Mittwoch, 31. August 2022

Triumphe des Opportunismus in Kirche und Politik? Unsere Zeit die des Opportunismus?

Triumphe des Opportunismus in Kirche und Politik? Unsere Zeit die des Opportunismus?


Wer sich den bisherigen Verlauf des „Synodalen Weges“ vor Augen hält und den zu erwartenden weiteren Verlauf, könnte zu dem Ergebnis kommen, hier könnte nicht ein Film: „Triumpf des Willens“ (Lenie Riefenstahl) sondern ein Film: „Triumph des Opportunismus“ gedreht werden: Die Verantortlichen der Katholischen Kirche Deutschlands unterwerfen sich dem Zeitgeist, überbieten sich in der Disziplin des den Mächtigen und Einflußreichen Nachdemmunderedens und nennen das die Demokratisierung der Kirche.

Aber dies Phänomen ist nun nicht auf die Kirche beschränkt. Wer auf die aktuellen Kontroversen in der Partei „Die Linke“ schaut (vgl dazu die Berichterstattung in: „Die junge Welt“) recogniziert da erstaunlich Ähnliches. Galt noch der SED Amerika als der Inbegriff des westlichen Imperialismus unterstützt jetzt die Parteiführung die antirussische Wirtschafts- und Kriegspolitik der Nato unter der Führung der USA. Sie will zwar noch die Regierungspolitik kritisieren, weil sie die Lasten dieser Kriegspolitik unsozial verteilt den Bürgern aufbürde, aber da sie ihr Ja sagt zur aggressiven Außenpolitik kann sie schwerlich noch die Sozialpolitik der Regierung verurteilen, denn die ist ja die Folge dieser Außenpolitik: Das Volk hat wie immer die Lasten der Kriegspolitik zu tragen, während wenige dann das große Geschäft mit dem Kriege machen.

Ist das nicht auch purer Opportunismus? Wenn Conservative oft es bedauern, daß in den Medien diese Partei nicht als nur umgefirmte SED bezeichnet wird, die in ihrer Substanz sich aber treu geblieben wäre, so muß konstatiert werden, daß die Tugend des Sichtreubleibens in dieser Partei ad acta gelegt worden ist. Das einstige Zentralorgan: „Neues Deutschland“ heißt nicht mehr so sondern firmiert unter „nd“, der alte Titel klingt eben politisch unkorrekt nach Deutschtümelei- aus dem selben Grunde wurde ja die Fußballnationalmannschaft in „Die Mannschaft“ umgetauft. Und auch sonst wird da alles Alte abgelegt. Frau Wagenknecht und ein paar Getreue protestieren zwar gegen diese Totalumkehr der Partei zu einer Natojubelpartei, die so auch im Prinzip Ja sagt dazu, daß der gemeine Mann nun die Kosten dieser Natopolitik zu tragen hat, nur soll es eben etwas solidarischer gestaltet werden, aber die Modernisierung dieser Partei schreitet unaufhaltsam voran, wie auch in der Katholischen Kirche Deutschlandes.


Soweit das Auge reicht, überall nur noch triumphiert der Opportunismus? Aber wird dieser Begriff der Realität gerecht? Der Vorwurf des Opportunimus setzte ja voraus, daß die so Agierenden wider besseres Wissen so handeln, daß sie sich aber davon so gewichtige Vorteile versprechen, daß sie auch subjektiv gesehen Unwahres vertreten und tuen. Um des Erfolges willen müsse eben das Wahre zurückgestellt werden. Ein triviales Beispiel möge das verdeutlichen: Eingeladen zu einer Geburtstagsfeier sagt der Eingeladene nicht, daß er keine Lust hätte, dort mitzufeiern sondern entschuldigt sein Fernbleiben mit unaufschiebbaren Terminen an dem Tage der Geburtstagsfeier. Im Prinzip verhielte sich ein Opportunist nicht anders: Um es mit Mächtigen und Einflußreichen nicht sich zu verderben, erzählt er Unwahres, er weiß, daß er lügt, aber der Zweck heilige eben dies Mittel des laxen Umganges mit der Wahrheit.

