(auch über den rein dogmatischen Charakter der historisch-kritischen Methode)
Das Zentrum der christlichen Religion bildet die Aussage,daß der Sohn Gottes für uns am Kreuze gestorben Ostern auferweckt jetzt zur Rechten Gottes thront, um wieder-zukommen zur Auferrichtung seines ewig währenden Reiches,durch das sich unsere Religion signifikant von den zwei anderen monotheistischen Religionen unterscheidet. Was dabei regelmäßig nicht mitreflektiert wird, ist die Aussage, daß Gott am Kreuze starb, der Sohn Gottes als wahrer Mensch und wahrer Gott, das Verständnis Gottes selbst revolutioniert hat. Friedrich Nietzsches Ausruf: „Wir haben Gott getötet“ ist tatsächlich wahrer als diesem Aussprecher selbst es bewußt war. In dem Barmherzigkeitsrosenkranz der hl. Faustyna beten wir ja:
„Ewiger Vater, ich opfere Dir auf den Leib und das Blut,die Seele und die Gottheit Deines über alles geliebten Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, um Verzeihung zu erlangen für unsere Sünden und die Sünden der ganzen Welt.“
Auf einer dieser Aussagen dieses Barmherzigkeitsrosenkranzes soll sich hier nun kapriziert werden, daß auch Jesu Gottheit aufgeopfert wird. Jesus ist eben nicht nur nach seiner menschlichen Natur sondern auch nach seiner göttlichen am Kreuze für unsere Sünden gestorben. Dieser Gedanke muß jedes theologische Denken verwirren und so ist es nicht unverständlich , daß den Weisen der Welt das Kreuz Christi so eine unzumutbare Absurdität war. Aber als absurd erscheint dieses Kreuz aber nur, wenn Gottes Gerechtigkeit nicht hinreichend durchdacht wird. Der Schwere der Sünde hat ja die Schwere der Strafe und des damit verbundenen Leides zu entsprechen, so schwer die Sünde, so schwer die Strafe. Jesus Christus ist nun für die Sünden aller Menschen, der vorherigen, der jetzigen zur Zeit seiner Kreuzigung und aller zukünftigen Sünden: Wie könnte da das Leiden eines Menschen allein ausreichen, um diese Masse der Sünden zu sühnen? Und jede Sünde ist eine Sünde gegen Gott. Die Schwere der Strafe muß auch dem gerecht werden, daß der durch die menschliche Sünde Beleidigte Gott ist.
Darum reichte ein Sühneopfer eines Menschen eben nicht aus, der Sohn Gottes mußte so als Gott am Kreuze sterben um Gottes Gerechtigkeit genüge zu tuen. Aber wie konnte das der Sohn Gottes? Er konnte es, weil er allmächtig ist. Keine Macht der Welt könnte den Sohn Gottes Leiden und gar den Tod zufügen, außer der Sohn Gottes wollte es selbst. Gottes Sohn hat sich so freiwillig am Kreuze geopfert, starb in der Gottverlassenheit und stieg hinab in die tiefste Gottverlassenheit der Unterwelt.Hier muß nun wirklich radical die Konsequenz aus Gottes Allmacht gezogen werden, daß ihm nichts unmöglich ist.
Aber so viel an Radicalität, daß Gott seit Karfreitag neu zu denken ist, paßt nicht in die heutige Universitätstheologie und schon gar nicht in das postkonziliare Leichtchristentum, lieblich kommod und ohne Anstoßerregendes.
Exemplarisch für den Willen, die christliche Religion in ein honigsüßes Unterhaltungsprogramm zu transformieren soll hier nun eine Aussage des Theologieprofessors Striet zitiert werden. (nach Kath de am 27.3.2022):
„Das letzte Wort aus christlicher Sicht hat der Freiburger katholische Theologe Magnus Striet – unter der Überschrift "Am Messias scheiden sich die Geister". Er lenkt den Blick auf den Juden Jesus: "Weder der historische Jesus noch seine ersten Anhänger, die ihn als Messias bekannten, kannten einen Fall Adams, der durch einen Gottmenschen gesühnt werden musste. Die Wiederentdeckung des Juden Jesus und der Pluralität der jüdischen Messiasvorstellungen des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung kann christlich-theologisch heilsam sein." Wenn Jesus der Messias gewesen sein sollte, so Striet, dann kein herrschaftlicher: "Es ist ein am Ende selbst ohnmächtiger, von Gewalt entstellter und nur noch auf Gott hoffen könnender Mensch gewesen, von dem gleichwohl bis heute unzählige Christ:innen behaupten, er sei der Messias gewesen.“
Diese These ist nun mehr als befremdlich, ignoriert sie doch schon die simpelsten Erkenntnisse der Erforschung des Neuen Testamentes. So gilt es als Forschungskonsens, daß der Christushymnus des Philipperbriefes vorpaulinisch ist, Paulus ihn hier als Traditionsgut zitiert, sodaß die Präexistenz Jesu und seine Gottheit schon zum vorpaulinischen Glaubensgut der Christen gehörte. Vorpaulinisch wurde so schon Jesus als Gottmensch geglaubt. Die Sühnevorstellung, daß Jesus für unsere Sünden starb ist ebenso vorpaulinisch und wird dann ja schon im Hebräerbrief tiefgründig reflektiert. Zudem zeigen schon Jesu Einsetzungsworte der Eucharistiefeiner den Sühnetodcharakter seines Kreuztodes an.
