„Wege aus der Krise“- oder wie die antichristliche Weltanschauung widerlegbar sein soll
Laut Frau Kuby bestehe die antichristliche, (wohl eher einer der vielen) aus diesen vier Grundüberzeugungen:
Das Lebensziel des Menschen sei das Glück.
Der Mensch ist von Natur aus gut.
Die Geschichte ist unaufhörlicher Fortschritt.
Alles ist Materie.
Herr Gindert versucht nun, diese antichrstlichen Axiome in dem Kath net Artikel: „Wege aus der Krise“vom 12.8.2022 zu widerlegen. Gegen den ersten Grundsatz spräche, daß hier die Nächstenliebe ausgeblendet würde und so ein Egoismus drohe. Dieser Einwand vermag nun wirklich nicht zu überzeugen, denn es könnte ja gemeint werden, daß wenn alle Menschen glücklich wären und nicht nur ich, mein Glück ungefährdet sei, wohingegen sonst Unglückliche mein Glück gefährden könnten, indem sie mir das meine neiden. Daß der Mensch von Natur aus nicht gut sei, das zu widerlegen mit dem Verweis auf Stalin und Hitler und andere Politiker, kann auch nicht überzeugen, denn es könnte doch leicht erwidert werden, daß eben auch die von Natur aus einst gut waren und dann erst so geworden sind.Der Verweis auf die erbsündliche Schwächung des Menschen ist dann schon ein besseres Argument, bleibt aber blaß, denn auch der so geschwächte könnte ja noch gut wirken. Daß die Geschichte ein unauhörlicher Fortschritt sei, mit dem Argument der Atombombe und der Ambivalenz der Technik zu widerlegen, kann auch nicht überzeugen, denn die Technikentwickelung ist ja ein Fortschreiten der menschlichen Naturbeherrschung, nur daß diese Technikprodukte dann zum Guten wie zum Bösen gebraucht werden können. Daß die Behauptung, alles sei Materie, nur dazu dienen solle, den Menschen als unbegrenzt manipulierbar zu behandeln, überzeugt auch nicht, denn warum sollte der Mensch, wenn er eine unsterbliche Seele ist, nicht auch manipuliert werden.
So wenig diese Widerlegungsversuche nun auch überzeugen können, der Versuch ist doch beachtenswert, werden doch in diesen 4 Punkten eine sehr verbreitete antichristliche Weltanschauung auf den Punkt gebracht. Wer sich die Reform-diskussionen in der Katholischen Kirche vergegenwärtigt, wird sogar diese Elemente, außer dem 4. auch in ihnen präsent recognizieren können.
Zum 1.Punkt: Kann wirklich gesagt werden, daß jeder Mensch nach etwas strebt, das, wenn es erreicht werden würde, ihm als Glück vorkommt? Dabei könnte ein egoistisch Veranlagter nur nach seinem eigenen Glück suchen, ein anderer nach dem seiner Familie und einer auch nach dem Glück für die ganze Menschheit. Unbestreitbar ist nun dabei, daß es so viele Vorstellungen von dem gibt, was das Glück ausmacht wie Sandkörner in der Wüste. Nehmen wir einen Extremfall: Ist es für einen Sadisten das Quälen vons Mitmenschen sein Glück? Marquise de Sade belehrt uns: Das Quälen anderer empfinden einige Menschen als ihr Glück. So hieße das, daß diese Aussage, jeder strebe nach seinem Glück, nach dem, was er für Glück hält, eigentlich völlig nichtssagend ist, wenn das Glück des einen zur Voraussetzung das Unglück des Anderen haben kann. Und noch ein Unbehagen bleibt. Nietzsche urteilt ja, daß nur der Engländer nach dem Glück strebe. Dabei hat er den Händler als den Engländer vor Augen, der stets nach guten Geschäften Ausschau hält, dem ein guter Geschäftsabschluß sein Glück ist. Damit ist die Vorstellung aufs engste verbunden, daß das Glück in dem von mir erwünschtem Konsumierbaren bestünde, das dann Händer zu ihrem Glück mir zum Ankauf verkaufen. Das Glück aller wäre dann, daß alle das konsumieren, was sie konsumieren möchten. Gegen dies oberflächliche Menschenverständnis protestiert so Nietzsche. Der Mensch ist auf Größeres als auf sein Glück ausgerichtet. Aber was ist dies Größeres? Nietzsche gibt uns diese Antwort: Der Mensch will einen Sinn für sein Leben, aber nicht irgendeinen, sondern den Sinn seines Lebens. In diesem Punkte ist Nietzsche wirklich zuzustimmen, der gerade den Nihilismus einer bloßen Glückssuche vor Augen habend, hier das Größere für den Menschen erfaßt. Ein Extrembeispiel möge das veranschaulichen: Wenn ein japanischer Kamikazesoldat sein Leben so aufopferte, dann war dieser Tod nicht sein Glück, kein Glück, das er erstrebt hatte, aber in diesem Opfer fand er den Sinn seines Lebens.
