Sonntag, 24. August 2025

Weitere Kernelemente des Entkernunngsprogrammes der christlichen Religion:ein kreuzfreies Christentum

 

Weitere Kernelemente des Entkernunngsprogrammes der christlichen Religion:ein kreuzfreies Christentum


Der Theologe Striet legt nun in seinem Elaborat: „Alte Formeln – lebendiger Glaube“ einen Versuch vor, die christliche Religion gänzlich zu entkernen, wobei aber die Außenfassade stehen bleiben soll, wohl nicht nur aus nostalgischen Motiven, sondern um so unter dieser Maskerade ein ganz anderes „Evangelium“ seiner Leserschaft und der Kirche anzuempfehlen, eines, das eben weit besser bei dem modernen Menschen ankommen würde als das traditionelle.Nun war ja den Juden und den Heiden das Kreuz Christi von Anfang an ein Ärgernis und eine Torheit, um wie viel mehr da dem modernen Menschen. Also muß der Kampf gegen dies Ärgernis aufgenommen werden. Magnus Striet kämpft!

Als erstes argumentiert er mit der Differenz zwischen dem, was er als historisch sich ereignet Habenden konstruiert und der theologischen Interpretation des Geschehenen, wobei die theologische Interpretation als etwas Sekundäres unter dem Generalverdacht steht, das Wirkliche subjektivistisch zu verdeuten1.

So wird dann der historische Kern der „Hinrichtung“ Jesu konstruiert:

Wer in dem römischen Besatzungsgebiet als Aufständischer vor Gericht gestellt wurde,dem drohte nicht nur die Hinrichtung, sondern sie war ihm gewiss.Am Kreuz hingerichtet wird Jesus als politischer Messiasanwärter wie viele andere Aufständische auch.“2

War er denn ein Aufständischer? „Er hat sich vehement für die Rechte von Benachteiligten eingesetzt, und wer dies tut,betritt das Feld des Politischen.“3Aber das eigentlich Anstößige an ihm war: „Er hat zu dem Gott ermutigt,der sich an die Seite der Armen und Benachteiligten stellt,der ein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens errichten wird.“4

Damit soll nun jeder möglichen theologischen Deutung des Kreuztodes Jesu Christi der historische Boden entzogen werden.Er ist als ein Revolutzer mit sozialpolitischer Ausrichtung hingerichtet worden. Aber von dieser historischen Rekonstruktion her wird sofort die kirchliche Lehre vom Kreuztod Christi attackiert:“Die gültige Umsetzung dieses Reiches überläßt er dann ganz der Aktivität Gottes.“ „Daraus begründet sich sein Verzicht auf Gewalt.Wenn er nun sein eigenes Tun mit dem Handeln Gottes identifizierte,er zutiefst davon überzeugt war,dass Gott sein Reich mit den Mitteln der friedfertigen Liebe errichten will,dann kann schon deshalb Gott seinen Tod nicht gewollt haben.Gott musste ihn hinnehmen, wenn er sich selbst treu bleiben wollte.“5 Einfacher gesagt: Wie Jesus so ist auch Gott ein Pazifist und deswegen konnten Beide sich nicht der Hinrichtung Jesu widersetzen!

Daß Gott ein Pazifist sei,ist nun erstens eine völlig absurde Behauptung,die durch die hl.Schrift eindeutig widerlegt wird: In der Sintflut ertränkte Gott die ganze Menschheit bis auf 8 Menschen, er tötete die Erstgeburt der Ägypter, Gott hat sieben Völker im Lande Kanaan vernichtet,Apg 13,19 und in der Johannesoffenbarung 9,18 wird verkündet, daß Gott durch seine Engel ein Drittel der Menschheit töten wird. Einen pazifistischen Gott gibt es nur in den Phantasiewelten liberaler Theologie.Zweitens: Selbst wenn Gott ein pazifistischer wäre,hätte er seinen Sohn auch ohne eine Gewaltanwendung vor dem Kreuzestod bewahren können.

