Klarstellungen: Das Glück des Menschen, der Hedonismus und das Gesetz Gottes
Eine Trivialität: Alle Menschen wollen glücklich sein, nur Nietzsche widersprach, daß das nur für den Engländer gälte, aber dieser Einwand soll nun nicht berücksichtigt werden. Fast genauso trivial ist dann die Einsicht, daß die allermeisten nicht glücklich sind, und wenn, dann nur für ewig währende Augenblicke. Befragt man das Leben Jesu Christi, sein Erdenleben, man kann es schwerlich als ein glückliches sich denken, nicht nur ob seines Kreuzleidens.
Die Abneigung gegen den Hedonismus, daß das Streben nach dem Glücklichsein das Streben des Menschen sei, könnte auch deshalb auf so viel spontane Abneigung stoßen, weil so viele, wenn sie ehrlich ihr eigenes betrachten, es als nicht glücklich beurteilen würden. Aber auch ein gewichtigerer Einwand spielt dabei wohl eine Rolle, daß das Leben mehr, gehaltvoller sein möge als ein bloßes Streben nach dem Glück.
Nun könnte das Gesetz Gottes doch verstanden werden als der Ermög-lichungsgrund eines glücklichen Lebens: Wer das Gesetz Gottes hält, der lebt glücklich! Ist uns das Gesetz Gottes für unser Lebensglück gegeben worden? Ein Seitenblick auf die aktuelle Debatte um die kirchliche Morallehre evoziert eher den Eindruck, als wenn die Gebote Gottes und die darin fundierte Morallehre der Kirche glücksverhindernd seien und daß so um des möglichen Glückes willen die Gebote Gottes und die der Kirche geändert werden müßten. Der Homosexuelle protestiert, weil ihm Gott das Ausleben seiner Liebe verbietet und der Verheiratete, weil er sich nicht gültig scheiden kann, um seine Geliebte zu ehelichen. Ja, der so hochgeschätzte König David fand sein Glück in der Liebe in einer zu einer schon verheirateten Frau, deren Ehemann er dann gar töten ließ, um sie so heiraten zu können. Das Glück in diesen 3 Fällen ist eines, das nur gegen das Gesetz Gottes realisiert werden kann. Es ist so nur konsequent, wenn die traditionelle Lehre von den 2 Wegen des Menschen, des engen und bescherlichen in den Himmel und des breiten des Erdenglückes in die Hölle das Streben nach dem Erdenglück als dem höchsten Ziel dem Streben nach dem ewigen Leben entgegensetzt: Zu viel an möglichem Glück ist nur wider das Gesetz Gottes möglich. Ist denn dann das göttliche Gesetz gar nicht um des Glückes der Menschen gegeben worden?
Die These zum Gesetz Gottes:
Realistisch betrachtet ist das menschliche Leben ein stets durch den Tod bedrohtes, es ist so auch bedroht durch die Neigung des Menschen, sein eigenes oder das Leben anderer zu verletzen und zu töten. Die Gebote Gottes dienen zuvörderst dem Schutze des menschlichen Lebens vor der Selbstzerstörung und vor der Zerstörung des Lebens durch Gott selbst.Gott hatte ja fast die ganze Menschheit in der Sintflut ausgelöscht in seinem Gericht über die Sünde des Menschen.
Man kann so auch von den göttlichen Schöpfungs- und Erhaltungsordnungen sprechen, die Gott den Menschen gab, die wie Deiche das Leben vor den Sturmfluten schützen sollen. Diese Gesetze und Ordnungen, die der Ehe, die des Staates sind nun nicht schon selbst beglückende Ordnungen, aber sie ermöglichen ein glückliches Leben in ihnen. Die Sexualmorallehre veranschaulicht dieses: Das 1. und oberste Gebot heißt: „Vermehret Euch!“Gott will, daß der Mensch lebt und er kann nur überleben, indem er sich fortpflanzt. Das Gattungsleben ist die Zielperspektive dieses 1.Gebotes Gottes. Alle anderen Gebote und die gesamte Sexualmorallehre der Kirche ist dabei diesem obersten Gebot gegenüber subordiniert. Es sind eben nur Ausführungsbestimmungen dieses Grundgebotes.
Hierbei steht eben nicht die Frage: Wie kann ich glücklich leben?, im Vordergrund. Das ist auch einsichtig, sind doch die Religionen nicht primär das Privatleben bestimmen sollende Größen, sondern das Sozialleben. Wie muß gelebt werden, damit der Mensch als Gattung bzw in seinen Binnendifferenzierungen als Rassen und Völker überleben kann. Dabei steht so eben nicht das Glücksverlangen des Einzelnen in dem Vordergrund. So ist ja auch nicht der Privatmensch das Subjekt der Religion, sondern ein soziales Subjekt, in der christlichen Religion zuerst das jüdische Volk und dann das Kirchenvolk. Das Leben des jeweiligen Volkes reguliert so das göttliche Gesetz und die davon derivierten menschlich-kirchlichen Satzungen.
Was einem Schachspieler das Regelsystem des Schaches ist, das ist so für den Einzelnen diese Gebote Gottes und seine Derivate. Das Regelsystem ist aber nicht selbst schon die gespielte Partie, es ermöglicht nur das Schachspielen. Die Frage des möglichen Menschenglückes ist so das des Wies des individuierten Lebens in den Ordnungen Gottes. Aber unsere sündhaften Neigungen suggerieren uns ein mögliches Glück außerhalb und gegen diese Ordnungen des Lebens. Selbst König David erlag dem, indem er einen Mann töten ließ, um mit der von ihm Geliebten zusammen leben zu können, um darin sein Glück zu finden. Diese Versuchung ist nun aber wirklich eine reale, weil ein solches gesetzwidriges Glück tatsächlich von dem Übertreter als ein Glück erlebt werden kann. Der Räuber kann eben auch wirklich seinen Raub genießen, ein Vergewaltiger sich wirklich sexuell befriedigen. Das wäre ohne unsere uns eigene Geneigtheit zum Sündigen nicht möglich, die ist uns aber erbsündlich mitgegeben. Und darum kann tatsächlich das Gesetz Gottes, das uns zum Leben gegeben worden ist, als Widerpart unseres Glücksstrebens erscheinen.
Zusatz: Nietzsche: "Der Mensch strebt nicht nach Glück, nur der Engländer thut dies." (Götzendämmerung) Darüber sollte ernsthaft nachgedcht werden.
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