Freitag, 25. März 2022

Jesus Christus- wo war er, wo ist er? Versuche über das Karfreitagsmysterium

(auch ein Beitrag zum Verstehen der Eucharistie)



Noch zwei Gläubige stehen vor dem die hl. Kommunion austeilenden Priester, aber er hat nur noch eine Hostie- ein kurzer Blick, es sind wirklich nur noch zweie und nachdem er die Hostie gehälftet hat, reicht er jedem eine der Hälften. Hat nun jeder der zwei den ganzen Christus empfangen oder nur je eine Hälfte? Die theologische Antwort ist eindeutig,so irritierend sie auch ausfallen muß: Die eine Hostie ist der ganze eine Jesus Christus, aber wenn der Priester sie zerteilt, ist in jedem der Teile dann der ganze Jesus Christus, er ist nämlich dann das Teil.

In jeder Hostie ist der Substanz noch Jesus Christus, nur die Akzidentien des Brotes und des Weines bleiben nach der Wandlung, während ja die Substanz des Brotes wie des Weines in Jesus Christus transsubstantiert werden. Jesus Christus ist also in jeder hl.Messe sooft gegenwärtig, wie es gewandelte Hostien gibt (zudem ist er substantialiter im Wein präsent), aber wenn eine der Hostien halbiert oder geviertelt wird, ist er auch der Gänze nach in jedem Teil der Hostie. Er ist so multivolipräsent: Überall, wo Christus gegenwärtig sein möchte, ist er es auch, auch gleichzeitig an verschiedenen Orten. Er verfügt nämlich über die Potenz der Multilokation.

Jesus verheißt nun dem Mitgekreuzigten ob seiner Reue über seine Sünden: „Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein.“ (Lk 23,42) Diese Verheißung gilt es nun zu verstehen, daß sie auch wirklich wahr ist!

Für den reuigen Sünder ist das Problem so zu formulieren: Wie kann diese Aussage, daß er heute noch im Paradiese sein wird, wahr sein, wenn er doch nach seiner Kreuzigung beerdigt werden wird? Wird das „heute“ ernst genommen, dann kann die Antwort nur lauten, daß zwar sein Leib beerdigt in dem Grabe ruhen wird, daß aber seine Seele im Paradiese sein wird. Da Jesus dies Sein im Paradiese ihm mit der Anrede: „Du“ zuspricht, ist die Seele das die Identität des Menschen Ausmachende, denn ihm und nicht nur einem Teil von ihm, sodaß da weniger als das Ich im Paradiese sein würde, wird dies verheißen.

Aber wie stellt sich das Problem dieser Verheißung für Jesus Christus dar, daß sie wahr sein kann? Die Frage lautet: Wie kann von Jesus zugleich ausgesagt werden, daß er im Paradiese sein wird und er gleichzeitig im Reiche der Toten sein wird? Im Reiche des Todes sein, in der Sheul, griechisch im Hades bedeutet fern, abgesondert von Gott zu sein. Der Philosoph Epikur verstand bekanntlich das Todsein des Menschen so: Wenn ich bin, ist der Tod nicht und wenn der Tod ist, bin ich nicht, sodaß es meinen Tod nicht geben kann. Der Tod ist die einfache Negation des Iches, sodaß es kein Ich mehr gibt, das sich den Tod als den seinigen zuschreiben könnte. So denkt aber nicht die Bibel und auch nicht die Kirche: Das Todsein ist die Seinsweise der Seele nach ihrer Trennung vom Leib als ein völliges Entferntsein von Gott. Wo die Seele nach der Trennung von ihrem Leibe ist, da ist Gott nicht, denn da will er nicht sein. Das ist der Tod.

Diesen Tod des Sündern erlitt nun Jesus, weil er die ganzen Sünden der Menschheit, die vergangenen, die gegenwärtigen und alle zukünftigen auf sich genommen hat. Er wurde so zum Sünder, der am Kreuze- an unserer Statt starb. Wie kann nun von diesem einen Jesus ausgesagt werden, daß er zugleich im Paradiese wie in der Unterwelt als dem Orte der völligen Gottverlassenheit nach seinem Kreuzestod ist?

Mehrere Antworten sind da möglich. Nicht kann gesagt werden, daß er nur dem Leibe nach in der Unterwelt und der Seele nach im Paradiese ist. Denn der Leib ist zwar bis zur Auferstehung in seinem Grabe, aber seine Seele, die allein ist in der Unterwelt. Es könnte nun so respondiert werden: Nach seiner göttlichen Natur wäre er nur im Paradiese und nur nach seiner menschlichen in der Unterwelt, im Reiche der Toten, das ist der von Gott entfernten Seelen. Dann wäre aber Jesus Person, er ist nur eine Person in zwei Naturen und nicht zwei Personen mit zwei Naturen, zerrissen in zwei Halbpersonen. Jesus wäre dann als Halbierter weder im Paradies noch in der Unterwelt der Sheul, bzw des Hades. Als Alternative bietet sich so nun, von der Lehre der Realpräsenz Jesu in der Hostie her an zu denken, daß er zugleich als Jesus Christus ganz im Paradiese war und zugleich ganz in der Unterwelt. Er verfügt eben über die Fähigkeit zur Bilokation, daß er an zwei verschiedenen Orten als Ganzer gegenwärtig sein kann.

Um der Sühne der Sünden willen ging er ganz hinein in die Gottverlassenheit der Unterwelt und ob des dreieinigen Seins Gottes war er zugleich im Paradiese mit dem reuigen Sünder. So war er ganz von Gott verlassen: „Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ und er war mit Gott doch auch ganz eins. Beide Aussagen können so als wahr beurteilt werden, wenn der Gedanke der Multivolipräsenz ernst genommen wird, daß der Sohn Gottes überall als Ganzer gleichzeitig präsent sein kann, wo immer er es selbst will. Er zerteilt sich nicht, um an diversen Orten gleichzeitig sein zu können, sondern er kann als Allmächtiger überall gleichzeitig sein, wo immer er sein will. 

Zusatz:

Jesus Christus war ja, als er am Gründonnerstag das Sakrament der Eucharistie einsetzte, zugleich als der Einstzende  und als in den gewandelten Elementen des Brotes und Weines Präsenter, gegenwärtig und nicht zerteilt.  



 

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