Donnerstag, 29. August 2024

Die Kirche zwischen dem Zeitgeist, der Höhe der Zeit und dem Popularismus

 

Die Kirche zwischen dem Zeitgeist, der Höhe der Zeit und dem Popularismus



Wer in letzter Zeit kirchliche Stellungnahmen vernommen hat, etwa gar die quasi offizielle Internetauftrittsseiten der deutschen Bischöfe, kath de angeklickt hat und die aktuelle innerkirchliche Reformdebatte mitverfolgt, dem könnte eine gewisse Confusion auffallen. Gleich einem Unterhaltungskünstler verfahrend stellt man fest, daß das (Unterhaltungs)Programm nicht mehr ankomme und so neu auf die potentiellen Kunden ausgerichtet werden müsse. Umfrageergebnisse, was glauben denn die potentiellen Kunden, was interessiert sie, was möchten sie, bestimmen dann den Reformdiskurs. „Dem Volke aufs Maul schauen!“, und darauf hin die kirchlichen Angebote neu zu kallibrieren, wäre das Gebot der Stunde angesichts der Kirchenkrise.

Aber das wäre doch purer Popularismus! Den verwirft die Kirche doch auf das entschiedendste. Die Kirche hechele dem Zeitgeist hinterher, statt die ewigen Wahrheiten zu verkünden und sie auch noch zu praktizieren, diese Kritik provoziert eine solche einer Unterhaltungsfirma gemäßen Praxis des Sichanpassens an den Publikumsgeschmack. Wenn nun genauer hingeschaut wird, löst sich dieser Eindruck wie ein früher Morgennebel auf. Der viel beschworene Zeitgeist ist ja den Mächtigen unserer Republik gar nicht mehr wohlgesonnen, ja die sich wechselseitig als demokratisch anerkennenden Kartellparteien kämpfen gegen ihren Vertrauensverlust und nichtanerkannte Parteien sind gar im Aufwind. Nicht dem Volke schaut nun die Kirche aufs Maul, um daraufhin sich neu zu kallibrieren, sondern sie liest vor allem die „seriösen“ Medien, um von ihnen sich inspirieren zu lassen. Der Zeitgeist ist ja nicht einfach identisch mit der veröffentlichten Meinung der Medien. Ja, diese kämpfen ja Tag für Tag gegen die inakzeptablen Volksmeinungen und belehren ihre Leserschaft, was sie zu meinen und was sie zu verurteilen haben. Gleich einem staatlich eingesetzem Vormund erziehen sie das Volk oder versuchen es zumindest.

Der Feind, das sind dann die popularistischen Meinungen im Volke. Wem paßt sich dann aber die Kirche an, wenn sie gerade nicht auf das Volk, die Basis etc hören will, weil das ihr ein verwerflicher Popularismus wäre. „Auf der Höhe der Zeit“, das ist dann die antipopularistische Position, daß die Kirche sich „auf die Höhe der Zeit“ zu bringen habe. Man könnte in loser Anlehnung an Georg Lukacs Konzeption des Klassenbewußtseins sagen: Völlig unabhängig von dem, was die Bürger dieses Staates wirklich denken, zähle nur, was sie dächten, wenn sie auf der Höhe der Zeit dächten! Es existiert eben ein objektiver Fortschritt nicht nur im Raume der Naturbeherrschung sondern auch im Raume der Kultur, des Progresses des Freiheitsbewußtseins. Nur kann es eben passieren, daß Teile, gar größere in ihrer Bewußtseinsentwickelung mit dem allgemeinen Fortschritt nicht mitgehalten hätten und so Reaktionäres und Ewiggestriges vertreten. Die Kirche dürfe sich nun nicht so Ewiggestrigem zuwenden, wie es die Popularisten machen, sondern avantgardistisch die Fortschrittsflagge hissen, das ist jetzt die Homosexfahne, die allenorten nun auch vor Kirchen wehen! Das „Auf der Höhe der Zeit Sein“ schließt so jedes Hören auf die potentiellen Kunden, wenn sie Ewiggestriges wünschen, kategorisch aus. Der Zeitgeist kann so identisch sein mit dem Geist auf der Höhe der Zeit, kann aber auch sich von ihm signifikant unterscheiden, wenn zu viele Bürger hinter der Kulturentwickelung zurückliegen, halt nicht mitgekommen sind.

