Da betritt ein Fremder das Gasthaus, schreitet selbstbewußt zum freien Tisch- ach ja, die Geschichte spielt zu Lebzeiten Königs Ludwigs, dem Märchenkönig Bayerns- und stellt sich vor: "Ich bin der Diener des Königs".Geschwind wird ihm der Tisch gedeckt und der beste Wein vorgesetzt- er ist ja der Diener des Königs. Klammheimlich frägt sich der Wirt, ob er wohl ein Werbeschild anbringen könne: hier kehrt der Diener des Königs ein, wenn er im Auftrage des Königs reist?
Im Hintergrund dieser Aussage, ich bin der Diener des Königs, steht die Vorstellung, daß jeder Mensch Diener von irgendwem ist, in dem Dienste von wem steht. Nicht das Dienersein qualifiziert so den Menschen, sondern die Frage, in wessen Dienste man den stünde. Hierachisches Denken kennt keine freien Selbstständigen, sondern dies Denken subordniert jeden jemanden oder einer Institution (man denke an die preußische Maxime, daß der König der erste Diener des Staates sei).
Was sagt uns dann Maria Aussage, daß sie die Magd des Herrn sei? Nicht das, was wir in den meisten Auslegungen dazu hören, daß dies der Ausdruck ihrer Selbstbescheidenheit sei, daß dies zeige, für wie unbedeutend und klein sie sich selbst erachtete- als wäre Maria in ihrer Selbstwahrnehmung ein Aschenputtel! Nein, wer sich als die Dienerin Gottes bezeichnet,ist sich ihrer außerordentlichen Würdestellung bewußt . Ihre Eltern hatten sie ja in den Tempel gegeben, damit sie dort als Tempeljungfrau Gott diene bis sie vom Alter her heiratsfähig war und ihr dann Tempelpriester einen geeingneten Ehemann aussuchten. Die Wahl fiel dann ja auf Joseph. Von Kindesbeinen an diente sie so im Tempel- sie war somit eine religiös Gebildete, und nicht etwas ein "armes", "dummes" Landmadel, der nun etwas ihr völlig Unbegreifliches geschah! Man wird sich Maria eher ob ihres langjährigen Tempeldienstes als eine selbstbewußte Frau vorzustellen haben, die gelernt hat, daß es einen Dienst für die Welt und einen Dienst für Gott im Tempel gibt und sie gewiß das bessere Teil erwählt hat.
In einer hierachisch strukturierten Gesellschaft kann es keine höhere Würde geben, als die, daß man der Diener des Höchsten ist- und das ist im weltlichen Raum der Kaiser oder König und im religiösen Raum Gott oder die Götter!
Die Niedrigkeit der Magd meint dann auch nicht, daß Maria eine Tochter eines Tagelöhners ist, der nie sagen kann, ob er den heutigen Tage genug zu essen haben wird, und wovon er seine Kinder ernähren soll, sondern meint eine religiöse Einschätzung, daß der Mensch, weil er ein Geschöpf Gottes ist, vor den Augen Gottes etwas Niedriges ist, angesichts der göttlichen Vollkommenheit. "Was bin ich vor Gott, wenn nicht Niedrigkeit?"
