Donnerstag, 26. Januar 2023

„Was nützt es euch,wenn ich euch aber keine Offenbarung,keine Erkenntnis,keine Weissagung,keine Lehre bringe?“

„Was nützt es euch,wenn ich euch aber keine Offenbarung,keine Erkenntnis,keine Weissagung,keine Lehre bringe?“ So erklärt der Apostelfürst Paulus den Auftrag seines Apostolates, hier im 1.Korintherbrief (14,6) in seiner Auseinandersetzung mit der seines Erachtens zu hoch in dieser Gemeinde eingeschätzten Zungenrede als ein besonderes Charisma. Paulus versteht sein Amt als das eines Lehrers: Er trägt eine Lehre vor, eine „doctrina“, wie die Vulgata treffend übersetzt. Er trägt die Lehre Jesu Christi vor, wobei hier der Genitiv sowohl als subjectivus als auch als objectivus zu lesen ist. So faßt ja die Apostelgeschichte die Lehrtätigkeit Paulus in Rom zusammen: „Praedicans regnum die,et docens quae sunt de Domino Jesu Christo“.=prädigend das Reich und lehrend, die (Aussagen),die über Jesus Christus sind.“ Für Paulus steht die Lehre und das Lehren im Vordergrund. Das Fundament bildet dafür die Offenbarung. Aus ihr gewinnt er die Erkenntnisse, aber auch das Vermögen, zu prophezeien. Er prophezeit das Reich Gottes. All dies summiert er dann unter dem Begriff der „doctrina“. Lukas hat sein ganzes Evangelium nur geschrieben, um die Leser von der „Zuverlässigkeit der Lehre zu überzeugen“. (1,3) Das hieße dann aber auch, daß dies Evangelium nicht selbst diese Lehre ist sondern fundiere, daß die Lehre wahr sei. So wichtig war schon im Urchristentum die Doktrin. Jesus wird ja auch in den Evangelien in erster Linie als Lehrer dargestellt, der ob dieses Berufes mit seinen pharisäischen Gesetzeslehrern in Lehrkonflikte geriet, weil er die Schrift anders auslegte als sie. Deshalb hießen seine Anhänger auch Schüler und die Kommunikation war die eines Lehrers mit seinen Schülern. Durch die üblich gewordene Übersetzung mit „Jünger“ wird dieser klare Sachverhalt leider verunklart. So klar dies nun alles auch ist, so sehr verdunkelt sich dies in den nachkonziliaren Zeiten. Die Lehre soll nun etwas Sekundäres, Nichtwesentliches sein, denn es käme nur auf ein persönliches Vertrauensverhältnis zu Jesus an: „Ich vertraue Dir“. Diese Vorstellung haben Theologen der philosophischen Richtung des Personalismus entnommen, leider ohne genau zu prüfen, ob diese Philosophie wirklich eine ist, in der die Wahrheit der christlichen Religion vernünftig aussagbar ist. Abbreviaturhaft gesagt: Als Antithese zur hegelschen und marxschen Philosophie trat ein radicaler Subjektivismus auf (Max Stirner und Kierkegaard), der sich so auf den Einzelnen kaprizierte, daß das Soziale des Menschen zu verschwinden drohte. Man verurteilte Hegel und Marx, da in ihren Philosophien der Einzelne und das einzelne Besondere ganz im Allgemeinen und Abstrakten unterginge. Die personalistische Philosophie korrigiert nun diese Kaprizierung auf den Einzelnen, indem sie ihn deutet als einen, der primär in und durch seine Relationen zu anderen Menschen Mensch ist. Das Ich ist nur Ich durch das Du!, könnte als Substanz dieser Philosophie angesehen werden. In dies Schema wird dann auch Jesus, genauer die Begegnung mit ihm hineingepreßt. Er fungiert dann nur noch als das Du, durch das ich Ich werde, als ein von ihm, von Gottes Liebe Bejahter. Hier ist dann wahrlich jede Lehre überflüssig, zählt doch allein die Begegnung mit Ihm! Dies Begegnen ist dann auch mehr ein affektives Erleben, denn ein cognitives: Da wird nichts erkannt und keine Kenntnis vermittelt, es soll einfach nur das Angenommensein erlebt, erfühlt werden. Jede Doktrin löste diese Unmittelbarkeit von Du und Ich auf, ersetzte sie sie doch durch etwas Reflektiertes. Jesus lehrte so nichts, seine Jünger waren einfach enthusiasmiert von seiner Persönlichkeit. Von daher muß die ganze Theologie, angefangen von der Lehre über Jesus als eine einzige Fehlentwickelung gedeutet werden, ja selbst Jesus habe sich mißverstanden, als er als Lehrer sich verstand. Denn statt zu lehren, hätte er doch nur seinen Zeitgenossen in seiner Zuwendung zu ihnen Gottes unbedingte Liebe zu ihnen allen erlebbar machen sollen. Deshalb soll jetzt die Kirche ihre Lehre als unverbindlich, als Unnötiges und Verfehltes erklären, um nur noch ein Ort des: „Wir haben uns alle lieb“ zu werden, der nur die Ewiggestrigen ausschließt, die immer noch meinen, es gäbe eine verbindliche Lehre, die in der Wahrheit Gottes fundiert sei. Zusatz: Nicht ist der Gebrauch jeglicher Philosophie für das theologische Denken abzulehnen, denn jedes wissenschaftliche Denken muß sich eine Rechenschaft geben über sein Denken, wie wahrheitsfähig es ist und das ist eine philosophische Aufgabe, nur ist eben nicht jede Philoophie gleich gut geeignet für das theologische Denken.

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