Das Original und seine Kopie- oder wie der Synodale Weg das Deformprgramm: "Wir sind Kirche" abschrieb: (ein Auszug aus meinem Buch: "Der zensierte Gott"
2.12. Eine zeitgenössische Variante
der Rotte Korach
Wenden wir uns einem
zeitgenössischen Dokument dieser Gattung der Rottengeistertheologie zu, dem
Verein „Wir sind Kirche“. Sicher gäbe es intellektuell ansprechendere
Wiedergeburten dieser Kirchenrevoluzer, aber es gibt wohl kein anderes so
antikatholisches Reformprogramm, das in der Kirche so viele Anhänger und
Unterstützer findet wie das dieser Umstürzler. Das neue Rotte-Krach-Programm
ist natürlich umfangreicher als sein Urtyp, aber es ist derselbe Urgeist, der
aus beiden Programmen spricht: die Kirche zu Tode reformieren!
„Wir sind Kirche“ legte im Januar 1996 in dem
Publik-Forum-Dossier „Kirche in
Bewegung“ eine Art Manifest ihres Wollens und Tuns vor.
Niemand kann sagen, daß hier nicht freimütig und klar gesagt wurde, was sie
wollen. Die 5 Hauptpunkte des KirchenVolksBegehrens sind bekannt, sollen hier
aber doch noch einmal in Erinnerung gerufen werden:
Aufbau einer geschwisterlichen
Kirche
Volle Gleichberechtigung der
Frauen
Freie Wahl zwischen zölibatärer
und nichtzölibatärer Lebensform
Positive Bewertung der Sexualität
Frohbotschaft statt Drohbotschaft.
Man wird schwerlich eine
innerchristliche Reformbewegung in der Geschichte der Kirche mit einem
dürftigeren Programm finden, aber gerade das macht wohl auch gerade ihre Massenwirksamkeit
aus. 2 Millionen Unterschriften legitimieren - so die Meinung der Initiatoren
dieses Volksbegehrens - diese Reformvorschläge.
Diese Punkte werden dann im
Dossier Punkt für Punkt durch ein Meer von Detailforderungen konkretisiert.
Begründungen für diese Detailforderungen findet man kaum. Sie erscheinen den
Reformern wohl in sich so evident, daß sie keiner weiteren Begründung bedürfen.
Am Rande der Forderungskataloge werden dann Texte aus dem 2. Vatikanum
gestellt, ohne daß aber in irgendeiner Weise ein Zusammenhang zwischen den
Forderungskatalogen und diesen Konzilstexten erkennbar wird. Das schlichte
Nebeneinander soll hier einen nicht vorhandenen Zusammenhang vortäuschen.
Aufbau einer geschwisterlichen
Kirche
Der Detailforderungskatalog
beginnt gleich mit einem Paukenschlag: „Kein Lehramt mit
Unfehlbarkeitsanspruch, sondern ein repräsentatives Leitungsgremium, welches
demokratisch und auf Zeit gewählt wird und in geeigneten Städten tagt.“ (S.8)
Das heißt im Klartext: die Abschaffung des Papsttumes, die Ersetzung dieses
Amtes durch einen auf eine befristete Zeit gewählten Vereinsvorstand.
Antirömisch wird dann noch hinzugefügt, daß dieser Vorstand seinen Sitz nicht
in der ewigen Stadt Rom haben solle, sondern mobil mal hier mal dort tagen
soll. Unübersehbar wird schon mit dieser ersten Detailforderung unter der
Rubrik der „geschwisterlichen Kirche“ die Abschaffung der Römisch-Katholischen
Kirche gefordert. Denn zu dieser Kirche gehört nun einmal konstitutiv das von
Jesus Christus selbst eingesetzte Hirtenamt, das des Papstes. Petrus wurde
nicht demokratisch von Jesu Jüngern (besser hieße es: Schülern) erwählt,
sondern leider ganz autokratisch vom Herrn eingesetzt. Nicht ruft Jesus seinen
Schülern zu: „Unterrichtet euch jetzt selbst, hütet euch jetzt selbst“, sondern
er erwählt die 12 Apostel ganz und gar autokratisch, nur sie lädt er zum
„letzten Abendmahl“ ein, in dem er die Feier der Eucharistie einsetzt und sie
mit der priesterlichen Vollmacht der Darbringung des Meßopfers ausstattet. Und
Petrus wurde nicht mal von diesem Zwölferkreis gewählt, sondern allein durch
den Herrn eingesetzt.