Warum wollten den nun Menschen Jesus töten? Betrieben hätten den Tod Jesu „die vermutlich sadduzäisch orientierten hohen Priester des Tempels.Selbst noch im Heiligtum verübte Jesus seine unverblümte Tempelkritik“.6 Diese Ausdeutung ist nun völlig abwegig, ging es Jesus doch bei seiner Tempelreinigung um die Heiligkeit des Tempels, die er durch die profanen Tätigkeiten der dort tätigen Händler entweiht sah.Die Rausgeschmissenen taten nichts Unmoralisches, aber sie taten Dinge, die der Heiligkeit des Tempels widerspricht.Im Hintergrund steht dabei das kulturprotestantische Narrativ des 19.Jahrhundertes7, daß Jesus eine reine Sittlichkeitsreligion gelehrt hätte in Tat und Wort als die Überwindung der primitiven Religion des Alten Testamentes, in der Gott einen Opferkult mit Priestern wollte. „Jesus fiel Menschen zum Opfer - nicht Gott.“8 Zur Ausschmückung hätte Striet nun noch die in aufklärerischen Zeiten sehr beliebte vulgäre Priesterbetrugstheorie auftischen können, daß die Priester ihren Gott, der zürnt und Opfer verlangt, selbst erphantasiert hätten, um so von den Opfergaben gut zu leben,aber darauf wird hier wohl verzichtet, da dies Narrativ den christlich – jüdischen Dialog stören würde ob der mit diesem Narrativ mitgesetzten Herabsetzung des Alten Testamentes mit dem Jerusalemer Tempelkult.

Aber dieser Theologe möchte nun doch noch eine theologische Alternativdeutung des Kreuztodes Jesu offerieren, um damit endgültig die Glaubensaussage, daß er um unserer Sünden willen am Kreuze als das Sühnopfer sich dargebracht habe, außer Kraft zu setzen: „Vor seiner Menschwerdung konnte Gott nicht wissen,was es bedeutet,einen Schmerz ertragen zu müssen. Ebenso wenig wie er wissen konnte,was es bedeutet,als Mensch geboren zu werden,aufzuwachsen,sich zu freuen,Lust zu empfinden, enttäuscht zu werden oder einsam zu sein.“9 Gott litt also an gravierenden Mängeln und um denen abzuhelfen, nahm er in Jesus das menschliche Leben auf sich,um so diese Defizite zu beseitigen. Vielleicht könnte noch hinzugefügt werden, daß so ein ums Menschliche bereicherte Gott menschlicher zu eins sich verhalten wird, da er nun erst gelernt habe, was es hieße, als ein Mensch zu leben!




1So ist für ihn die Jungfrauengeburt kein reales Ereignis, sondern eine „Metapher für die Wirkmächtigkeit Gottes in der Geschichte“.S.82)und auch das leere Grab ist kaum ein historisches Faktum.(S.101). Magnus Striet,Alte Formeln, lebendiger Glaube,2024.

2Magnus Striet, a.a.O. S.94.

3A.a.O.S.94.Zu bemängeln ist aber,daß hier Jesu vorbildliches Engagement für den Umweltschutz vergessen wird.

4A.a.O. S.94. Diese Deutung Gottes dürfte wohl der Befreiungstheologie sich verdanken.Abwegig ist es aber, Kollaborateure der römischen Besatzungsmacht, die für Rom die Steuern eintreibenden Zöllner als „Benachtiligte“ zu qualifizieren.Sie wurden als Profiteure verachtet.

5A.a.O.S94f.

6Striet, a.a:O. S.93.

7Dazu paßt die Aussage, daß Jesus den Tempelkult substituieren wollte durch einen „Kult“, „der die verhärteten sozialen Verhältnisse und die grassierende Ungerechtigkeit beendet.“ S.95.

8Striet a.a.O,S.95.

9Striet a.a.O. S.96.

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