Samstag, 12. März 2022

„Christentum braucht keine Priester“

(zum Kampf des Synodalen Irrweges gegen die Substanz der Katholischen Kirche)

So tönt die Kampfansage an die Katholische Kirche auf Kath de am 11.3. 2022. Als Kronzeuge fungiert dabei der Neutestamentler Ebner, der nun im 21. Jahrhundert wissenschaftlich fundiert feststellte, daß Luther im 16. Jahrhundert recht hatte mit seiner Sonderlehre, daß es im Urchristentum kein Opfer und keine Priester so gegeben hätte und das Zwingli, nicht Luther recht gehabt hätte mit seinem rein symbolischen Verständnis der Abendmahlsfeier, daß man da beim Essen und Trinken an Jesus gedacht hätte und sonst nichts.

Der emeritierte Bonner Neutestamentler Martin Ebner fordert eine Abschaffung der "Ständegesellschaft" in der katholischen Kirche. Das Christentum brauche keine Priester, sagte Ebner in einem Interview in der neuen Ausgabe der Zeitschrift "Publik Forum". Aus dem Neuen Testament ergebe sich eine klare Absage gegen die Vorstellung, "Priester könnten die Vermittlung zwischen Gott und Mensch durch die Ausführung bestimmter Riten leisten" Kath de am 11.3.2022.

Was also im Alten Bund möglich war, daß dort die Priester diese Vermittel-ungsaufgabe ausübten, sei im Neuen nicht mehr möglich. Oder aber Gott habe im Alten Bund Menschen zu einer Aufgabe berufen, die des Priesters, die sie nicht erfüllen konnten. Wie entstand dann das Priestertum in der Katholischen Kirche? Durch einen simplen Betrug. Die „Ältesten“ der Gemeinden gaben sich als Priester aus, um dann von ihren Gemeinden unterhalten und finanziert zu werden, wie einst die Priester im Alten Bund. Das Narrativ vom Priesterbetrug gehört nun zu dem Standardrepetoire der vulgären Religionskritik, daß die Priester Gott und den Opferkult erfanden, um damit ihren Lebensunterhalt sich zu verdienen. Daß Jesus schon selbst zu den von ihm eigens ausgesandten 12 Aposteln sagte, daß sie sich um ihren Unterhalt nicht sorgen bräuchten, weil sie ob ihrer Tätigkeit „ein Recht auf Unterhalt“ (Mt 10, 10) haben und daß deshalb so ein Priesterbetrug gar nicht nötig gewesen wäre, um einen Unterhalt für „Hauptamtliche“ zu legitimieren, überliest dieser Luther/Zwingli- Verehrer dann geflissentlich.

Aber in den Zeiten des Antiklerikalismus begeistert eben die Forderung nach der Abschaffung des Priestertumes. Die Alternative wäre die, alle Christen zu Priestern zu befördern, aber die tiefe Abneigung gegen diese für die Religion konstitutive Praxis macht die Forderung nach einer Kirche ohne Priester populärer werden.

Papst Leo XIII erklärt in seiner Enzyklika: „Caritatis studium“ den Opferkult für konstitutiv für das Wesen der Religion: „Das Wesen und die Natur der Religion selbst enthüllt die Notwendigkeit des Opfers.“ (Denzinger, Hünermann, Enchiridion 40.Auflage, DH 3339). Damit wird deutlich, worum es wirklich geht, nämlich um die Überwindung der christlichen Religion als Religion. Es geht um die Transformation der Kirche in eine sozialcaritative Organisation, organisiert wie ein bürgerlicher Verein. Jesus hätte so schon seine zeitgenössische Religion, so wie sie damals die Juden und wohl auch die Griechen und Römer praktizierten überwunden, aber dann wäre später das Urchristentum korrumpiert worden durch Funktionäre der Gemeinden, die sich zu Priestern aufschwangen, um so ihren Bauch zu füllen. So ist also die Katholische Kirche als Katholische der Abfall von Jesu und dem Urchristentum, wie es schon die Reformatoren gelehrt hatten. Auf dem „Synodalen Irrweg“ war ja beschlossen worden, wenn auch nur mit einer knappen Mehrheit, daß geprüft werden solle, ob die Kirche überhaupt Priester bräuchte.

