Die Zukunft der Kirche- wird sie afrikanisch? Eine Illusion?
Die Kirche wächst, wir Katholiken werden mehr, aber das wohl nur noch in Afrika, (eventuell auch noch in China).In (West)europa verdunstet der katholische Glaube, die Kirche schrumpft und schrumpft. Über die Ursachen dieses Auflösungsprozesses existieren die verschiedendsten Ansichten, nur daß wohl niemand mehr recht daran glaubt, daß dieser Niedergang noch gestoppt werden könne oder gar umkehrbar sei.
Das zukünftige Gesicht der Kirche, oder wie man neuerdings auch gern sagt, um der Fixierung auf Europa und den USA zu entgehen, der „Weltkirche“ könnte ein afrikanisches sein. Die Kirche Lateinamerikas scheint in der Folge ihrer Hinwendung zur „Befreiungstheologie“ sich selbst zu kastrieren in ihrem Primat des Soziologischen, sodaß wirklich als eine Wachstumsregion nur noch Afrika anzusehen ist. Selbst in unserem Lande ist davon schon etwas zu bemerken: Wie viele Afrikaner sind bei uns schon als Priester tätig!
Nun stieß ich aber völlig unerwartet in dem mehr als lesenswerten Roman: „Um die indische Kaiserkrone“ von Robert Kraft auf eine Passage, die hinter diese Zukunftsaussicht der Kirche ein Fragezeichen zu setzen den aufmerksamen Leser nötigt. Es geht um die Frage, ob es die Göttin Kali, eine bedeutende Göttin des Hinduismus, so stellt es wenigstens dieser Roman m.E nicht unrechtens dar, wirklich gibt, Zwei indische Frauen streiten nun über diese Frage, wobei die eine eine indische Christin ist. Hier ein Auszug aus dieser Kontroverse:
„Es gibt keine Kali!“ entgegnete die christlich getaufte Inderin.“ „Aber früher hat es eine gegeben. Als der Gott der Christen zu uns kam,hat sie sich nur versteckt,geradeso wie Wischnu und Siwa und die übrigen Götter, und nun schicken sie ihre Kinder, um uns zu schaden,weil wir nicht mehr an sie glauben.“ 1
Daß Gott, wenn sein Volk ihn verlassen hatte und es sich fremden Göttern zugewandt hatte, dafür strafe, wird so auch im Alten Testament erzählt und diese Erzählungen sind keineswegs randständige Erzählungen der Bibel. Für den religiösen Menschen ist es eben eine Selbstverständlichkeit, ein Unglück auf Gott zurückzuführen als eine Reaktion Gottes auf eine Sünde des Menschen. Erst in säkularistischen Epochen wird nicht nur das Gute sondern auch das Negative rein weltimmanent erklärt. So gesehen präsentiert hier diese Inderin eine typisch religiöse Erklärung für die sich da ereignenden Unglücksfälle.
Die Christin erwidert darauf: „Schlage dir solch dummes Zeug aus dem Kopfe.All diese Götter gibt es gar nicht!“ Nun ist das nicht unbedingt der beste Einwand, denn dieser könnte ja den Verdacht entstehen lassen, daß sowenig die einst verehrten Götter wirklich Götter waren, auch der Gott der Christen kein wirklicher sei. Ein Theologe, der so argumentiert, gleicht eben einem eine Zigarette Rauchenden in einer Pulverfbrik: Eine atheistische Explosion droht!
Aber dieser Einwand fruchtete nun gar nicht, wie uns das Folgende zeigt: Die so Zurückgewiesene war schwankend geworden in ihrem christlichen Glauben: „Ihr von Missionaren mühsam eingepflanzte Glaube an Gott und seinem Sohn war mit einem Male schwankend geworden, sie war geneigt, lieber wieder an ihre früheren Götter zu glauben,damit sie nicht deren Rache für ihren Unglauben ausgesetzt war.“
Hier wird eine sehr ernst zu nehmende Position zur Religion vertreten, daß der Ursprung aller Gottesverehrung die Ehr-furcht vor den Göttern oder vor dem einen Gott ist. Jede Religion lebt von dem Glauben, daß es dem einen Gott oder den Göttern nicht gleichgültig ist, ob und wie sie verehrt werden, daß die recht Gott Verehrenden er belohnt und die anderen bestraft. So zitiert Paulus in seinem Römerbrief Gott so: „Mein ist die Rache°, (12,19). Es wäre also unredlich, der so denkenden Inderin einen primitiven Glauben vorzuwerfen.
Kommentierend fügt der Erzähler nun hinzu: „Das sind die Früchte der christlichen Missionare da, wo eine tiefeingewurzelte, logische Religion herrscht, und hauptsächlich in Indien.“ En passant sei an die Renaissance des Hinduismus in Indien erinnert, der nun die dortigen Christen aber auch Muslime bedrängt. (Atheistische Aufklärungsdogmatiker können dieser Renaissance nicht gerecht werden und phantasieren dann von einer primär nationalistisch-politischen Bewegung, die für ihre Zwecke dann die hinduistische Religion mißbräuchte.)
Ergänzend wird dann noch hinzugefügt: „Auch die Eingeborenen von Neuseeland sind ohne Ausnahme Christen,aber jeder frühere Gott hat noch eine Höhle,in der die Leute ihn anbeten,damit er ihnen nicht zürne.“ Warum? „Vorsicht ist besser als Nachsicht! Sollte er doch existieren,dann haben sie wenigstens auf Verzeihung zu hoffen.“
Und was ist nun mit der Christin, die so standhaft der im Glauben Schwankenden widersprach? Auch sie war sich ihres Glaubens nicht mehr gewiß: Was tuen: den „dort den an der Wand hängenden gekreuzigten Christus um Schutz zu bitten oder die kleine,scheußliche Figur auf der Kommode zu küssen,daß die Kali ihre Töchter gnädig an ihrem friedlichem Bungaalow vorbeigehen lasse.“
Diese Passage sollte jedem, der optimistisch auf Afrika als die Zukunft der Kirche hofft, zu denken gäben. Wie tief ist die christliche Religion schon verwurzelt in Afrika, wie stark leben im Untergrund nicht doch noch die da ursprünglichen Religionen? Wie stark wird die christliche Religion als ein Bundesgenosse des europäischen und amerikanischen Imperialismus angesehen, sodaß die ursprünglich da beheinateten Religionen an Attraktivität gewinnen könnten?
1Robert Kraft, Um die indische Kaiserkrone, Buch 3, 6,Kapitel, Der Fluch der ersten Schuld.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen