In Kath info ist über das mehr als lesenswerte Buch von Vladimir Palko zu lesen (21.Juli
2014)
"Die ersten 120 Seiten von „Die Löwen kommen“ beschäftigen sich mit den Parallelen und Überschneidungen zwischen der kommunistischen Diktatur, die Vladimír Palko in der damaligen Tschechoslowakei aus nächster Nähe erleben musste, und der anschließenden Diktatur in Namen der Freiheit und der Toleranz, mit welcher der Westen im Prinzip alle ehemaligen kommunistischen Staaten Osteuropas mehr oder weniger infiziert hat. Die Definition von Freiheit und Toleranz ist dabei natürlich den linken Ideologen überlassen. Palko betrachtet in diesem Zusammenhang verschiedene Phänomene und Personen, so etwa Hollywood, Margaret Sanger, die „American Civil Liberties Union“, Daniel Cohn-Bendit und Elfriede Jelinek. Das Fazit: „Die Unterstützung der Rechtmäßigkeit von Abtreibungen ist ein Kitt, der die Linke in ganz Europa verbindet.“ Drei für Christen nicht verhandelbare Punkte stehen im Zentrum des gesamten Buches, um den Niedergang der abendländischen Zivilisation zu zeigen. Einerseits ist es das Thema Abtreibung, dann die Euthanasie, und schließlich die homosexuelle Kampfpropaganda."
Es soll hier nun nur ein Nebenaspekt dieses Buches erörtert werden! Wer sich auch nur noch dunkel an die Propaganda des "Real existierenden Sozialismus" wider die Dekadenz des westlichen Imperialismus in seiner höchsten Verfäulnisstufe erinnert, (man denke an Lenins diesbezügliche Schrift), der muß erstaunt konzedieren, daß all das, was einst als die Sumpfblüten der Fäulnis galten heuer den Linken Europas die kulturellen Errungenschaften der Freiheit und der Emanzipation sind!
Palko konstatiert einen Paradigmenwechsel in der Linken Europas nach der Implosion der real existierenden Sozialismus- und das kann nun auch begriffen werden als die Einpassung der Linken in die Postmoderne. Denn dieser Paradigmenwechsel besteht nun im Verzicht auf die Idee einer Revolutionierung der gesellschaftlichen Verhältnisse, des "Unterbaues", wie man das früher nannte- nämlich der kapitalistischen Grundstuktur, zugunsten der Vorstellung einer Kulturrevolution, die die ökonomische Basis der Gesellschaft unverändert läßt, aber die bürgerliche Kultur auflösen will. Und was orthodoxe Kommunisten als aus der materialen Basis der Gesellschaft grundgelegte Epiphänome ansahen , das soll nun ein kulturelles Fortschrittsprojekt sein.
So seltsam es klingt: die Linke gewann nach ihrer Totalniederlage 1989, indem sie sich radical den Konditionen der Postmoderne einpaßte. Wir haben es sozusagen mit einer postmodernisierten Linken zu tun. Und das macht ihre eigene Differenz zur traditionellen Linken aus Sie will herrschen, und darum will sie auch alles Nichtlinke unterdrücken- das verbindet sie mit der alten Linken. Nur darf dies nicht die große Differenz zur früheren Linken verdecken.
