Freitag, 19. August 2022

Ein Schülerwitz: Warum ist Religion das einfachste und langweiligste Fach? + Zusatz

Ein Schülerwitz: Warum ist Religion das einfachste und langweiligste Fach?



Die Witzantwort verblüfft und irritiert: „Weil, egal was der Lehrer frägt, die richtige Antwort immer „Liebe“ ist. Dann muß man sich das Wort „Liebe“ aus einem Bubenmunde noch so betont hören wie den Ausruf: „I...Mädchenkram!“Dabei scheint es doch nahe zu liegen, wenn es darum geht, Menschen und gerade auch die Heutigen anzusprechen, mit dem Thema der Liebe anzusprechen. Kann es denn für den Menschen, auch den jetzigen Wichtigeres als die Liebe geben? Es könnte nun eingewandt werden, daß die Liebe nun nicht unbedingt das Kernthema der Religionen ist und auch nicht der christlichen, auch wenn die Nächstenliebe ein, das Zentrum gar der christlichen Moral ist. Wenn dann manchem aufmerksamen Predigthörer aber bemerkt hat, daß heutzutage mehr von der Tugend der Solidarität als von der Nächstenliebe zu hören ist.könnte sich aber der Verdacht einstellen, daß die Nächstenliebe irgendwie nicht mehr so gut ankommt und deshalb auch in der kirchlichen Kommunikation der Begriff der Solidarität höher im Kurse steht, obzwar er ursprünglich seine Heimat in der Arbeiterbewegung hatte, die doch sehr kirchenfeindlich orientiert war.

Eines darf wohl aber vermutet werden, daß die Präferenz für die Liebe nicht primär theologisch dogmatischer Reflexionen sich verdankt sondern eher adressatenorientierter Erwägungen: Das kommt an! Aber bei wem? Welcher junge Mann oder erwachsener schaut sich wohl Liebesfilme im Fernsehen an? Es ist wohl zutreffend, daß dies Unterhaltungsprogram fast nur von Frauen genossen wird. Ist dann Liebe kein Thema für Männer? Kommen deshalb etwa mehr Frauen als Männer zu den Gottesdiensten, weil es hier um ein zentrales Frauenthema geht?

Bei einer adressenorientierten Begründung für diese Präferenz für das Thema Liebe könnten dann zwei Vorstellungen dominierend sein, daß jeder Mensch gern geliebt werden möchte oder daß er gern lieben möchte. Das klingt ad hoc so einsichtig, daß da ein Fragezeichen zu stellen ist: Möchte jeder wirklich geliebt werden? Wer nachdenkt und dann erst diese Frage respondiert wird nicht umhinkommen zu urteilen: Den ich liebe, von dem möchte ich auch geliebt werden! Aber welche Komplikationen und Probleme entstehen, wenn das Bekenntnis: „Ich liebe Dich!“ mit: „Ich Dich aber nicht!“ beantwortet werden muß? Der unglücklich Liebende steht dann nicht allein im Regen sondern ebenso der so Geliebte, der aber den ihn Liebenden nicht liebt. Wie können diese zwei dann noch miteinander freundschaftlich verkehren,wenn sie diese nichterwiederte Liebe trennt? Eine Frau, von wem möchte sie denn geliebt werden? Von ihrem Ehemann, ihren Kindern, vielleicht noch von ihren Eltern und Geschwistern und vielleicht noch von ihrer besten Freundin.Mehr dann von anderen geliebt zu werden, würde ihr eber Probleme und Sorgen bereiten als daß sie darüber glücklich wäre. Und wen möchte sie lieben? Wohl auch nur diese Personen! Sagen wir es nüchtern realistisch: Von den allermeisten möchte ein Durchschnittsmensch nicht geliebt werden. (Bei „Stars“- möchten die nicht von ganz vielen Fans geliebt werden?, mag das dann vielleicht anders sich verhalten.)Auch will ein Durchschnittsmensch die allermeisten nicht lieben, was natürlich nicht aussschließt, daß man seinen Mitmenschen in der Not zu helfen bereit ist.

