Samstag, 30. November 2024

Ein moraltheologischer Rückblick auf den Volkstrauertag: Sind alle deutsche Soldaten des 2.Weltkrieges Kriegsverbrecher, zumindest die der Waffen SS?

 

Ein moraltheologischer Rückblick auf den Volkstrauertag: Sind alle deutsche Soldaten des 2.Weltkrieges Kriegsverbrecher, zumindest die der Waffen SS?

Wer sich für die Historizität dieser Frage interessiert, der sei an das Buch: „99 populäre Irrtümer über den Zweiten Weltkrieg“von Florian Urban verwiesen, ein Aufklärungswerk bester Qualität. Zur aktuellen Auseinandersetzung um den Volkstrauertrag verweise ich auf den gediegenen Artikel: „Eine Nachlese zum Volkstrauertag – von Dominik Kaufner“ der Internetseite: „Sezzion“ vom 28.Nov. 2024. Hier soll sich auf eine rein moraltheologische Betrachtung beschränkt werden.

Da diese Frage emotional sehr aufgeladen ist, sodaß dies eine sachliche Erörterung sehr erschwert, soll jetzt nicht in medias res gegangen werden, sondern das Ziel über einen Umweg erreicht werden. Gesetz den Fall, ein Mann wird in einem Indizienpozeß wegen eines Mordes zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt. Der Gefängniswächter X ist nun auch für diesen Gefangen in der Justizvollzugsanstalt (JVA) zuständig. Nach 5 Jahren Haftzeit wird aber eindeutig von einem Gericht festgestellt, daß dieser Mann nicht der Täter gewesen ist, da ein anderer den Mord begangen hat. Solange menschliche Richter über Angeklagte urteilen, kann nie hundertprozentig ausgeschlossen werden, daß ein Unschuldiger verurteilt wird.

Es soll sich nun auf den Gefängniswerter X kapriziert werden.Ist dieser in einem moralischen, nicht strafrechtlichen Sinne schuldig geworden, da er mithalf, 5 Jahre lang einen Unschuldigen in einem Gefängnis einzukerkern? Diese Frage wäre zu bejahen, wenn er gewußt hätte, daß der Verurteilte unschuldig war oder daß es fahrlässig , gar grob fahrlässig von ihm gewesen war, nicht zu erkennen, daß dieser Inhaftierte unschuldig war. Verfügt aber ein Gefängniswerter überhaupt über die Sachkompetenz, prüfen zu können, ob ein Verurteilter zu recht oder zu unrecht von einem Gericht verurteilt wurde? Im Regelfall ist das auszuschließen. Auch gehört es nicht zu seinen Berufspflichten, zu prüfen, ob ein gerichtlich Verurteilter zu recht verurteilt wurde. Von einem Gefängniswärter ist zu verlangen, daß er seinen Berufspflichten nachgeht. Wenn er diese diesem Gefangenen gegenüber erfüllt hatte, dann ist er nicht nur strafrechtlich sondern auch moralisch unschuldig, auch wenn objektiv geurteilt dem Gefangenen 5 Jahre lang in der JVA ein Unrecht angetan wurde.

Gilt das so auch für den deutschen Soldaten und auch im Regelfall für die Soldaten der Waffen-SS? Wenn heute die Geschichtswissenschaft fast einhellig den 2.Weltkrieg als einen Unrechtskrieg, von Deutschland initiiert beurteilt,dann besagt daß ja nicht, daß das so von jedem deutschen Soldaten so erkennbar war. Auch gehört es nicht zu den Berufspflichten eines Soldaten, in einem Kriegsfalle zu überprüfen, ob dieser Krieg ein gerechtfertigter ist, indem er die Kritierien der Lehre vom Gerechten Krieg auf den jetzt aktuellen Kriegsfall anwendet, um seine Legitimität zu prüfen.Man muß konzedieren, daß ein einfacher Soldat mit einer solchen Prüfung hoffnungslos überfordert ist, den wie gering sind in der Regel seine Kenntnisse über die Gründe und Motive, warum es zu dem Krieg überhaupt kam.

Für einen Soldaten im Kriegsfalle, und das gilt nun deshalb auch so für jeden deutschen Soldaten des 2.Weltkrieges, gilt, daß er sich moralisch geurteilt nur dann verbrecherisch verhalten hat, wenn er für ihn selbst eindeutig erkennbar gegen seine Berufspflichten verstoßen hat. Hier wird und muß man urteilen, daß für die allermeisten deutschen Soldaten dieser Fall nicht gegeben war. Als eine Ausnahme müssen wohl die Soldaten angesehen werden, die in den Konzentrationslagern tätig waren,, aber selbst die allermeisten Soldaten der Waffen-SS haben nie ein KZ von innen gesehen. Wer nun nicht pazifistisch gesonnen, jede Kriegsführung als moralisch verwerflich verurteilt, wird nicht umhinkommen, anzuerkennen, daß die deutschen Soldaten in der Regel keine Kriegsverbrechen begingen. Ausnahmen bestätigten das dann nur.

Wehe den Besiegten!“, heißt es. Unverkennbar ist aber das Interesse der westlichen Siegermächte, nach dem Militärsieg über Deutschland, die Deutschen als ganzes auch noch moralisch zu besiegen durch die Kollektivschuldthese, daß das ganze deutsche Volk und selbstverständlich alle deutschen Soldaten kriegsverbrecherisch gewesen seien. Nach dem verlorenen 1.Weltkrieg war Deutschland ja aus der Perspektive der Siegermächte erschreckend schnell wieder erstarkt und deswegen sollte nach dem zweiten Sieg über Deutschland ein erneutes Erstarken verunmöglicht werden. Dazu diente eben auch das Instrument des Kollektivschuldnarratives des ganzen deutschen Volkes an dem verbrecherischem Kriege. Hier wird so die Moral instrumentalisiert zur Prolongierung des Kampfes wider Deutschland. Die Musterschüler dieses Kriegschuldnarratives demonstrierten dann ja 1989f gegen die Wiedervereinigung Deutschlandes mit der Parole: „Nie wieder Deutschland!“

Moraltheologisch kann nur dann von einer Sünde von Soldaten in einem Kriege gesprochen werden, wenn der Soldat eindeutig für ihn erkennbar gegen seine Berufspflichten verstoßen hat. Eine Gesamtbeurteilung eines Krieges, ob er ein gerechter oder kein gerechter ist, übersteigt auf jeden Fall die Kompetenz eines Soldaten. Auch er kann nur für das verantwortlich gemacht werden, wofür er auch wirklich verantwortlich machbar ist.



1.Zusatz:

Daß der nationalozialistische Staat eine Diktatur war, war aus der sowjetischen Sicht wahr, denn hier sah man im NS-Staat eine tyrannische Gewaltherrschaft über das deutsche Volk im Interesse der Kapitalistenklasse, während man in den USA eher von einer Willenseinheit des deutschen Volkes mit ihrer politischen Führung ausging, der Führer tat, was das Volk wollte. Deshalb führte man den Krieg gegen Deutschland, wohingegen Stalin den Krieg zur Befreiung führte gemäß seiner marxistischen Ideologie. Hitler war aus der westlichen Sicht so ein Diktator, weil er die ganze Welt erobern und unterdrücken wollte, er regierte aber eigentlich nicht diktatorisch das Volk, denn das stimmte ihm doch zu gemäß dem Kollektivschuldnarrativ

2.Zusatz:

Nie wird so viel gelogen wie während des Krieges, klärte uns Otto von Bismarck auf. Wir dürfen davon ausgehen, daß so manches deutsche Kriegsverbrechen eine Erfindung der feindlichen Kriegspropganda ist. 

Freitag, 29. November 2024

Eine Skurilität: Werden die Apostel weggezaubert in der heutigen Kirche?

 

Eine Skurilität: Werden die Apostel weggezaubert in der heutigen Kirche?



Gehet hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen“, so spricht Jesus Christus selbst (Mk 16,15). Nur, zu wem sagt er das, wen beaufttagt er so? Die 11 Apostel, er beauftragt sie damit.Im Matthäus- wie im Lukasevanglium beauftragt der Auferstandene ebenso die 11 Apostel! Aber in Predigten hört man doch regelmäßig, daß jeder Getaufte dazu berufen sei, ein Zeuge des Evangeliumes zu sein. Im Johannesevangelium setzt der Auferstandene den Apostel Petrus als den Hirten seiner Kirche ein. (Joh 21,15-23). Er sagt nicht: „Weil ich euer Hirte bin, bedürft ihr keines anderen Hirten“ noch sagt er: „Hütet euch selbst, denn als mündige Christen bedürft ihr keiner Apostel und schon gar keines monarchisch euch regierenden Hirten. Das „Weide“ ist nämlich der terminus technicus für das Regieren eines Volkes durch einen Monarchen. Aber nicht erst seit dem Syodalen Weg widestreiten die Schafe ihrem Hirten und propagieren dagegen das Ideal des sich selbst regierenden Volkes, das keine Hirten mehr will sondern gewählte Parlamentarier, die dann in Synoden den Kurs der Kirche festlegen.

Der Herr der Kirche lud nur seine 12 Apostel zu seiner ersten Eucharistiefeier ein, wo er sie auch zu Priestern weihte. Warum hören wir dann im Gottesdienst regemäßig, daß er seine „Jünger“, „seine Freunde“ eingeladen hätte? Eine Tendenz zu einer Verlesung dieser Texte, als wenn aus ihnen Bausteine zu dem Vorhaben einer Enthierarchisierung und Verdemokratisierung der Kirche geformt werden sollten, ist eben doch unverkennbar. Daß der Herr der Kirche seine 12 Apostel berief ohne daß die anderen Schüler ein Mitspracherecht, wer denn nun die „Vorstandschaft“ der Urgemeinde bilden solle, von Jesus zugebilligt wurde, demonstriert aber überdeutlich, wie wenig der Herr der Kirche für demokratische Gestaltungsformen für die sich herauskristallisierende Kirche übrig hatte und daß obgleich die Demokratie als eine Regierungsform den Zeitgenossen Jesu wohl vertraut war. Jesus beriet sich nicht einmal mit den 11 Aposteln, wer den von ihnen das eine Hirtenamt ausüben solle, sondern erwählte dazu ganz autark den Apostel Petrus.