Aber „Wir sind Kirche“ sind das
nur gräuliche Anfänge des Urchristentums, die es gilt, weit hinter sich zu
lassen, damit die Kirche im Lichte des deutschen Vereinswesens genese. Aber
nein, so deutschtümelnd ist diese Los-von Rom-Bewegung nicht: Sie fordern als
Idealgestalt der Kirche die eines gemeinnützigen Vereins nach amerikanischem
Vorbild.
Es heißt dann auch: „Der Konzern
Katholische Kirche muß dringend reformiert werden, das heißt in zahlreiche
autonome kleine Unternehmen umgestaltet werden“. (S.8) Das wäre die
Zerschlagung der Einheit der Kirche. Beachtenswert ist dabei auch das
Verständnis der Kirche als das eines Unternehmens. Man könnte sagen, daß das
Unternehmen Kirche sich neu auf dem freien Markt aufzustellen habe, um durch
eine Dezentralisierung flexibler auf den Regionalmarkt vor Ort agieren zu
können. Kirche, nein Danke, kann dieser Zerschlagungsvorschlag treffend
zusammengefaßt werden. Allerlei weitere Demokratisierungsvorschläge ergänzen
dann dies Grundanliegen der Umwandlung der hierarchisch verfaßten einen
katholischen Kirche in eine vereinsmäßig organisierte Religionsgemeinschaft.
Randständig wird diesem Ruf zur
Demokratisierung der Kirche nun eine bemerkenswerte Begründung zur Seite
gestellt. „Der Wunsch nach einer Kirche, welche die Gleichwertigkeit aller
Gläubigen sichtbar und strukturell zum Ausdruck bringt, ist mehr als die bloße
Angleichung der Kirche an die Forderungen nach Demokratie und Emanzipation.“(S.
7) Das ist ein bemerkenswertes Selbstzeugnis. Zu allererst ist das eben die
Forderung an die Kirche, sich gemäß der Welt zu gestalten. Die Welt wird damit
zum normativen Maßstab für die Gestalt der Kirche. Da nun die Weltmenschen die demokratische
Form für die beste aller denkbaren halten und nicht mehr die Monarchie oder die
Aristokratie, müsse es die Kirche den Weltmenschen recht machen und sich gemäß
ihren Vorstellungen gestalten. Implizite ist dabei die Vorstellung
mitschwingend, daß die Geschichte der Kirche ein permanenter Anpassungsprozeß
an die jeweiligen Wünsche und Bedürfnisse der Zeitgenossen gewesen sei.
Verklausuliert bringt das zum Ausdruck: „Wir wissen heute durch historische und
theologische Forschung mehr denn je, daß die derzeitige institutionelle Gestalt
der Kirche weniger unmittelbarer Ausdruck des Willens Gottes als vielmehr die
Form geschichtlich gewordener Entscheidungen und Strukturen ist.“ (S. 8) Das
„geschichtlich“ deutet dabei die Einpassung der Kirche in die jeweilige Zeit
an. Daß man dem urreformatorischen Anliegen, die Römisch-Katholische Kirche als
Abfall vom Urchristentum mit seiner von Gott so gewollten Urordnung auf den
Leim geht, wird hier nicht bemerkt. Das Anliegen dieser pseudokritischen
Erforschung der Kirche ist ja immer nur das eine: die illegitime Entfernung und
den Abfall der Kirche vom Urchristentum zu beweisen. Von vornherein wird dabei
die Kirche als getrennt von Gott gedacht. Als solche konnte sie sich dann vom
Ursprung entfernen und tat dies auch, auch wenn immer wieder mutige Reformer
sie zum Ursprung zurückriefen, vor allem Luther. Warum man sich als Katholik
dieser parteiischen Geschichtsschreibung zuwendet und sie kritiklos bejaht,
bleibt dabei völlig unreflektiert! Aber, und das ist nun das Befremdliche: Es
wird nun gefordert, so solle es auch weiterhin geschehen. Nicht Rückkehr,
sondern weiter Anpassen heißt jetzt die Maxime.Wie jedes Marktunternehmen sich
den jeweiligen Marktnachfragen anzupassen habe, so solle das auch die Kirche
unternehmen.