Aber bei Gottes Liebe soll das selbstredend ganz anders sein! Nur stellt sich hier dann die simple Frage: Was und wie viel muß ich denn von Gott wissen, um zu begreifen, daß Gottes Liebe etwas ganz anderes ist als die Aussage, daß es neben den Menschen, die mich lieben und die ich liebe, noch ein Subjekt gibt, das mich liebt und das gar an mich den Anspruch stellt, geliebt zu werden ? „Gott ist die Liebe“, klingt da wohl gut und vertraut für kirchlich Sozialisierte, aber hilft, wird über das nachgedacht, nicht weiter: Warum soll ich es als gut beurteilen, von Gott geliebt zu werden?

Verkomplifiziert wird das dann noch durch zwei Infragestellungen: Gibt es denn überhaupt diesen Gott der Liebe und wie soll ich erkennen, daß er mich liebt?

Wird dann darauf erwidert: Im Geliebtwerden durch andere Menschen erfahre ich Gottes Liebe zu mir!, wird es ganz problematisch: Warum soll ein Kind in der Liebe der Mutter zu ihm darin Gottes Liebe erfahren oder der Mann in der Liebe seiner Geliebten? Daß etwas rein Menschliches, das Geliebtwerden ein Geliebtwerden durch Gott selbst ist, das zu erkennen, verlangt ein entfaltetes Gottesverständnis, das so gewiß den meisten Geliebtwerdenden und Liebenden nicht gegeben ist. Es kann nur als eine kirchliche Behauptung gehört werden, der man Glauben schenken kann oder auch nicht.

Bei einer Kirchenführung: „Dies ist eine evangelische Kirche“.Luther habe die gegründet. Eigentlich ging es ihm nur um eines: „Die Liebe allein zählt!“ Nein,Luther ging es allein um den Fiduzialglauben und katholische Theologen kritisierten ihn deshalb, ob er so nicht lehre, daß ein Mensch ohne die Liebe ein Gott Wohlgefälliger sein könne. Aber von der Liebe in dieser Hinsicht wird auch in der Katholischen Kirche kaum noch gepredigt. Meist wird ganz schnell von: „Gott liebt alle Menschen!“ übergeleitet zu: „Deshalb haben wir auch jeden zu lieben!“ Das wird dann expliziert und veranschaulicht aber mit der Folge, daß die Liebe primär nur noch vorkommt als eine zu erbringende Leistung, wen wir alles so zu lieben haben. Die politische Korrektheit verlangt dann als Erstwahlnächstenliebeobjekte die Asylanten und die Homosexuellen und die Armen Afrikas.Gottes Liebe verkommt dann dabei zum Motivator, humanistisch sich zu engagieren. Daß der Mensch dazu berufen ist, Gott zu lieben, verschwindet dann gänzlich in diesem Humanitarismus.


Kann es da noch verwundern, daß Religion als das langweiligste und einfachste Fach gilt?

 

Corollarium 1

Nicht geliebt zu werden heißt im Regelfall im zwischenmenschlichen Bereich,  die Anderen sich indifferent zu einem verhalten, die Aussage, daß man den Anderen gleichgültig wäre, wohnt doch ein negatives Werturteil inne: Das dürfe so nicht sein. Diese Indifferenz hebt sich dann auf, wenn Nützlichkeitsbeziehungen entstehen: Dem Arbeitgeber ist sein Angestellter nützlich, Freunde sind nützlich zur Freizeitgestaltung usw. Die Liebe ist dagegen das ganz Andere. In Hinsicht auf Gottes Liebe ist dies nun ganz anders: Wer nicht von Gott geliebt wird, der lebt unter seinem Zorn. Gott verhält sich zu keinem Menschen indiffferent oder betrachtet ihn als für sich nützlich. Die Aussage: "Gott liebt Dich!", erhält so erst ihre volle Bedeutung, wenn damit ausgesagt ist: "Gott zürnt Dir nicht!" Gott will Dir das ewige Heil geben und nicht das ewige Unheil! 


 

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