Montag, 7. März 2022

Mit wem man nicht mehr redet – das Prinzip der „Roten Karte“

Mit wem man nicht mehr redet – das Prinzip der „Roten Karte“


Die „Rote Karte“, von einem Schiedsrichter einem Fußballspieler gezeigt, sagt unmißverständlich eindeutig: „Du darfst nicht mehr mitspielen. Du hast sofort das Spielfeld zu verlassen!“ Eigentlich dürfte es so gesehen in einer als sich „offen“ und „pluralistisch“ verstehenden Gesellschaft solche „Rote Karten“: mit dem reden wir nicht mehr, der darf nichts mehr am öffentlichen Diskurs teilnehmen, nicht geben. Dialogbereitschaft, die Bejahung der Pluralität und Diversität, die Forderung nach einer „bunten Republik, am liebsten in den Homosexfahnen gehört eben heute zum Standardrepertoire jedes anständigen Bürgers. Das Feindbild fällt ebenso klar aus, daß einer uniformierten Gesellschaft, in der der Staat oder die Kirche allen dekretiert, was sie zu glauben und zu denken haben.

Aber nun ereignet sich Irritierendes: Der russische Fernsehsender „Russland heute“ kann in Deutschland und wohl in ganz Europa nicht mehr empfangen werden. Die politische Begründung: Weil dieser Sender lüge,dürfe er nicht mehr gehört werden. Die Politik bestimmt, was war ist, und somit auch, was nicht wahr ist. Unwahres dürfe nun nicht mehr gesendet werden. In der DDR ist dies Prinzip so praktiziert worden: Die SED sagt: „Die Planwirtschaft funktioniert optimal. Also ist es eine Lüge, zu behaupten, sie funktioniere nicht gut. Lügen zu verbreiten habe aber nichts mit der Meinungsfreiheit zu tuen, also ist das Lügenverbreiten staatlich verboten und trotzdem ist davon die Meinungsfreiheit nicht tangiert durch dies Verbot. Aber das Politbureau der SED konnte dann doch nicht das Verbot, Westmedien zu sehen, durchsetzen, dazu fehlten ihr die technischen Möglichkeiten. Das Westfernsehen war eben anschaubar in der DDR.

Ganz anders jetzt im „freien Westen“: Hier ist dieser „Ostsender“ einfach aus dem Netz herauszensiert worden, damit die Bevölkerung nur noch sich von „Westmedien“ informieren lassen kann. Der gute Grundsatz, beide Seiten zu hören, bevor geurteilt wird, soll in der Causa der Ukraine nicht mehr gelten. Nur die einseitige Darstellung des Konfliktes ist erlaubt, weil nur sie die wahre ist.

Nun ist der Begriff des „Putinverstehers“ gar zu einem Vorwurf geworden: Wer den versteht, ist a priori ein unmoralischer Bürger. Eigentlich gilt das Verstehen, das Einanderverstehen als Ziel jedes Dialoges, aber jetzt gibt es Personen, ja ganze Personengruppen, die man nicht mehr „verstehen“ darf, weil nun jedes „Verstehen“ als ein Akzeptieren oder wenigstens tolerieren beargwöhnt wird. Zu dem Staatsmann Putin, wie zu „Coronaleugnern“, Verschwörungstheoretikern oder zu einem „Rechten“ darf eben nicht mehr gesagt werden: „Dich verstehe ich!“ Darf man denn noch mit Personen reden, die man nicht mehr verstehen darf,weil es unmoralisch ist, sie zu verstehen? Nein, solchen ist nur noch die „Rote Karte“ zu zeigen: Dich schließen wir aus unserer Kommunikation aus. Wir reden nur noch über Dich, aber niemals mehr mit Dir! Das ist die Kommunikationspraxis der Politischen Korrektheit.

Der Exbundeskanzler G. Schröder ist wohl nun ein besonderes Opfer dieser „Rote Karten“ Praxis. Als Kanzler setzte er die Entspannungspolitik des SPD-Kanzlers Brand fort und engagiert sich auch heute noch für gute deutsch-russische Beziehungen. Deshalb wird er jetzt, in den Zeiten der Renaissance der „Kalten Kriegs-Rhetorik“ nicht nur in allen Medien verteufelt sondern auch die Mehrheit der SPD will ihn aus seiner Partei ausschließen: Mit dem reden wir nicht mehr! Damit erklärt diese Partei ihre Entspannungspolitik für einen politischen Irrtum, um jetzt zurückzuschalten in die Epoche des „Kalten Krieges“ mit ihrem klaren Feindbild: dem Russen. Hier darf nicht mehr verstanden werden, hier ist nicht mehr die Diplomatie gefordert, hier zählt nur noch eines: Deutsche Waffen für die Ukraine. Schießen statt verstehen.

Auch schließt sich die Kirche dem an: Kardinal Woelki wird die „Rote Karte“ gezeigt, den Conservativen auf dem „Synodalen Irrweg“ und die Russisch Orthodoxe Kirche vermaledeit, weil sie sich nicht gegen die Politik Putins engagiert.

Eine klare Ordnung konstituiert sich so: Mit wem darf man noch reden und mit wem nicht. Die Ausgrenzung aller Andersdenkenden avanciert so zur höchsten Bürgertugend. Aber rühmen sich die westlichen Gesellschaften nicht permanent ihrer liberale Freizügigkeit? Es drängt sich der Verdacht auf, daß die liberalen Gesellschaften des „freien Westens“ ihre eigene Liberalität aufgeben wollen, sie glauben selbst nicht mehr an sie. Die „Neue Deutsche Härte“ (die Musikgruppe Rammstein steht dafür) verlangt eben wieder nach klaren Feindbildern und einer Gesellschaft, in der die Guten gegen die Bösen stehen.

 

Sondermeldungen aus dem "Kalten Krieg":

1.Sondermeldung von Kath de am 6.3. 2022:

"Ukraine-Krieg: Käßmann kritisiert Moskauer Patriarchen Kyrill"  Die Exlaienbishöfin und Rassenexpertin FrauKäßmann weiß eben, wen man wann zu verurteilen hat: uns Deutsche, weil wir "braune Gene"haben und die Russen, weil sie Russen sind.

2.Sondermeldung PiNews vom 6.3.2022

"Russenhaß":

"Dieser neue deutsche Hass auf russische Menschen und russische Kultur, selbst das bloße Wort „russisch“, hat in den letzten Tagen jedes Maß verloren: Russen werden im Lokal nicht bedient und verlieren ihren Arbeitsplatz, Deutsche meiden jeden Umgang mit russischen Bekannten. Deutsche Supermärkte werfen russischen Vodka, „Russischen Zupfkuchen“ und „Russisch Brot“ aus den Regalen".


 



 

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