Aber da dies wohl selbst den
Deformern etwas zu dürftig erscheint, versuchen sie, dem noch eine theologische
Rechtfertigung beizufügen. Jetzt konterkarieren sie ihren eigenen
Anpassungsansatz, das Heil der Kirche läge im Sichanpassen an die Zeit, indem
sie nun plötzlich ein Zurück zu den Uranfängen fordern. Jetzt gibt es plötzlich
idealtypische Formen des Urchristentums, die jetzt noch normative Bedeutung
haben sollen. Stellen aus dem Neuen Testament werden angezeigt, aber ohne eine
Auslegung, drei Stellen aus der Apostelgeschichte, eine Paulusstelle und eine
aus dem Matthäusevangelium. Das wird man wohl schwerlich eine biblische
Fundierung nennen können. Sieht man sich die angezeigten Stellen an, kann man
aber nur noch staunen! Die Apostelgeschichte ist nun wirklich der Beleg für die
hierarchische Struktur der Urkirche! Die Apostel sind nicht demokratisch
Gewählte sondern von Christus autokratisch eingesetzt. Die Apostel und Priester
entscheiden im ersten Apostelkonzil ohne das Volk (Apg 15,6): Die Apostel und
die Ältesten traten zusammen, um die Frage zu prüfen. Erst zur
organisatorischen Umsetzung der Beschlüsse wurde dann das Volk hinzugezogen.
Apg 15, 22: Da beschlossen die Apostel und die Ältesten mit der ganzen
Gemeinde, Männer aus ihrer Mitte auszuwählen.
Und Paulus' Lehre von der Kirche
und ihren Ämtern: Was hat der Vergleich mit einem Leib, in dem jedes Glied
seine Aufgabe hat, mit Demokratie zu tun? Ein kleiner Blick in die jüngere
deutsche Ideengeschichte hätte diesen Deformern gezeigt, daß in der Weimarer
Republik gerade in antidemokratischer Intention das organologische Denken
vertreten wurde: Das soziale Gemeinwesen solle nicht demokratisch aufgebaut
sein, fußend auf dem Einzelmenschen, sondern das Gemeinwesen solle sich wie ein
Gesamtorganismus verstehen, in dem jeder immer schon ein Glied des Ganzen ist.
Paulus meint ja nicht, um im Bilde zu bleiben, daß das Auge mit dem Fuße
zusammen darüber zu debattieren hätte, wie die Ohren zu hören hätten! Die
Begeisterung für den urchristlichen Liebeskommunismus hat dann wohl dazu
geführt, zu überlesen, daß aller Besitz den Aposteln zu Füßen zu legen war.
Genau damit wird der Vorrang der Apostel in der Uhrgemeinde aber aufs
deutlichste unterstrichen. Es muß also konstatiert werden, daß die angezeigten
Stellen in keiner Weise Belege für eine demokratische Struktur des
Urchristentums sind.
Wenn man sich dann noch vor Augen
hält, daß das Verhältnis Jesu zu seinen Jüngern das eines
Lehrer-Schüler-Verhältnisses war, dann wundert es nicht, daß sich diese Struktur
im Urchristentum prolongiert in dem Verhältnis
des Amtes zur Gemeinde. Die Apostel setzt der Lehrer Jesus ein als seine
Nachfolgelehrer, und die wiederum setzen ihre Nachfolgelehrer ein. Nirgends
findet sich ein Indiz für eine demokratische Wahl der Apostel oder Presbyter in
der Bibel!
Nun wird versuchsweise auch ein
theologisch systematisches Argument beigebracht: „Eine Kirche will Zeichen sein
für die unbedingte Zuwendung Gottes zu den Menschen“. Und diese unbedingte
Zuwendung zu jedem Menschen verlange nun eine Demokratisierung der Kirche! Die
Vorstellung einer unbedingten Zuwendung Gottes zu den Menschen ist nun selbst
eine sehr fragwürdige Darlegung des Verhältnisses Gottes zu den Menschen. Gott
will das Heil aller Menschen, das könnte man als unbedingten Heilswillen Gottes
bezeichnen. Aber er setzt einen Ordo Salutis. „Wer glaubt und getauft wird,
wird gerettet, wer nicht glaubt, wird verdammt“. Mk 16,16 kann als Kurzfassung
dieses Heilweges bezeichnet werden. Somit werden Bedingungen gesetzt für das
Heil; das Heil gilt nicht jedem bedingungslos.