Zu wem sagte Jesus denn, als er auf den Streit unter seinen Schülern reagierte, wer unter ihnen der größte sei: „Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein“? (Mk 9,35) Das sagte er zu den 12 Aposteln und qualifizerte so das besondere Amt, das er dann dem Apostel Petrus übertrug. Diese Aussage gilt nur für den, der auch wirklich der Erste sein will! Hier ist nicht gemeint, daß die Urkirche eine Gemeinde ist, in der jeder der Diener jedes anderen sei, sondern es soll nur einen geben, der der Diener aller ist. Hierarischer geht es nicht. Wo eine gottgewollte Hierarchie existiert läßt sich nicht lange der Aufstand gegen diese Ordnung auf sich warten: Von den ersten Antihierarchern der Rotte Korach bis zum jetzigen Synodalen Weg. Daß die Kirche eine apostoliische ist und keine geschwisterliche, das ist für jeden demokratisch Gesonnenen einfach das Inakzeptable der Kirche Jesu Christi schlechthin.

Corollarium:

Der Gehalt der Kirche, daß ihr Zentrum von Gott selbst offenbarte Wahrheiten bildet und ihre Organisationsform korrellieren miteinander. Die Wahrheiten des Glaubens sind offenbarte und sind wahr ob der Autorität des Offenbarers und deswegen keine diskursiv gar parlamentarisch hervorgebrachte Erkenntnisse sondern als offenbarte werden sie hierarchisch vermittelt.  



Donnerstag, 28. November 2024

Adventszeit – und ihr Lieblingsthema: Wo finde ich Ruhe in der vorweihnachtlichen Hektik? Eine befremdliche Anthropologie

 

Adventszeit – und ihr Lieblingsthema: Wo finde ich Ruhe in der vorweihnachtlichen Hektik?



Eigentlich wäre in der Adventszeit doch Gewichtiges zu predigen, wenn wir zurückschauen auf das Wunder der heiligen Nacht der Geburt unseres Erlösers und vorausschauen auf seine uns verheißende Wiederkehr in Herrlichkeit, aber seltsamerweise erinnere ich mich in der Rückschau auf gehörte Predigten und auf Betrachtungen zur Adventszeit zuerst an die Lamentierei über die Hektik der Adventszeit und der so ach so sehr ersehnten aber nicht auffindbaren Ruhe. Ruhe suchten wir Menschen just in dieser Zeit, aber dies Gut verwehre uns diese Zeit. Ein Gang in die Kirche, um da dann die so ersehnte Ruhe zu finden, wird dann gar empfohlen. Sollte denn etwa die hl.Messe ein Ausruheprogramm sein, in dem ein eigentümlich Bekleideter mit anderen Akteuren auf der Altarbühne agierend dem Publikum etwas Entspannendes und Unterhaltsames darböte, was er in der Kirchenbank ruhig sitzend genießen könne?

Woher stammt denn nun der Begriff der Ruhe als etwas sehr Erstrebenswertes? Doch wohl nicht aus der Verheißung des Ruhestandes, daß man nun in die Rente gehen kann, zumal neuerdings der Ruhestand gern als ein Unruhestand bezeichnet wird, daß eben die heutigen Senioren noch sehr aktiv am Leben teilnehmten und nicht sich auf ihrem häuslichen Kanapee sitzend zur Ruhe begeben hätten.

Ein kurzer Blick in das Alte Testament klärt auf: Als Ruhe wird hier die Zeit benannt, in der Israel keinen Krieg führte gegen seine Feinde ringsherum und bedeutet so nichts anderes als negativ eine Zeit der Abwesenheit von Kriegen und positiv eine Zeit, in der die Menschen nicht durch Kriege darin behindert wurden, das zu tuen, was sie tuen möchten.Gott ist der Gewährer solcher raren Friedenszeiten, zumeist herrschte Krieg.

Um die Anziehungskraft des Begriffes der Ruhe aber zu erfassen, bedarf es noch eines Blickes in die aristotelische Handlungstheorie. Ein Subjekt handlt nur, wenn ihm etwas fehlt oder er an einem Ort sich befindet, wo er nicht sein will. Etwas Negatives motiviert zum Sichbewegen hin, um dann, wenn das Bewegungsziel erreicht ist, wieder zu ruhen. So strebe alles nach der Ruhe, aber strebt nach ihr, und bewegt sich so, da es das Ziel noch nicht erreicht habe. Demzufolge bewegt Gott sich überhaupt nicht, da in ihm kein Mangel sei und es für Gott auch kein Ziel geben könne, daß ER noch nicht erreicht hätte. Des Menschen Geschick sei es nun, sich dauernd bewegen zu müssen, da ihm irgendwie immer etwas fehle. So steht mitten in der Nacht ein Mensch aus seinem Bette, da ein Hungergefühl in zum Kühlschrank treibe und erst nachdem er etwas gegessen habe, könne er retour im Bette weiterschlafen. Das Ziel sei so das ewige Ruhen im Schlafe.

Eine sozialgeschichtliche Perspektive erklärt den Sitz im Leben von dieser Handlungstheorie, die das Ideal der Ruhe aus sich heraussetzt. Wer vermögend war, ließ seine Subalternen für sich arbeiten, am meisten die Sklaven, sodaß es geradezu das Privileg der Reichen war, zu ruhen, sich ganz der Muße hingebend. Aber es drängt sich die Frage auf: Ist so ein Ruhen wirklich ein erfülltes Leben? Der von seiner Arbeit Erschöpfte mag das Ruhen Daheim auf dem Sofa als die schönste Freizeitbeschäftigung ansehen, aber die meisten erachten doch eher ihre Freizeitaktivitäten als wesentlicher für ihr Leben als ihr Arbeitsleben, in dem sie halt ihren Lebensunterhalt verdienen müssen. In der Freizeit will etwas erlebt werden, isb an einem freien Wochenende und nicht will man da ruhen und nichts als ruhen.

Wer Christkindlmärkte aufsucht, kann da etwas nicht vorfinden, nämlich Menschen auf der Suche nach Ruhe. Seltsam, aber die allermeisten suchen genau zu den Zeiten einen Weihnachtsmarkt auf, wenn da am meisten „los“ ist. So kann man auch manchmal hören: „Zu dem gehe ich nicht, da ist nichts „los“. Wo was „los“ ist, da ist keine Ruhe, kein Ruheraum und gerade deshalb strömen die Menschen da hin.

Ruhe“ erscheint so als eine Deintensivierung des Lebens und ist so nur Erschöpften und Ermüdeten etwas Erstrebenswertes, sonst sehnt sich der alltäglich Lebende eher nach einer Intensivierung seines Lebens, daß er was erleben möchte, daß da sich was ereignet, das aus dem Rahmen der Alltagsroutine herausfällt. So sind heilige Zeiten genau das Gegenteil von solchen Ausruh- und Regenerierungszeiten, sondern in ihnen soll sich das Außergewöhnliche ereignen, der Mensch aus dem profan Alltäglichen in den Raum des Heiligen versetzt werden.

Was der Handlungstheorie, die das Ziel jedes Handelns in dem Ersteben eines Ruhezustandes sieht, fehlt ist das Wissen um ein Handeln um des Handeln willens, daß etwa jemand ein Buch liest, eine Musik hört um des Lesens und Hörens willen, und nicht um damit einen Zweck zu erreichen, der außerhalb dieses Handelns selbst liegt, als wäre jede Handlung immer nur der Struktur nach ein Sichbewegen von A nach B, um dann im erreichten B zu ruhen, da in A nicht geruht werden konnte.

Die Verheißung des ewigen Lebens ist deshalb nicht die Verheißung eines ewigen Ruhens auf einer Ruhebank, auf der sich man von den Mühsalen des Erdenlebens für immer erholt, um nur noch zu ruhen. Eine solche ewige Ruhe wäre ja faktisch kaum von einem ewigen Ruhen im Grabe zu unterscheiden, ja dies Ruheleben käme einem Todsein gleich. Im Alten Testament dagegen ist die Ruhe als eine Phase der Abwesenheit von Kriegen nur der Ermöglichungsgrund für ein gutes aktives Leben, das nicht fremdbestimmt ist durch die Nöte von Kriegen. 

Zusatz:

Der Reformator Zwingli kritisierte Luthers Seelenschlaftheorie, daß nach dem Tode die Seele schliefe, bis der ganze Mensch am Ende der Zeiten auferweckt würde, daß die Seele, befreit vom Körper viel aktiver sein würde als in ihrem Erdenleben, da sie da auf den Erholungsbedarf des Körpers Rücksicht nehmen müsse. Außerdem ist das von der Moderne so geschmähte kontemplative Leben als ein Sichkonzentrieren auf das einzig Wesentliche, auf Gott eine extreme Aktivität, verlangt es doch ein Sichherauslösen aus all dem Alltäglichen. Wer sich konzentriert, ruht nicht.Eher ist dann das aktive Leben als ein Kontrastprogramm zum kontemplativen eher dann ein Sichzerstreuen an die Mannigfaltigkeit der Welt und somit auch ein Sichverlieren in die Welt.



















































Mittwoch, 27. November 2024

Ist die Welt vernünftig, geht es in ihr vernünftig zu, da Jesus Christus als ihr König sie doch auch regiert und nicht erst am Ende der Zeiten regiert?

