Samstag, 5. März 2022

Biblischer Realismus statt Geschwisterlichkeisutopien (Enzyklika „Fratelli tutti)

Biblischer Realismus statt Geschwisterlichkeisutopien (Enzyklika „Fratelli tutti)


Als Einstieg in das Thema möge eine kleine Szene aus dem Unterhaltungsfilm: „Vorzimmer zur Hölle“, 1.Teil (mit der auch hier überragend spielenden Henriette Richter Röhl) dienen: Eine Angestellte bemerkt einen vom Chef liegengelassenen Gegenstand und will ihn ins Chefbureau zurückbringen. Die Chefsekretärin sagt zu ihr: „Gehen sie ruhig rein,sie brauchen nicht vorher anzuklopfen.“ Sie macht es so und wird sehr energisch von ihrem Chef gerügt: Was falle ihr ein, ohne anzuklopfen, einzutreten. Sie wird rauskommandiert, muß dann anklopfen und darf dann erst nach dem „Ja“ des Chefes hineintreten. Kurz darauf sagt die Chefsekretärin zum Chef: „Ich habe dieser Person ja gesagt, daß sie nicht eintreten dürfe, ohne zuvor anzuklopfen um das Ja des Chefes abzuwarten, aber diese Person höre eben nicht!“

Würde die so Verleumdete nun dem Chef gegenüber den Sachverhalt richtig stellen, die Sekretärin würde einfach behaupten: „Jetzt lügt diese Person auch noch!“ Wem würde der Chef wohl dann mehr Glauben schenken?

Das ist eben einer dieser vielen kleinen Boshaftigkeiten, die nicht nur im Berufsleben vorkommen und unser Leben auf Erden so unerquicklich werden läßt. Realisten steigern ja bekanntlich Feind so: Parteifreund - Glaubensbruder! (Kardinal Woelki erleidet ja gerade seine Glaubensbrüder und Schwestern.)

Was hat das aber a) mit dem biblischen Realismus und b) mit der Ideologie der Geschwisterlichkeit zu tuen? Viel!

Unter dem biblischen Realismus sei hier verstanden, daß in der hl. Schrift klar distinguiert wird zwischen den Aussagen, wie der Mensch wirklich ist (indikativische Aussagen) wie er sein soll (imperativische Aussagen) und wie der Mensch doch sein möge (optativische Aussagen). Es ist von größter Bedeutung, daß die erste Tat, von der uns die Bibel nach dem Sündenfall erzählt, die eines Brudermordes ist. Kain brachte seinen Bruder Abel um. Selbst von dem so frommen König David weiß sie zu erzählen, daß er einen Mann umbringen ließ, um dessen Frau dann heiraten zu können. So soll das nicht sein, aber so geht es in der Welt zu und selbst in der Kirche - es sei nur an die vielen Opfer sexuellen Mißbrauches erinnert.

Aber von dem Menschen, wie er nun mal wirklich ist, findet sich kaum Spuren in dieser Enzyklika. Sicher arbeitet auch diese Enzyklika mit dem politisch korrekten Feindbild des Populisten, (155f),und des Fundamentalismus, (284), aber sonst tauchen hier nur gute Menschen auf. Eine geschwisterliche Welt sei eben möglich, weil im Prinzip alle Menschen gute sind, außer den Fundamentalisten, die zum Terrorismus neigen und den Populisten. Darum ist auch Jesus Christus als Erlöser völlig überflüssig, weil doch alle selbstverständlich gute Menschen sind. So ist es kein Mißgeschick, wenn in dem „Ökumenischen Gebet“ des Papstes es heißt, daß in allen Menschen Christus zu sehen sei. In jedem Kinderschänder hätte so ein Christ Jesus Christus zu erkennen und auch und gerade das Opfer! Zu solchen Abscheulichkeiten führt aber konsequenterweise ein Denken, daß von dem Menschen, wie er nun mal wirklich ist,nichts mehr wissen will und das stattdessen lieber in Traumwelten schwelgt.


Theologisch ist diese Aussage zudem völlig verkehrt. Es heißt zwar, daß wir in Jesus Gott sehen, aber nicht, daß wir in jedem Menschen Jesus Christus und so gar in jedem Menschen Gottes Angesicht sehen. Das wäre die Apotheose des Menschen- aber nur von Jesus gilt, daß wir in ihm Gottes Angesicht sehen können. Es gibt wohl die Aussage, daß, was wir einem der Kleinsten getan haben, Jesus getan haben. Das besagt aber, daß dies Tuen uns so angerechnet würde, als wenn wir es Jesus getan hätten. Das ist vergleichbar wenn jemand eine Nationalfahne verbrennt, so wird dies in der Regel bestraft,nicht weil da ein Stück Tuch verbrannt worden ist, also eine Sachbeschädigung vorliegt, sondern weil eine Nationalfahne das Symbol eines Volkes ist, sodaß seine Verbrennung als ein Angriffsakt auf dieses Volk beurteilt wird.

Auch ist es sehr unwahrscheinlich, daß in der Gerichtsrede Jesu Math 25, 31-46) es um jeden Menschen geht, etwas jeden, der da hungrig und durstig ist, sondern um Christen, die hungrig und durstig sind. Denn Jesus sagt dazu: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (V 40). Nirgendwo bezeichnet Jesus Christus alle Menschen als seine Brüder und Schwestern! Jesus belehrt uns nämlich eindeutig darüber, wer seine Brüder und Schwestern sind:“Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter“ Mk 3,35.

Aber die Ideologie des Humanitarismus mit seinem Projekt der neuen Weltordnung verleitet eben auch diese Enzyklika, Aussagen Jesu völlig fehl zu deuten. Das gröbste Versehen dieser Enzyklika ist aber das völlige Verkennen des Menschen, wie er wirklich ist, seiner Geneigtheit zum Bösen.



 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen