Freitag, 26. August 2022

Das Fundament des christlichen Glaubens in Gefahr, daß Gott ist, ist das noch beweisbar?

 


Das Fundament des christlichen Glaubens in Gefahr, daß Gott ist, ist das noch beweisbar?


Die christliche Religion stünde auf einem festen Fundament, wäre ihr Basissatz: Gott ist!, beweisbar. Das trinitarische Sein Gottes baute sich dann auf diesem Fundament auf als eine Spezifizierung des Monotheismus. Wenn auch diese Erkenntnis dann der Offenbarung Gottes vorbehalten wäre, könnte doch die Vernunft das Daß Gottes erkennen und so gut die Anerkennung der übernatürlichen aber nicht vernunftwidrigen Offenbarungs-wahrheiten vorbereiten.

Die Gottesbeweise bildeten so das Fundament der Theologie, wohl nicht des Glaubens und der Frömmigkeit, wohl aber bildeten sie den Anfang des theologischen Denkens. Geht nicht etwa der Apostelfürst Paulus in seinem Römerbrief auch so vor, gerade auch, weil er ihn an Heidenchristen konzipiert hatte? Zuerst hätte er dann die natürliche vernünftige Gotteserkenntnis expliziert,um darauf aufbauend dann die besondere christliche darzulegen.


Aber wie anders beginnt Paulus? Die Einheitsübersetzung faßt den Anfang des Römerbriefes, 1,18 bis 3,20 unter dieser Überschrift zusammen: „Sünde und Verlorenheit“. Der Zorn Gottes sei auch über die Heiden entbrannt, denn sie hätten durch ihre Vernunft Gott erkennen können und in ihrem Gewissen, was Gott von ihnen wolle, wie sie zu leben hätten. So haben sie nun keine Entschuldigung, daß sie nicht hätten wissen können, daß Gott ist und was er von den Menschen verlange.So soll fundiert werden, daß sie zurecht unter der Drohung des göttlichen Gerichtes stünden, weil sie gegen ihr Wissen nicht an Gott geglaubt haben und nicht ihrem Gewissen gefolgt sind und deshalb einer Erlösung bedürfen.Im Weiteren entfaltet der Brief dann, warum diese Erlösung nur durch Jesus Christus möglich ist dem an ihn Glaubenden.

Die mögliche Gotteserkenntnis per Vernunft ist so nach dem Apostel so auch eine nie wirklich realisierte Möglichkeit.Sie dient ihm nur dazu, zu ergründen, warum Gott allen Heiden ihren Nichtglauben als Sünde vorwerfen kann und sie realiter unter dem Zorne Gottes stehen.


Könnte nun aber aus diesem Gedankengang der Legitimierung des Zornes Gottes über alle Heiden, den Juden war ja das Gesetz offenbart und ihr Ungehorsam dem gegenüber war ihre Sünde, die Möglichkeit einer natürlich-vernünftigen Gotteserkenntnis herauskristallisiert werden als das Fundament der Theologie?


Die Gottesbeweise stellen den Versuch dar, so das ganze Gebäude der Theologie auf dies vernünftige Fundament zu errichten.Aber es meldet sich zugleich auch ein Unbehagen, ob so nicht der Christ aus der Sphäre des Glaubens in die des Schauens überzutreten versucht. Der Glaube ist ja ein defizitärer Modus des Erkennens. Eine Frau, die weiß, daß ihr Mann sie auf dem Betriebsausflug nicht betrogen hat, kann nicht mehr sagen: „Ich glaube Dir, daß Du mich nicht auf diesem Ausflug betrogen hast!“


Der anregendste und bedenklichste: Da Gott das Höchste ist, über das nichts Höheres gedacht werden kann, muß er als unabhängig von dem ihm Denken existierend gedacht werden, denn sonst würde er nicht als das Höchste gedacht werden. Das ist in sich evident. Ein Löwe, von dem ich träume in einem Albtraum, daß er zähnefletschend vor mir steht, ist „weniger“ als ein realer so vor mir stehender Löwe, denn nur der kann mich real auffressen. Das Problem dieses Beweises liegt aber ganz woanders: Wie ist einem Atheisten zu beweisen, daß Gott das Höchste ist, über das nichts Höheres zu denken ist? Seit Ludwig Feuerbach gilt doch den Atheisten Gott als eine pure Projektion, der außerhalb des Denkens keine Realität zukäme. So könnte gar der These, daß das Höchste, über das nichts Höheres gedacht werden kann, notwendig als außerhalb dieses Denkens existierend zu denken sei, zugestimmt werden, aber dieser Beweis nicht als Gottesbeweis anerkannt werden.


