Donnerstag, 10. März 2022

Der „Afrika Kult“ in der Kirche – eine fragwürdige Praxis

Der „Afrika Kult“ in der Kirche – eine fragwürdige Praxis


Dieser Begriff muß irritieren, denn wenn es einen „Kult“ in der Kirche geben kann, ja geben muß, dann ist es der der Gottesverehrung. Aber irgendwie wird dieser Begriff darüber hinaus auch schon als antiquiert und als nicht mehr angemessen für die heutigen Gottesdienste empfunden. Wir Katholiken treiben doch keinen Kult, unsere Gottesdienste sind doch „Gemeindefeste“, die zwar noch von einem Priester geleitet werden, aber damit soll ja wohl auch bald Schluß sein. Spätestens wenn dann noch Chruschtschows Kritik am Personenkult Stalins einem einfällt, wird es heißen: Kult - ohne uns.

Aber Lichtmesz so ganz und gar zeitgeistungemäßes Buch: „Kann nur ein Gott uns retten?“ mutet dem Leser zu, darauf zu insistieren, daß das Zentrum jeder Religion die kultische Verehrung von Göttern oder eines Gottes ist und daß es darum in der Kirche nicht noch einen anderen Kult geben darf.

Was sagt nun dieses Buch über diesen „Afrika- Kult“? (S.236)

Der >Afrika-Kult<gehört ohne Zweifel zu den sinnstiftenden Ritualen unserer Gesellschaft. Dabei ist die Ansicht weit verbreitet,daß >wir< den Afrikanern etwas schuldig seien und durch den Kolonialismus von einst und die kapitalistische Ausbeutung von heute alleinverantwortlich für die Misere des schwarzen Kontinents.“ (S.236)

Man kann heute kaum eine Kirche oder ein Pfarrhaus betreten, ohne auf Mitleidsposter und Broschüren mit Abbildungen von meistens schwarzafrikanischen Menschen zu stoßen.“ (S.235)

Wir sind schuld an dem Elend der schwarzen Kinder, darum müssen wir helfen durch möglichst große Geldspenden! So lautet das Credo dieses Kultes. Der rein moralisch artikulierte Vorwurf der Alleinverantwortlichkeit und Alleinschuld des „Weißen Mannes“ ersetzt dann jede Anstrengung einer Analyse der Ursachen dieses Problemes. Man hat eben an seiner Alleinschuld als Europäer und als Weißer zu glauben. Aber durch reichliche Geldspenden kann sich eben jeder „Weißer“ entschulden. „Tiefe Gewissensbisse“ (S.236f) produzieren dabei die Bilder von „hungernden Kindern, die mit großen, anklagenden Augen und geschwollenen Bäuchen von Plakatwänden, Broschüren und Fernsehschirmen starren,um Nahrung, Trinkwasser,Medizin,Augenlicht betteln“. (S.236) Aber der kirchliche „Afrika-Kult“ weist den Ausweg: Spende, spende und spende und Du bist ein guter Mensch.

Ist das wirklich das Evangelium, daß die Kirche jetzt zu verkündigen hat? „Tatsächlich werden die Afrikaner heute immer noch implizit als kindartige Menschen angesehen,die für ihre Not niemals selbst verantwortlich seien und gar nicht imstande wären, sich ohne die Hilfe der weißen Welt zu erretten.“ (S.236) Diese Einschätzung des Afrikaners ist so die Rückseite des Credos von der Alleinschuld des „Weißen Mannes“ an dem Elend Afrikas. Erst diese zwei Credos bilden zusammen das Fundament des „Afrika-Kultes“. Darum gibt es eben keinen Rußland- oder Chinakult, denn diese zwei Völker haben es eben geschafft, sich aus ihrem Elend selbstständig zu erretten, sicherlich mit sehr harten Maßnahmen, aber eben mit Erfolg.

Aber der „Weiße Mann“ liebt eben lieber den hilflosen Afrikaner, der als so unselbstständig imaginiert wird, daß man ihm weder die Schuld am eigenen Elend noch die Potenz zu einer Selbstrettung zutraut. Nichts kann der eben ohne den „Weißen Mann.“ Und wir produzieren unter uns permanent ein schlechtes Gewissen, daß wir dann abbauen, indem wir reichlich spenden! Das ist die kirchliche Praxis dieses „Afrika-Kultes“. Den Tiefpunkt dieses Kultes bildet dann aber die Gutmenschparole, daß wir nun jeden Afrikaner bei uns aufzunehmen hätten, wenn er bei uns gut leben wolle. Das wären wir ihm schuldig, weil wir ja allein alleinverantwortlich für ihn sind.


 

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