 

Ist die Welt vernünftig, geht es in ihr vernünftig zu, da Jesus Christus als ihr König sie doch regiert?



Jesus Christus wird im Johannesevangelium als der Logos, gleich die Vernunft bezeichnet und als solcher regiert er mit dem Vater und dem Heiligen Geist die Welt.Das feiert die Kirche am Christkönigsfest. Sagt das nicht auch einer der bedeutendsten Philosophen, wenn er in seiner „Vorrede“ der „Grundlinien der Philosophie des Rechtes“ schreibt:

Was vernünftig ist, das ist wirklich und was wirklich ist, das ist vernünftig.“ Alles, was ist, ist also vernünftig und das erklärt sich daraus, daß alles aus Gott auf Gott hin ist. Aber wer diese Aussage Hegels so interpretiert, hat den ersten Teil dieser Aussage überlesen: Was vernünftig ist und nur das, was vernünftig ist, ist wirklich. Das, was demzufolge unvernünftig ist, das ist auch nicht wirklich. Wer hier genau liest, findet die Lösung: Es gibt Etwasse, die es gibt, die aber nicht wirklich sind. Deswegen lesen wir als Hegels Eigendeutung dieser Aussage dies: „so gewährt hingegen die Philosophie die Einsicht,daß nichts wirklich ist als die Idee.Darauf kommt es dann an,in dem Scheine des Zeitlichen und Vorübergehenden die Substanz,die immanent,und das Ewige,das gegenwärtig ist, zu erkennen.“

Hier knüpft Hegel an die traditionelle Ontologie an, daß Gott nur das Sein zukommt und allem anderen Seienden nur ein Sein, da es an dem Sein Gottes partizipiert, ansonsten wäre es nichtig. Zur Veranschaulichung möge ein simpler Gedanke der Mathematik dienen: Eins ist die eine Zahl, an der alle anderen partizipieren als ein Vielfaches der Eins, so ist 3 das Dreifache der 1 und so sind sie wirklich. Ihr Wirklichsein wäre also ihre Teilhabe an der Eins.

Nur was vernünftig sei, sei so wirklich und das Nichtvernünftige wäre zwar, aber nicht wirklich. Übertrüge man diesen Gedanken auf die Anfangsfrage, dann käme dies Ergebnis heraus: Nur das Vernünftige ist als von Gott gewollt, wirklich und das Nichtvernünftige ist, aber ist nicht wirklich. Nur, hilft dieser Gedanke weiter, um das vernünftige Regieren Gottes mit der dem vielen Unvernünftigen in der Welt in Einklang zu bringen. Hegel qualifiziert das so nicht Wirkliche als „vorübergehendes Dasein, äußerliche Zufälligkeit,Meinung,wesenlose Erscheinung,Unwahrheit, Täuschung usf.“ im 1. Paragrahpen der Rechtsphilosophie.

Im theologischen Diskurs würde all dies unter den Begriff des Bösen subsumiert und das provoziert die Kritik, ob so dem Negativen Hegels Philosophie gerecht werden kann und wie überhaupt dem Negativen die Theologie gerecht werden kann, wenn sie Gottes Regieren der Welt als die Grundlage ihres Denkens vorauszusetzen hat.

Einen ungewohnten Weg zur Lösung dieser Frage möchte ich hier versuchen zu begehen. Heraklit lehrt bekanntermaßen: „Der Krieg ist der Vater aller Dinge, aller Dinge König; die einen macht er zu Göttern, die andern zu Menschen, die einen zu Sklaven, die andern zu Freien.“ Wenn diese philosophische Einsicht auf das Thema der Vernunft appliziert wird, dann hieße das: Erst durch die Differenz, den „Krieg“ zwischen der Vernunft und der Unvernunft wird die Vernunft zur Vernunft. Durch den Ausschluß des Anderen der Vernunft wird die Vernunft zur Vernunft. „Omnes determinatio est negatio“ und deshalb ist die Vernunft auch nur durch ihre Differenz zum Nichtvernünftigen.

Damit das Vernünftige als Wirkliches in der Welt sein kann, muß es das Andere von sich ausschließen und ihm so dies Sein, das kein wirkliches ist,erwirken. Wie sollte den Hiob sich als wahrhaft Frommer erweisen, wenn er nicht durch das Bestehen in den Versuchungen er zu dem wahrhaft Gläubigen sich entwickelte? Ja, es drängt sich der Verdacht auf, daß das Vernünftige nur ist in seiner Differenz zum Unvernünftigen, das selbst sein muß, damit das Vernünftige wirklich sein kann.

Das Johannesevangelium bezeichnet den göttlichen Logos,Jesus Christus als das Licht, das den finsteren Kosmos erhellen sollte. Nur ein Narr zündet ein Licht an, um am helligen Tage sehen zu können. Jesus Christus konnte ja nur das Licht für die Welt sein, weil sie ganz in der Finsternis eingehüllt war.Wenn dem Menschen schon alles klar und einsichtig gewesen wäre, wenn die damals schon existierenden Religionen für das Heil der Menschen ausgereicht hätten, wozu hätte dann das Licht in der Welt erscheinen sollen, wenn sie schon völlig aufgeklärt gewesen wäre?

Damit das Positive sein kann, muß so das Negative sein und als Nichtiges, von der Vernunft Verneintes ist es doch, aber nur um des Positiven willen.Der „Krieg“, die Differenz macht so erst das Vernünftige zum Vernünftigen denn ohne diese Differenz versinkte alles in einem grauen Einerlei,ohne daß dann noch etwas Bestimmtes sein könnte.

Deshalb könnte geurteilt werden, daß es vernünftig ist, daß das Nichtvernünftige ist, aber es ist nur um des Anderen willen und ist deshalb nicht ein wirklich Seiendes. Das ist nur das, was um seiner selbst willen ist.Kein Mensch könnte eine moralische Handlung vollziehen, wenn es nicht die Möglichkeit zu einem nichtmoralischen Handeln gäbe. Hätte Gott eine Welt geschaffen, in der es keine Möglichkeit zum Bösen gäbe, hätte er eine ohne die Möglichkeit der Moralität erschaffen. Dabei ergibt sich diese Paradoxie: Das Nichtmoralische mußte in der Welt sein, damit es als eine Möglichkeit auch realiserbar ist und es mußte freiwillig entstehen, denn nur freiwillig gewollt und gewirkt ist es ein moralisch qualifizierbar Böses. Ansonst wäre es nur eine Fehlfunktion in einer dann nicht ganz perfekt erschaffenen Welt. Genau das erzählt uns der Mythos vom Sündenfall Adams und Evas. In der Welt nach dem Sündenfall war das Unmoralische ja notwendig da, wie es die Erbsündenlehre expliziert. Aber die Sünde ist nur, damit der Erlöser uns von ihr befreit, damit wir wieder zu wirklichen Menschen werden. In dem Urteil Jesu ist der Mensch der Sünde ja kein wirklicher Mensch mehr, denn er sagt ja: „Lasse die Toten die Toten begraben!“

Zusatz:

Die Königsherrschaft Christi kann nicht reduziert werden auf die Differenz zwischen wie wir leben sollten und wie wir faktisch leben, als könne die Herrschaft Gottes sich nur durch unser moralisches Handeln realisieren als hätte Jesus nur unsere Hände, durch die er seine Königsherrschaft realisieren könnte. 

Dienstag, 26. November 2024

Sind diese Aussagen Jesu Christi nicht äußerst korrekturbedürftig, hat er etwa nicht ausreichend Theologie studiert?

 

Sind diese Aussagen Jesu Christi nicht äußerst korrekturbedürftig, hat er etwa nicht ausreichend Theologie studiert?

Eines ist klar, daß, wenn er statt als ein ungebildeter Handwerkersohn zu predigen zuvörderst Theologie studiert hätte, um dann erst öffentlich zu lehren, wäre der Kirche manch Unzumutbares erspart geblieben. Als ein Anschauungsbeispiel möge Mk 9, 42-48 angeführt werden. „Wer einen dieser Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt,“. Statt der „Kleinen“ hätte es entweder:“einen Menschen“ oder noch besser „einen sozial Benachteiligten“ heißen müssen. Schließlich hätte hier Jesus die Kernaufgabe der Kirche fundieren sollen, ihre Proexistenz für alle und isb für die Armen.Die Formulierung: „die an mich glauben“, stellt nun eine inakzeptable Einschränkung dar, denn niemand dürfe zum Bösen verführt werden.

Darüberhinaus erlangt durch diese Einschränkung der Begriff des „Bösen“ einen fatalen Fehlklang, als wenn das Böse etwas dem christlichen Glauben Entgegengesetztes und darum böse. Das Böse müsse aber rein moralisch verstanden werden: Wer Böses Menschen antut.Sonst könnte man ja denken, daß Jesus hier an eine Verführung zum Abfall vom christlichen Glauben gedacht hätte. Das sei ferne. Die Kirche erkennt uneingeschränkt die Religionsfreiheit an und deswegen ist nichts dagegen einzuwenden, wenn ein Christ sich etwa zur jüdischen oder islamischen Religion bekehren ließe. Das ist nichts Böses und auch wäre es nicht böse, wenn Christen zum Atheismus überzeugt würden.

Aber dann kommt der schlimmste Fehlgriff Jesu, denn er kommt mit der Hölle: Erst spricht er davon, daß es besser für solch einen Verführer sei, „wenn er mit einem Mühlstein um den Hals in das Meer geworfen würde“, um dann gar von der „Hölle“ zu predigen: „in die Hölle zu kommen“. Meinen Kirchengeschichtskenntnissen nach soll in der Zeit der Reformation mit Widertäufern so verfahren sein, da sie die Taufe von Kleinkindern verwarfen und so es zu verantworten hatten, daß Kinder ungetauft starben, was ihren Ausschluß vom ewigen Heil nach sich zog. Das mit dem „Mühlsetein“ hätte Jesus also niemals sagen dürfen. Daß er dann gar von der Hölle lehrt, ist aber völlig inakzeptabel. Eine solche Drohbotschaft widerspricht völlig dem Evangelium und ist mit der Menschenliebe Gottes unvereinbar.

