Sonntag, 25. August 2024

Hoffnung für alle oder Gottes Gericht mit einem doppelten Ausgang: Himmel oder Hölle?

 

Hoffnung für alle oder Gottes Gericht mit einem doppelten Ausgang: Himmel oder Hölle?


Dieser sehr schwierigen Frage widmet sich der Essay: „Solidarität mit den Verdammten?:Charles Péguy gegen Sibylle Lewitscharoff – ein eschatologischer Schlagabtausch“ der Internetseite: „Communio“ am 25.8.2024, den ich den Lesern auf das eindrücklichste empfehlen möchte. Hier soll sich nun auf eine der Zentralaussagen dieses Essays kapriziert werden, sodaß so aber leider dem ganzen Text nicht genüge getan wird. „Dem flammenden Votum der Berliner Schriftstellerin, die den Zutritt in den Himmel verweigern will, wenn die Schurken der Geschichte darin Einlass finden, wäre die Haltung Karl Rahners entgegenzuhalten, der einmal geäußert, er würde an der Pforte des Himmels innehalten und für die verlorenen Brüder und Schwestern beim Richter eintreten wollen, damit auch sie eingelassen werden.“

Wird diese Textpassage nun für sich aus dem Kontext abstrahierend bedacht, stellen sich zuvörderst einige Fragen: Wer sind denn die „verlorenen Brüder und Schwestern“? Wäre die Aussage theologisch ernst gemeint, könnten diese „Brüder und Schwestern“ nur Christen sein, denn Jesus Christus bezeichnet niemals alle Menschen als seine Geschwister. Es darf aber gemutmaßt werden, daß der Theologe Rahner hier im (Un)Geiste der Französischen Revolution alle Menschen meint. Theologisch ließe sich so eine Universalisierung der Geschwisterschaft wohl nur rechtfertigen, indem auf Gottes universalistischen Heilswillen rekurriert würde, daß Gott das Heil aller wollend niemanden endgültig vom Heil ausschließen wollen wird.Wer nun ein Verlorener ist oder es nicht ist, wird erst das göttliche Endgericht offenbaren, nur von den durch die Kirche heilig Gesprochenen wissen wir, daß sie Nichtverlorene sind, aber wissen außer vom Teufel selbst von niemanden, daß er gewiß verloren ist, denn das können wir gewiß erst nach Gottes Endgericht wissen. Wie kann dann dieser Theologe für die Verlorenen beten wollen, wenn er gar nicht, wer denn wirklich verloren ist? Als Theologe kann man vielleicht Mutmaßungen anstellen darüber, wer von Gott zur ewigen Verdammnis verurteilt werden wird, aber über eine Gewißheit verfügt kein Christ und auch kein Theologe.

Herr Rahner könnte so erst nach dem ergangenen Endgericht Gottes, in der die Verlorenen offenbar geworden sein werden, für diese dann beten. Er würde dann Gott beten, daß Gott sein schon ergangenes Urteil revidieren möge. Dieser Gedanke stellt die Gotteslehre nun vor größte Probleme: Kann Gott ein eigenes Urteil selbst widerrufen und einen Verdammten wieder in Gnaden aufnehmen? Für die traditionelle Gotteslehre mit ihrem Axiom der Unveränderlichkeit Gottes ist das einfach undenkbar, aber mit dem Argument der Allmacht Gottes, es gibt nichts, was er nicht wollen und dann auch verwirklichen kann, ließe sich dieser Einwand der Unveränderlichkeit Gottes aushebeln. Das Entscheidende ist dann aber, daß Gott in seiner Souveränität auch dies Gebet erhören aber auch nicht erhören kann. So flehentlich der König David auch seinen Gott bat: „Verschone mein Kind!“, Gott erhörte David nicht und er tötete es als die Strafe für des Königs Sünde.

Schurken der Geschichte dürfe Gott nicht in den Himmel aufnehmen. Nur, hier überschreitet nun ein Mensch auf das maßloseste seine Kompetenz: A) entscheidet Gott letztendlich, wer ein Schurke und wer keiner ist und wir Menschen nicht und b) entscheidet Gott allein, aber unter der Berücksichtigung unserer Gebete und der für Verstorbene dargebrachten Sühnopfer, wer in den Himmel wirklich eingehen wird und wer nicht.

Wir Menschen können nur für Verstorbene hl. Messen lesen lassen und für sie beten, aber Gott ist der Souverän, der letztendlich entscheidet. Das gehört konstitutiv zum Gottsein Gottes. Es ist wohl eine Anmaßung, wenn wir urteilen: Weil der eine so gelebt habe, müsse er in das ewige Leben eingehen und der andere müsse verworfen werden von Gott, weil er so gelebt habe. Das Gebot: „Richte nicht, damit Du nicht gerichtet wirst!“ der Bergpredigt Jesu untersagt ja nicht den Staatsrichtern, Verbrecher zu verurteilen und auch nicht, jemanden so zu Tode zu verurteilen, aber es sagt: Ob jemand in den Himmel eingehen wird oder in die Hölle, das entscheidet Gott in letzter Instanz selbst. Wir kennen zwar das Gesetzbuch, nach dem Gott urteilen wird, die Kriterien seines Urteilens, aber daraus ist nicht deduzierbar, wie Gott den konkreten Einzelfall beurteilen wird. Nur von den heilig Gesprochenen kennen wir Gottes Urteil über sie. Das beste, was wir also tuen können, ist, hl. Messen als Sühnopfer für Verstorbene lesen zu lassen im Wissen darum, daß Gott entscheidet und nicht wir, daß er aber auch Opfer und Gebete erhören kann und will, er muß es aber nicht. 

1.Zusatz

Verhängnisvoll ist es, wenn die Kirche im Vertrauen darauf, daß alle in den Himmel kommen werden außer denen, die da nicht reinkommen wollen, auf jegliche Mission verzichten.

2.Zusatz:

Die Geschichte schreiben die Sieger (Bertold Brecht), sie bestimmen deshalb auch, wer ein Schurke war und wer nicht. Aber diese Urteile  sind nicht Gottes Urteile! 

 




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