Mittwoch, 3. Juli 2019

"Kann sich die Kirche verändern?"


Dieser Frage wendet sich der Lieblingsprofessor der Modernisten, Professor Deutschlands nicht nur in seinem Buch, sondern auch in einem Interview, daß er Katholisch de gab. (28.6.2019) Es geht selbstredend nicht um irgendwelche Änderungen, sondern um substantielle. Professor Seebald behauptet nun, daß es immer schon wesentliche Änderungen im Laufe der Kirchengeschichte gegeben habe und daß es darum auch legitim sei, weitere zu erwarten. Als gelungenes Beispiel benennt er die Ächtung der Todesstrafe durch Papst Franziskus, die für ihn legitim ist, weil und nur weil sie der Papst anordnete. 
Daß der Papst sich hier eindeutig gegen die Hl. Schrift und die bis dahin gültige Lehre der Kirche, ihr Ja zur Legitimität der Todesstrafe stellt, macht eben für diesen Dogmatiker das Positive dieses Pontifikates aus. 
Als weiteres Beispiel benennt er die Position zur Religions- und Gewissensfreiheit:    
"Seewald: Denken Sie an die Position zur Religions- und Gewissensfreiheit. Hier hat das Zweite Vatikanische Konzil eine Wende im Vergleich zu dem vollzogen, was seit der Spätantike galt und seit dem 18. Jahrhundert von den Päpsten nachdrücklich gelehrt wurde. Heute tun einige Theologen so, als habe die Kirche die Menschenrechte quasi erfunden und sei schon immer für Gewissensfreiheit eingetreten. Das ist grotesk und nur möglich, wenn man die eigene Kurskorrektur durch Innovationsverschleierung verdeckt." 
Hier stoßen wir auf eine sattsam bekannte Konvergenz der Deutung der Position des 2. Vaticanumes zur Religions- und Gewissensfreiheit durch den Traditionalisten Lefebvre und  liberalen  Theologen: Das 2. Vaticanum mit seinen Aussagen zu diesem Komplex stünde im Widerspruch zur bisher gültigen Lehre der Kirche. Entweder habe so dies Konzil sich geirrt in dieser Causa (so Lefebvre) oder die Kirche habe sich bis zum 2. Vaticanum in dieser Causa geirrt. Beide stimmen so mit Martin Luther überein, daß Konzilien irren können, nur uneins sind sie sich in der Frage, welche sich irrten. Abgelehnt wird so die Position des Papstes Benedikt XVI., daß das Konzil als in der Kontinuität mit der Lehre der Kirche zu interpretieren sei. Dieser normativen Aussage gegenüber, wie sind die Texte dieses Konziles zu interpretieren, deklarieren beide den Bruch zwischen der Tradition der Kirche und der konziliaren Kirche. Die radicalste Deutung dieses Bruches offeriert der Sedisvakantist Rothkranz, daß das 2. Vaticanum den Abfall von der Katholischen Kirche bedeute. Liberal dagegen wird dieser Bruch als Fortschritt der Kirche gedeutet, daß eben jetzt erst die Kirche so weit sei, die alten Irrtümer zu überwinden. 
Theologisch ist diese Bruchdeutung nicht akzeptabel, denn es kann nicht wahr sein, daß die Kirche sich auf Konzilien irrt. Das verlangt aber eine katholische Deutung des "Bruches", der diesen "Bruch"als Position im Einklang mit der Tradition der Kirche begreift. Nur eine solche Deutung der Texte dieses Konziles kann als legitim angesehen werden. Dem gegenüber möchte der modernistische Katholizismus gerne daran festhalten, daß das 2. Vaticanum diskontinuierlich zur Tradition sich verhält, um so die Abkehr von Lehren der Kirche für die Zukunft zu legitimieren. Im Prinzip könne fast alles in der Kirche revidiert werden, akzeptiere man erstmal, daß die Kirche, ihre Konzilien und Synoden über der Hl. Schrift und der bisherigen Lehre der Kirche stünden.Das ist der Kerngedanke der Demokratisierung der Kirche, daß auch bei ihr, wie unter Politikern die Aussage gilt: Was schert mich mein Geschwätz von  gestern?  
So wird Dostojewskis "Großinquisitor" demokratisch umgeformt zu der Gestalt einer zeitgemäßen und menschenfreundlichen Kirche.


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