Vielleicht könnte man Jesus zu gutehalten, daß er halt als ein Kind seiner Zeit eben auch ein Gefangener der damaligen religiösen Vorstellungen war und so sich nicht gänzlich von ihnen freimachen können, obschon ihn sein Glaube an die Güte Gottes davon abhalten müssen, solch mythologische Vorstellungen hier zu verwenden. Was Jesus dann konkret sagt, ist so abstrus, daß es gar nicht ernsthaft erwogen werden könne: „Und wenn dich deine Auge zum Bösen verführt,dann reiß es heraus, es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden.“ Die passivische Formulierung: „geworfen werden“besagt, daß Gott selbst aktiv in die Hölle wirft. Aber da hat die moderne Theologie doch schon längst den Tun- und Ergehenszusammenhang erfunden,um a) klar zu machen, daß Gott nie strafe, sondern uns darüber aufkläre, daß unser böses Tuen für den Täter selbst böse Folgen zeitige, die dem Tuen selbst entwachsen.Wer zu viel rauche, stürbe an Lungenkrebs, und Gott mahne uns nur wie ein Arzt: Unterlasse das, es würde deiner Gesundheit schaden. Der so angedrohte Lungenkrebs ist ja keine ärztliche bzw göttliche Strafe für das Vergehen des Rauchens sondern eine der Fehlhandlung folgende immanente Selbstschädigung und daß es b) gar keine Hölle geben könne, da das der Liebe Gottes widerspräche.

Dieser Aufruf zur Selbstbeschädigung widerspricht zudem prinzipiell der Selbstliebe, daß jeder Mensch sich als ein Geschöpf Gottes, so wie er ist, als von Gott bejaht, anzunehmen habe. Nun ist diese Aussage über das Augeusreißen wohl wirklich nicht wörtlich von Jesus gemeint. Dafür spricht isb, daß zu Zeiten Jesu Texte regelmäßig allegorisch ausgelegt wurden und daß deshalb auch Aussagen getätigt wurden im Wissen darum, daß sie allegorisch ausgelegt verstanden werden. So legt Jesus ja selbst seine Gleichnisse, damit seine Schüler sie verstehen, allegorisch aus. So liegt es nahe, daß Jesus hier von der Kirche lehrt, daß wenn Glieder von ihr sie zum Bösen verführen, diese exkommuniziert werden sollen, damit dann so die Kirche vor der Gefahr der Versuchung bewahrt bleibt und so in den Himmel eingehen kann.

Die Existenz auch der Kirche kann nach dieser Aussage durch Irrlehren, durch solche Verführungen zum Bösen gefährdet werden und deswegen muß sich die Kirche vor solchen Verführern schützen.Diese Vorstellung ist nun aber völlig inakzeptabel, da doch alle theologischen Lehren gleicgültig seien und eine größtmögliche Diversität an Lehren zu erstreben sei. Einzig allein seien die Diktate der Politischen Korrektheit zu beachten.

Was Jesus hier lehrte, ist so in Gänze theologisch geurteilt inakzeptabel. Wie soll denn nun bloß in einer Predigt mit diesem Text umgegangen werden? Es bleibt nur ein Ausweg: Es muß etwas in ihn hineinexegetisiert werden, das nicht in ihm steht, aber das ist schon machbar! Meine Preisfrage: Wie schafft man es, aus diesem Text herauszulesen, daß es gälte, für die armen Kinder in der 3.Welt zu spenden?

Montag, 25. November 2024

Über den Siegeszug der LGBTQ - oder wie man sich Konkurrenzvorteile erkämpft

 

Über Privilegierte und Diskriminierte- oder wie man erfolgreich sich Konkurrenzvorteile erkämpft- auch mit dem Segen der Kirche?



Wien. Auch in der österreichischen Hauptstadt Wien herrscht drückende Wohnungsnot. Vor diesem Hintergrund nimmt sich ein Bauprojekt der rosa-roten Stadtverwaltung geradezu absurd aus. Im Stadtteil Mariahilf unweit des Westbahnhofs soll nun eine Wohnanlage nur für „queere“ Senioren entstehen.Im ehemaligen Gebäude des Instituts für Höhere Studien (IHS) in der Stumpergasse 56 sollen insgesamt 45 Gemeindewohnungen entstehen. Besonderen Wert legt die Stadt dabei auf einen hohen ökologischen Standard. Wohngemeinschaften mit bis zu sechs Mitgliedern sollen in den zwischen 50 und 120 Quadratmetern großen Wohnungen Platz finden. Einzige Voraussetzung: die Bewohner müssen „queer“ sein, also schwul, lesbisch, trans etc.“

Liebe Leser, das ist kein verspäteter Aprilscherz sondern eine österreichische Realität. Auf der mehr als lesenswerten Internetseite: „Zuerst“ stand dies schwarz auf weiß geschrieben am 23.11.2024! Wohnugen sind rar und in Großstädten woll nur noch für Gutverdiener erschwinglich. Die Marktwirtschaftsgläubigen erzählen uns nun schon seit wie viel Ewigtkeiten eigentlich, daß der Markt dies Problem baldigst lösen werde, man möge nur auf die Alleinheilkraft des Marktes hoffen, aber andere schreiten da eben effektiver zur Selbsthilfe.

Die LGBTQ-Gemeinde zeigt, wie man erfolgreich im Konkurrenzampf um rare aber von sehr vielen begehrter Güter ist. Zuerst setzt man das Narrativ des : „Wir werden diskriminiert“ in die Welt, nein präziser lanciert es in die Medien.Die schreiben gerne über diskriminierte Minderheiten, isb wenn sich die Redakteure mit ihnen identifizieren können. So finden sich keine Artikel über die wirklich diskriminierten Raucher, wo alles wird ihnen schon das Rauchen verboten und den Gastronomen, Raucherräume anzubieten, aber das LGBTQ- Klientel erfreut sich nicht nur in der Kirche höchster Beliebtheit. Diese sich gern auch als „queer“ Titulierenden verlangen nun, da sie angeblich einst benachteiligt werden, eine Bevorzugung: Weil wir queer sind, haben wir mehr Anspruch auf eine Wohnung als die Anderen, die Nichtqueeren.Darum müsse nun die Stadt extra für uns Wohnungen bauen lassen: Da hat dann zu stehen: „Nichtqueere unerwünscht!“

Das soll nun keine Diskriminierung sein, sondern eine Wiedergut-machungsaktion an einst Diskriminierte. Eine Preisfrage möchte ich hier an die Leserschaft stellen: Gesetz den Fall, auf eine ausgeschriebene Stelle in einer Kirchengemeinde bewürben sich 19 Heterosexuelle, früher hätte man noch schreiben dürfen: „Normale“ und eine LGBTQ-Person. Dieser Bewerber drohte: „Wenn Ihr mich nicht anstellt, verklage ich Euch wegen der Diskrimimierung wegen meiner Homosexualität, welche Gemeinde stellte daraufhin nicht diesen Bewerber ein, zumal ja wohl inzwischen in jedem Bistum es eigene LGBTQ-Seelorger gibt, die für die Interessen dieses Klientels sich einzusetzen haben.

Einerseits rufen die Bishöfe und katholischen Vereinigungen energisch dazu auf, alle politisch Rechtsdenkenden zu diskriminieren, andererseits überschlägt man sich gerade in den Huldigungsgesängen an dies LGBTQ-Klientel. Zum Pflichtprogramm jedes Kirchenoberen gehören so die Honneurs diesem Klientel gegenüber und gleichzeitig bekämpft man alle nicht politisch Korreckten. Dies muß hier betont werden, daß es nicht um ein Mehr an Toleranz und Vielfalt , sondern um eine klare Bevorzungungspolitik den Einen und eine Diskriminierungspolitik den Anderen gegenüber geht. Man vergegenwärtige sich nur einmal der Hetzkampage gegen Frauen, die sich für das traditionelle Frauenbild engagieren, denn eigentlich sind nur Feministin und Lesben akzeptierbare Frauen.

Die Stadt Wien wird aber nun auch angesichts dieses Wohnbauprojektes für !Queere“ vor praktischen Problemen stehen: Wie will sie denn nun kontrollieren, daß auch wirklich nur „Queere“ in diese Wohnungen einziehen werden? Sollen Sexteste durchgeführt werden: „Mit wem schlafen Sie?“, um die Sexorientierung zu überprüfen? Oder reicht eine Bescheinigung der örtlichen LGBTQ-Vereinigung, um als ein „Queerer“ anerkannt zu werden? Und was tun, wenn ein Homosexueller angezeigt wird, daß er die Homosexualität nur simuliert hätte, um zu dieser Wohnung zu kommen? Dies Bevorzungungsvorhaben, daß die zu erbauenden Wohnungen nur für LGBTQler sind, verlangt eben auch sorgfältigste Kontrollen und Tests, damit auch wirklich nur Personen dieses Klientels in den Genuß dieser Wohnungen kommen.Eine transparente Sexpraxis müßte verlangt werden.



