einen tiefen dunklen Wald, stellt sich dem Kampfe mit dem dortigen Drachen, schlägt ihm den Kopf ab und mit dem reitet er zu dem Burgfräulein. „Du bist ein Held!“ So heiraten sie.

Die Zeiten ändern sich,aber in all dem Wandel gibt es doch Konstanten: die Frau, die schön sein möchte und dabei manchmal beachtliche Kreativität entwickelt und der Mann, der ein Held in den Augen der Frauen sein möchte.Seit es auf Erden Frauen und Männer gibt, versucht die Frau, den Mann für sich durch ihre Schönheit zu gewinnen und der Mann die Frau durch seine Tapferkeit, seinen Mut zu imponieren.

Schöne Frauen kann es nur geben, weil es auch nichtschöne gibt und Männer können nur Helden sein, weil es Nichthelden gibt.Denn es gilt: Wären alle erwachsene Menschen gleich groß, gäbe es weder große noch kleine Menschen, denn groß bzw klein sein heißt, sich vom Durchschnitt positiv oder negativ zu unterscheiden.

Was machen denn nun, eingedenk des Geschlechternarratives die nichtschönen Frauen? (Ich kapriziere mich jetzt auf die Frau, da ihr insbesondere der Vorwurf gemacht wird,zu viel Wert auf ihr Schönsein und Sichschönmachen zu legen.)Nichts ist für eine Frau diskriminierender als der Anblick einer Frau, die ihr sagt:“Ich bin schön, Du nicht! Du kannst Dich anstrengen, so viel Du willst, nie kannst Du so schön sein wie ich!“ Der Neid auf die von Fortuna,um es mal etwas heidnisch auszudrücken2, Bevorzugten ist eine nicht überschätzbare Kraft im menschlichen Miteinander.“Wenn ich nicht schön sein kann, dann darfst Du das auch nicht sein! Schönsein ist etwas Unmoralisches, Untugendhaftes!“

Es gibt Moralvorstellungen, bei denen es offensichtlich ist, daß sie Ausgeburten des ach so menschlichen Neides sind.Es käme doch auf die inneren Werte an,ist so zwar eine wahre Aussage, aber sie wird zu einer Unwahrheit, speist sie sich aus dem Neid den von Fortuna Bevorzugten gegenüber. Wenn sich so eine christliche Moralvorstellung vom Neid der nichtschönen Frauen instrumentalisieren läßt, wird sie so selbst unwahr.Jede Morallehre muß eben auch darüber Rechenschaft ablegen, ob sie vom Neid diktiert wird, von ihr sich gestalten läßt. Das Ressentiment gegen alles Schöne, Starke und Vornehme gehört nach Nietzsche zur Substanz der christlichen Religion und auch wenn das eine maßlose Übertreibung ist,enthält sie doch ein Körnlein Wahrheit.

Was trägt dieser Befund nun zu einer Diagnose des Niederganges der christlichen Religion bei? Vielleicht nur den Verdacht, daß vor lauter moralischen Vorstellungen darüber, wie der Mensch sein sollte, der Mensch, wie er wirklich ist, vergessen wurde,daß es der Natur der Frau entspricht,schön sein zu wollen, und daß der Neid auf die schönen Frauen eine sehr verbreitete Reaktion darauf ist, daß aber dieser Neid unchristlich ist, auch wenn er unter der Maskerade des, es käme allein auf die inneren Werte an,auftritt. 

Zusatz:

Daß die Geringschätzung der Freude am Schönen, weil es doch nur auf das "Innere" ankäme, auf den Bereich der Liturgie angewandt furchtbare Folgen zeitigt, beweist die Liturgiereform! 



1Michael Sintzel,Maria,meine Zuflucht und mein Trost, 1919, S.194.

2Die Vorstellung der Glücksgöttin Fortuna könnte in die Theologie integriert werden, wenn darunter Gott verstanden wird, der in seiner absoluten Freiheit gibt, wem er geben will und nicht gibt, wem er nicht geben will,der erwählt,wen erwählen will und erwählt den nicht, den er nicht erwählen will.

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