Darum kapriziert sich Professor Ebner auf die Destruktion des Zentrums der christlichen Religion, auf die Eucharistie: „Und Priester sind auch gar nicht vonnöten: Denn in christusgläubigen Gemeinden werden nun einmal keine Opfer dargebracht, sondern es wird ein Mahl gefeiert, nach den Usancen eines antiken Symposions – mit dem feinen Unterschied, dass es „in Erinnerung an Jesus“ begangen wird und deshalb nicht einfach, wie sonst üblich, die ebenbürtigen Freunde des Hausherrn eingeladen sind, sondern alle Getauften im Einzugsbereich. Das Kriterium dafür, dass man ein solches „Essen“ wirklich „Herrenmahl-Essen“ nennen darf, ist nach Paulus ein ganz einfaches: Alle müssen das Gleiche zu essen bekommen – und sich als „Gleiche“ behandelt fühlen.“(Feinschwarz, Braucht das Christentum Priester? Teil 1, 21.Jänner 2022).

Ebner behauptet hier nun einfach, daß die Eucharistie nie eine Opferhandlung gewesen sei, sondern es sei nur ein Mahl gewesen, in dem man sich an Jesus erinnert habe. Das sich Bloßerinnern wird hier aus der reformiert-zwinglischen Tradition übernommen, daß die Aussage: „Das ist mein Leib“ nicht wörtlich zu verstehen sei sondern nur als: Das Brot soll euch an Jesus erinnern. Dem fügt Ebner dann noch eine abstruse Interpretation des sakrilegischen Empfanges der Kommunion hinzu, um klar zu machen, daß es hier wirklich nur um ein Abendessen ging, bei dem man sich an Jesus erinnert. Woher er das weiß? Das bleibt dunkel. Etwa: Weil es keine Priester gab, konnte es keine Opferhandlung sein, oder weil es nur ein Abendessen war, waren da keine Priester.

Eine Selbstverständlichkeit ist es für diesen „Theologen“ dabei, alles was die Kirche über dies Sakrament lehrt, zu verwerfen, um einfach Luther und die ihm Nachfolgenden recht zu geben. Genauso unklar bleibt, wie Jesus selbst, jüdisch sozialisiert zu so einer strikten Verwerfung des Jerusalemer Opferkultes gekommen sein soll? Theologen im Geiste der Aufklärung waren strikte Gegner der Vorstellung eines von Gott gewollten Opferkultes, es sei an Kants Kultkritik erinnert, wie er sie in seiner Schrift „Über die Religion in den Grenzen der bloßen Vernunft“ explizierte, aber das Jesus schon fast 1800 Jahre davor wie Kant über die Religion gedacht haben sollte, ist doch sehr unwahrscheinlich.

Völlig unbegreiflich ist dann aber diese Jesusaussage: „Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst,“. Wie konnten den Christen noch Opfergaben an den Altar bringen? Bezöge man dies auf den Jerusalemer Tempel, dann stellte sich die Frage, welche Bedeutung diese Aussage noch für die Leser des Matthäusevangeliumes haben kann, da zur Zeit der Abfassung dieses Evangeliumes dieser Tempel schon zerstört war. Und warum konnte Jesus, der doch alle Opfer ablehnte, so vom Opfern am Tempel sprechen. Oder aber diese Aussage müßte schon auf die Eucharistie hin verstanden werden, daß die zum „Tisch“ des „Abendmahles“ gebrachten Speisen als Opfergaben verstanden wurden. Dazu paßt diese Aussage des Hebräerbriefes: „Wir haben einen Altar, von dem die nicht essen dürfen, die dem Zelt dienen.“ (13,10). Wie kann hier von einem „Altar“ gesprochen werden, wenn das „Abendmahl“ nur ein Abendessen war, in dem man an Jesus sich erinnerte. Und warum wurden davon hier schon die Nichtchristen ausgeschlossen?

Aber dieser Professor begnügt sich damit, seinen protestantischen Glauben zu bekennen, daß es im Urchristentum nur ein Abendessen mit einer Erinnerung an Jesus gab und keinen Opferkult und keine Priester gab. Eines zeigt dies so überdeutlich: Das Anliegen des „Synodalen Irrweges“ ist tatsächlich die konsequente Entkatholisierung der Kirche, indem ganz gemäß dem protestantischen Narrativ die Katholische Kirche als ein Produkt des Abfalles vom Urchristentum verstanden wird, wobei den Anfang der Katholisierung ein plumper Priesterbetrug gewesen sein soll. Aber um dies Ziel zu erreichen, muß auch das Alte Testament mit seinen Aussagen über das Zentrum der Religionspraxis, dem Opfer- und Tempelkult reprobiert werden: also eine neue Kirche ohne das Alte Testament neu konstruiert werden!

 

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