Donnerstag, 5. Januar 2023

Bestimmt die Welt, was in der Kirche noch zu sagen ist? Anmerkungen zum Verhältnis von der Kirche zu außerkirchlichen Weltanschauungen.

Bestimmt die Welt, was in der Kirche noch zu sagen ist? Anmerkungen zum Verhältnis von der Kirche zu außerkirchlichen Weltanschauungen. Der hl. Thomas äußert sich zum Thema: Wie soll sich die Theologie und die Kirche zur Astrologie verhalten für heutige Leser sehr verblüffend. Er benennt ein theologisches Kriterium, das den Umgang mit dieser unter Weltmenschen recht verbreiteten Astrologie normieren soll.(Es muß wohl davon ausgegangen werden, daß auch im Lande der Aufklärung, trotz Kant heute mehr ihre Horoskope lesen als die Bibel aufschlagen oder zu den Basistexten der Aufklärung greifen!) Nach der Lehre der Kirche ist der Mensch im Regelfall verantwortlich für sein Tuen und Lassen, sodaß er für sein Sündigen bestrafbar und für seine guten Werke lobbar ist. Wenn in der Astrologie diese Verantwortlichkeit des Menschen negiert wird, dann und nur dann sei sie inkompatibel mit dem christlichen Glauben, wenn also ein Mörder sagen könnte, daß er diese Untat begehen mußte, weil die Sterne ihn so dazu determiniert hätten. Also, aus der Theologie heraus wird eine Norm herauskristallisiert, von der aus eine legitime Rezeption der Astrologie möglich ist. Nicht urteilt damit der Theologe über die Wahrheit der Astrologie, denn eine Überprüfung des Wahrheitsgehaltes der Astrologie gehört nicht zur Kompetenz der Theologie. Zur Veranschaulichung: Wenn sozialwissenschaftliche Studien zu dem Ergebnis kommen, daß Kinder aus der Unterschicht viel seltener die Matura schaffen als Oberschichtskinder, dann kann diese Erkenntnis theologisch nur anerkannt werden, wenn sie nicht deterministisch interpretiert wird: Weil ich ein Unterschichtskind bin, konnte ich mich nicht maturieren. Hier wäre das theologische Kriterium zu applizieren, daß auch für die Astrologie anzuwenden ist. Ob nun aber die sozialwissenschaftliche These wahr ist, daß Unterschichtskinder selten die Matura schaffen, das zu überprüfen, ist die Aufgabe der Sozialwissenschaft und nicht die der Theologie. So kann die Astrologie wissenschaftlich als Aberglaube beurteilt werden, aber sie ist nach dem Urteile des hl. Thomas nicht sich abergläubisch zum christlichen Glauben verhaltend. Die Kirche hat ja bekanntlich am Fest der 3 Heiligen Könige ein kleines Problem: Die 3 Könige waren „Sterndeuter“ und das heißt nichts anderes als daß sie Astrologen waren: Sie haben nämlich die Bedeutung des Sternes erfaßt und das gehört nicht zur Astronomie.Ohne ihre astrologischen Kenntnisse hätten so diese 3 den Weg zur Krippe nicht gefunden. So kann die Theologie die Astrologie nicht in Gänze verdammen als abergläubisch, als nicht mit dem christlichen Glauben Vereinbarbares. Die Theologie erarbeitet sich also Kriterien, von denen aus sie bestimmt, was wie an den Weltanschauungen außerhalb der Kirche sie rezipieren kann und was nicht. Man kann nicht umhin festzustellen,daß sich dies Verhältnis umgekehrt hat: Nicht mehr werden aus der Theologie Normen eruiert, die dann die Rezipierbarkeit von außerkirchlichen Weltannschauungen normieren, sondern diese außerkirchlichen Weltanschauungen dienen jetzt der Normierung der Theologie! Die feministische Ideologie bestimmt jetzt, was die Theologie über die Frau zu sagen hat, die Genderideologie, ob noch gesagt werden darf, daß Gott den Menschen als Mann und Frau erschuf, die Ökoideologie ob noch vom göttlichen Auftrag zur Beherrschung der Natur gesprochen werden darf und die Medizinwissenschaft, ob noch von wundersamen Heilungen geredet werden darf. Die außerkirchlichen Weltanschauungen und Wissenschaften normieren so die binnenkirchliche Theologie. So darf eben auch in der Kirchengeschichtsschreibung Gott nicht als Subjekt eines Handelns in der Geschichte auftreten, da in der profanen Geschichtsschreibung nur Menschen als Handlungssubjekte vorgesehen sind und Gott a priori ausgeschlossen ist. Es kann so nur religiös motivierte Handlungen in der Geschichtsschreibung geben, wobei die kritische Geschichtsschreibung dann diese religiösen Motive dekonstruiert, als Täuschung oder Selbsttäuschung entlarvt. Nicht mehr normiert die Theologie, wie Außerkirchliches rezipiert werden kann sondern das Außerkirchliche soll nun das Innenleben der Kirche normieren, was in ihr noch gesagt werden dürfe! Wie anders verfuhr noch der hl.Thomas in dieser Frage! ZUsatz: In der Kirche darf so aber auch unbedenklich von den 3 Astrologen gesprochen werden, die ob ihrer Astrologiekenntnissen den Weg zum Heiland in der Krippe fanden, wären sie modern aufgeklärt gewesen, sie wären doch trotz des Sternes Daheim geblieben!

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