Der zu verweltlichende Priester – die sich verweltlichende Kirche?
Manchmal wird man fündig, wo man nicht gesucht hat und doch stößt man dort auf ein Schätzlein. In medias res: „Der geitliche Stand genießt in England eine ganz andere Erziehung als bei uns.“1 Weiter heißt es da:
„Der Lord oder der Landpächter will auf seiner Pfarrei einen Mann haben,der von der Kanzel herab das Wort Gottes ohne Anzüglichkeiten predigt, der seine Gäste zu unterhalten weiß,Klavier spielt,singt,deklamiert, mit den Freundinnen seiner Tochter tanzt und Ball spielt, der ein Pferd zu reiten versteht und mit ihm den Fuchs hetzt, der den Vogel im Fluge trifft und die Forelle angeln kann, der sich am Wettrudern beteiligt und unter Umständen auch einmal bei einem Wettlaufe“. „Kurz ein englischer Landpfarrer muß ein Mann Gottes, ein Kavalier und ein Sportsmann sein,sonst hat er wenig Aussicht,dereinst die Kanzel in einer Stadt zu besteigen oder gar sich die Bischofsmütze aufzusetzen,denn dann fehlt ihm die unerläßliche Protektion.“
Der Pfarrer hat also in erster Linie ein gutbürgerlicher Weltmensch zu sein, der dann auch sonntäglich auf die Kanzel steigt, um zu predigen. Ohne Anzüglichkeiten meint dann hier wohl, ohne jemanden dabei auf den „Schlipps zu treten“. Ein religiöses Leben hat dieser Pfarrer nicht, er lebt gutbürgerlich und damit so, wie es zu dem Stand geziehmt, dem er ob seines Berufes zugehört. Ein religiöser Mensch dagegen wäre ein weltfremder, der sich dann eben nicht standesgemäß zu verhalten wüßte. Da England ein Land ist, daß neben dem Geschäftemachen den Sport liebt, hat er ein Sportsmann zu sein! So wird weiterhin angemerkt:
„Nun sind achtzig Prozent jener studentischen Sieger (bei Sportwettbewerben) Theologen,und dies mag wohl eben darin seinen Grund haben,daß man von einem englischen Landpfarrer ritterliche Eigenschaften verlangt.“ Verweltlichtere Kleriker kann man sich kaum noch vorzustellen. Die Ausbildung in Priesterseminaren, in der die Priesteramtskandidaten leben, dient im Kontrast dazu, dazu, die zukünftigen Pfarrer in ein religiöses Leben einzuführen, das dann ihr Fundament ihres beruflichen Wirkens ist. Eine Distanzierung zum Weltleben, zur Bürgerlichkeit gehört so konstitutiv zu dem Wesen des Priesters. Schon im Alten Bund erhielt der Stamm Levi kein Land zum Bebauen, damit dieser Stamm Israels sich ganz seiner Berufung zum Priestertum widmen konnte.
Seit dem sog. Mißbrauchsskandall gilt nun der Priester, der Klerikale als einer der Hauptgründe für diese Mißbräuche im Kontext mit der nicht zeit(geist)gemäßen Morallehre der Kirche, deren schlimmster Exzeß der „Zwangszölibat“ für Priester sein soll. Es drängt sich nun die Vermutung auf, daß der Beruf des Pfarrers nun konsequent verweltlicht werden soll, weil das Nichtweltliche, das Heilige des Priesterdaseins als die Ursache aller Kirchenübel ausgemacht worden ist. Die Diskussion, daß nun die Ausbildung der Priester zu reformieren sei wegen der Mißbräuchsfälle spricht dafür.Sollte das jetzige Reformideal der Pfarrerausbildung eines sein, das etwa einer modernisiertee Version des englischen Pfarrers gleicht?
1Rober Kraft,die Um die undische Kaiserkrone, 4,Band, 19,Kapitel; Das Tagebuch des Herrnhuters.Man beachte:Die seit 1945 anhebende Verwesttlihung der Welt ist die Globalisierung der englisch-amerikanischen Kultur.
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