Sonntag, 24. November 2024

„Israel ist nicht überlebensfähig“ oder die Lust am eigenen Untergang durch die Selbstnegation

 

Israel ist nicht überlebensfähig“ oder die Lust am eigenen Untergang durch die Selbstnegation



Daß eine deutsche Musikband, „Feine Sahne,Fischfilet“: „Deutschland verrecke“ singt, das könnte als ein spezifisches Problem unseres Volkes angesehen werden und man liegt nicht falsch, wenn man in dem Reedukations- bzw Umerziehungsprogramm, das die Amerikaner Westdeutschland antaten einen der Gründe für diese Lust an der Selbstverneinung verortet. Aber was nun, wenn Vergleichbares auch in anderen Völkern praktiziert wird. Ein gediegenes Anschauungsbeispiel für eine sogeartete Selbstnegationsneigung offenbart der Artikel: „Israel ist nicht überlebensfähig“ der „Jungen Welt“ vom 7.11.2024. Ein Jude, der in England als ein Geschichtsprofessor lehrt, offenbart sich in diesem Artikel als rabiater Antizionist und als einen Sympathisanten des islamistischen Hamas. Sie führten nämlich „einen bewaffneten Kampf mit Guerilla- und terroristischen Taktiken gegen die andauernde Belagerung begannen“, womit er den Überlebenskampf des jüdischen Volkes als Kolonialismus perhorresziert. Dies Narrativ soll diese Diffamierung legitimieren:

Um das Problem des Antisemitismus zu lösen, wollten sie eine jüdische Heimat an einem Ort errichten, an dem bereits Menschen lebten. Dabei wandten sie Methoden der Kolonisierung an. Und wie wir wissen, waren sie nicht die einzigen, die in dieser Zeit glaubten, dass Europäer die Macht und das Recht hätten, sich das Land anderer Menschen anzueignen. Das ist der Kern des zionistischen Projekts. Die Zionisten selbst haben das nicht immer so erklärt. Sie sagten, sie würden in ihre alte Heimat zurückkehren. Viele Jahre lang behaupteten sie gar, das Land sei unbewohnt gewesen, es habe gar keine Palästinenser gegeben. Heute ist der Forschungsstand eindeutig: Palästina war von Palästinensern bewohnt. Um einen jüdischen Staat zu schaffen, mussten also die Palästinenser enteignet werden. Das ist Kolonisierung.“

Jetzt kämpften eben, wie früher die Palästinensische Befreiungsorganisation der PLO die islamistischen Organisationen gegen den zionistischen Kolonialismus. Ja, Israel versuche gar, das pälästinensische Volk auszurotten,der jetzige Krieg Israels sei so ein Genozidversuch, aber auf Dauer könne der jüdische Staat diesen Krieg nicht gewinnen und sei so zu seinem Untergang bestimmt. Des ganzen Übels Ursprung sei eben der Zionismus, daß Juden in in ihrer einstigen Heimat wieder leben wollten und daß sie dafür die dort beheimateten Palästinenser bekämpft und vertrieben hätten. Die führten nun ihren Befreiungskampf wider den jüdischen Kolonialismus.

Wie ist nun dies Narrativ zu beurteilen? Erstens waren die Juden, die ihren jüdischen Staat in Palästinä gründeten keine Europäer, sondern im Exil lebende Juden.Nach den Erfahrungen des Antisemitismus und den gab es nicht nur in Deutschland kamen diese Juden zu dem Ergebnis, daß sie als Volk dauerhaft nur in ihrer Heimat leben können, aus der sie einst vertrieben wurden, sodaß die Diaspora für das jüdische Volk für eine lange Zeit ihre Existenzweise wurde.Aber dem stand immer der Glaube entgegen, daß Gott selbst diesem Volk seinen Lebensraum im palästinensischen Gebiet gegeben hat als die immerwährende Heimat. Der Antisemitismus lehrte nun, daß diese Diasporaexistenz auf Dauer keine Möglichkeit für das jüdische Volk sein kann, denn zu sehr ist ihre Existenz in der Diaspora gefährdet.

Deshalb ist die Gründung des Staates Israels zwar der Lösungsversuch „des Problemes des Antisemitismus“ aber grundlegender ist dies die Heimkehr des jüdischen Volkes. Es lebt nun wieder da, wo es nach Gottes Anordnung leben soll. Wer hier von einem Kolonialismus spricht, verkennt das Heimatrecht des jüdischen Volkes. Der Konflikt zwischen dem jüdischen Volke und den Palästinensern, so sollen einfachhalber die Ureinwohner genannt werden, die in dem Lande lebten, das Gott selbst nun seinem Volke geben wollte als ihren Lebensraum, begann also mit der Eroberung dieses Landes durch die Juden nach ihrer 40 jährigen Wüstenwanderung. Es ist der Konflikt zwischen dem weltlichen Recht der da ursprünglich Beheimateten und dem jüdischen Volke, das dieses Land für sich nach dem göttlichen Recht beanspruchte und beansprucht. Wenn es einen jüdischen Kolonialismus geben sollte, dann hob dieser mit der Eroberung dieses Landes an, die uns ja die Bibel ausführlich berichtet.

Das zionistische Projekt ist deshalb im Kern nichts anderes als die Heimkehr des jüdischen Volkes, veranlaßt durch das Erleiden des existenzbedrohenden Antisemitismus in Europa. Seit es den jüdischen Staat gibt, kämpfte es um seinen Erhalt, ja die Königszeit Salomons war geradezu eine Ausnahmeepoche, daß so lang dies Volk damals in Frieden leben konnte. Nach der Neugründung des Staates Israel hat sich daran nichts geändert: Israel ist ein Staat, umlagert von Feinden.

Israel führt so Kriege gegen seine Feinde, aber das sind keine Genozidversuche. Der Krieg wird nicht nur von den Palästinensern sondern auch von Israel brutal geführt, aber Kriege sind nun mal auch keine Sportwettbewerbe. Die Stärke des jüdischen Staates beruht auch auf ihren Staatsmännern, die illusionslos die prekäre Lage, von Feinden umlagert zu sein, wahrnehmen und deswegen eine antiutopistisch realistische Außenpolitk betreiben. Die jüdische Politik wird dabei nie völlig säkularistisch sein können, legitimiert sich das Sein des jüdischen Staates doch aus dem Glauben, daß Gott selbst ihm das Lebensrecht dort gegeben hat. ,

Der Zionismus ist so eine besondere Gestalt eines völkischen Nationalismus, den neuerdings, dem Diktat der Politischen Korrektheit folgend, die Bischöfe Deutschlands für unvereinbar mit dem christlichen Glauben erklärten. Würden sie das ernst nehmen, müßten sie konsequenterweise das Alte Testament für unvereinbar mit dem Glauben erklären, denn dies Testament bezeugt den jüdischen völkischen Nationalismus. Aus dieser Haltung heraus wurden nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil alle Mischehen aufgelöst und schon am Anfang der Volkswerdung Israels bat Abraham seinen Kencht, für seinen Sohn eine jüdische Frau auszusuchen, keines Falles solle er eine aus dem Lande ehelichen, in der Abraham jetzt als ein Fremling lebte, das Gott aber Abrahams Nachkommen als ihr eigenes Land verhieß. (1.Mose 24) Das Anliegen auch des jüdischen völkischen Nationalismus ist es so, die Eigenart seines Volkstumes zu bewahren, das war ja auch das Anliegen der Makkabäer in ihren Freiheitskämpfen. Für das eigene Volkstum gründeten so die Zionisten ihren jüdischen Staat und zwar genau da, wo er nach Gottes Willen auch zu sein hat.

Vielleicht hat kein anderes Volk auf die bitterste Weise lernen müssen, wie sehr ein Volkstum seinen ihm gemäßen Staat braucht, um darin dann leben zu können. Aber nichts Gutes gibt es auf Erden, dem nicht auch widersprochen werden würde. Ein antizionistischer Jude sagt sein Nein zum Selbsterhaltungswillen des eigenen Volkes, er bejaht sich wohl als ein Mensch, als ein Bürger eines europäischen Staates aber er verneint seine jüdische Existenz. Denn in dem Zionismus manifestiert sich der Lebenswillen des jüdischen Volkes, sein ihm eigenes Volkstum am Leben zu erhalten. Die Feinde Israels sind dabei im Sinne Carl Schmitts politische Feinde, da sie den Tod dieses Volkstumes erstreben. Dazu paßt es auch, daß diese Feinde nun selbst auch ihre Feindschaft religiös fundieren als Islamisten. Das radicale Nein zu dem jüdischen Staat, der letztlich nur religiös legitimierbar ist, ist eben auch ein religiös fundiertes Nein durch die islamische Religion.

Zusatz zum Genoizid Vorwurf

Wenn die Kriegsführung Israels als ein Genoizidversuch zu bewerten wäre,weil so viele Zivilisten dadurch zu Tode kämen, dann müßte der englisch-amerikanische Bombenkrieg gegen Deutschland, weil dadurch hauptsächlich Zivilpersonen absichtlich getötet wurden, noch viel mehr ein Genozidversuch sein. Vgl dazu: Florian Urban, 99 populäre Irrtümer über den Zweiten Weltkrieg,40.Kapitel: Der allierte Luftkrieg war militärisch gerechtfertigt"





Freitag, 22. November 2024

Ist die Kirche nur noch akzeptabel als organisierte Nächstenliebe – alles andere sei unzeitgemäß?

 

Ist die Kirche nur noch akzeptabel als organisierte Nächstenliebe – alles andere sei unzeitgemäß?



Schon in den 80er Jahren debattierte man im Protestantismus über die Zukunfts-fähigkeit des Konzeptes der Volkskirche. Da jeder Mensch einmal geboren würde und einmal dann auch stürbe, sei die Zukunft der Volkskirche gesichert, denn die Geborenen würden getauft und gestorben möchten sie kirchlich beerdigt werden. Und zwischen Geburt und Tod fielen viele Weihnachten und zu diesem Familienfest gehöre nun mal ganz traditionell der Kirchgang. Nun mögen die Kirchenleitungen die Kirchenmitgieder nicht mit darüber hinausgehenden Ansprüchen zu nahe treten, damit die dann vielleicht austräten, weil das ihnen einfach zuviel sein könnte.