Auch scheint dieser „Theologe“ mit Paulus Römerbrief auf Kriegsfuß zu stehen, denn da expliziert ja der Apostelfürst einerseits die Erbsündenlehre und daß der Sünder allein durch das Kreuz Christi erlöst werden kann. Oder sollte hier klammheimlich mit Nietzsche Paulus als der Verfälscher der eigentlichen Anliegen Jesu abgelehnt werden. (Vgl dazu Nietzsche, Der Wille zur Macht, eine Konstruktion, die dann Alfred Rosenberg in seinem „Mythos des 20.Jahrhundertes“ zustimmend rezipiert)
Die „ersten Jünger“, von denen dieser Theologe spricht, sind so wohl nichts anderes als die Phantasieprodukte liberalprotestantischer Leben Jesu Forschung des 19.Jahrhundertes. Vielleicht könnte man ja Adolf von Harnack revitalisieren. Die Wunderformel vom „historischen Jesus“ ist nun schon arg abgegriffen, aber als Holzhammer wider den christlichen Glauben immer noch sehr beliebt. Dies Konstrukt besticht durch seine Simplizität. Als erstes wird das Dogma gesetzt, daß Jesus nur ein Mensch seiner Zeit gewesen sei. Deshalb müssen alle Worte und Taten Jesu als unhistorisch gelten, die das Vermögen eines Menschen dieser Zeit übersteigt. Diese gelten dann als nachösterliche Erdichtungen der Urgemeinde. Dann hat man einen unüberwindlichen Bruch zwischen dem historischen und dem nachösterlich verkündigtem Jesus geschaffen, um dann ganz kirchenkritisch zweitens ein Zurück zum echten Jesus zu fordern.
Da so als zuverlässig echte Jesu Worte und Taten sehr wenig übrigbleibt, kann dieser Torsojesus dann um so mehr mit Phantasiestücken der Exegeten und Theologen ausstaffiert werden. Jesus als Ohnmächtiger entspricht so dann mehr dem Bedeutungsverlust der Theologie im 2o. Und 21. Jahrhundert als einer realistischen Wahrnehmung des Kreuzes Jesu Christi: Der Sohn Gottes kann als Allmächtiger unmöglich als ohnmächtig gedacht werden! Dazu muß dann erst Jesus zum bloßen Menschen reduziert werden, dem dann nicht einmal die Engel Gottes zur Hilfe kommen würden, riefe er sie zur Hilfe. Denn es steht ja geschrieben: „Oder glaubst du nicht, mein Vater würde mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schicken, wenn ich ihn darum bäte.“ (Mt 26,53) Moderne Theologen glauben halt nicht.
Aber den Vorgaben des christlich-jüdischen Dialoges glauben sie, daß dieser Jesus, wenn überhaupt nur ein jüdischer Rabbi war mit ein paar ausgefallenen Ideen. Aber es gälte nun doch als Gewinn, daß der Jude Jesus wiederentdeckt worden sei. Aber auch dies ist eine reines Mogelpaket. Es wird hier nämlich nicht unterschieden zwischen dem ethnischen Begriff des jüdischen Volkstumes und dem religiösen der jüdischen Religion. Die jüdische Religion konstituierte sich erst durch das Nein zu Jesus als dem Christus und der Umformung des Alten Testamentes, indem nun der Tempelkult nicht mehr als das Frömmigkeitszentrum des Alten Bundes wahrgenommen wird. Im religiösen Sinne kann so Jesus kein Jude gewesen sein, er hätte dann ja sich selbst als Messias verneinen müssen. Nur im völkischen Sinne kann Jesus dann als Jude angesehen werden und das auch nur nach seiner menschlichen Natur.
Wer heute besorgt auf den „Synodalen Irrweg“ schaut, darf eines nicht übersehen: So sehr sich diese Pseudosynode auf die Destruktion der Gestalt der Katholischen Kirche kapriziert und dann auch noch die katholische Moraltheologie verliberalisieren möchte, viel gewichtiger und von den Folgen her destruktiver ist die Nichtung des Zentrums der christlichen Religion, daß am Kreuze der Sohn Gottes für uns starb.
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