Nur: Wissen die Entscheider des Synodalen Weges denn noch, was die Wahrheit ist? Woher könnten sie die denn noch kennen? Wird etwa noch in den katholischen Faultäten diese gelehrt und wird sie noch in der Kirche gepredigt? Ja, in guter Fachliteratur mag sie noch schwarz auf weiß geschrieben stehen, auch noch in den Dokumentensammlungen des Lehramtes, aber da stauben sie ein als nicht mehr Zeit(geist)gemäßes.


Wer hier einfach von einem Triumph des Opportunimus spricht, verkennt einfach die Macht der vorherrschenden Ideologie, die als solche, sonst wäre sie nicht die dominierende, die auch den Raum der Kirche erfüllt, als der Geist, der dort alles umfaßt. Steppenwolfexistenzen können sich diesem Geiste wohl entziehen, nicht aber die Masse der in dem Raume der Kirche Lebenden. Die Kirchenfenster öffnete die Kirche im 2.Vaticanum und nun strömte der Weltgeist in sie hinein. Seit der Trennung von der politischen Macht mit dem Ende der Konstantinischen Epoche war und ist die Kirche sehr anfällig geworden für den Zeitgeist, der nun in sie eindrang und sie erfüllt. Die Tradition, das was bisher als wahr galt, erscheint nun, mit den Augen des Zeitgeistes betrachtet als eine Rumpelkammer auszurangierender Altertümer, um dem Neuen Platz zu machen.

So will der Synodale Weg die Kirche modernisieren. Dies Modernisierungsvorhaben findet nun auf den ersten Blick erstaunliche Ähnlichkeiten in dem politischen Raum: Aus einer Oppositionspartei wird jetzt eine richtige Systempartei,indem sie alles einst in ihr als wahr Angesehenes nun entrümpelt. Auch hier gilt: Nicht Opportunisten wenden die Partei sondern Überzeugungstäter, Politiker, die so eins sind mit der herrschenden Ideologie, daß sie sich gar nicht irgendwie anpassen müßten. In ihnen existieren eben gar keine Gedanken mehr, die nicht aus dem Geiste der alles dominierenden Ideologie kreiert worden sind.

Wenn Descartes urteilte: Ich denke, also bin ich!, so müßte heutzutge erwidert werden, daß das Ich nur noch als Element des: Man denkt so!, zu verstehen ist. Oder wenn man überspitzte Formulierungen liebt: Das Man denkt durch mich! Das allgemeine Gerede, wie man über etwas zu denken hat, dies „Man denkt so!“ tiumphiert eben in der Kirche wie auch in dem politischen Diskurs.

Ein triviales Beispiel möge das veranschaulichen: Warum antwortet jeder auf die Frage: „Wie geht es?“ mit: „Gut“? Warum ruft jede andere Antwort beim Fragenden Irritationen aus? Weil man so und nicht anders zu antworten hat! Aber wie kam und kommt diese Man hat so zu antworten Regel in die Köpfe aller? Ähnlich funktioniert wohl die vorherrschende Ideologie. 

Corollarium 1

Das Narrativ des Priesterbetruges, daß die Götter Erfindungen der Priesterklasse seien, beinhaltet so notwendig die Behauptung, daß die Priester selbst Atheisten seien, da sie ja selbst erst die Götter kreiert haben. Für solch einen Priesteratheismus gibt es nun keinen Beleg außerhalb dieses Narratives. (Vgl dazu:P.Sloterdijk, Kritik der zynischen Vernunft).Wie also zu präsumieren ist, daß die Priester an ihre Götter glaubten, so glauben die Ideologen an ihre Ideologie. So gibt es auch keinen Hinweis dafür, daß Mohammed etwa seine ihm ergangenen Offenbarungen selbst erfunden hat. 

 

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