Schauen wir nun auf die bekannte Verkündigung Mariä. Der Erzengel Gabriel verkündet ihr, daß sie ein Kind bekommen wird. Die Preisfrage lautet nun: warum sagte sie nicht, daß das sie erfreue, denn jetzt sei sie mit Joseph verlobt, in Bälde wird sie heiraten und da hoffe sie schon auf Nachwuchs. Es wird also klappen und bald kommt so mein Erstes! Sie respondiert aber: "Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?" (LK1,34). Erkennen bedeutet ehelich verkehren, sodaß die Frau schwanger wird. Aber spätestens in der Hochzeitsnacht wird sie ja Joseph erkennen- und warum sollte sie da nicht schwanger werden? Der Engel sagte ja nicht zu ihr, daß sie jetzt schon schwanger ist und bald das Kind zur Welt bringen wird. Diese Aussage Mariä hat schon Herrscharen von Auslegern schlaflose Nächte bereitet. Meines Erachtens ist die überzeugendste Lösung die, daß Maria, als sie noch eine Tempeljungfrau gewesen war, ein Gelübde ewiger Jungfrauenschaft abgelegt hatte, weil sie Gott allein ihr ganzes Leben lang dienen wollte. Und als nun die Verlobung mit Joseph anstand, teilte sie ihrem Bräutigam dies Gelübde mit und Joseph billigte ein, mit ihr eine Ehe zu führen,ohne mit ihr ehelich zu verkehren, um ihres Gelübdes willen. Von daher leitet sich ja die Tradition der Josephsehe ab. So gedeutet, ergibt ihre Antwort einen Sinn. Ich kann nicht Mutter eines Kindes werden, da ich ob meines Gelübdes auf den ehelichen Verkehr verzichte, um so weiter als alleinige Magd Gottes zu leben, auch wenn ich verheiratet bin. Das ist nun fürwahr kein Lebensentwurf einer "einfachen Frau" vom Lande, die ganz eingebunden in das Alltagsleben einfacher Leute ihr Leben führt. Es ist eher ein außerordentlicher aus dem Rahmen fallender Lebensentwurf. Und gerade so kann sie dann auch zu der Mutter Gottes werden.
Nur, die postkonziliare Theologie scheint gereadezu darin vernarrt zu sein, sie, die Mutter klein zu machen. Da wird dann von "unserer Schwester" geredet, die eine Frau gewesen sein soll, wie jede andere auch..Ihre leibliche Aufnahme in den Himmel nähme ja nur vorweg, was uns allen verheißen sei und eigentlich sei ja jeder Mensch eine Gottesgebärerin, wenn er nur offen für Gottes Wort sei, sodaß Jesus Christus in ihm dann Wohnung nähme. Aber, Maria ist die einzige Mutter Gottes, denn nur sie brachte uns Gott zur Welt und nur sie wurde nach ihrer Himmelfahrt zur Königin des Himmels gekrönt. Darin vollendet sich ihr Magdsein für Gott, denn gerade als unsere Hinmmelskönigin ist und bleibt sie ja die Magd Gottes.
Der erste Fehler ist dabei das völlige Unverständnis für die Selbstwahrnehnung von Menschen in einer hierachisch strukturierten Gesellschaft. In ihr versteht sich jeder als im Dienste stehend- das diese Grundstruktur Qualifizierende ist dann nur die Frage, in wessen Dienste man steht. Und Maria steht da eindeutig im Dienste Gottes. Das ist ihre Würde und Hoheitsstellung. Und indem sie als Jungfrau weiterleben wollte, obzwar sie sich verheiratete, wollte sie so auch ihre Würdestelle bewahren- sie blieb als Verheiratete doch immer die Tempeldienerin, nur daß sie nun diesen Dienst vollzog, indem die die Mutter des Sohnes Gottes wurde. In ihr stattdesen so eine Art Aschenputtel zu sehen, das dann allein aus göttlicher Gnade zu der Mutter Jesu aufstieg, klingt viel romantischer und lieblicher, aber entspricht nun gar nicht Gottes Handeln mit ihr. Gott hatte sie selbst durch ihre Tempeldienst auf ihre große Aufgabe zubereitet und Maria hat da aktiv mitgetan, soda0 sie auch wirklich eine würdige Mutter unseres Heilandes wurde. Denn Maria hätte-genauso wie die Mutter aller Menschen-Eva in Sünde fallen können und so ihre Gnaden verlieren können. Daß Maria nicht fiel, obwohl sie hätte fallen können, das ist nun eben wahrhaftig ihr Verdienst, der sie würdig dazu machte, die Mutter Gottes zu werden. Wir dürfen hier kein protestantisierendes: "Allein aus Gnade" hineindeuten- das verfehlte vollkommen das Wesen der Heiligkeit!
"Ich bin die Magd des Herrn"- ich bin der Diener des Königs, sagt jeder Soldat- aber wie viel mehr ist es, Dienerin Gottes zu sein und dann noch als Gottesgebärerin- das ist die höchste Würdestellung, die eine Frau einnehmen kann in der Welt und darum erhöhte Gott sie nach ihrer Himmelfahrt zur Himmelskönigin!
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