Aber eigentlich würde die Kirche primär als eine Organisation der Nächstenliebe anerkannt und als eine solche auch als erhaltenswert angesehen. Das klingt nüchtern realistisch und doch, denkt man dadrüber nach, kommen einem Zweifel. Die aktuellen Zahlen zeigen an: weniger Taufen und weniger Beerdigungen. Daß zum neugeborenen Kind die Taufe und zum Verstorbenen ein kirchliches Begräbnis gehört, das sind Selbstverständlichkeiten, die aufhören selbstverständlich zu sein. Wer dann nach einer theologischen Begründung für die Taufe und die kirchliche Beerdigung frägt, wird mit Erstaunen feststellen, daß er da kaum noch etwas ihn überzeugen Könnendes zu hören bekommt. Selbstverständlich existieren dafür in den Dogmatiklehrbüchern und der Lehre der Kirche gute Begründungen, aber wo in der Kirche wurden die nicht schon als nicht mehr zeitgemäß ins Kirchenarchiv verbannt?



Aber wie steht es denn nun um die Kirche als organisierte Nächstenliebe? Hier stießen wir auf ein eigentümliches Problem, würde gefragt, wem gegenüber denn die Kirche die Nächstenliebe zu praktizieren hätte. Ja,um Notleidende, Arme, Kranke, um Menschen mit Problemen und es fielen sicher, wenn weiter nachgefragt würde, noch manch andere ein. Politisch Korrekte bevorzugten dabei die Asylanten und das LGHTQ-Klientel, aber niemand würde antworten: Um mich sollte sich die Kirche kümmern. Die Kirche als die Organisation der Nächstenliebe ist so immer nur eine Kirche für die Anderen. Man selbst ist froh, daß man ihre sozialcaritativen Dienste nicht in Anspruch nehmen braucht und hofft, sie auch nie in Anspruch nehmen zu brauchen. Das Ideal ist eben der selbstständige Bürger, der keine Hilfe von anderen braucht, der aber stattdessen Dienstleistungen anderer in Anspruch nimmt, ohne das als ein: „Mir wird geholfen“ wahrzunehmen, da diese Dientleistung ja bezahlt werden. „Mir wird geholfen“ im Sinne der Nächstenliebe wären doch nur Hilfen, für die der Empfänger nicht zu bezahlen hätte. Denn sonst ist das „Mir Geholfenwerden“ ein Geschäft, der eine bezahlt und der Andere tut das Gewünschte für das Honorar.

So finanzieren viele das Leben der Kirche, obgleich sie davon ausgehen, daß, wenn es gut geht,sie die Nächstenliebesdienste der Kirche nicht in Anspruch nehmen wollen und werden: Dieser Jesus ist halt für die Kranken und Bedürftigen dar und das bin ich glücklicherweise nicht. Nun drängt sich eine Zusatzfrage auf: Werden denn die caritativen Leistungen der Kirche so erbracht, daß so nur die Kirche sie erbringen könnte und will man es, daß die Kirche sie so erbringt? Realistisch urteilend wird man wohl konstatieren müssen, daß die caritativen Tätigkeiten der Kirche sich in nichts von denen rein weltlicher Träger unterscheiden. Die Professionalisierung hat in allen Bereichen ein so hohes Maß erreicht, daß weltanschauliche oder religiöse Prägungen der Dienstleistungsanbieter für die praktische Arbeit keine Bedeutung mehr haben. In einem kirchlichen Pflegeheim werden die Insassen nicht anders gepflegt als in einem weltlichen. Das hätte aber zur Konsequenz, daß die gesamte caritative Arbeit auch von nichtkirchlichen Trägern übernommen werden könnte, ohne daß dadurch sich an der Qualität der Dientleistungen etwas ändern würde. Die Verprofessionalisierung macht diese Arbeit so einförmig, daß der christliche Glaube in der Praxis nicht mehr wahrnehmbar ist und somit macht sich die Kirche als der Träger der Diakonie selbst überflüssig! Die Praxis der Diakonie ist nämlich so selbst religionslos geworden.

Wenn also alles andere als die Praxis der Nächstenliebe unzeitgemäß wäre, würde sich diese Praxis selbst als eine christliche überflüssig machen.



Das Original und seine Kopie- oder wie der Synodale Weg das Deformprgramm: "Wir sind Kirche" abschrieb:

Das Original und seine Kopie- oder wie der Synodale Weg das Deformprgramm: "Wir sind Kirche" abschrieb: (ein Auszug aus meinem Buch: "Der zensierte Gott"

 

2.12. Eine zeitgenössische Variante der Rotte Korach

 

Wenden wir uns einem zeitgenössischen Dokument dieser Gattung der Rottengeistertheologie zu, dem Verein „Wir sind Kirche“. Sicher gäbe es intellektuell ansprechendere Wiedergeburten dieser Kirchenrevoluzer, aber es gibt wohl kein anderes so antikatholisches Reformprogramm, das in der Kirche so viele Anhänger und Unterstützer findet wie das dieser Umstürzler. Das neue Rotte-Krach-Programm ist natürlich umfangreicher als sein Urtyp, aber es ist derselbe Urgeist, der aus beiden Programmen spricht: die Kirche zu Tode reformieren!

 

Wir sind Kirche“ legte im Januar 1996 in dem Publik-Forum-Dossier  „Kirche in Bewegung“ eine Art Manifest ihres Wollens und Tuns vor.[1] Niemand kann sagen, daß hier nicht freimütig und klar gesagt wurde, was sie wollen. Die 5 Hauptpunkte des KirchenVolksBegehrens sind bekannt, sollen hier aber doch noch einmal in Erinnerung gerufen werden:

 

Aufbau einer geschwisterlichen Kirche

Volle Gleichberechtigung der Frauen

Freie Wahl zwischen zölibatärer und nichtzölibatärer Lebensform

Positive Bewertung der Sexualität

Frohbotschaft statt Drohbotschaft.

 

Man wird schwerlich eine innerchristliche Reformbewegung in der Geschichte der Kirche mit einem dürftigeren Programm finden, aber gerade das macht wohl auch gerade ihre Massenwirksamkeit aus. 2 Millionen Unterschriften legitimieren - so die Meinung der Initiatoren dieses Volksbegehrens - diese Reformvorschläge.

 

Diese Punkte werden dann im Dossier Punkt für Punkt durch ein Meer von Detailforderungen konkretisiert. Begründungen für diese Detailforderungen findet man kaum. Sie erscheinen den Reformern wohl in sich so evident, daß sie keiner weiteren Begründung bedürfen. Am Rande der Forderungskataloge werden dann Texte aus dem 2. Vatikanum gestellt, ohne daß aber in irgendeiner Weise ein Zusammenhang zwischen den Forderungskatalogen und diesen Konzilstexten erkennbar wird. Das schlichte Nebeneinander soll hier einen nicht vorhandenen Zusammenhang vortäuschen.

 

Aufbau einer geschwisterlichen Kirche

 

Der Detailforderungskatalog beginnt gleich mit einem Paukenschlag: „Kein Lehramt mit Unfehlbarkeitsanspruch, sondern ein repräsentatives Leitungsgremium, welches demokratisch und auf Zeit gewählt wird und in geeigneten Städten tagt.“ (S.8) Das heißt im Klartext: die Abschaffung des Papsttumes, die Ersetzung dieses Amtes durch einen auf eine befristete Zeit gewählten Vereinsvorstand. Antirömisch wird dann noch hinzugefügt, daß dieser Vorstand seinen Sitz nicht in der ewigen Stadt Rom haben solle, sondern mobil mal hier mal dort tagen soll. Unübersehbar wird schon mit dieser ersten Detailforderung unter der Rubrik der „geschwisterlichen Kirche“ die Abschaffung der Römisch-Katholischen Kirche gefordert. Denn zu dieser Kirche gehört nun einmal konstitutiv das von Jesus Christus selbst eingesetzte Hirtenamt, das des Papstes. Petrus wurde nicht demokratisch von Jesu Jüngern (besser hieße es: Schülern) erwählt, sondern leider ganz autokratisch vom Herrn eingesetzt. Nicht ruft Jesus seinen Schülern zu: „Unterrichtet euch jetzt selbst, hütet euch jetzt selbst“, sondern er erwählt die 12 Apostel ganz und gar autokratisch, nur sie lädt er zum „letzten Abendmahl“ ein, in dem er die Feier der Eucharistie einsetzt und sie mit der priesterlichen Vollmacht der Darbringung des Meßopfers ausstattet. Und Petrus wurde nicht mal von diesem Zwölferkreis gewählt, sondern allein durch den Herrn eingesetzt.

Aber „Wir sind Kirche“ sind das nur gräuliche Anfänge des Urchristentums, die es gilt, weit hinter sich zu lassen, damit die Kirche im Lichte des deutschen Vereinswesens genese. Aber nein, so deutschtümelnd ist diese Los-von Rom-Bewegung nicht: Sie fordern als Idealgestalt der Kirche die eines gemeinnützigen Vereins nach amerikanischem Vorbild.

Es heißt dann auch: „Der Konzern Katholische Kirche muß dringend reformiert werden, das heißt in zahlreiche autonome kleine Unternehmen umgestaltet werden“. (S.8) Das wäre die Zerschlagung der Einheit der Kirche. Beachtenswert ist dabei auch das Verständnis der Kirche als das eines Unternehmens. Man könnte sagen, daß das Unternehmen Kirche sich neu auf dem freien Markt aufzustellen habe, um durch eine Dezentralisierung flexibler auf den Regionalmarkt vor Ort agieren zu können. Kirche, nein Danke, kann dieser Zerschlagungsvorschlag treffend zusammengefaßt werden. Allerlei weitere Demokratisierungsvorschläge ergänzen dann dies Grundanliegen der Umwandlung der hierarchisch verfaßten einen katholischen Kirche in eine vereinsmäßig organisierte Religionsgemeinschaft.

