Montag, 11. August 2025

Wie sage ich es dem Kinde ?- Scheitert die Kirche an ihrer Aufgabe der Vermittelung?

 Wie sage ich es dem Kinde ?- Scheitert die Kirche an ihrer Aufgabe der Vermittelung? 

Nehmen wir einmal an, in der Gemeinde X gingen 100 Kinder zur Erstkommunion und jemand besuchte darauf ein Jahr lang jeden Gemeindegottesdienst, in dem auch die Eucharistie gefeiert wird: Wie viele der Erstkommunikanten sähe er wenigstens einmal zur Kommunion gehen? Als ein regelmäßiger Sonntagsmessenteilnehmer kann ich sagen, daß ich da Kinder, von denen ich vermuten könnte, daß sie schon die Erstkommunion erlebt haben, so gut wie nie zu sehen bekommt. Wenn doch noch Kinder da erscheinen, segnet sie der Priester, da sie noch nicht zur Kommunion zulaßbar sind. Man könnte nun meinen, da circa 6 Prozent der Kirchenmitglieder zur Messe gehen, somit 94 Prozent nicht, müßte man circa 6 Erstkommunikanten in dem einen Jahr sichten. Nach meinen Beobachtungen ist das zu hoch eingeschätzt.  

Bei der Vermittelungsaufgabe der Eucharistie müßten drei Momente unterschieden werden, daß erstens vermittelt wird, was die Eucharistie ist, das ist das cognitive Moment, daß zweitens die Wahrheitsfrage gestellt ist, daß zu entscheiden ist, ob das über die Eucharistie Ausgesagte auch wahr sei, das ist das voluntative Moment  und und daß drittens die Bedeu-tung der Eucharistie vermittelt wird, das ist das affektive Moment. Gelänge die Vermitte-lung aller drei Momente, müßten deutlich mehr Erstkommunikanten in den Messen danach zu sehen sein. 

Mehrer Vermutungen drängen sich auf, daß die Vorbereitung auf die Erstkommunion sich darauf beschränkt, zu lehren, was nach dem Urteil der Kirche die Eucharistie sei, aber es dann der freien Entscheidung des Einzelnen überlassen wird, das dann für wahr, wahr-scheinlich oder unwahr zu erachten. Dieser Religionsunterricht wird somit limitiert auf einen religionkundlichen Unterricht, was denn so alles bestimmte Christen von der Eu-charistie meinen. Dann kann noch die Bedeutung des Fürwahrhalten des über die Eucha-ristie Ausgesagtem desavouiert werden mit dem eigentümlichen Argument, daß es im Glauben nicht um ein Fürwahrhalten von theologoschen Aussagen ginge, sondern um den Vertrauensglauben! Der sei ein persönliches Vertrauensverhältnis zwischen mir und meinem Gott bzw und meinem Jesus. Dieser Vertrauensglaube soll dann ein gehaltloser sein, daß er nicht explizierbar sei in der Aussageform: "Ich vertraue darauf, daß..."denn das wären dann ja wieder Satzwahrheiten, worauf ich vertraue und so vertraute ich ja nicht auf die Person Jesu. Aber wenn das über die Eucharistie Ausgesagte nicht als wahr geglaubt wird, dann kann die Eucharistie für diesen keine affektive Bedeutung haben. Aber man  lernt wohl im Deutschunterricht , die Aussage, daß Thomas Mann der Autor des Romanes: "Der Zauber- berg" sei, für wahr zu halten, aber das führt nun nicht zu einer affektiven Bedeutung dieser Wahrheit, wenn nicht vordem die Aussage, daß alle Werke dieses Autoren von größter Bedeutung seien, vermittelt worden ist.  

Was wird dann aber nun in der Vorbereitung auf die Erstkommunion über die Eucharistie vermittelt? Ich gehe nun von dem aus, was in der Erstkommunionfeier selbst in ihr über die Eucharistie gesagt wird, ausgehend davon, daß hier die Quintessenz dessen, was die Eucha-ristie nun sei, noch mal vergegenwärtigt wird: "Ihr wißt doch, daß die Eucharistue im Wesentlichen ist..."  Die Begegnungsrhetorik überwiegt dabei: "Hier erleben wir die Nähe Jesu, er begegnet uns da, er oder seine Liebe zu uns oder Gottes Liebe begegnet uns da." Denn auch der ganze Gottesdienst sei ja ein Begegnungsgeschehen, zwischen uns und Gott bzw mit Jesus.(Nicht kann ich mich daran erinnern, auch nur einmal etwas von dem Opfercharakter der Euchaaristie gehört zu haben und daß da der Priester unbedingt notwen-dig ist, damit gültig die Messe gefeiert werden kann.) 

