Montag, 12. August 2024

Ein Fallbeispiel über den kirchlichen Opportunismus – oder die Furcht vor der Welt

 

Ein Fallbeispiel über den kirchlichen Opportunismus – oder die Furcht vor der Welt



Aus dem Geschick des Täufers Johannes ist viel zu lernen, etwa: „Widerspräche nicht den Mächtigen, es könnte Dir den Kopf kosten.“ Die kirchliche Morallehre müsse eben flexibel gehändelt werden, einem König dürfe man einfach nicht einen Verstoß gegen die Ehelehre der Kirche vorwerfen. Aber jetzt soll sich auf ein weit bedeutsameres Ereignis kapriziert werden, auf das der Französischen Revolution und wie sich die Kirche dazu verhielt und verhält.

In dem Kath de Artikel: „Kirchenhistoriker: Schwächere Päpste kann man sich nicht mehr leisten“ vom 12.8.2024 findet sich zu dieser Causa Aufschlußreiches:“Bei den Päpsten bis zum Zweiten Vatikanum lässt sich natürlich ein Abarbeiten an der Französischen Revolution feststellen. Man verurteilt immer wieder die Idee der Menschenrechte, von Gregor XVI. über Pius IX. mit seinem "Syllabus errorum", Pius X. mit dem "Antimodernisteneid" bis hin zu Pius XII., der noch 1953 in seiner berüchtigten "Toleranzrede" ausdrücklich die Religionsfreiheit ablehnt. Das war ein langer, schmerzlicher Prozess, bis sich die Kirche zu den Prinzipen der Grundrechte bekannt und schließlich auch die Demokratie als Regierungsform bejaht hat.“

Eine Selbstverständlichkeit ist für den da interviewten Kirchenhistoriker, daß die Kirche sich in ihrer Ablehnung der Französischen Revolution geirrt hatte und daß es deshalb zu begrüßen sei, daß dieser Irrtum nun korrigiert worden ist. Liegt nicht der Gedanke, daß hier die Kirche bis zum 2.Vaticnum sich nicht geirrt hatte und nun aber die faktischen Machtverhältnisse anerkannte, nahe? Erstens:Die Französische Revolution war eine Revolution, in der die legitime Herrschaft des französischen Königs gestürzt worden ist. Eine Revolution gegen eine legitime Herrschaft zu bejahen, ist nun der Kirche ob ihrer Lehre vom Staat unmöglich. Zweitens: Für die Kirche gelten als die oberste Norm die 10 Gebote Gottes und ihre kirchliche Entfaltungen. Wie könnte sie da die in der Französischen Revolution proklamierte Alternative der Menschenrechte bejahen? Die Freimaurer bekennen ganz offenherzig in einem ihrer eigenen Lexika: „Die Freimaurer haben zu dem Ausbruch der französischen Revolution vieles beigetragen, nicht zuletzt die Devise: Freiheit,Gleichheit und Brüderlichkeit, und die Deklaration der Menschenrechte“. (Zitiert nach: Hans Tranced, Freimaurer, Reprint 2022, S.13). Allein aus dieser Urheberschaft ergibt sich hinreichend der antichristliche Charakter sowohl dieser Revolution als auch der Menschenrechte. Die Menschenrechte sollten ja die Bürger Frankreichs aus der Herrschaft der Kirche befreien, indem nun das Leben rein vernünftig gestaltet werden sollte und die Menschenrechte dazu das Fundament bilden sollten.Dem 1.Gebot setzen die Menschenrechte eben das Recht, so viele Götter, wie es einem gefällt verehren zu dürfen oder auch gar keine!

Es gibt keine theologisch zwingende Gründe, die Demokratie als eine legitime Regierungsform zu reprobieren, aber auch keine, sie als einzig legitime zu glorifizieren. Faktisch lehrt heute aber die Kirche in erster Linie die Menschenrechte und die westliche Demokrtie als das Beste, was es auf Erden gibt. Die Funktion Gottes reduziert sich dabei auf die einer Letztbegründung der Menschenrechte als die Konsequenz der Liebe Gottes zu allen Menschen.

Mehr als sinnvoll wäre es nun, da die Epoche der Moderne zu Ende gegangen ist, das ganze Projekt der Moderne zu analysieren. Man könnte das auch mit einem kleinen Wortspiel rechtfertigen: Das Wesen von etwas ist sein Gewesensein. Meine These lautet: Die Moderne stellt den Versuch der Aufhebung der christlichen Religion dar, indem das in der Religion Erhoffte zu der Aufgabe der Politik, des menschlichen Wirkens umgeformt wurde. Das ist nicht einfach eine pure Negation der Religion, sondern sein Gehalt, der einer Erlösungsreligion sollte dabei bewahrt werden, aber das Subjekt der Erlösung sollte nicht mehr Gott sein, sondern der Mensch als das revolutionäre Subjekt. Die Ausdifferenzierung der Moderne resultierte nun aus der verschiedenen Näherbestimmung des revolutionären Subjektes, ob es der humanistisch gebildete Weltbürger, der revolutionäre Arbeiter oder eine als eine Geheimorganisation auftrende Avantagarde ist. Der Tod der Hoffnung auf ein solches Subjekt ist dann der Tod der Moderne. Die dazu passende Geschichtsphilosophie, die die Geschichte als einen einzigen Menschheitsfortschritt konstruierte, wobei immer das Jetzt der Kairos des Durchbruches des Endzieles der Geschichte gedeutet wurde, löste sich damit auch endgültig auf. Der Marxismus-Leninismus darf dabei als die letzte große Konstruktion einer so gearteten Geschichtsphilosophie angesehen werden.

So gesehen ist die Moderne vergleichbar einem unehelichen Kind der Kirche, die so das Projekt der Moderne von Anfang an als etwas Inkzeptables verurteilt hat. Aber die Kirche beugte sich dann der Macht des Faktischen, daß die Moderne alles Vormoderne delegitimierte, um sich als das allein Wahre zu inszenieren. 

Merke:

Die Geschichte der Moderne ist vor allem eine in Blut geschriebene, von dem Terror der Französischen Revolution über den stalinitischen Terror bis zum "Menschenrecht" der Kindestötung im Mutterleibe. Der Nationalsozialismus ist hierbei auszunehmen, da er kein modernes Projekt der Welterlösung war und sich auch nicht so verstand.Von seinem Wesen her ist er antimodern.  

Zusatz:

Wer über Macht verfügt,bestimmt,was als wahr gilt.  













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