Randständig wird diesem Ruf zur Demokratisierung der Kirche nun eine bemerkenswerte Begründung zur Seite gestellt. „Der Wunsch nach einer Kirche, welche die Gleichwertigkeit aller Gläubigen sichtbar und strukturell zum Ausdruck bringt, ist mehr als die bloße Angleichung der Kirche an die Forderungen nach Demokratie und Emanzipation.“(S. 7) Das ist ein bemerkenswertes Selbstzeugnis. Zu allererst ist das eben die Forderung an die Kirche, sich gemäß der Welt zu gestalten. Die Welt wird damit zum normativen Maßstab für die Gestalt der Kirche. Da nun die Weltmenschen die demokratische Form für die beste aller denkbaren halten und nicht mehr die Monarchie oder die Aristokratie, müsse es die Kirche den Weltmenschen recht machen und sich gemäß ihren Vorstellungen gestalten. Implizite ist dabei die Vorstellung mitschwingend, daß die Geschichte der Kirche ein permanenter Anpassungsprozeß an die jeweiligen Wünsche und Bedürfnisse der Zeitgenossen gewesen sei. Verklausuliert bringt das zum Ausdruck: „Wir wissen heute durch historische und theologische Forschung mehr denn je, daß die derzeitige institutionelle Gestalt der Kirche weniger unmittelbarer Ausdruck des Willens Gottes als vielmehr die Form geschichtlich gewordener Entscheidungen und Strukturen ist.“ (S. 8) Das „geschichtlich“ deutet dabei die Einpassung der Kirche in die jeweilige Zeit an. Daß man dem urreformatorischen Anliegen, die Römisch-Katholische Kirche als Abfall vom Urchristentum mit seiner von Gott so gewollten Urordnung auf den Leim geht, wird hier nicht bemerkt. Das Anliegen dieser pseudokritischen Erforschung der Kirche ist ja immer nur das eine: die illegitime Entfernung und den Abfall der Kirche vom Urchristentum zu beweisen. Von vornherein wird dabei die Kirche als getrennt von Gott gedacht. Als solche konnte sie sich dann vom Ursprung entfernen und tat dies auch, auch wenn immer wieder mutige Reformer sie zum Ursprung zurückriefen, vor allem Luther. Warum man sich als Katholik dieser parteiischen Geschichtsschreibung zuwendet und sie kritiklos bejaht, bleibt dabei völlig unreflektiert! Aber, und das ist nun das Befremdliche: Es wird nun gefordert, so solle es auch weiterhin geschehen. Nicht Rückkehr, sondern weiter Anpassen heißt jetzt die Maxime.Wie jedes Marktunternehmen sich den jeweiligen Marktnachfragen anzupassen habe, so solle das auch die Kirche unternehmen.

Aber da dies wohl selbst den Deformern etwas zu dürftig erscheint, versuchen sie, dem noch eine theologische Rechtfertigung beizufügen. Jetzt konterkarieren sie ihren eigenen Anpassungsansatz, das Heil der Kirche läge im Sichanpassen an die Zeit, indem sie nun plötzlich ein Zurück zu den Uranfängen fordern. Jetzt gibt es plötzlich idealtypische Formen des Urchristentums, die jetzt noch normative Bedeutung haben sollen. Stellen aus dem Neuen Testament werden angezeigt, aber ohne eine Auslegung, drei Stellen aus der Apostelgeschichte, eine Paulusstelle und eine aus dem Matthäusevangelium. Das wird man wohl schwerlich eine biblische Fundierung nennen können. Sieht man sich die angezeigten Stellen an, kann man aber nur noch staunen! Die Apostelgeschichte ist nun wirklich der Beleg für die hierarchische Struktur der Urkirche! Die Apostel sind nicht demokratisch Gewählte sondern von Christus autokratisch eingesetzt. Die Apostel und Priester entscheiden im ersten Apostelkonzil ohne das Volk (Apg 15,6): Die Apostel und die Ältesten traten zusammen, um die Frage zu prüfen. Erst zur organisatorischen Umsetzung der Beschlüsse wurde dann das Volk hinzugezogen. Apg 15, 22: Da beschlossen die Apostel und die Ältesten mit der ganzen Gemeinde, Männer aus ihrer Mitte auszuwählen.

Und Paulus' Lehre von der Kirche und ihren Ämtern: Was hat der Vergleich mit einem Leib, in dem jedes Glied seine Aufgabe hat, mit Demokratie zu tun? Ein kleiner Blick in die jüngere deutsche Ideengeschichte hätte diesen Deformern gezeigt, daß in der Weimarer Republik gerade in antidemokratischer Intention das organologische Denken vertreten wurde: Das soziale Gemeinwesen solle nicht demokratisch aufgebaut sein, fußend auf dem Einzelmenschen, sondern das Gemeinwesen solle sich wie ein Gesamtorganismus verstehen, in dem jeder immer schon ein Glied des Ganzen ist. Paulus meint ja nicht, um im Bilde zu bleiben, daß das Auge mit dem Fuße zusammen darüber zu debattieren hätte, wie die Ohren zu hören hätten! Die Begeisterung für den urchristlichen Liebeskommunismus hat dann wohl dazu geführt, zu überlesen, daß aller Besitz den Aposteln zu Füßen zu legen war. Genau damit wird der Vorrang der Apostel in der Uhrgemeinde aber aufs deutlichste unterstrichen. Es muß also konstatiert werden, daß die angezeigten Stellen in keiner Weise Belege für eine demokratische Struktur des Urchristentums sind.

Wenn man sich dann noch vor Augen hält, daß das Verhältnis Jesu zu seinen Jüngern das eines Lehrer-Schüler-Verhältnisses war, dann wundert es nicht, daß sich diese Struktur im Urchristentum prolongiert in dem Verhältnis  des Amtes zur Gemeinde. Die Apostel setzt der Lehrer Jesus ein als seine Nachfolgelehrer, und die wiederum setzen ihre Nachfolgelehrer ein. Nirgends findet sich ein Indiz für eine demokratische Wahl der Apostel oder Presbyter in der Bibel!

Nun wird versuchsweise auch ein theologisch systematisches Argument beigebracht: „Eine Kirche will Zeichen sein für die unbedingte Zuwendung Gottes zu den Menschen“. Und diese unbedingte Zuwendung zu jedem Menschen verlange nun eine Demokratisierung der Kirche! Die Vorstellung einer unbedingten Zuwendung Gottes zu den Menschen ist nun selbst eine sehr fragwürdige Darlegung des Verhältnisses Gottes zu den Menschen. Gott will das Heil aller Menschen, das könnte man als unbedingten Heilswillen Gottes bezeichnen. Aber er setzt einen Ordo Salutis. „Wer glaubt und getauft wird, wird gerettet, wer nicht glaubt, wird verdammt“. Mk 16,16 kann als Kurzfassung dieses Heilweges bezeichnet werden. Somit werden Bedingungen gesetzt für das Heil; das Heil gilt nicht jedem bedingungslos.

Zur Veranschaulichung: Wenn ein Lehrer sagt, ich möchte, daß alle am Ende des Schuljahres die Versetzung schaffen, dann kann das der Ausdruck der Liebe des Lehrers zu seinen Schülern sein. Wenn dann aber nicht alle die Versetzung schaffen, einige also sitzen bleiben, widerspricht das nicht der Nächstenliebe des Lehrers. Es zeigt aber, daß es sich mit der unbedingten Nächstenliebe zu den Schülern verträgt, Anforderungen an die Schüler zu stellen, und wenn diese Anforderungen nicht geleistet werden, Schülern die Versetzung zu verweigern. Das Ziel des Eintrittes in das ewige Leben ist an Bedingungen geknüpft, die der Mensch zu erfüllen hat, also, daß er glaubt und getauft wird. Erfüllt er sie nicht, tritt er nicht ein ins Reich Gottes. Es gehört zur Grundsubstanz der Reich-Gottes-Verkündigung, daß Jesus nicht verkündet, daß jeder, der eintreten möchte in das ewige Leben, auch eintreten dürfe. Deshalb gibt es keine unbedingte Zuwendung Gottes zu den Menschen, wenn darunter die hinreichende Bedingung für den Eintritt in das Reich Gottes verstanden würde.

Warum nun aber Gottes unbedingter Heilswille, daß alle das ewige Heil erreichen sollen, eine demokratische Struktur erfordern soll, ist völlig unklar! Um des Zieles willen, daß alle Schüler die Versetzung schaffen oder alle Kranken eines Spitales Gesundung erfahren, wird ja auch niemand  eine demokratische Organisation der Schulen oder der Spitäler einfordern! Und: im Urchristentum gab es keine Demokratie. Sie gab es nur als Forderung der Rote Korachs, die gegen Gottes Ordnung der Hierarchie protestierte mit der Revolutionsparole: „Alle sind heilig, die ganze Gemeinde, und der Herr ist mitten unter ihnen. Warum erhebt ihr euch über die Gemeinde des Herrn?“ ( Num, 16,5).   Um dieser Revolution wider die von Gott eingesetzte Hierarchie willen wurde diese  Rotte von Gott selbst ausgerottet!

