Freitag, 19. Juli 2019

Zur Amazonassynode Eine Kritik einer überschäumenden Technikkritik


Das Axiom der platonischen wie die christlichen Ontologie sei der Kernsatz:"Alles Seiende ist gut". So urteilt wenigstens Sloterdijk (Sloterdijk, Heinrichs: Die Sonne und der Tod.Dialogische Untersuchungen, 2001, S.133.) Nun kritisierte die Gnosis dies Axiom schon und sprach von einem zweitklassigen Schöpfer, einem Demiurgen. Das ermöglichte nun die Vorstellung, daß, da das Seiende "aus der Hand eines Pfuschgottes" hervorgegangen sei, diese Schöpfung durch den Menschen zu optimieren sei. "In der Folge sind die Gedanken der frühen Europäer in bezug auf den ersten Macher gespalten in solche, die gutkatholisch die Optimalität der Schöpfung verteidigen, weswegen Eingriffe in die genetischen Tiefenstrukturen nicht in Frage kommen, und solche,die kritisch gegen das Seine meinen, daß die Schöpfung ein Ergbnis aus unzureichendem Können, also punktuell oder generell mißlungen ist." (S.133). Daraus ergäbe sich dann die Legitimität von Optimierungskonzepten. 
Das klingt beeindruckend, evoziert aber doch viele Anfragen. Versteht die Moderne die Natur wirklich in irgendeinem gnostischen Sinne als Hervorbringung eines schwachen Schöpfergottes, sodaß nun dessen Werk von uns Menschen zu optimieren sei? Meint der Begriff der Natur nicht im modernen Sinne einen noch nicht bearbeiteten Rohstoff, der zu etwas Wertollem erst durch die menschliche Arbeit wird? Wendete man ein, daß auch der Rohstoff im Verarbeitungprozeß einen Wert habe, (den Kaufpreis), dann resultiert ja auch der allein aus den Kosten seiner Bereitstellung als Rohstoff  für die Weiterverarbeitung, daß eben Bäume gefällt werden müssen, damit dann Holz als ein natürlicher Rohstoff für eine Weiterverarbeitung zur Verfügung stehen kann.
Was wird dann unter dem Gutsein des Seienden verstanden? Veranschaulichen wir uns das an einem simplen Beispiel. Ist ein Kaninchen ein gut Seiendes, sodaß seine Verarbeitung zu einem wohlschmeckenden Kaninchenbraten eine Verleugnung des Gutseins des Kaninchens ist? Oder besteht das Gutsein der Schöpfung gerade darin, daß es in ihr Tiere gibt, die dank menschlicher Zubereitungskunst in wohlschmeckende Speisen verwandelt werden können?
Bedenken wir daraufhin die Zentralaussage zur Stellung des Menschen in der von Gott gut geschaffenen Welt. Gott sagte: "Crescite et multiplicamini, et replete terram, et subjicite eam, et dominamini". (1.Mose 1,28) (= Seid fruchtbar und mehret euch, und erfüllet die Erde, und machet sie euch unterthan, und seid Herr über sie, Übersetzung Augustin Arndt SJ, Die Heilige Schrift, Vulgata 1903. Wie paßt das Gutsein der Schöpfung, des Seienden mit dem göttlichen Auftrage zusammen, dies gut Seiende sich zu unterwerfen und zu dominieren?  (In dem Vorbereitungsdokument der Amazonassynode wird dagegen diese göttliche Beauftragung des Menschen zur Beherrschung der Natur perhorresziert und so zurückgewiesen , damit der Mensch primär nur noch ein contemplativ die Natur in ihrem Gutsein Betrachtender sein darf!) 
Ein einfaches Beispiel gibt uns dafür eine Antwort: Ein Bube spielt mit Bausteinen. Schauen wir diesem kindlichen Architekten und Bauleiter zu, sehen wir, wie er mehr oder weniger geschickt aus den Bausteinen etwas erbaut, Türme, Häuser, Schlösser oder...Die Qualität der Bausteine ist ihre Potentialität, daß der Bub ganz Verschiedenes aus ihnen erbauen kann. Das Gutsein ist die Nützlichkeit für diesen Nachwuchsbaumeister, Gutes durch das Gute hervorbringen zu können. 
