Dienstag, 17. Januar 2023

Apokalyptische Zeiten: Verschwindet der Mensch?

Apokalyptische Zeiten: Verschwindet der Mensch? und Zuerst sollte das Individuum von allen Fremdbestimmungen befreit werden, dann stellte der Postmodernismus fest, „dass das liberale Individuum eine maskuline, rationalistische Konstruktion ist.“ Alexander Dugin, Das grosse Erwachen gegen den great Resest, 2021, S.94. Der Mensch wurde so abstrahiert aus seinem realen Sein zu dem Konstrukt des bloßen Individuumes, aber selbst dies erschien noch als zu konkret: Was unter dem Individuum vorgestellt wurde, sei ja selbst nur wieder das Selbstbildnis des sich als vernünftiger Mensch vorstellenden Mannes. Deshalb müsse das Individuum noch von seinem Geschlecht emanzipiert werden und auch noch von seiner männlichen Rationalität. Hinter diesen Formulierungen Dugins verbirgt sich die Verwandlung des bürgerlichen Subjektes mit seinen Tugenden der Arbeitssamkeit und der sparsamen Lebensführung (es sei an M. Webers Werk über den Geist des Kapitalismus gedacht) in das postmoderne hedonistische Subjekt als den idealen Konsumenten der Massen-produktionsgesellschaft. Der Hedonismus ermöglicht nämlich ein Konsumieren um des Konsumierens willen, weit entfernt von einer Bedürfnisbefriedigung. Es verschwindet der bürgerliche Mensch, der in dem Roman:"Deines Bruders Weib" Hedwig Courths -Mahlers im 7.Kaitel so charakterisiert wird: "ein Leben ernster Arbeit und strenger Pflichterfüllung". "Dann aber bestehe ich darauf,daß du in mein Geschäft eintrittst und dich einer geregelten Tätigkeit hingibst.Nur in einer solchen kann ein tüchtiger Mann wirkliche Befriedigung empfinden". Aber es zeichne sich eine weitere Perspektive ab: „Und der letzte Schritt wird schließlich in der Ersetzung der Menschheit durch unheimliche Wesen bestehen – Maschinen, Chimären, Roboter, künstliche Intelligenz und andere Spezies der Gentechnologie.“ (S.95) S.Zizek erinnert in seinem Buch: „Die bösen Geister des himmlischen Bereichs“ 2016 an ein ganz anderes Konzept der Überwindung des Menschen, den Biokosmismus. So dachte Mao: „Wenn wir sagen, daß die Menschheit untergeht,bedeutet dies,daß etwas noch Fortschrittlicheres als die Menschheit entstehen wird. Die heutige Menschheit steckt noch in den Kinderschuhen.“ (S.136) Der Biokomismus sagt nun: „Die Ziele der Religion (kollektives Paradies,Überwindung aller Leiden, vollkommene Unsterblichkeit des Einzelnen,Auferstehung der Toten, Sieg über Zeit und Tod,Eroberung des Weltalls weit über das Sonnensystem hinaus) können durch die Entwicklung der modernen Wissenschaft und Technik im irdischen Leben verwirklicht werden. In der Zukunft wird nicht nur der Geschlechterunterschied abgeschafft und es werden keusche posthumane Wesen entstehen,die sich durch biotechnische Reproduktion fortpflanzen;es wird auch möglich sein, die Toten der Vergangenheit wieder zum Leben erwecken“. (S.137) So sah also die Vision eines kommunistischen Posthumanismus aus, in ganz anderen Farben gemalt als in Duggins Kurzskizze, aber das Gemeinsame liegt auf der Hand: Der Mensch soll überwunden werden. Hierin offenbart sich wohl der Kern der Moderne, daß die religiöse Hoffnung auf die Erlösung des Menschen in eine politisch technisch machbare Aufgabe des Menschen umformuliert wird. Dabei wird dann auch ganz real der Mensch aufgegeben! Verschwindet so der Mensch, wird er, um mit Nietzsche zu reden nun von eine Art Übermensch ersetzt, wenn das auch nur in der Gestalt eines cyborgisierten Menschen sich ereignen sollte? Leicht könnten diese Zukunftsbilder nun als hybrische Allmachts-phantasien entlarvt werden und dem dann entgegenzurufen: Mensch, bleibe Mensch! Aber in diesen Zukunftsvisionen könnte doch auch ein Zerrbild der christlichen Hoffnung auf das Reich Gottes recogniziert werden, daß hier wirklich die Ziele der Religion realisiert werden sollen nun aber durch die Eigenaktivität des Menschen. Dann müßte der Verzicht auf jedes utopische Denken, daß sich die Erlösungshoffnung einmal realisieren würde, erst sich als das endgültige Ende der christlichen Religion erweisen. Entkleidete man das hier überschäumende Pathos über die posthumane Zukunft, bliebe doch etwas recht Realistisches übrig: daß der Mensch ob seines göttlichen Mandates zur Naturbeherrschung auch seine eigene beginnt, zu beherrschen. Wie er die äußere Natur kultivierte und weiter kultiviert, so könnte doch das Projekt der Cyborgisierung des Menschen als ein mögliches Ergebnis der Kultivierung seiner inneren Natur begriffen werden. Benutzt er jetzt die Technik als etwas ihm Äußerliches, etwa die Brille, um gut sehen zu können, so wären Implantate künstlicher Art, um einen Blinden wieder sehen können zu lassen, eine Inkorporation eines technischen Gerätes: Die Technik verinnerlicht er und würde so zu einem Cyborg, zu einem Menschen dem Technisches implantiert ist. Dies wäre kein hybrischer Akt, sondern die logische Konsequenz seines Mandates zur Naturbeherrschung durch seinen Schöpfergott. Verschwindet so der Mensch? Vielleicht ist das tiefste Geheimnis des Lebens dies, daß auch der Mensch, um zu leben und zu überleben, sich selbst überwinden muß. Oder theologisch formuliert: Der gefallene Mensch harrt seiner Erlösung und das ist auch die Überwindung des Alten Adams und nicht die Gutheißung des Alten Adams durch Gott, daß er ihn so bejaht, wie er jetzt ist. Zusatz. Für einen erfahrenen Zukunftsromanleser ist ein Miteinander von Menschen, Cyborgs und Robotern mit künstlicher Intelligenz ausgestattet, so selbstverständlich, daß ihm

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen