Samstag, 26. März 2022

Mose als „Pastoraltheologe“ und Jesus als „Moralrigorist“?

(oder über zeitgemäße Moral im Geiste des "Synodalen Weges")



Es gibt im Neuen Testament Texte, die jeden aufmerksamen Leser irritieren müssen, so wenn etwa Christus Maria als ein Exemplum des kontemplativen Lebens lobt und nicht die werktätige Martha (Lk 10,38-42) -mit viel Raffinesse gelingt es dann doch den Predigern, das Gegenteil zu sagen, daß Martha unser Vorbild sei. Auch Jesu Ehelehre paßt einfach nicht in das uns (zu)vertraute Jesusbild. Da gäbe es die engstirnigen, auf den Gesetzesbuchstaben insistieren Pharisäer und den darüber stehenden Jesus, dem es allein um die Liebe ginge. Da wo andere nur Gesetzestexte kennten, spricht er aus seinem den Mitmenschen zugewandten Herzen- so oder so ähnlich ist unser lieber Jesus.

Wer nun daraufhin Mt 19,3-12 liest, muß eine sehr befremdliche Entdeckung machen. Die Tatsachen:

-Eine gültig geschlossene Ehe ist unauflöslich.

- Mose dekretiert dann, daß um der Schwäche der Menschen willen, unter bestimmten Umständen eine Ehe auflösbar sein kann. Zu Zeiten Jesu existierten verschiedene Schulmeinungen darüber, wann eine Ehe aufgelöst werden könne, laxere und rigoristischere wurden debattiert.

-Jesus erklärt nun, daß die Zeit der Nachsicht vorbei sei, die ursprüngliche Ordnung der Ehe, daß sie unauflöslich sei,müsse wiederhergestellt werden.

-Seine Schüler reagieren: Dann ist es nicht gut für einen Mann zu heiraten.



-Unter den Exegeten ist nun die Auslegung von: „obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt“ umstritten: Will mit diesem Zusatz der Evangelist sagen, daß, wenn ein Fall von Unzucht vorliegt, doch eine Ehe geschieden werden darf?



-Jesus ist konsequent: Jeder der einen aus einer Ehe „Entlassenen“ heiratet, begeht einen Ehebruch, weil eine gültig geschlossene Ehe nicht auflösbar ist.

Jesus kritisiert Mose nicht, er sagt nicht,Mose hätte auf keinen Fall hier die Ordnung der Ehe, die ihrer Unauflöslichkeit relativieren dürfen. Jetzt aber sei der Zeitpunkt gekommen, um die ursprüngliche Ordnung der Ehe wieder herzustellen. Dieser Text stellt uns also Mose als einen Pastoraltheologen dar, der mit Rücksicht auf die Menschen, so wie sie nun mal wirklich sind, einen liberalen Umgang mit dem Gesetz vorexerziert.Im Prinzip sollte die Ehe schon als unauflösliche gelebt werden, aber in extremen Ausnahmefällen, die dann auch sehr weit gefaßt werden können, darf eine Ehe doch geschieden werden.

Jesus Christus beendet jetzt diese Epoche der Rücksichtsnahme, jetzt muß die Ursprungsordnung der Ehe wieder hergestellt werden. Warum reagieren darauf seine Schüler nur so reserviert: Jetzt sei es nicht mehr gut für einen Mann, zu heiraten? Soll das heißen, daß es jetzt dadurch die Stellung der Frau sich in der Ehe gebessert hat zu Lasten des Ehemannes? Will Jesus so die Ehefrau vor der Möglichkeit des Ehemannes geschützt werden, aus ihrer Ehe entlassen zu werden? Diese Ausdeutung verführt dann zu der These, daß wenn eine Scheidung in der Regel nicht mehr sich nachteilig auf die Ehefrau auswirke, eine Scheidung wieder zu erlauben sei. Jesus hätte hier doch vor allem die Ehefrau schützen wollen!



Moderne Theologen könnten es sich noch einfacher machen, indem sie darauf hin wiesen, daß a) Jesus selbst nicht verheiratet gewesen sei und so gar nicht kompetent von der Ehe reden könne und b) zudem, der ja noch an den Teufel und Daimonen geglaubt habe, sodaß schon von daher Jesus für uns nicht mehr relevant sein könne. Aber so leicht wird man Jesus Christus nun doch nicht los. Gerne würden nun unserer zeigenössischen Moraltheologen dem Großinquisitor Dostojewskis zustimmen, daß Jesu Morallehre halt doch die Menschen, so wie sie nun mal sind,hoffnungslos überfordere und daß so die Kirche gütig wieder die Ehescheidungen erlauben solle. Mose war doch viel humaner als der rigoristische Jesus! Der Protestantismus ist diesen Weg gegangen, auch wenn er sich dabei nicht auf diesen Großinquisitor berief. Heutzutage kann sich so jeder evangelische Christ so oft scheiden und wiederverheiraten, wie es ihm gefällt und das, obgleich die Reformatoren doch ganz biblizistisch anfingen.



Die Katholische Kirche hielt nun aber Stand und verharrte in der Lehre Jesu, daß eine gültig geschlossene Ehe unscheidbar ist. Das widerspricht selbstredend dem modernen Freiheitsverständnis, daß auch ein geschlossener Ehevertrag kündbar sein soll. (In der Zukunftsromanserie Perry Rhodan werden im Regelfall Ehen zeitlich befristet geschlossen, können dann aber verlängert werden!) Aber es kann nicht übersehen werden, daß auch diese letzte Festung der Ehe wankt: a) durch das Faktum, daß viele Katholiken ihre Ehen scheiden lassen, obwohl das dogmatisch nicht möglich ist, und daß nun b) im Umgang mit Geschiedenen, die dann neu sich verheiratet haben, diese die Kirche nicht weiter „diskriminieren“ möchte, also zu allen Sakramenten wieder zu lassen will und c) sollen kirchliche Mitarbeiter arbeitsrechtlich keine Probleme mehr bekommen, wenn sie nicht im Einklang mit der Ehelehre der Kirche ihr Sexualleben führen, also sich scheiden lassen und dann wieder heiraten oder gar in eheähnlichen Homosexbeziehungen leben.



Setzt sich so nun doch Mose gegen Jesus durch, als wollte man nun doch Mose in dieser Causa mehr recht geben als dem Sohn Gottes, weil Mose eben humaner ist? Nur einer Frage kann dann auch nicht ausgewichen werden: Mit welchem Recht dürfte die Kirche dann in der Ehelehre Mose Jesus vorziehen? Darf sie wirklich im Geiste des Großinquisitors Dostojewskis die Morallehre Jesu als zu überfordernd ad acta legen und eine gefälligere konstruieren?



 

1 Kommentar:

  1. Es ist kein Kommentar, sondern ein Versuch, Ihnen zu danken, dass Sie bei kath.net sich für Erzbischof Viganó eingesetzt haben. Erzbischof Viganó sagt das, was ich früher vom Papst und den päpstlichen Akademien der Wissenschaften erwartet hätte, nämlich die Wahrheit. heute gehören Teile der Kirchenspitze poltisch zum Deep State und kirchlichen zur Deep Church. Haben sich viele Kommentatoren bei kath net bezüglich der Gen- bzw. tocischen Proteinspritze noch informiert und selbst nachgedacht, scheint das bei der Ukraine offensichtlich nicht mehr möglich zu sein, zu dicht ist der Nebel der Propaganda des Deep State und der Deep Church. Man könnte diesen Nebel aucg gleich den Rauch Satans nennen. Dabei sollten Katholiken doch durch die Führung des Heiligen Geistes klar sehen können.

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