Zur Veranschaulichung: Wenn ein
Lehrer sagt, ich möchte, daß alle am Ende des Schuljahres die Versetzung
schaffen, dann kann das der Ausdruck der Liebe des Lehrers zu seinen Schülern
sein. Wenn dann aber nicht alle die Versetzung schaffen, einige also sitzen
bleiben, widerspricht das nicht der Nächstenliebe des Lehrers. Es zeigt aber,
daß es sich mit der unbedingten Nächstenliebe zu den Schülern verträgt,
Anforderungen an die Schüler zu stellen, und wenn diese Anforderungen nicht
geleistet werden, Schülern die Versetzung zu verweigern. Das Ziel des
Eintrittes in das ewige Leben ist an Bedingungen geknüpft, die der Mensch zu
erfüllen hat, also, daß er glaubt und getauft wird. Erfüllt er sie nicht, tritt
er nicht ein ins Reich Gottes. Es gehört zur Grundsubstanz der
Reich-Gottes-Verkündigung, daß Jesus nicht verkündet, daß jeder, der eintreten
möchte in das ewige Leben, auch eintreten dürfe. Deshalb gibt es keine
unbedingte Zuwendung Gottes zu den Menschen, wenn darunter die hinreichende
Bedingung für den Eintritt in das Reich Gottes verstanden würde.
Warum nun aber Gottes unbedingter
Heilswille, daß alle das ewige Heil erreichen sollen, eine demokratische
Struktur erfordern soll, ist völlig unklar! Um des Zieles willen, daß alle
Schüler die Versetzung schaffen oder alle Kranken eines Spitales Gesundung
erfahren, wird ja auch niemand eine
demokratische Organisation der Schulen oder der Spitäler einfordern! Und: im
Urchristentum gab es keine Demokratie. Sie gab es nur als Forderung der Rote
Korachs, die gegen Gottes Ordnung der Hierarchie protestierte mit der
Revolutionsparole: „Alle sind heilig, die ganze Gemeinde, und der Herr ist
mitten unter ihnen. Warum erhebt ihr euch über die Gemeinde des Herrn?“ ( Num, 16,5). Um dieser Revolution wider die von Gott
eingesetzte Hierarchie willen wurde diese
Rotte von Gott selbst ausgerottet!
Also resümieren wir: Die
Vorstellung einer unbedingten Zuwendung Gottes zu den Menschen schließt die
Tatsache nicht aus, sondern ein, daß Gott uns den Weg des Heiles offenbart hat,
der die Bedingungen des Eingelassenwerdens in das Reich Gottes benennt. Nur,
wer diese Bedingungen erfüllt, geht ein ins Reich. Völlig unklar bleibt dann
aber, warum Gottes unbedingter Heilswille eine demokratische Struktur der
Kirche erheischen soll. Jesus Christus war kein Demokrat, und nie war die
Kirche demokratisch! Es bleibt so nur eines übrig: „Wir sind Kirche“ fordern
die Demokratisierung der Kirche, weil die Weltmenschen die Demokratie für die
beste Organisationsform erachten. Aber so würde doch zu oberflächlich
geurteilt. Des Pudels Kern ist nämlich die Frage: Wer ist der Herr der Kirche?
Demokratie heißt, daß das Volk herrschen soll und nicht mehr ein von Gott
eingesetzter Monarch. Der antimonarchischen Intention der Forderung nach der
Demokratie als der wahren Regierungsform liegt so eine antitheozentrische
Intention zugrunde: Gott soll nicht mehr durch einen von ihm dazu Erwählten
regieren, sondern das Volk. Und so ist auch die Forderung nach einer
Demokratisierung der Kirche im wesentlichen die Forderung nach der Entmachtung
Jesu Christi selbst: Er soll nicht mehr regieren, sondern wir Menschen wollen
selbst in der Kirche regieren und so die Kirche zu unserer Kirche machen. Wenn
der Herr nicht mehr der Herr ist über seine Kirche, dann erst kann sie frei
nach dem Belieben unserer menschlich allzumenschlichen Wünsche umgestaltet
werden.
Es ist eine altbekannte Tatsache,
daß die Demokratie immer gefährdet ist, sich zur Ochlokratie zu pervertieren.
Überfliegt man das Dossier und nimmt wahr, welchen beherrschenden Stellenwert
das Thema Sex einnimmt, die Kirche solle ihre Sexualmorallehre liberalisieren,
dann zeigt dies wohl eine ochlokratische Tendenz in dieser Reformbewegung auf.