Statt von einer klassenlosen Gesellschaft zu schwärmen, träumt die neue Linke von einer multikulturellen und multiethnischen Gesellschaft. Volk und Kultur stehen so im Vordergrund und nicht mehr Begriffe aus der Kritik der politischen Ökonomie.Ein eigentümlicher Verdscht drängt sich uns da auf: könnte es sein, daß die neue Linke die bürgerliche Kultur (Ehe, Familie, Nationalstaat, Beruf) als der Weiterentwicklung des Kapitalismus Behinderndes jetzt auffaßt und so als Linke die Kultur modernisieren will für die Weiterentwicklung der Ökonomie? Das muß zuvörderst abwegig klingen- ist es aber gar nicht. Denn eine der Grundansichten des Marxismus war ja die These, daß die Weiterentwicklung der materiellen Basis der Gesellschaft- (der Produktivkräfte und der Produktionsverhältnisse) eine Veränderung,ja gar eine Revolutionierung der Kultur erheischt. Einfach gesagt: der sich entwickelnde Kapitalismus verlangte nach der bürgerlichen Demokratie, weil das die dem Kapitalismus gemäße kulturelle und politische Ordnung sei. Also, die Kultur und Politik mußte angepaßt werden Und so paßt es in diese Denktradition, daß in der Zeit der Globalisierung, was erstmal ein ökonomisches Phänomen ist, die Kulturen, die noch national und bürgerlich gefaßt sind, auch globalisiert werden. Man könnte dann das linke Kulturprojekt als die Umformung der bisherigen Kulturen in eine globalisierte Einheitskultur verstehen, das so das Korrelat zur Globalisierung bildet. Im Zentrum steht dabei die Reduction des Menschen auf sein Sein für die Wirtschaft als Produzent und Konsument- nichts anderes soll er mehr sein und ist er noch anderes, so soll das gleichgültig sein! Es wäre dann die Pointe der neuen Linken, die bürgerliche und christliche Kultur als Hemmnis für das erstmal ökonomische Projekt der Globalisierung zu begreifen.
Wenn das Projekt der Globalisierung sein Ideal in der Vorstellung eines einzigen freien Weltmarktes hat, auf dem jeder kaufen und verkaufen kann und dem alles andere subordiniert ist, von der Familie bis zum Nationalstaat, dann steht jede bürgerliche Kultur mit ihrer Liebe zu solch conservativen Ordnungen dem gegenüber.
Der Kampf wider die traditionellen Ordnungen wäre so ein Kampf für eine neue Kultur gemäß der sich jetzt ereignenden Globalisierung! Die Linke Europas wäre somit zu einer reinen Fortschrittspartei geworden. die die Globalisierung bejaht und in ihrem Geiste kulturell anfüllen will. Und als solche ist sie dann um der Durchsetzung einer neuen Kultur für die globalisierte Weltgesellschaft intolerant gegen alles Globalisierungskritische! Denn die linke Globalisierungskritik sagt ja nicht Nein zur Globalisierung, nur Nein zu dem Wie der Umsetzung, daß da nicht eine linke Kultur in das Konzept der Globalisierung eingetragen wird, also daß die Anliegen des Feminismus, der Homosexuellen, der Minderheiten und und nicht gleichberechtigt zum Tragen kommen.
So gesehen unterscheidet sich die kommunistische Herrschaft vor 1989 deutlich von der Kulturhegemonie der neuen Linken jetzt. Die neue Linke herrscht nämlich auch dann und vielleicht gerade dann, wenn conservativ-liberale Regierungen das politische Sagen haben, aber selbst dann die sich der Kulturhegemonie der neuen Linken unterzuordnen haben- weil sie die Kultur bestimmt! Die Kontinuität, daß die Linke immer für eine Globalisierungskonzept stand, ist dabei aber auch nicht übersehbar! Den Kampf der Linken gegen die traditionelle Ordnungen von Familie und Volk, Ehe und Nationalstaat ist so gesehen erst begriffen, wenn man diesen Kampf als ein Moment des Globalosierungskonzeptes ansieht, der Vorstellung einer Einheitswelt. Papst Benedikt XV dazu sagte dazu in seinem Motu proprio vom 25. Juli 1920: " Hier reift nun die Vorstellung von einer universellen Republik heran, die auf der absoluten Gleichheit der Menschen und der Geister beruht, aus welcher jede Unterscheidung nach Nationalitäten verbannt würde...Falls diese Theorien in der Praxis umgesetzt werden, müssen sie unweigerlich eine noch nie dagewesene Schreckensherrschaft entfesseln." zitiert nach: Friedrich Romig, Die Rechte der Nation, in Romig, Rechte der Nation, 2002, S.15,Fußnote 6.
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