Sonntag, 22. Januar 2023

Ein Klassiker im Kirchenkampf: Nieder mit der Hierarchie

Ein Klassiker im Kirchenkampf: Nieder mit der Hierarchie Könnte es sein, daß Jesus Christus einen schlechten Tag gehabt hatte, als er zu Petrus sagte: „Pasce oves meas“ = Weide meine Schafe“ ?(Joh 21,17) Jesus hätte doch eine Vollversammlung aller Jesusgläubigen oder eine repräsentative Synode einberufen müssen,um da dann der Vorstandssprecher wählen zu lassen, statt ihn ganz autokratisch zu berufen. Außerdem hätte er doch sagen müssen: Regiert Euch selbst, denn als Gläubige ist Gott Euch allen gleich nahe und ihr ihm, sodaß es kein Vermittleramt bedürfe. So demokratisch argumentierte schon die Rotte Korach (4.Mose 16), aber Gott war damals noch nicht offen für dies urdemokratische Ansinnen. Weiden dagegen ist der terminus technicus ür das monarchische Regieren im Vorstellungsraum der Königsideologie des Guten Hirten: Der König regiert als Guter Hirte und hat als Guter Hirte zu regieren. Dies schließt die Vorstellung einer demokratischen Selbstregierung aus. (Historisch kritisch kann nun erforscht werden, wann wie sich diese Idee des Papstamtes, das seines monarchischen Regierens im Laufe der Kirchengeschichte realisiert hat im wirklichen Papstamt, aber die kirchengeschichtliche Entwickelung muß dabei als die Entfaltung der Idee des Papstamtes, das Jesus Christus selbst eingestiftet hat, begriffen werden.) Die ökomenische Einheitsübersetzung gibt Paulus zur Causa der Hierarchie so wieder: „So hat Gott in der Kirche die einen als Apostel eingesetzt, die anderen als Propheten, die dritten als Lehrer“. (1. Kor 12,28) Ja, Paulus fügt extra noch die rhetorische Frage hinzu zur Verstärkung des so Ausgesagtem: „Sind etwa alle Apostel,alle Propheten, alle Lehrer?“ Einem aufmerksamen Leser muß dabei eines auffallen: wieso die dritten als Lehrer?,wenn es keine ersten und zweiten gibt? Die Antwort fällt einfach: Die Vulgata liest in Übereinstimmung mit dem griechischen Text: „primum Apostolos“ „secundo Prophetas“ und dann: „tertio Doctores“. In diesem erstens,zweitens und drittens äußert sich eindeutig eine hierarische Tendenz. Paulus betont energisch im ganzen 12. Kapitel dieses Briefes, daß die Kirche ein Körper ist, in dem alle Teile wichtig sind, auch die weniger angesehenen, daß so alle zu ehren sind, aber es existiert doch auch eine Hierarchie in dem Leib. Paulus schreibt so in Vers 23 von den „minder ansehnlichen Gliedern des Leibes“, sie gelten so. Aber auch die sind zu ehren. Zu fragen ist nun: Meint das eine Qualifikation der Personen oder der Aufgaben innerhalb der Kirche? Da in diesem Text unter einem Glied stets organologisch die Funktion für das Ganze gemeint ist, meint Paulus hier, daß es Aufgaben in der Kirche gibt, die weniger angesehen werden als andere. Paulus erwidert, daß alle gleichwichtig sind und gleich zu ehren, daß es aber doch hierarchische Unterschiede gibt. Der Körper ist in sich hierarisch aufgebaut. Eine Fußballmannschaft gewinnt als Ganzes ein Spiel, aber wenn die Stürmer nicht treffen, kann, auch wenn jeder sonst seine Aufgabe gut erfüllt, kein Spiel gewonnen werden. Gott gibt in dem Körper der Kirche jedem Glied seine besondere Aufgabe; Menschen erwählen die sich nicht und Gott bestimmt auch ihre Aufgabe; für eine selbstbestimmte Ausfüllung eines Amtes ist so in dem Körper der Kirche kein Raum. (Das Herz des Menschen kann eben nicht die Aufgabe des Denkens übernehmen!)Diese funktionale Ausdifferenzierung macht erst einen Körper zu einem lebendigen Organismus, den der Kirche. Die Kirche ist eben nicht wie ein Verein organisiert.

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