Ihr Bauch ist ihnen nicht mehr ihr Gott, wie Paulus einst seine Kritiker
entlarvte, sondern ihre sexuellen
Wünsche und Begierden. Das gibt dieser Reformbewegung ihren vulgären und darum
so populären Charakter. Man denke an die bittere Wahrheit, daß die Forderung
nach einer Demokratisierung der Kunst immer nur ihre Pornographiesierung zur
Folge hat!
Volle Gleichberechtigung der Frauen
Der zweite Forderungskatalog der
vollen Gleichberechtigung der Frauen ist eine Addition von der Forderung der
Demokratisierung der Kirche und der Forderung, daß alle Ämter und Leitungsämter
Frauen offen stehen sollen, also das Frauenpriestertum eingeführt werden soll.
Zu diesem Punkte ist schon so vieles geschrieben worden, daß ich hier nur noch
Eulen nach Athen tragen könnte. Deshalb sei hier nur auf ein Problem
hingewiesen. Der Priester empfängt in der Weihe die Vollmacht, Wein in das Blut
Christi, Brot in den Leib Christi zu verwandeln. Jetzt könnte jemand meinen,
daß Brot und Wein für die Feier der Eucharistie aus dem kulturellen Kontext des
Urchristentums sich ergeben haben. Jetzt könne man auch statt Wein Bier nehmen
und statt immer Brot auch eine Bratwurst. Jetzt spräche der Priester über Bier
und Bratwurst die Konsekrationsworte - würde sich dann Bier in das Blut Christi
und die Bratwurst in das Fleisch Christi wandeln? Mitnichten! Die Vollmacht zur
Wandlung bezieht sich auf Brot und Wein und nicht auf Bier und Bratwurst!
Christus hat Männer zu Priestern
geweiht, als er die erste Eucharistie feierte, und keine Frau, nicht einmal
Maria, seine Mutter. Wie nehmen nun die Befürworter des Frauenpriestertumes an,
daß eine Frau die Vollmacht zur Konsekration empfangen kann? Der Empfänger muß
zur Gabe passen! Nur Brot und Wein gilt die Vollmacht des Verwandeltwerdens,
nicht dem Bier. Männern gilt die Verheißung, daß sie nach Gottes Ordnung die
priesterliche Vollmacht empfangen können. Wo gibt es die Verheißung Christi, daß diese auch
Frauen empfangen können? Wo gibt es im alten Bund Priesterin? Und warum soll es
dann im neuen Bund Priesterin geben? Es ist zu vermuten, daß es Frauen, die zum
Priestertum geweiht würden, so erginge wie dem Bier, über das ein Priester die
Wandlungsworte spräche: Es geschähe nichts; das Brot bliebe Brot und die Frau
ohne die Priestervollmacht. Denn der Empfänger muß von seiner Natur zu der ihm
durch das Sakrament übermittelten Gnade
passen! Daß die Frau von ihrer Natur dazu passe, dafür gibt es keinen Beleg in
der hl. Schrift oder in der Lehre der Kirche! Und ohne die durch das Weihesakrament
vermittelten geistlichen Vollmachten wären alle Amtshandlungen des Priesters
vollkommen ungültig. Das heißt konkret: Wer die Kommunion in einer von einer
Priesterin geleiteten Eucharistiefeier empfinge, der empfinge nichts außer Brot
und Wein! Wer bei ihr beichtete, empfing keine Lossprechung seiner Sünden. Die
Gemeinde würde so nur betrogen werden, erhielte sie Priesterin! Wer das
Frauenpriestertum fordert, damit überall wieder Eucharistie gefeiert werden
könne, schafft damit die Eucharistie ab, weil so die Gemeinde nur Brot und Wein
empfinge und sonst nichts! Nebenbei: Im Protestantismus hat zuerst Luther das
Priestertum abgeschafft, indem er das Meßopfer beseitigte und nur ein sakramentales Abendmahl
übrigließ. Daß eine Frau die Leiterin eines Mahles sein kann, das paßt dann
auch zur Natur der Frau als Hausfrau, und so war es dann auch nur noch eine
Frage der Zeit, bis Frauen Pfarrerin werden durften. Aber es gibt keine
evangelische Priesterin, weil es im Protestantismus auch keine Priester gibt.
