Freitag, 12. August 2022

Ging der Kirche die Schönheit verloren? Kann denn die Wahrheit da sein, wo es keine Schönheit gibt?



Ging der Kirche die Schönheit verloren?


Eine Erzählung über Rußland, wie es russisch orthodox wurde. Der Zar schaute auf sein Reich und stellte fest, daß alles wohlgeordnet ist. Nur, so sagte er sich: „Eines fehle noch! Wir, das Volk und ich brauchen noch eine Religion, denn ohne eine solche geht es nicht. Nur welche dem Volke geben? Er sandte Kundschafter aus zum Erforschen aller auf der Welt vorzufindenden Religionen. Dann ließ er sich rapportieren. Unzählige berichteten, und dann kam der Letzte: „Zar, ich weiß nicht, ob ich im Himmel oder auf der Erde gewesen bin, so wunderschön und herrlich war der Gottesdienst dort!“ Der Zar rief aus: „Das muß die wahre Religion sein“ und so wurde Rußland russisch-orthodox.

Die Wahrheit erscheint eben als Schönheit. Durch die Schönheit wird so der Mensch zur Wahrheit hingezogen. Wie kein brennendes Feuer ohne eine Lichtausstrahlung sein kann, so kann die Wahrheit nicht sein, ohne als Schönheit zu erstrahlen. Darum heißt es ja auch ganz angemessen, daß Maria, die Mutter Gottes die schönste aller Frauen ist.

Zur Schönheit der Kirche gehört so die Schönheit der Kirche, insbesondere der Innenraum, die Schönheit der Meßgewänder und die Schönheit der Liturgie. Wer nun aber eine nach 1945 erbaute Kirche betritt, um da die hl. Messe mitzufeiern, so wie sie durch die nachkonziliare Liturgiereform verunstaltet worden ist, wer könnte da noch ausrufen: „So schön, ich weiß nicht, ob ich noch auf Erden oder schon im Himmel bin!“? Die Heiligkeit der kirchlichen Liturgie ist ja gerade, daß sie ein Abbild der himmlischen Liturgie ist.

Syberbergs Opus: „Vom Unglück und Glück der Kunst in Deutschland nach dem letzten Kriege“ zeigt aufs erschreckendste, wie in Deutschland und nicht nur hier die Kunst einen bitteren Niedergang erlitt, daß geradezu von einem Kult der Häßlichkeit zu sprechen ist. In der Katholischen Kirche wirkte sich die Intention der Verpädagogisierung der Liturgie verhängnisvoll aus, daß eben der Gottesdienst hauptsächlich eine Belehrungsveranstaltung für die Gemeinde sein sollte. Daraus erklärt sich auch die üblich gewordene nachkonziliare Polemik gegen ohne eine Gemeinde allein von einem Priester zelebrierter Messen: Die Messe wird doch für die Gemeinde durchgeführt und die solle eben belehrt werden durch die Predigt. So kam es nicht mehr auf die Schönheit des Gottesdienstes an sondern auf die Qualität seiner pädagogischen Effektivität.

Aber wenn der Gottesdienst nicht mehr schön ist, dann verdunkelt sich dadurch auch die Wahrheit des Gottesdienstes.

Wer nun meinen würde, daß die Ästhetik des Gottesdienstes gleichgültig sei, es käme doch nur auf den Inhalt an, der möge sich einmal fragen, warum der Frage der Bekleidung der Priester im 2.Buch Moses ein ganzes Kapitel gewidmet ist, das 28? Oder man möge sich diese vorstellen: Ein Mann beschließt, seiner Freundin einen Heiratsantrag zu stellen, er trifft sich mit ihr in einem Park und säße dann in einem Trainingsanzug auf einer Bank, um ihr den Antrag zu machen. Würde die Freundin diesen Antrag ernst nehmen, wenn sie ihren Freund so gekleidet da vor sich sieht? Ein Referent, mit einem Clownsgewand bekleidet, refereiert über Kant, Wer nähme diesen Vortrag, wenn er auch von höchster Qualität wäre, noch ernst, sieht er auf diese Clownsbekleidung? Die Kirche kann so, in dem sie grobschlächtig alles Ästhetische außer Acht läßt, ihre eigene Verkündigung unglaubwürdig machen. Schönheit ist eben auch das Medium der Wahrheit.


Von der Russisch-Orthodoxen Kirche könnte die Katholische Kirche wirklich etwas lernen, wie wichtig die Schönheit der Liturgie für die Wahrnehmbarkeit ihrer Wahrheit ist.

 

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