Mittwoch, 16. März 2022

Der umkämpfe Zölibat – um des Himmelreichswillen? Eine Problemanzeige

Der umkämpfe Zölibat – um des Himmelreichswillen? Eine Problemanzeige



Es soll in Deutschland Bürger geben, die ob der Erwartung horrend steigender Energiekosten schon jetzt ihre Wohnung nicht mehr heißen, man müsse jetzt schon sich einüben in diese Askese, denn bald könne man sich das Heißen nicht mehr erlauben. Die Nahrungsmittelpreise steigen so exorbitant,daß man jetzt schon sich darin einüben müsse, weniger zu essen. Soll etwa der Zölibat so verstanden werden? Im Reich Gottes, im ewigen Leben werden alle zölibatär leben und so sei es klug, jetzt schon sich auf so ein entsagungsvolles Leben einzustellen, denn der Zölibat ist ja wesentlich der Verzicht auf eine gelebte Intimität. Weil also das ewige Leben durch diesen Mangel sich auszeichne, solle man auf Erden schon lernen zu verzichten, damit dann dies Verzichten im ewigen Leben leichter einem falle.



Dies kann nur als eine Persiflage auf das Leben im Reich Gottes bezeichnet werden, denn das uns da verheißende Leben soll eins in der Fülle sein und keines des Mangels. Versuchen wir so ein anderes Beispiel für eine Enthaltsamkeitspraxis. Die Fußballspieler verzichten am Abend vor dem Finale auf einen ausgiebigen Kneipenbesuch, damit sie am nächsten Tage fit sind für das Entscheidungsspiel. Soll das also heißen, daß der Zölibat eine Möglichkeit ist, in das Reich Gottes eintreten zu dürfen? So respondierte ja Jesus die Frage des reichen Jünglings, was habe ich zu tuen, um in das ewige Leben eingehen zu können, mit der Aufforderung, all seinen Besitz zu verschenken, um dann ihm nachzufolgen. Sollte so auch der Zölibat gemeint sein? Aber wie nicht nur der in das Reich Gottes eingehen wird, der all seine Besitztümer verschenkt, um dann Jesus als Bettelmönch nachzufolgen, so gehen auch nicht nur zölibatär gelebt Habende in das Reich Gottes ein. Ja, lebten alle Menschen so, stürbe ja die Menschheit in kürzester Zeit aus. Das aber entspricht eindeutig nicht dem Willen Gottes, der ja dem Menschen als das 1.Gebot auftrug: Vermehret Euch!

Der zölibatär Lebende, sowohl der Priester als auch der Mönch und die Nonne verzichten auf die Ehe, darauf, eine Familie zu gründen, sie verzichten aber auch primär auf die gelebte geschlechtliche Liebe. Welchen Sinn könnte dieser Verzicht dann haben, wenn er doch etwas mit dem um des Himmelreiches willen zu tuen haben soll?

Meine These: Der Zölibat soll verstanden werden als ein Opfer, das als Buße oder Sühne für die eigenen oder die Sünden der Anderen dargebracht wird. Die Sünde versperrt den Weg in das Himmelreich. Aber wenn der Mensch für seine Sünden hier auf Erden schon eine Sühne leistet, kann Gott gnädig, die Sünde verzeihend, ihn doch in das Himmelreich aufnehmen. Die frommen Makkabäer brachten in Jerusalemer Tempel für ihre gefallenen Kameraden ein Sühnopfer dar, damit sie so trotz ihrer Sünde doch noch in das ewige Leben eingehen können. So wäre der Zölibat eine Variante des Buß- und Sühnefastens, das für die eigenen oder die Sünden der Anderen Gott dargebracht wird.

Zum Priesterberuf paßt so diese Enthaltsamkeitspraxis, da die Hauptaufgabe des Priesters nun mal die Darbringung des Meßopfers ist. Das tägliche und auch nächtliche Opfer des Zölibates veralltäglicht so das Meßopfer, denn so wird sein ganzes Leben ein Opferleben. Der Priesterberuf ist eben kein weltlicher Beruf, sodaß es für ihn neben der Lebenssphäre des Berufes noch andere Sphären gäbe, in denen er dann nicht Priester ist und so nichtpriesterlich lebte. Das ganze Leben des Priesters soll so ein priesterliches Leben sein und nicht nur ein auf den Raum des Berufes limitiertes. Die Sünde trennt uns von dem Reich Gottes, aber es gibt religiöse Praktiken, durch die der Mensch sich entsühnen kann. Der Zölibat ist dafür eine besondere, weil durch diese Praxis das ganze Leben ein Sühneleben ist, ein Opferleben. Darum hat es Jesus selbst auch praktiziert, denn nicht nur am Kreuze sühnte Jesus die Sünden der Menschen, schon von seiner Geburt an in einem Stalle war sein Leben ein Opferleben, auch in dem von ihm gelebten Zölibat.

 

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