Zudem: Die Forderung nach einer
Veränderung der Zugangsbedingungen zum Priesteramt wird dabei lautstark
begründet mit der Wichtigkeit der Eucharistiefeier für die Gläubigen. Damit es
keine Gemeinde ohne die Eucharistiefeier gäbe, solle der Zölibat fallen und das
Frauenpriestertum eingeführt werden. Könnte man meinen, daß den Deformern also
die Eucharistiefeier so wichtig ist, wird man kurz darauf aber eines besseren
belehrt: „In priesterlosen Gemeinden hat die Zusammenkunft zum sonntäglichen
Gemeindegottesdienst (zum Beispiel Wortgottesdienst) Vorrang vor der Teilnahme
an einer Eucharistiefeier in einer Nachbargemeinde.“ (S. 22) So unwichtig ist
hier die Eucharistie, daß man auf sie verzichtet, um nicht in der
Nachbargemeinde sie zu feiern! Man
bleibt lieber daheim ohne das Altarsakrament!
Freie Wahl zwischen
zölibatärer und nichtzölibatärer Lebensform
Der dritte Punkt spricht nun das
materiale Hauptthema der Reformbewegung an, das Thema: Sex. Zwischen dem
formalen Anliegen, dem der Demokratisierung, dem Außerformbringen der Kirche
und der Forderung nach der Aufhebung des Zölibates für Priester besteht ein
enger Zusammenhang.
Die Demokratisierung ist die
formale Voraussetzung dafür, daß nun die Menschen frei nach ihrem Geschmack und
ihren Wünschen die Inhalte der Kirche bestimmen. Und die Verpflichtung zum
priesterlichen Zölibat ist nun eine Ordnung, die unserer ganz vom
hedonistischen Geist erfüllten Zeit zutiefst zuwider sein muß. Als Argument
wider den Zölibat fungiert wieder die Zauberformel vom geschichtlich
Gewachsensein dieser Ordnung. Damit soll die Relativität dieser Ordnung
fundiert werden. Gewachsensein meint dann nicht eine Weiterentwicklung aus den
Anfängen heraus, sondern ein Bedingtsein durch externe Ursachen, sodaß das
Wachsen mehr ein Fremdbestimmtsein durch anderes ist als eine selbständige
Selbstentwicklung. Unreflektiert wird dabei zudem vorausgesetzt, daß die
Geschichte der Kirche eine ohne Gott ist. Der Hl. Geist mag zwar beim ersten
Apostelkonzil gegenwärtig gewesen sein. Dort konnte das Apostelkonzil noch von
sich sagen: „Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen“ (Apg 15,28),
aber das darf eben für alle anderen Entscheidungen der Kirche nicht mehr
gelten. Denn sonst müßten ja die weiteren Beschlüsse von Konzilien auch
verbindlich sein. Das sei aber ferne! rufen unsere Reformer von „Wir sind
Kirche!“
Weil diese Ordnung nur
geschichtlich entstanden sei, sei sie nicht verbindlich, ist somit eine These,
die mit dem katholischen Verständnis von der Kirche als Leib Christi nicht
vereinbar ist. Denn die Kirche glaubt an ihr Geführtwerden durch ihren Herrn,
ihr Haupt Christi. Gerade weil es eine katholische Ordnung geworden ist, eine,
die die ganze Römische Kirche praktiziert, ist es auch eine wahre Ordnung.
Positive Bewertung der
Sexualität
Der vierte Punkt der Reformagenda
wurde nun schon durch den dritten vorbereitet. Es wird eine positive Bewertung
der Sexualität gefordert. Die Kernthese lautet, daß es die Aufgabe der Kirche
sei, ihren Mitgliedern zu helfen, eine ihrem Gewissen gemäße Praxis der
Sexualität zu finden. (S. 25) Das wäre die Aufgabe der gesamten Morallehre der
Kirche zugunsten einer protestantischen Gewissensethik. Mein Gewissen allein
ist für mich die letztgültige Entscheidungsnorm. Damit wird die Moral der
Gewissensfreiheit untergeordnet und zum Spielball der menschlichen Willkür. De
facto wird so der Zeitgeist zur Quelle der Morallehre der Kirche. Das Dossier
nennt das, ihren Gliedern einen Freiraum zu gewähren, in dem sie dann
selbstverantwortlich entscheiden können. Und damit schließt sich der Kreis,
indem wir so auf die erste Forderung zurückverwiesen werden, die nach der
Abschaffung des päpstlichen Lehramtes. Diese Forderung beinhaltet somit auch
die Forderung nach der Abschaffung jeder verbindlichen kirchlichen Morallehre
zugunsten der Vorstellung, daß jedem sein Gewissen die letztverbindliche
Instanz der Moral ist und somit nicht die Lehre der Kirche.
