Noch 1950 hieß es im Apostolischen Glaubensbekenntnis: „abgestiegen zu der Hölle“und: „Auferstehung des Fleisches“,(Gottesdienst Gebets-und Gesangbuch des Erzbistumes München und Freising, S.21f), jetzt heißt es: „hinabgestiegen in das Reich des Todes“ und: „Auferstehung der Toten“. (Gotteslob 1988, S.20). Der ursprünglich lateinische Text liest: „descendit ad inferna“ und: „carnis resurectionm“. (Denzinger Hünermann, 35) inferna ist sicher mit „unterirdisch, Unterwelt, Hades, Hölle besser übersetzt als mit dem Reich der Toten, aber aus der Auferstehung des Fleisches die der Toten zu machen, ist schon arg die Aussage verfälschend.
Die Hoffnung auf die Auferstehung des Fleisches impliziert nämlich eine dualistische Anthropologie, daß der Mensch aus einer Seele und einem Körper besteht, daß dabei die Seele als das formende Prinzip unsterblich ist, das heißt nicht im Tode sich auflöst und daß der Körper nach seiner Entseelung zu Staub wird. Wo ist die Seele, wenn der Körper, entseelt im Grabe zerfällt? Die Lehre vom „Zwischenstand“ respondiert diese Frage. Die Seele kann im Himmel, im Fegefeuer oder in der Hölle sein; das ist ihr postmortales Geschick. Es gibt also kein Todsein der Seele, wenn darunter eine reine Nichtung bzw ein Zerfallen zu Staub assoziiert wird. Es kann nur ein „Todsein“ der Seele geben, wenn das als die völlige Absonderung und das völlige Getrenntsein von Gott verstanden wird. Das bedeutet die Vorstellung von der Hölle.
Ist so die menschliche Seele weiterlebend nach dem Tod, verheißt die Hoffnung auf die Auferstehung des Fleisches, daß die Seele wieder mit ihrem einstigen Körper reunioniert wird, wobei dieser Körper dann ein gewandelter und verherrlichter sein wird. Die Seele reinkarniert sich wieder in ihren Körper, formt ihn zu ihrem Leibe.
Jesu Christi Hinabstieg in die Unterwelt, in den Hades, in die Hölle expliziert der 1.Petrusbrief 3,19f: So ist er auch zu den Geistern gegangen, die im Gefängnis waren,und hat ihnen gepredigt. Diese waren einst ungehorsam,als Gott in den Tagen Noachs geduldig wartete während die Arche gebaut wurde;in ihr wurden nur wenige,nämlich acht Menschen,durch das Wasser gerettet.
Hier kann nun nicht diese sehr komplexe Aussage in ihrem ganzen Gehalt ausgelegt werden, auf die wesentlichen Momente für das jetzige Anliegen gilt es sich zu konzentrieren: Die Unterwelt, der Hades bzw die Hölle wird hier mit einem Gefängnis verglichen. In ihm sind die Seelen der Verstorbenen eingekerkert, weil sie auf Erden gesündigt haben. Jesus ist nun selbst in dies Seelengefängnis hinabgestiegen, weil er die Sünde aller Menschen auf sich genommen hat, weil er, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde geworden ist. (2.Kor 5,21). Hier gibt Jesus den Sündern durch seine Evangeliumspredigt noch die Möglichkeit ihrer Erlösung. Der Petrusbrief offenbart uns auch die Motivation für diese Predigt: Nur so wenige Erlöste gibt es und so viele Unerlöste. Abstrakter formuliert: Um des universalen Heilswillen Gottes predigt sein Sohn in der Unterwelt den dort eingekerkerten Seelen, damit es auch für sie noch eine Möglichkeit ihrer Erlösung gibt.
Wenn nun aber von einem „Reich der Toten“ gesprochen wird, wird darunter nicht eher als diese Vorstellung des Petrusbriefes die Vorstellung von zu Staube gewordenen Menschen assoziiert? Eine „ganzheitliche“ Anthropologie kennt nämlich eine Seele des Menschen nicht, für sie nichtet sich im Tode der ganze Mensch, indem er einfach nur noch zu Staub wird. Zu Staub kann auch der Sohn Gottes nicht mehr hinabsteigen, um die Verstorbenen zu erlösen. Zudem: Jesus stieg nicht hinab zu allen Verstorbenen und Toten, sondern nur zu denen, die ob ihrer Sünden in der Unterwelt eingesperrt waren. Henoch und Elia brauchte er nicht zu predigen, denn diese zwei hatte Gott ja schon in den Himmel aufgenommen.
Es drängt sich die Vermutung auf, daß das Hinabsteigen Jesu in die Unterwelt, in den Ort, wo die sündigen Seelen eingekerkert sind, ersetzt werden soll durch die Aussage, daß Jesus eben gestorben sei wie jeder Mensch, nur daß er dann nach drei Tagen von Gott wiederbelebt worden sei. Er sei dann so von den Toten auferweckt worden wie wir alle am Ende von den Toten auferweckt werden. Damit würde somit die ganze christliche Lehre von der Seele eskamotiert, um sie durch die vulgär materialistische Lehre vom Menschen ohne eine Seele zu ersetzen. Der Mensch stürbe gänzlich, würde zu bloßem Staub.Nichts bliebe, sofern nicht ein allmächtiger Gott die so Verstorbenen und Verlöschten neu zu einem ewigen Leben erschüfe. So würde das verheißende ewige Leben zu einem kontingenten Appendix des irdisch endlichen Lebens, das eigentlich schon in seinem Verlöschen im Tode sein Ende gefunden hatte.
Wenn dagegen der Mensch eine Seele ist, die einen Körper besitzt, dann kann es für diese Seele nicht den Tod als ihr Ende geben. Postmortal existiert der Mensch als Seele weiter und steht vor der sie bedrängenden Frage ihres weiteren Geschickes: Himmel, Fegefeuer oder Hölle! Von daher erschließt sich dann auch erst die Bedeutung Jesu Christi als unser aller Erlöser! Aber wozu bräuchte ein im ewigen Tode des Grabes „Schlafender“ und „Ruhender“ noch einen Erlöser?
These: Wo der Tod nur noch als einfache Nichtung des Lebens gedacht wird, da verliert der Glaube an Jesus Christus als unser Erlöser an Bedeutung! Wenn nun im Apostolicum von dem Hinabsteigen Jesu in das Reich des Todes und von der Auferstehung der Toten gesprochen wird, dann wird damit einem solch materialistischen Todesverständnis Vorschub geleistet, das dann auch die Sinnhaftigkeit einer Erlösung vom Tode in Frage stellt.
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