Wir am falschen Ort in einer falschen Welt?
„Jetzt aber hatte ich gehört, daß ich mich am falschen Ort befand, und meine Seele jauchzte vor Entzücken, wie eine Lerche im Frühling.“ So urteilt G.K.Chesterton in seinem Buch: „Orthodoxie“ (2015, S.160). Nicht ich bin falsch, sondern die Welt, in der ich lebe. Aber diese Folgerung wird nicht gezogen, denn es heißt dort auch: „Nun war ich tatsächlich glücklich,denn ich hatte gelernt, daß der Mensch ein Monstrum ist. Ich hatte recht mit meinem Gefühl, daß mit der ganzen Welt etwas nicht stimmte, denn ich selbst war gleichzeitig schlimmer und besser als die ganze Welt.“ (S.160)
Die Seele ist in der Welt am falschen Platz. Diese These muß verwirren: Leben wir Menschen denn nicht in der von Gott geschaffenen Welt und die Völker dort, wo Gott ihnen ihren irdischen Wohnplatz zugeordnet hat? Nur Paulus schreibt uns: „Weil wir aber zuversichtlich sind, ziehen wir es vor, aus dem Leibe auszuwandern und daheim beim Herrn zu sein.“ 2 Kor. 5,8.
Aus dem Leibe ausziehen bedeutet hier zu sterben, daß unsere Seele aus dem Körper hinausgeht, diese Welt verläßt um im Himmel mit Jesus Christus zu sein. Der Himmel ist so unsere Heimat. Warum betont Paulus hier so sehr das aus dem Leibe Auswandern? Einmal heißt daß der Christ nach seinem Tode in den Himmel aufgenommen wird und nicht erst, wenn der Sohn Gottes am Ende wiederkommen wird, um zu richten. Es heißt aber auch, daß er den Leib als etwas Irrdisches nicht mit in den Himmel hinaufnehmen wird. Erst in der allgemeinen Auferstehung der Toten werden dann unsere Seelen wieder mit unseren dann verwandelten Leibern reuniniert. Ist also für die Seele die Welt die Fremde? Oder meint das, daß nur die Welt, weil sie die gefallene ist, uns Menschen eine fremde Welt geworden ist? Aber die Seele hat doch gesündigt- ist sie dann nicht gerade die gefallene, die dann auch in die gefallene Welt hineinpaßte?
Die Welt, so wie sie ist, scheint so in zweifacher Weise nicht zum Menschen zu passen: a) ist sie ihm als Seele fremd und b) als gefallene Welt. Außerdem ist der Mensch nicht so, wie er eigentlich ist, er existiert in dieser Welt als ein von sich selbst Entfremdeter.
Warum jauchst deshalb nun die Seele nach Chesterton? Es kann dafür nur einen Grund geben, daß mit dieser Erkenntnis die Hoffnung auf eine Erlösung aus dieser Misere verbunden ist. Aus der falschen Welt könnte der Mensch eine bessere machen, um so in ihr doch noch heimisch zu werden. Die Kultur stellt so den Versuch des Menschen dar, in der Fremde sich zu beheimaten. Dies ermöglicht nun gerade die Seele ob ihrer Weltfremdheit, daß sie so die Welt zu sich passend umgestaltet. Der Mensch wäre so gesehen nicht in eine wohlgeordnete Heimat hineingesetzt worden sondern in eine, die ihm zur Aufgabe, zur Gestaltungsaufgabe gegeben wurde. Aus der der Seele Fremdes sollte eine Heimat für sie werden. Aber immer bleibt sie, die Welt der Seele doch etwas Fremdes, sodaß sie ihre wahre Heimat nur im Himmel wiederfinden kann.
Nun hat sich diese Lage aber durch den Sündenfall verändert. Die Seele ist eine gefallene Seele und sie existiert in der gefallenen Welt. Die Sünde wäre dann, daß der Mensch seine eigentliche Heimat vergißt und nicht mehr die Welt gemäß der Seele gestaltet sondern die Seele weltgemäß, daß sie selbst verweltlicht. Daß meint rein anthropologisch, daß die Seele nur noch als eine Organisationsform der Materie, als etwas rein Natürliches mißverstanden wird, sodaß sie auch nur noch rein natürliche Bedürfnisse hätte. Daß menschliche Gehirn wäre so mit seinen (seelischen) Tätigkeiten nichts Weiteres als ein hochentwickeltes Organ, das dazu dient, die menschlichen Grundbedürfnisse besser befriedigen zu können, um so die Überlebenschancen der Gattung Mensch zu optimieren. So verweltlchte der Mensch,statt die Welt kulturell zu gestalten, nach ihm eigenen Ideen zu formen.
Aber die christliche Religion ist eine Erlösungsreligion, die der Seele verheißt, daß ihre Aufgabe nicht darin besteht, sich aufzugeben, indem sie sich dieser Welt einpaßt, sondern die Welt ihr gemäßer zu formen im Vertrauen darauf, nach dem Erdenleben in die wahre Heimat zurück zu kehren. Die christliche Religion ist so auch ein Nein zum sich verweltlich wollenden Menschen, dem heimatvergessenden.
"Unsere Heimat ist aber im Himmel" Philiperbrief 3,20
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