Damit könnten wir diesen Punkt
abschließen, gäbe es da nicht noch die Forderung nach einer Rückkehr zur
Teilnahme der kirchlichen Beratungsstellen für Schwangere in die staatliche
Pflichtberatung. (S. 25) Das Entscheidende ist dabei, daß in Deutschland Mütter
ihre ungeborenen Kinder nur straffrei töten lassen können, wenn sie einen
Schein vorlegen, der ihnen bestätigt, daß sie sich von einer staatlich anerkannten
Beratungsstelle beraten lassen haben. Nur wer bereit ist, solche Lizenzen zum
Töten auszustellen, kann anerkannter Partner der staatlich anerkannten Beratung
sein. Ob der Pflicht zur Ausgabe solcher Tötungslizenzen ist die Kirche in Deutschland aus dieser Beratungspraxis
ausgetreten. Nicht trat sie aus, weil sie Schwangere nicht beraten will,
sondern weil die Ausstellung von Tötungserlaubnissen von ungeborenen Menschen
mit der Moral der Kirche unvereinbar ist. „Wir sind Kirche“ wollen dagegen, daß
die Kirche Beihilfe zum Töten von ungeborenen Kindern leistet durch das
Ausstellen dieser Tötungserlaubnisscheine.
Professor Häring bringt das in
seiner Kritik am hl. Vater Franziskus auf den Punkt im Geiste dieser Reformbewegung, wenn er kritisiert,
daß der Papst gegen Abtreibung, Homosexualität und das Frauenpriestertum ist.
Hier müsse der Papst seine Meinung ändern. (Vgl.: Internetseite: Wir sind
Kirche Deutschland, Aussendung Härings zum hl. Vater Franziskus.)
Wir kennen den makaberen Witz:
„Was ist Demokratie? Demokratie ist, wenn zwei Wölfe und ein Lamm darüber
entscheiden, was es zum Mittagessen gibt.“ Die ungeborenen Kinder sind so das
prominenteste Opfer von „Mehr Demokratie wagen!“ So einst W. Brandt, und diese
Reformbewegung stößt ins selbe Horn: Unter dem Vorwand des Beratenwollens will
sie wieder Tötungslizenzen ausstellen lassen!
Frohbotschaft statt
Drohbotschaft
Als Abschluß kommt nun noch der
skurrilste Teil: „Frohbotschaft statt Drohbotschaft“. Der Untertitel lautet:
„Mehr helfende und ermutigende Begleitung und Solidarität anstelle von
angstmachenden und einengenden Normen.“ Mit Bedauern müssen wir feststellen,
daß unser Heiland diese moderne Seelsorgemaxime noch nicht gekannt hat und so
auch nicht praktizierte! Wenn er das schon gewußt hätte, nie hätte er gesagt:
„Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet, wer aber nicht glaubt, wird
verdammt werden!“ ( Mk, 16,16 ) Zu der Frohbotschaft „wird gerettet werden“
gesellt sich gleich die Drohbotschaft zu „wird verdammt werden“.
Ob im Sinne von „Wir sind Kirche“
Ärzte demnächst nicht mehr ihren Patienten drohen dürfen: „Wenn sie sich nicht
operieren lassen, werden sie in Bälde sterben?“ Dürfen Sie nicht mehr zum
Raucher mit schwerer Lungenentzündung sagen: „Wenn sie nicht aufhören mit dem
Rauchen, werden sie nicht mehr gesunden?“ Lassen wir diese Abstrusität auf sich
beruhen. Es kann keinen Weg des Heiles geben, der nicht verbunden wäre mit der
Warnung und Drohung, daß, wer diesen Weg nicht beschreitet, nicht das Ziel des
Heiles erreichen wird. Das gehört konstitutiv zu jeder Heilslehre dazu. Wo es
eine offenbarte und erkannte Wahrheit gibt, da ist immer auch die Warnung vor
den Folgen der Mißachtung der Wahrheit zugegen!
Soweit mein Buch. Es wird nun jedem Leser leicht fallen, das hier Dargelegte in den Texten des Synodalen Weges wiederzufinden. Durch Kreativität und Originalität zeichnet sich der Synodale Irrweg wirklich nicht aus!