Ist der Mensch von Natur aus gut? Diese Frage muß zuerst theologisch eindeutig mit einem „Ja“ beantwortet werden, denn Gott hat Adam und Eva als gute Menschen erschaffen. Erst durch den Sündenfall änderte sich dies, sodaß der postlapsarische Mensch in sich eine Neigung zum Bösen trägt. Aber ist diese Neigung immer auch eine zum moralisch Bösem? An Gott nicht glauben wollen, der Atheismus führt nicht notwendigerweise zu einem moralisch verwerflichen Leben! Der theologische Sündenbegriff kann so nicht einfach mit einem rein moralischen Verständnis von der Sünde identifiziert werden. Der Atheismus ist zwar eine Sünde, würde aber nicht als ein moralisches Fehlverhalten beurteilt werden können.
Das Urteil, daß der Mensch von Natur aus gut sei, kann so nur von dem prälapsarischen Menschen gelten, nach dem Sündenfall ist die Neigung zum Bösen so lebendig im Menschen, daß es der Selbstbeherrschung bedarf, dieser Neigung nicht nachzugehen.Aber dadurch wird er nicht schon von Natur aus böse. Es muß hier klar distiguiert werden zwischen der Frage, ob er erbsündliche Mensch vor Gott gerecht werden kann kraft seines natürlichen Vermögens, des durch die Erbsünde geschwächten und der Frage, ob der postlapsarische Mensch zu einem moralischen Leben fähig ist. Wenn der Apostelfürst Paulus urteilt, daß alle Menschen im Urteile Gottes nicht gerecht sind, dann kann das nicht heißen, daß jeder Mensch unmoralisch, also böse gelebt hätte. Er kann böse werden durch sein inneres Geneigtsein zur Sünde, aber er wird nicht als moralisch böser geboren.
Daß die Menschheitsgeschichte ein unaufhörlicher Fortschritt sei, ist einerseits wahr und andererseits unwahr. Daß von der Steinzeit bis jetzt ein gewaltiger Fortschritt im Bereich der Naturbeherrschung wahrnehmbar ist, ist unbestreitbar. Das sei unter dem zivilisatorischem Fortschritt begriffen, aber es gibt keinen so eindeutig erkennbaren kulturellen Fortschritt. Ein Fortschritt im moralischer, sittlicher Hinsicht ist wirklich nicht erkennbar. Die große Illusion des Fortschrittsglaubens ist nun die, daß mit dem zivilisatorischen Fortschritt ein kultureller einherginge! Die Erfindung des Wasserklosettes ist sicher ein zivilisatorischer Fortschritt, aber die Sprüche an den Klosettwänden lassen keinen kulturellen Fortschritt erkennen! Und ob der Philosoph Popper einen kulturellen Fortschritt gegenüber dem Denken Platons darstellt, darf auch bezweifelt werden.
Der schwierigste Punkt ist nun die Behauptung, alles sei Materie, womit ja nicht nur die Existen, ist nun eine reine Glaubensentscheidung, so unbeweisbar wie die gegenteilige Behauptung, daß alles, was ist, aus dem Geist Gottes ist, durch ihn erschaffen und daß die Seele als Geist die Gottesähnlichkeit des Menschen ist.
Ein Indiz dafür, daß der Mensch nicht nur Materie ist, könnte in dem Vermögen zur Autobiographie gesehen werden. Eine Autobiogrphie hat in ihrem Zentrum ein Ich, das dann aktiv: Ich tat x,y...dann passiv: Mir wurde angetan x, y...oder medial: Ich ließ mir...x,y,geschehen lassen auftritt. Dies Ich ist dabei als Konstante zu denken, das sich in all dem Wandel durchhält als dieses Ich, das dann gar seinen Tod als den meinigen versteht. Nach Epikur ist der Tod die vollständige Nichtung des Menschen, so daß gilt: Wenn ich bin, ist der Tod nicht, und wenn der Tod ist, bin nicht ich. Meinen Tod kann es so gar nicht geben. Wenn der Mensch nur aus einer Materie wäre, hätte dieser Philosoph recht, aber das „Ich“ das den Tod als den seinigen aussagt, verweist auf ein dem Zeitfluß Enthobenes sich gleich Bleibendes. Das kann als das Ich aber auch als die Seele des Menschen ausgesagt werden. Dies „Ich“ oder diese Seele kann schwerlich etwas Materielles sein in seinem sich Gleichbleiben und seinem so Durchhalten. Das könnte zumindest als ein Indiz angesehen werden dafür, daß wir Menschen mehr als Materie sind!
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