Sonntag, 1. Januar 2023
Eine grober Orientierungsversuch zum Thema: "Antisemitismus"
Ein grober Orientierungsversuch zum Thema: „Antisemitismus“
Theologischer Antisemitismus: Heute gilt die Position, daß Jesus Christus auch der Erlöser für den Juden (im ethnischen Sinne) ist, sodaß auch er dazu aufgerufen ist, ein Christgläubiger zu werden, als „antisemitisch“. Die jüdische Religion sei also hinreichend wahr für das, um es traditionalitisch zu formulieren, Seelenheil eines Juden. Deshalb sei jede Art von Judenmission per se verwerflich. Daß das Urchristentum selbstverständlich die Judenmission betrieb und Jesus Christus sich primär mit seiner Verkündigung in Wort und Tat an Juden wandte, muß dann respektiv als ein Versehen Jesu und der Alten Kirche angesehen werden.
Verwirrend ist dabei nun, daß in den 30er Jahren antisemitisch eingestellte Christen ein Ende der Judenmission forderten und jetzt der Philosemitismus sich mit dieser Forderung innerkirchlich durchgesetzt hat. So dürfen auf evangelischen „Kirchentagen“ niemand auftreten, der sich für eine Judenmission einsetzt.
Ethnischer Antisemitismus: Dieser behauptet, daß das jüdische Volk als Ganzes und so im Prinzip auch jeder einzelne Jude sich durch Negatives (sein Sein und sein Verhalten) auszeichne, sodaß das Judentum eine Gefahr für alle anderen Völker darstelle. Hier spricht man dann auch von einem „rassistischen“ Antisemitismus, wobei unklar bleibt, inwiefern es eine jüdische Rasse überhaupt gibt. Seit dem Holocaust gilt dieser Antisemitismus als das schlimmste moralische Vergehen und wird so von allen verurteilt. Das hat zur Folge, daß niemand mehr sich als Anhänger dieses Antisemitismus selbst bezeichnet sondern nur als eine Fremdbeurteilung vorkommt, um so die so Bezeichneten zu verurteilen.
(M.E. Kann man nicht umhin, wenn man M. Luthers Schriften wider die Juden aufmerksam liest, diese als ethnisch antisemitisch beurteilen zu müssen.)
Politischer Antisemitismus: Dieser Begriff ist ungebräuchlich. Ich möchte ihn hier einführen, um damit dem Phänomen einer überschäumenden Kritik am Staate Israel einen Namen zu geben. Das jüdische Volk ist, man muß es leider so sagen, von Feinden umgeben, die nichts sehnsüchtlicher erhoffen, als die Auslöschung des Staates Israels und des jüdischen Volkes. So führt das jüdische Volk seit seiner Rückkehr in ihre Heimat als jüdischer Staat seinen Überlebenskampf wider seine Feinde. Die existenzbedrohende Lage des Staates Israel völlig ignorierend polemisiert dieser Antisemitismus nun gegen die Politik des jüdischen Staates. Der Regierungschef Netanjahu ist geradezu neben dem russischen und dem ungarischen Regierungschef zum Lieblingsfeind der politisch korrekten Medien geworden. Wer die jetzige Polemik gegen die neue israelische Regierung auch in den seriösen Medien mitverfolgt, sieht sich genötigt, diese Polemik als eine antisemitische beurteilen zu müssen: Faktisch wird dem jüdischen Volke das Recht abgesprochen, in einem eigenen jüdischen Volksstaat zu leben, den es nach seinen eigenen Vorstellungen und Idealen gestalten möchte. Auch der jüdische Staat müsse sich eben den westlichen Vorstellungen einer liberal-demokratischen Staatsordnung zu eigen machen und dürfe nicht für sich eine andere Staatsordnung vorziehen. (Diese Position des Ethnopluralismus wird ja auch von allen Globalisten als ewas „Rechtes“ verurteilt.) Die besondere Bedrohungslage des jüdischen Volksstaates wird dabei drüberhinausgehend geflissentlich außer Acht gelassen und stattdessen multikulturelle Phantasmata dem jüdischen Staate gepredigt.
Dies ist selbstredend nur eine Grobskizze, die so der inneren Differenziertheit des Antisemitismus nicht gerecht werden kann.
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