Das dürfte nicht in der Bibel stehen: Über das Leiden der Gerechten, der Märtyrer
Eigentlich könnten die 2 Mackabäerbücher so eingeleitet werden: Ganz Israel wurde von Fremden beherrscht und alle Juden fielen ab von dem Glauben an Gott, ja sie mißachteten die Gesetze Gottes und verheidnisierten sich so. Ganz Israel – nein, da gab es die frommen Mackabäer, die an dem Glauben ihrer Väter festhielten und Gottes Gebote hielten. Wie von einem Zaubertrank gestärkt widerstanden sie als Märtyrer des Glaubens den schlimmsten Verfolgungen und Martern. So litten die Frommen und Gerechten.
Aber was sagt nun einer dieser Märtyrer? „nos enim propter nosmetipsos haec patimur,peccantes in Deum nostrum“= denn wir leiden dies um unseretwillen,da wir wider unsern Gott gesündigt haben“. (2.Mackabäer 7,18) Wer ist nun dieses „wir“? Wir leiden, weil wir gesündigt haben gegen Gott. Wir leiden, das meint hier, daß sie zu Tode gefoltert werden. Nahe liegt es so,dann auch das Wir des Gesündigthabens auf die Märtyrer zu beziehen: Der Märtyrer bekennt, daß er selbst gesündigt hatte und deswegen nun so gefoltert wird. Gott strafe ihn so durch den Folterer. Aber dies Wir könnte im Kontext der Mackabäerbücher auch das ganze jüdische Volk meinen, denn diese Bücher denken völkisch und somit den Einzelnen als ein Glied des jüdischen Volkstumes. Denn gerade die frommen Mackabäer haben sich ja von den Anderen, den Vielen, die Gott und seinen Geboten untreu geworden sind,abgesondert, um Gott gemäß zu leben. Dann hieße das,daß sie für das sündigende Volk die Strafe Gottes auf sich nehmen, die sie in der Gestalt der Folterer erleiden. „
Die Märtyrer sterben für „die von den Vätern überkommenen Gesetze“. (2. Mackabäer, 7,37). Die Gesetze gab Gott seinem Volke zum Leben, sie sind als lebensdienliche von Gott dem Volke gegeben und nun müssen dem Gesetz Gottes Gehorchenwollende sterben, weil sie so Gott gehorchen wollen und nicht den Herren über das jüdische Volk. Das stellt nun eine völlige Verkehrung der Intention der Gesetze Gottes dar. Das Lebensdienliche führt die Gläubigen in den Tod.
Aber nun heißt es: „Denn meine Brüder sind, nachdem sie eine kurze Qual gelitten, der Verheißung des ewigen Lebens theilhaftig geworden.“ (7,30). Woher kommt nun diese Verheißung des „aeterna vitae“? Darauf findet sich in diesem Text nur eine Antwort: aus dem Gesetz Gottes. Es kann nicht sein, daß den, der dem Gesetz Gottes gehorcht, dieses Gesetz des Lebens zum Tode führt. Der Gehorsam dem Gesetz Gottes wirkt Leben und nicht den Tod. Da die dem Gesetz Gehorchenden nun aber ob ihres Gehorsames diesen qualvollen Tod erleiden, das Gesetz aber dem Gehorchenden das Leben verheißt, erfüllt die dem Gesetz eigene Verheißung sich in der Belohnung durch das ewige Leben. Gott ist gerecht und deshalb gewährt er den um sein Gesetz Leidenden und Getötetwerdenden das ewige Leben.
Die Märtyrer leiden ob der Sünden ihres Volkes und eventuell auch wegen ihrer eigenen, aber nur „eine kurze Qual“- „kurz“im Vergleich zum ewigen Leben: „kurz“ und Gott belohnt sie für ihre Gesetzesobservanz mit dem ewigen Leben. Hier stehen wir vor dem Ursprung des Glaubens an das ewige Leben. Gott, der sein Gesetz zum Leben gibt, läßt nicht zu, daß die, die um des Gesetzesgehorsames willen ihr Leben verlieren, als Lohn für ihren Gehorsam den Tod als letztes erleiden müssen.Dehalb, damit Gottes Gesetz seiner Bestimmung recht wird, daß es lebensspendend ist, gewährt Gott den Gehorsamen das ewige Leben.
Was ist nun aber mit den Folteren, durch die doch Gott auch die Märtyrer, sofern sie selbst gesündigt haben, straft: Sie erlitten ja die Marterqualen um der Sünden willen?“du aber wirst nach Gottes Gericht die gerechte Strafe für deinen Übermuth erleiden.“ (7,36) Gott ist allmächtig und allsehend. (7,35). Deshalb kann er auch den einen das ewige Leben geben und die Anderen durch sein Gericht strafen. Wann ereignet sich nun dies Strafgericht Gottes. Aus dem Gesamttext heraus legt sich die Antwort nahe: in seinem Gericht nach dem Tode der Folterer.
Aber so dürfte das doch nicht in der Bibel stehen, denn das ewige Leben gewährt Gott doch, da er uns als seine Geschöpfe liebt. Hier wird aber die Gabe Gottes mit der Gerechtigkeit Gottes begründet: Er gab das Gesetz zum Leben und deshalb gibt er denen, die um des Gesetzes willen sterben, das ewige Leben, damit somit der Sinn des Gesetzes Gottes sich erfüllt. Außerdem ist er nicht nur der liebende Gott, denn er straft auch, gar die Märtyrer für die Sünden ihres Volkes und wohl auch für die eigenen. Sie erlitten so die Marterqualen auch als eine stellvertrende Sühne und sind so eine Vorabbildung des Kreuzestodes Jesu Christi selbst. Ja, für die Folterer gibt es gar keine Verheißung, ihnen droht nur das Gericht Gottes.
Leicht könnte man sich nun diesen so unerquicklichen Text vom Halse schaffen mit der Ausflucht, das stünde bedauernswerter weise im Alten Testament, aber dank Jesu gehe uns das alles nichts mehr an! Nur, nirgendwo erklärte Jesus Christus das Alte Testament für überholt und schon gar nicht verkündet er uns einen Gott, der nicht identisch wäre mit dem des Alten Bundes. Gewichtig für uns heutige Christen ist dabei, daß die christliche Hoffnung auf ein ewiges Leben nicht allein sich in dem Osterereignis der Auferstehung Jesu Christi gründet, sondern in Gottes Gerechtigkeit,daß er den Seinen, den ihn Gehorsamen das ewige Leben geben will.
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