Ist die lateinische Sprache antikatholisch und politisch inkorrekt grundgesetzwidrig?
Wer nach der deutschen Übersetzung der lateinischen Vokabel: „hostis“ sucht, stößt auf dies sehr Bedenkliche: „Fremder, Staatsfeind“und „Feind“ führt das Langenscheidts Grosswörterbuch Lateinisch, Teil 1, 1988 als Übersetzungsmöglichkeiten an. Es meint dabei sowohl den Privatfeind wie auch den öffentlichen. (Vgl hierzu: Carl Schmitt, Der Begriff des Politischen). Wie kann aber die lateinische Sprache den Fremden mit dem Feind in diesen beiden Bedeutungen gleichsetzen, verbietet das doch die Morallehre der Kirche und die heutige politische Korrektheit! Aber der Römische Geist, der sich in dieser Sprache manifestiert und rückwirkend wieder den Römischen Geist prägt, gilt doch als ein nüchtern realistischer, weniger zum Spekulativen geneigt wie die griechische und deutsche Sprache. (M.W soll Heidegger einmal diese 2 Sprachen als für das philosophische Denken als besonders befähigte Sprachen gewürdigt haben.)
Vielleicht wäre hier zuvördert zu unterscheiden zwischen einem imperativischen, einem optativischen und einem indikativischen Denken. „O, möge der Fremde doch kein Feind sein!“, ist als ein Wunschdenken ad hoc verständlich, auch wenn gerade einzuräumen ist, daß es eben nicht selbstverständlich ist, daß er kein Feind sei.Der Imperativ, der Fremde darf kein Feind sein und der Imperativ: Der Fremde darf nicht als ein Feind angesehen werden, diese 2 Imperative sind Vorschriften um des friedlich Miteinanderlebenkönnens und implizieren so als Imperative, daß das Gesollte nicht selbstverständlich ist, denn dann bräuchte es nicht erst anbefohlen werden. So sprechen der Optativ wie auch der Imperativ dafür, daß zumindest der Möglichkeit her der Fremde als ein Feind, als ein privater oder als ein öffentlicher erfahren werden kann. Er ist es der Möglichkeit nach.
Die Brudermordgeschichte von Kain und Abel zeigt unüberlesbar, daß gerade der Bruder, gar der leibliche zum Feind werden kann, gar zum Todfeind. Trotzdem fürchtet der Römer und nicht nur er den Fremden eher als ihm feindlich gesonnen ein als den Bekannten, den Nahen. Den Bekannten kennt man und weiß so, welches Verhalten von ihm zu erwarten und was nicht von ihm zu erwarten ist. Das weiß man von dem Fremden als Unbekannten nicht, sodaß es ein Gebot der Klugheit ist, eher Negatives als Gutes von ihm zu erwarten, da der Schaden, den man zu erleiden hat, größer ist, wenn man fälschlich Negatives erwartet hatte als wenn man fälschlich Gutes erwartet hatte. Im Nahraum existieren Beziehungen und Bande, die wechselseitig verpflichten und somit ein extrem negatives Sozialverhalten unwahrscheinlich machen, wohingegen der Nichtdazugehörende nicht diesem Verpflichtungszusammenhang unterliegt. Der Verpflichtungszusammenhang ist dabei stets auf das Gemeinwohl ausgerichtet und jeder partizipiert an dieser Gemeinwohlorientierung ob seiner Zugehörigkeit zu dieser Verpflichtungsgemeinschaft. Der Fremde gehört nicht dazu und hat so auch keinen Anteil an diesen Pflichten, er steht sozusagen der Gemeinschaft gegenüber als ein auf sich Kaprizierter dem Wir der Gemeinschaft Gegenüberstehender. Das macht es verständlich, daß aus kluger Vorsicht der Fremde erstmal als ein potentieller Feind angesehen wird, zumindest bis sich dies Vorurteil als ein falsches erweist.
In der heutigen Theologie soll das aber nicht gelten, denn nun soll jeder Mensch als ein Bruder oder eine Schwester angesehen werden, weil wir alle die Geschöpfe des einen Gottes sind. Die säkularistische Version ist dann der kosmopolitische Humanitarismus, daß wir alle eine Menschheit bildeten. Nur blendet dies aus, daß der Feind, wenn jetzt nicht an den Satan und seine Engel, die Daimonen gedacht wird, stets Menschen sind, die so Geschöpfe Gottes sind, aber daß trotzdem Menschen Feinde von Menschen sein können. Thomas Hobbes sieht sogar die zwischenmenschliche Feindschaft als den Naturzustand der Menschen an: Der Mensch ist des Menschen Wolf! Es drängt sich deshalb der Verdacht auf, daß sowohl die heutige christliche Anthropologie wie auch die humanitaristische, die auch dem Grundgesetz zugrunde liegt, eine optativistisch-imperativistische ist, wohingegen der Philosoph Hobbes einfach realistischer ist, wie eben auch die lateinische Sprache.
Außerdem gilt, daß Gemeinschaften verschiedene untereinander nicht komptible Lebensinteresssen beitzen können, sodaß daraus sich eine wechselseitige Feindschaft ergibt, etwa der antagonistische Interessensgegensatz zwischen dem jüdischen und dem palästinensischen Volk.Daß stattdessen alle Menschen Geschwister seien und geschwisterlich untereinander lebten, ist leider als eine pure Illusion anzusehen.
Zusatz:
Es könnte gefragt werden, ob nicht jede Sprache auch eine bestimmte Sich der Welt ist.
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