Eine deutsche (chismatische) Katholische Kirche oder eine Katholische in Deutschland?
In einem Interview mit Kath net (26.8.2022: Lagerdenken verbietet sich), äußert sich
Kard. Müller: Sie haben recht: Man redet – und das tun sogar Bischöfe – immer wieder von deutscher Kirche, was in einem theologisch geschulten Ohr klingt wie ein Hammerklavier bei Schweigeexerzitien. Richtig wäre in der Tat von der katholischen Kirche – in den USA, in Polen oder in Deutschland – zu sprechen. Es ist die eine weltweite katholische Kirche „in“ einem bestimmten Land. Wenn man bewusst von „deutscher Kirche“ spricht, dann ist das in der Tat eine Deutschtümelei. Es ist eine Art von nationalistischer Überheblichkeit, als müsse der ganze christliche Glauben, die Wesensverfassung der Kirche und die ganze Mission Christi durch ein metaphysisch aufgeladenes Deutschtum hindurchgepresst werden."
Gemeint ist damit der „Synodale Weg“, dem der Kardinal hier vorwirft, eine nationalistisch, deutschtümelnde Kirche gebären zu wollen, die dann eben keine Katholische mehr wäre. Ein metaphysisch aufgeladenes Deutschtum würde so zur Auslegungsnorm des Katholischen. Aber die Katholische Kirche sei eine weltweite und so könne und dürfe es keine deutsch-nationale geben. Dabei schöpft der Kardinal hier reichlich aus dem Vokabular der Antideutschen: Deuschtum, Deutschtümelei, die Neigung des Deutschen zur Metaphysik statt sich des englischen Empirismus anzuschließen, das sind alles antideutsche Vorurteile.
Nur, wo findet sich etwas von dem in den Reden oder verabschiedeten Texten des Synodalen Weges? Selbst läste man die Texte durch eine Lupe, nicht mal das kleinste Atömchen solch einer deutsch-nationalen Geisteshaltung fände sich da. Die Redebeiträge und Texte sind stattdessen ganz erfüllt vom Geiste des Linksliberalismus, Spuren des deutschen Kulturprotestantismus ließen sich bei genauester Analyse auch wohl noch finden, auch Luthers Antikatholizismus und eben jede Menge Feminismus und Homosexideologie.
Nein in diesem Diskurs des Synodalen Weges ist Deutsch-Nationales nicht integrierbar und kann in ihm auch so nicht präsent sein. Was aber denkbar ist, daß, wenn es den Reformern als sehr unwahrscheinlich vorkommt, daß die ganze Kirche ihr Reformpaket schluckt, daß man dann versuchen will, daß man hier vor Ort in den deutschen Bistümern diese Reformagenda umsetzt, auch wenn Rom die „Rote Karte“ zeigt. Ein Jesuit hatte ja erst vor Kurzem vorgeschlagen auf Kath de, daß der Synodale Weg Rom einfach ignorieren solle. Nur hat dies überhaupt nichts mit irgendeiner Deutschtümelei zu tun sondern will eine realistische Perspektive sein angesichts des Faktums, daß in der Weltkirche die Linksliberalen noch nicht über eine Mehrheit verfügen und daß wohl auch Papst Franziskus als eher traditionell Linker sich nicht recht mit diesem linksliberalen Deformprogramm anfreunden kann.
Die deutschen Reformer wollen und sind keine Deutschen Reformer sondern politisch korrekte Linksliberale, die eben hier in Deutschland eine günstige Gelegenheit wittern, die Kirche zu modernisieren und damit hier konkret anzufangen,da hier die Bischöfe vor der Macht des organisierten Laienkatholizismus kapitulieren, wenn sie nicht selbst schon Jünger dieser Ideologie sind.
Wenn also der Synodale Irrweg nichts gemein hat mit einem Projekt einer deutsch-nationalen Kirche, er also keine Katholische Kirche Deutschlands erstrebt, wie ist dann diese Kardinalpolemik zu beurteilen? Was machte denn den Unterschied zwischen einer Katholischen Kirche Deutschlands aus zu einer Katholischen Kirche in Deutschland? Ich denke, daß diesen 2 Kirchenverständnissen ein unterschiedliches Inkarnationsverständnis zu Grunde liegt: Wie wurde Gott Mensch?
A) Gott wurde Mensch und hörte auf, Gott zu sein. Würde so die Inkarnation verstanden, wäre die Verweltlichung der Katholischen Kirche jetzt die wichtigste Aufgabe. Faktisch vertritt dies der Synodale Irrweg.
B)Gott erschien in der Welt, aber wurde kein Mensch; er erschien nur so. Das würde für die Kirche bedeuten, daß sie über der Welt zu existieren habe als das eine wahre Abbild der göttlichen Wahrheit, der Mannigfaltigkeit der Welt gegenüberstehend, nicht in sie hineingehend.
C) Gott wurde Mensch und hörte nicht auf; Gott zu sein. Jesus Christus ist wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich. Dann steht das Göttliche für das Universale, das Menschliche für das Partikulare. Er wurde ja ein Mensch des jüdischen Volkes, also ein konkreter Mensch, nämlich ein Jude. So müßte dann auch die Katholische Kirche als sein Abbild dies beides sein:universal und partikular. Sie wäre nur universal, wenn sie die Katholische Kirche in Deutschland wäre, universal und partikular wäre sie aber als die Katholische Kirche Deutschlands- so wie der Mensch Jesus Christus sein Menschsein als ein bestimmtes, als jüdisches realisierte. Er war nicht ein Mensch im Volke Israels als ein Nichtjude. So müßte die Katholische Kirche sich in jedes Volkstum inkarnieren ohne dabei aufzuhören, katholisch zu sein. (Werner Mertensacker legte dazu in seinem Buch: „Die Treue“ einen bedenkenswerten Versuch da.)
1.Zusatz:
Die Katholische Kirche kann nicht abstrakt "menschlich" sein, weil das abstrakte Menschsein nur als ein konkretes Menschsein existiert, als Russe, Deutscher oder.
2.Zusatz:
Die Aufgliederung der Menschheit ist selbst eine Schöpfungsordnung Gottes. (Vgl 5.Mose 32, 8f). Nach dem katholischen Verständnis der Beziehung von Natur und Gnade gehören die Schöpfungsordnungen zum Bereich der Natur, die Kirche zum Bereich der Gnade. Die Gnade verhält sich nun nicht gleichgültig zu den Schöpfungsordnungen, noch destruiert sie sie, sondern vollendet sie. Eine Kirche, die nur eine in Deutschland sein wollte und keine Deutschlands wäre so eine, die die Schöpfungsordnung des Volkstumes mißachtete, weil sie die Ordnung der Gnade als gleichgültig dieser Schöpfungsordnung gegenüber ansieht. Sie schwebte wie ein Geist über der Natur und inkarnierte sich nicht.
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