Das Abendmal ist religionswissenschaftlich unter dem Begriff des "heiligen Essens" subsu-mierbar, daß entweder etwas Heiliges gegessen oder mit Heiligen zusammen etwas geges-sen wird. Niemand kommt auf die Idee, das Essen als ein Begegnungsgeschehen zu deuten: "Da begegnete mir  zu Mittag ein aufgewärmtes Sauerkraut mit Kartoffeln und einer Brat-wurst!"  In der Eucharistie gibt uns der Herr der Kirche aber sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken als die Speise zum ewigen Leben! Das wird völlig verschwiegen und insbesondere auch der Nutzen des Empfanges der eucharistischen Gaben. Wie soll aber ein Erstkommunikant der Eucharistie eine Bedeutung zuerkennen, wenn sein Nutzen für den Empfangenden gar nicht thematisiert wird. Die Eucharistie sei eben nur ein Begegnungs-geschehen!   

Ein kleines Experiment möchte ich jetzt meinen Lesern vorschlagen: Er möge sich bitte seines letzten Einkaufes in einem Verbrauchermarkt erinnern. Sind ihm da andere Menschen in dem Geschäft begegnet und wie viele? Kann er sich noch an eine bestimmte ihm dort begegnet seiende Person erinnern? Beim Bezahlen; Wer saß da an der Kasse? Hat er mit dieser Person etwas geredet und was? Wir leben in einer Massengesellschaft, sodaß wir, kaum die Wohnung verlassen habend, anderen Menschen begegnen,und zwar so, daß wir uns meistens ein paar Stunden später schon nicht mehr an diese Begegnungen erinnern können. (Hiervon wäre ein Begegnunggeschehen im emphatischen Sinne zu distinguieren, das seinen Sitz im Leben in dem Genre des Liebesfilmes hat, daß sich da zwei begegnen,um im ersten Augenblick des Sichbegegnens als füreinander Bestimmte wechselseitig erkennen. Die filmästetische Aufgabe besteht dann darin, dies Begegnungsgeschehen so ins Bild zu setzen , daß auch der Zuschauer in der letzten Reihe erfaßt, daß diese zwei füreinander bestimmt sind- das gelingt regelmäßig in der Erfolgsserie: "Sturm der Liebe" in der Erstbegegnung der Traumpaare der jeweiligen Staffel.  Daß dabei der Gedanke des Füreinanderbestimmtseims ein religiös sehr aufgeladener Begriff ist, verleitet nun dazu, das emphatische Begegnungsgeschehen  für ein Verstehen der Eucharistie zu vernutzen, aber dafür ist es völlig ungeeignet.)

Die Erstkommunikanten sind nun alle, wie unterschiedlich sie sonst auch sozialisiert sind, Kinder der Marktwirtschaft. Das heißt für die Eucharistie: "Was umsonst und für alle ist, das kann nichts wert sein!" Wertvoll und begehrenswert ist nur das Teure oder nur exclusiv für einige Erlangbare. So begeistert jeder Film mit dem Warnhinweis: "Erst ab 18" jeden noch nicht 18 Jährigen: "Den Film will ich sehen", wie auch die Allermeisten glauben, daß man Turnschuhe für 100 Euro tragen könne, aber auf keinen Falle einen Turnschuh für 20 Euro. Die Eucharistie als für alle umsonst, das kann nichts sein, urteilt so spontan jeder in der Marktwirtschaft Großgewordener. Wäre der Empfang der Eucharistie ein Privileg, dann wäre sie wohl etwas wertvolles, aber die Verramschung der Eucharistie für etwas für Jedermann Zugängliches entwertet dann sie vollends, macht schon die starke Betonung ihres  Beegnungscharakters sie zu etwas recht Bedeutungslosem: "Wem man alles jeden Tag begegnet." Dabei wäre es leicht, den Erstkommunikanten den Privilegcharakter des Empfanges der Eucharistie zu vermitteln:  "Jetzt dürft er sie empfangen, aber erst ab jetzt!"

Kann es da verwundert, daß für die allermeisten Erstkomunikanten ihre Erstkommunion auch für lange Zeit ihre Letztkommuniktion ist! Sie ist für sie bedeutungslos, weil sie sie als ein Begegnungsgeschehen vermittelt bekommen haben. 

 

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