Donnerstag, 15. August 2024

Bedenkliches zu Mariä Himmelfahrt, zu ihrer leiblichen Aufnahme

 

Bedenkliches zu Mariä Himmelfahrt, zu ihrer leiblichen Aufnahme


Der Prophet Elia wurde von Gott entrückt: „Während sie miteinander gingen und redeten,erschien ein feuriger Wagen mit feurigen Pferden und trennte beide voneinander.Elia fuhr im Wirbelsturm zum Himmel empor.“ (2.Könige 2,11) Nebenbei: Der UFO-Experte Erich Däniken interpetierte dies Geschehnis mal als eine Aufnahme durch ein außerirdisches Raumschiff! Aber diese skurrile Interpretation kann hier unberücksichtigt auf sich ruhend beiseiten gelegt werden, denn wesentlicher ist die Frage, wie sich denn diese Entrückung des Propheten und dann auch die des Hennoch zu der leiblichen Aufnahme Mariä verhält. Zumindest die Erzählung der Aufnahme des Propheten in den Himmel wird ja nicht durch den Leib-Seele-Dualismus plausibiliert, daß die Seele des Propheten in den Himmel aufgenommen worden sei, wohingegen sein Leib auf der Erde blieb. Dabei ist zu berückichtigen, daß die alttestamentlichen Aussagen über das Beerdigtwerden und die über Weiterexistenz der Toten in der Unterwelt nur miteinander kompatibel erklärbar sind, wenn gesagt wird: Der Leib wird in die Erde begraben und die Seele gelangt dann in die Unterwelt, den Hades. Also muß diesen 2 Vorstellungen ein Leib-Seele Dualismus zugrunde liegen.

Nun besagt aber das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariä, daß sie als eine Einheit von Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden ist, nicht aber inkludiert dies Dogma, daß die Mutter Gottes erst gestorben wäre, d.i daß die Seele sich vom Leibe getrennt hätte und daß dann diese Trennung wieder aufgehoben worden wäre, wie sie daraufhin leiblich und nicht nur als Seele in den Himmel aufgenommen worden wäre. Es gibt gute Gründe für die Annahme, daß so wie der Prophet Elia ohne zu sterben in den Himmel auffuhr auch sie ohne zu sterben in den Himmel aufgefahren ist.

Die Kritiker des Apostelfürten Paulus lehnten die Vorstellung einer leiblichen Auferstehung zu einem ewigen Leben ab mit dem Argument, daß ein menschlicher Leib, wenn er zu einem neuen Leben aus dem Tode erweckt werden würde, wieder sterben müßte, denn zum Begriff der Leiblichkeit gehöre notwendig sein Sterbenmüssen dazu. Es erginge dann uns wie dem vom Tode erweckt gewordenen Lazarus, der dann erweckt doch wieder sterben haben gemußt. Paulus konzipiert deshalb im 1.Korinther 15 und im 2.Korinther 5 eine Konzeption der Leiblichkeit, die nicht dem Schicksal des Sterbenmüssens unterliegt: den neuen verklärten unsterblichen Leib des Menschen.

Teilte man diese paulinische Konzeption, müßte gedacht werden, daß sowohl der Leib des Propheten Elia als auch der der Mutter Gottes verwandelt worden sind, damit sie auch leiblich ewig leben können. Nun gehört aber zur Leiblichkeit notwendig ihre Dreidimensionalität. Es sei an Descartes Unterscheidung von der res cogitans, der Seele also und der res extensa, des Leibes also erinnert. Lebte der Mensch nur als Seele ewiglich, könnte der Himmel unräumlich gedacht werden, den der Seele kommt keine räumliche Ausdehnung zu. Wenn der Mensch aber leiblich ewig lebt, muß der Himmel selbst auch dreidimensional gedacht werden, denn sonst könnte in ihm nichts Dreidimensionales, also der menschliche Leib existieren. Denn auch der verklärte verwandelte Leib muß ja als ein dreidimensionaler gedacht werden, sonst wäre er kein Leib. Der Himmel als etwas von Gott Differentes, als ein von ihm Erschaffendes muß also selbst ein dreidimensional Strukturiertes sein, damit dann da, wo Gott beheimatet ist, auch die Menschen lebendig sein können. Wer eine Dreidimensionalität nicht akzeptieren will, der muß dann doch nachträglich den gnostischen Kritikern des Paulus rechtgeben, daß das ewige Leben nur als eines der Seele denkbar ist.

Aber damit stehen wir vor einem noch gößeren Problem: Wie kann der Mensch als Seele-Leib-Einheit lebend gedacht werden ohne die 4.Dimension der Zeit? Würde die Ewigkeit als die Zeitlosigkeit konsequent zu Ende gedacht,müßte eingeräumt werden, daß dies postmortale Leben nicht von einem Todsein unterscheidbar sei. Als Katholiken vertrauen wir darauf, daß unsere himmlische Mutter unsere Gebete an sie gerichtet hört und auch erhören kann und will.Wie sollte Maria aber ein Gebet hören und dann gar erhören können, wenn sie nicht zeitlich lebte, daß ihr eine Zeit zum Hören zu eigen ist und eine Zeit zum Reagieren auf das gehörte Gebet? Wäre ihr ewiges Leben das einer puren Zeitlosigkeit dann kann sie genaugenommen weder hören noch erhören, denn diese 2 Aktivitäten verlangen eine Zeit als den Ermöglichungsgrund dieser Aktivitäten, zumal schon das Leben des Leibes Zeitlichkeit verlangt für die vielfältigen Körpertätigkeiten. Man versuche sich doch bitte ein schlagendes Herz in einer ewigen Zeitlosigkeit vorzustellen!

Aber wir glauben doch an eine lebendige Himmelsmutter, die nur als lebendige unsere Mutter sein kann. Dazu wäre dann es notwendig, die Differenz von Gott und dem von ihm erschaffenden Himmel zu bedenken, daß der wirklich vierdimensional strukturiert sein kann als räumlicher und als zeitlicher. Aber im philosophischen wie dann auch in dem ihm folgenden theologischen Diskurs dominiert die Vorstellung, daß die Ewigkeit Zeitlosigkeit bedeutet. Nur, wie ist unter dieser Condition Maria noch als unsere lebende Mutter zu denken? 

Auch wenn man nun angesichts dieser Probleme zu einer platonischen  Lösung sich zurückwandte, eine den gnostischen Kritikern des Pulus vergleichbare, stände das theologische Denken vor dem Problem, wie denn eine lebendige Beziehung der Seele zu Gott zu denken sei ohne Zeit.  

Zu beachten ist aber, daß das Besondere der Aufnahme Mariae in den Himmel, ihre leibliche nur erfaßt werden kann in dem Kontrast zur Vorstellung der Trennung der Seele vom Leib und des Aufstieges der Seele zu Gott. Aber das gilt so auch schon für den Propheten Elia.











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