Nun tritt der Mensch auf dieser Bühne in zweifacher Weise auf, a) als Gegenüber zur Natur, das ist die Seinsqualität, die durch die Amazonassynode verdrängt werden soll  mit ihren pantheistischen Tendenzen, den Menschen in die Natur zu integrieren- also sein seelische Qualität zu verneinen  und b) als Teil der Natur, daß er als Leib zur Natur gehört. Nur als Seele ist er ein Gegenüber zur Natur. Das bedeutet nun, daß das Beherrschen und Dominieren sich auch auf den menschlichen Leib bezieht. Das fängt im Kleinen an, daß Frauen sich ihre Haare färben, um schöner auszusehen, geht bis zur Implantation von künstlichen Herzen, wenn das natürliche nicht mehr funktioniert und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis daß Eingriffe in die genetischen Tiefenstrukturen ein Routineeingriff sein werden. 
Zwei Momente sind dabei zu distinguiren: daß Menschen mit ihrer natürlichen Schönheit etwa unzufrieden, sich ästhetisch optimieren oder ob erkrankte Teile des meschichen Körpers durch künstliche Implantate ersetzt werden, damit die Funktionalität des menschlichen Körpers erhalten bleibt. So ist es gut vorstellbar, daß in der Zukunft Menschen, statt in Rollstühlen sich zu bewegen. mit künstlichen Beinen selbst wieder laufen können oder Blinde durch künstliche Augen sehen können werden. Es gibt hier prinzipiell keine Grenzen, außer denen des aktuell technisch Möglichen.Aber diese Grenzen verschieben sich. Jesus Christus entgrenzte die natürlichen Möglichkeiten der Heilung gar so sehr,  daß er gar durch Wunder Tote revitalisierte aus Liebe zu Menschen.  
Also: Durch eine Beherrschung des Körpers durch Techniken kann einerseits Defekte des menschlichen Körpers behoben werden, sodaß das natürlich Mögliche wieder vom Körper gekonnt wird, etwa das ein Erblindeter durch künstliche Augen wieder sehen kann oder aber andererseits, daß ein natürliches Vermögen durch künstliche Implantate optimiert werden kann. Es ist eine selbstverständliche Praxis, daß Objekte, die mittels der natürlichen Sehkraft nicht gesehen werden können, durch ein Mikroskop betrachtet werden, es riefe aber Empörung hervor,ließe sich ein Mensch seine Augen so optimieren, daß er, wenn er will, mit ihnen auch wie durch ein Mikroskop sehen könnte. Hier würde die Technik dem Menschen zu intim, könnte geurteilt werden- aber warum ist dann eine Installation eines Herzschrittmachers legitim, ist doch das Herz das Zentrum des Gefühlslebens des Menschen, war es zumindest, bis es in den Bauch verlegt worden ist: Bauchgefühle?
Oder sollte geurteilt werden, daß der Mensch eben natürlich zu leben habe, daß ihm seine Natur auch die  von Gott gesetzten Grenzen bilde. Der Mythos vom abstürzenden Ikarus bejaht das: Der hybrische Versuch des Menschen, wie ein Vogel fliegen zu wollen, sich so über die Grenzen seines Menschseins zu erheben, endet mit seinem Absturz. Aber das ist kein christlicher Mythos. Der Gott der Schöpfung sagt zum Menschen: Unterwerfe dir die Erde! und das realisiert er auch, indem er nun schneller und gewandter zu fliegen erlernt hat durch seine Flugzeuge. 
Die Welt, in die Gott den Menschen eingesetzt hat, ist deshalb gerade deshab eine  gute Welt, weil er sie optimieren kann, wie ein Bub aus einem Haufen von Bausteinen Häuser und Türme und was auch noch erbauen kann: Je vielfältiger das Baumaterial ist, desto besser ist es für das Kind.  
Aber von dieser Stellung des Menschen in der Natur will die Amazonassynode wohl nichts mehr wissen,  ganz naiv in neoromantischen Natur- und Edelindianerbetrachtungen  schwelgend. Der natürliche Edelindianer (vgl Karl May) fungiert dabei als Antithese zum durch Gott zur Naturbeherrschung berufenen Menschen der christlichen Kultur.            

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