Der Kosmos könne nicht als ein regressus infinitus gedacht werden, daß jede Ursache des Weltzustandes 1 selbst wieder durch eine Ursache gewirkt sei,die wiederum durch eine Ursache gewirkt sei.Es müsse eine Ursache als erste gedacht werden, von der alle weiteren abhängig seien, die aber nicht selbst von etwas verursacht sei. Das sei dann Gott.

Aber: -1 kann bewirkt worden sein durch die Operation: -1 minus 1 plus 1. Dann ist so -2 die Ursache von -1 und -2 kann so als durch -3 verursacht gedacht werden. Es gibt kein -n, das nicht durch die Operation: minus 1 plus 1 als verursacht gedacht werden kann. Das ist ein regressus infinitus. Das Minuszeichen soll dabei das Rückwärtsgerichtete dieser Denkbewegung symbolisieren.

Als einsichtiger gilt aber der Beweis, daß aus der Wohlgeordnetheit des Kosmos auf einen Urheber geschlossen wird, der den Kosmos so gegründet habe. Eine kleine Geschichte dazu: Ein Wolf, Sonntags in der Frühe macht seinen Morgenspaziergang. Ihm ist hungrig. Da sichtet er ein Schaf: Mein Mittagsessen. Er denkt nach und kommt zu der Erkenntnis: Diese Welt muß ein guter Gott geschaffen haben, denn kaum, daß mir hungrig ist,läuft mir ein Schaf entgegen.

Das Schaf hingegen, kurz bevor es aufgefressen wird, sagt: Ein Teufel muß diese Welt erschaffen haben, weil es in ihr Wölfe gibt,die uns Schafe fressen.

Wer von den Beiden hat nun recht? Hat Gott oder ein Daimon diese Welt erschaffen? Ist das nur eine Frage der Perspektive, ob der Wolfsstandpunkt oder der Schafsstandpunkt eingenommen wird?


Als Beweise können so diese 3 „Beweise“ nicht anerkannt werden. Aber vielleicht als Indizien dafür, daß Gott existiert? Denken wir an einen Kommissar, der einen Mordfall aufzudecken hat, vielleicht an Columbo, der nun Indizien sucht,um den Täter zu finden. Erst das Gericht wird dann das Urteil fällen, daß der Angeklagte der gesuchte Mörder ist, aber der Kommissar erbrachte durch seine Ermittelungen Indizien, daß es wahrscheinlich ist, daß der der Mörder ist.Erbringen die Gottesbeweise so zwar keine Beweise aber doch schon Indizien, daß Gott ist?


Ein Mann steht auf einem 10 Meter hohen Sprungturm eines Freibades. Er ist blind und kann so nicht erkennen, ob das Schwimmbecken mit Wasser angefüllt ist oder nicht. Springt er nun oder springt er nun nicht? Ein rein dezisionistischer Akt des Springens in das Wasser (oder in den Glauben) wäre es nun, wenn er sich einfach für eine der zwei Optionen entschied ohne Gründe für diese Entscheidung zu haben. Es wäre ein blinder Glaube.

Anders verhielte es sich, gäbe es Indizien für ihn, daß entweder das Wasserbecken leer oder voll Wasser ist. Es könnte ein Wintertag sein und er denkt dann, daß es unwahrscheinlich ist, daß im Winter das Becken mit Wasser angefüllt sei. Das wäre ein Grund, nicht zu springen, auch wenn das kein Beweis dafür ist, daß das Becken nicht mit Wasser angefüllt sei.


So wären aber die Fundamente der Theologie viel schwächer als wir es gern sähen, aber so eröffnet dieser Mangel doch auch uns die Möglichkeit, zu glauben, indem wir noch nicht mit unseren Augen sehend erkennen können.



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