So werden immer wieder moderne Kunstobjekte in Kirchenräumen installiert, die dann Proteste Ewiggestriger hervorrufen, statt daß sie sie verständnisvoll bewundern. Von der Abneigung Ewiggestriger wider die Hofierung der LGBT-Bewegung, ihr Festhalten an veralteter Rollenverständnisse von Mann und Frau und dem Wert der Familie, von der Verständnislosigkeit der Genderideologie gegenüber, der Abneigung gegen die Notwendigkeit des Genderns der Sprache, von all dem ist zu sagen: Da empfinden Menschen nicht auf der Höhe der Zeit.

Die Kirche versteht sich zumindest in ihrem linksliberalem Lager eher als avantgarditisch als als auf das Volk, die Basis hörend. Es existieren nun aber auch reale Träger des fortschrittlichen Bewußtseines. Das sind die Linksparteien, die Medien und die unzählig vielen Vereinigungen progressiver Geisteshaltung, von den Asylhelfern und Seenotrettern bis zu den Anti-CO2 Demonstranten und nicht die „Omas gegen Rechts“ vergessen. Diese beherrschen zwar den öffentlichen Diskurs, aber trotzdem denken nicht alle Bürger dieses Staates so! Da sieht nun die Kirche ihre Chance sich als eine systemrelevante Institution zu legitimieren indem sie als eine tatkäftigere Erzieherin der Bürger wirkt, daß auch die rückständigen Bürger zeitgemäß anfangen, zu denken, wie es ihnen die Progressiven vorsagen. Das „Zeitgmäß“ steht somit in einer potentiellen Opposition zum Zeitgeist, wenn zu viele Rückständige das Meinungsspektrum bestimmen, wie es etwa in Ostdeutschland fast schon der Regellfall ist. Zeitgemäß“ ist nämlich nur der, der auf der Höhe der kulturellen Entwickelung denkt, also den Feminismus, die Genderideologie und den Multikulturalismus bejaht und alles Traditionelle als veraltet verachtet.

Der linksliberale Katholizismus, der heute den Kurs der Kirche in Deutschland bestimmt und in der Universitätstheologie herrscht, ist eben ganz und gar ein: „Dem Volke aufs Maul Schauen!“ ablehnender Katholizismus, der so antipppularistisch sein muß. Er stellt sich so mit allen fortschrittlichen Kräften zum Kampf wider alles Traditionelle. So wird ihm der Kreuzzug gegen Rechts zur wichtigsten Kirchenaufgabe und die Politische Korrektheit substituiert so das Evangelium Jesu Christi. So fordert der Kath de Artikel vom 29.8.2024: "Auch Katholiken an der Basis müssen in den Clinch mit der AfD gehen" die totale Mobilmachung gegen Rechts als die Aufgabe jedes Christen! 

 

1.Zusatz

Die "Höhe der Zeit" könnte dann verstanden werden als der "Fortschritt" des Freiheitsbewußtseins, daß das ganze Leben nur noch ein selbstbestimmtes sein solle: welches Geschlecht ich bin, welchem Volke ich angehöre, wie ich die Sexualität praktizieren will, wann und wie ich sterben möchte, es gälte, alle natürlichen Bande und Vorgegebenheiten aufzulösen, sich von ihnen zu emanzipieren. Die Emanzipation von Gott und seinen Geboten und Schöpfungsordnungen sei dabei der Anfang jeder Emanzipationsbestrebung.  

2.Zusatz:

Die Freie Welt berichtet am 29.8. 2024: "Vor den Landtagswahlen-Die Deutsche Bischofskonferenz und Bätzing: Ein Kreuzzug gegen die AfD." Die Kirche fühlt sich eben den Mächtigen und Einflußreichen der Gesellschaft weit mehr verpflichtet als dem Volke, isb wenn es nicht so denkt und will, wie es soll.



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