Also resümieren wir: Die Vorstellung einer unbedingten Zuwendung Gottes zu den Menschen schließt die Tatsache nicht aus, sondern ein, daß Gott uns den Weg des Heiles offenbart hat, der die Bedingungen des Eingelassenwerdens in das Reich Gottes benennt. Nur, wer diese Bedingungen erfüllt, geht ein ins Reich. Völlig unklar bleibt dann aber, warum Gottes unbedingter Heilswille eine demokratische Struktur der Kirche erheischen soll. Jesus Christus war kein Demokrat, und nie war die Kirche demokratisch! Es bleibt so nur eines übrig: „Wir sind Kirche“ fordern die Demokratisierung der Kirche, weil die Weltmenschen die Demokratie für die beste Organisationsform erachten. Aber so würde doch zu oberflächlich geurteilt. Des Pudels Kern ist nämlich die Frage: Wer ist der Herr der Kirche? Demokratie heißt, daß das Volk herrschen soll und nicht mehr ein von Gott eingesetzter Monarch. Der antimonarchischen Intention der Forderung nach der Demokratie als der wahren Regierungsform liegt so eine antitheozentrische Intention zugrunde: Gott soll nicht mehr durch einen von ihm dazu Erwählten regieren, sondern das Volk. Und so ist auch die Forderung nach einer Demokratisierung der Kirche im wesentlichen die Forderung nach der Entmachtung Jesu Christi selbst: Er soll nicht mehr regieren, sondern wir Menschen wollen selbst in der Kirche regieren und so die Kirche zu unserer Kirche machen. Wenn der Herr nicht mehr der Herr ist über seine Kirche, dann erst kann sie frei nach dem Belieben unserer menschlich allzumenschlichen Wünsche umgestaltet werden.

Es ist eine altbekannte Tatsache, daß die Demokratie immer gefährdet ist, sich zur Ochlokratie zu pervertieren. Überfliegt man das Dossier und nimmt wahr, welchen beherrschenden Stellenwert das Thema Sex einnimmt, die Kirche solle ihre Sexualmorallehre liberalisieren, dann zeigt dies wohl eine ochlokratische Tendenz in dieser Reformbewegung auf. Ihr Bauch ist ihnen nicht mehr ihr Gott, wie Paulus einst seine Kritiker entlarvte,  sondern ihre sexuellen Wünsche und Begierden. Das gibt dieser Reformbewegung ihren vulgären und darum so populären Charakter. Man denke an die bittere Wahrheit, daß die Forderung nach einer Demokratisierung der Kunst immer nur ihre Pornographiesierung zur Folge hat!


Volle Gleichberechtigung der Frauen

Der zweite Forderungskatalog der vollen Gleichberechtigung der Frauen ist eine Addition von der Forderung der Demokratisierung der Kirche und der Forderung, daß alle Ämter und Leitungsämter Frauen offen stehen sollen, also das Frauenpriestertum eingeführt werden soll. Zu diesem Punkte ist schon so vieles geschrieben worden, daß ich hier nur noch Eulen nach Athen tragen könnte. Deshalb sei hier nur auf ein Problem hingewiesen. Der Priester empfängt in der Weihe die Vollmacht, Wein in das Blut Christi, Brot in den Leib Christi zu verwandeln. Jetzt könnte jemand meinen, daß Brot und Wein für die Feier der Eucharistie aus dem kulturellen Kontext des Urchristentums sich ergeben haben. Jetzt könne man auch statt Wein Bier nehmen und statt immer Brot auch eine Bratwurst. Jetzt spräche der Priester über Bier und Bratwurst die Konsekrationsworte - würde sich dann Bier in das Blut Christi und die Bratwurst in das Fleisch Christi wandeln? Mitnichten! Die Vollmacht zur Wandlung bezieht sich auf Brot und Wein und nicht auf Bier und Bratwurst!

Christus hat Männer zu Priestern geweiht, als er die erste Eucharistie feierte, und keine Frau, nicht einmal Maria, seine Mutter. Wie nehmen nun die Befürworter des Frauenpriestertumes an, daß eine Frau die Vollmacht zur Konsekration empfangen kann? Der Empfänger muß zur Gabe passen! Nur Brot und Wein gilt die Vollmacht des Verwandeltwerdens, nicht dem Bier. Männern gilt die Verheißung, daß sie nach Gottes Ordnung die priesterliche Vollmacht empfangen können. Wo gibt  es die Verheißung Christi, daß diese auch Frauen empfangen können? Wo gibt es im alten Bund Priesterin? Und warum soll es dann im neuen Bund Priesterin geben? Es ist zu vermuten, daß es Frauen, die zum Priestertum geweiht würden, so erginge wie dem Bier, über das ein Priester die Wandlungsworte spräche: Es geschähe nichts; das Brot bliebe Brot und die Frau ohne die Priestervollmacht. Denn der Empfänger muß von seiner Natur zu der ihm durch das Sakrament   übermittelten Gnade passen! Daß die Frau von ihrer Natur dazu passe, dafür gibt es keinen Beleg in der hl. Schrift oder in der Lehre der Kirche! Und ohne die durch das Weihesakrament vermittelten geistlichen Vollmachten wären alle Amtshandlungen des Priesters vollkommen ungültig. Das heißt konkret: Wer die Kommunion in einer von einer Priesterin geleiteten Eucharistiefeier empfinge, der empfinge nichts außer Brot und Wein! Wer bei ihr beichtete, empfing keine Lossprechung seiner Sünden. Die Gemeinde würde so nur betrogen werden, erhielte sie Priesterin! Wer das Frauenpriestertum fordert, damit überall wieder Eucharistie gefeiert werden könne, schafft damit die Eucharistie ab, weil so die Gemeinde nur Brot und Wein empfinge und sonst nichts! Nebenbei: Im Protestantismus hat zuerst Luther das Priestertum abgeschafft, indem er das Meßopfer beseitigte  und nur ein sakramentales Abendmahl übrigließ. Daß eine Frau die Leiterin eines Mahles sein kann, das paßt dann auch zur Natur der Frau als Hausfrau, und so war es dann auch nur noch eine Frage der Zeit, bis Frauen Pfarrerin werden durften. Aber es gibt keine evangelische Priesterin, weil es im Protestantismus auch keine Priester gibt.

Zudem: Die Forderung nach einer Veränderung der Zugangsbedingungen zum Priesteramt wird dabei lautstark begründet mit der Wichtigkeit der Eucharistiefeier für die Gläubigen. Damit es keine Gemeinde ohne die Eucharistiefeier gäbe, solle der Zölibat fallen und das Frauenpriestertum eingeführt werden. Könnte man meinen, daß den Deformern also die Eucharistiefeier so wichtig ist, wird man kurz darauf aber eines besseren belehrt: „In priesterlosen Gemeinden hat die Zusammenkunft zum sonntäglichen Gemeindegottesdienst (zum Beispiel Wortgottesdienst) Vorrang vor der Teilnahme an einer Eucharistiefeier in einer Nachbargemeinde.“ (S. 22) So unwichtig ist hier die Eucharistie, daß man auf sie verzichtet, um nicht in der Nachbargemeinde sie zu feiern! Man  bleibt lieber daheim ohne das Altarsakrament!

 

Freie Wahl zwischen zölibatärer und nichtzölibatärer Lebensform

Der dritte Punkt spricht nun das materiale Hauptthema der Reformbewegung an, das Thema: Sex. Zwischen dem formalen Anliegen, dem der Demokratisierung, dem Außerformbringen der Kirche und der Forderung nach der Aufhebung des Zölibates für Priester besteht ein enger Zusammenhang.

Die Demokratisierung ist die formale Voraussetzung dafür, daß nun die Menschen frei nach ihrem Geschmack und ihren Wünschen die Inhalte der Kirche bestimmen. Und die Verpflichtung zum priesterlichen Zölibat ist nun eine Ordnung, die unserer ganz vom hedonistischen Geist erfüllten Zeit zutiefst zuwider sein muß. Als Argument wider den Zölibat fungiert wieder die Zauberformel vom geschichtlich Gewachsensein dieser Ordnung. Damit soll die Relativität dieser Ordnung fundiert werden. Gewachsensein meint dann nicht eine Weiterentwicklung aus den Anfängen heraus, sondern ein Bedingtsein durch externe Ursachen, sodaß das Wachsen mehr ein Fremdbestimmtsein durch anderes ist als eine selbständige Selbstentwicklung. Unreflektiert wird dabei zudem vorausgesetzt, daß die Geschichte der Kirche eine ohne Gott ist. Der Hl. Geist mag zwar beim ersten Apostelkonzil gegenwärtig gewesen sein. Dort konnte das Apostelkonzil noch von sich sagen: „Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen“ (Apg 15,28), aber das darf eben für alle anderen Entscheidungen der Kirche nicht mehr gelten. Denn sonst müßten ja die weiteren Beschlüsse von Konzilien auch verbindlich sein. Das sei aber ferne! rufen unsere Reformer von „Wir sind Kirche!“

Weil diese Ordnung nur geschichtlich entstanden sei, sei sie nicht verbindlich, ist somit eine These, die mit dem katholischen Verständnis von der Kirche als Leib Christi nicht vereinbar ist. Denn die Kirche glaubt an ihr Geführtwerden durch ihren Herrn, ihr Haupt Christi. Gerade weil es eine katholische Ordnung geworden ist, eine, die die ganze Römische Kirche praktiziert, ist es auch eine wahre Ordnung.

 

Positive Bewertung der Sexualität

Der vierte Punkt der Reformagenda wurde nun schon durch den dritten vorbereitet. Es wird eine positive Bewertung der Sexualität gefordert. Die Kernthese lautet, daß es die Aufgabe der Kirche sei, ihren Mitgliedern zu helfen, eine ihrem Gewissen gemäße Praxis der Sexualität zu finden. (S. 25) Das wäre die Aufgabe der gesamten Morallehre der Kirche zugunsten einer protestantischen Gewissensethik. Mein Gewissen allein ist für mich die letztgültige Entscheidungsnorm. Damit wird die Moral der Gewissensfreiheit untergeordnet und zum Spielball der menschlichen Willkür. De facto wird so der Zeitgeist zur Quelle der Morallehre der Kirche. Das Dossier nennt das, ihren Gliedern einen Freiraum zu gewähren, in dem sie dann selbstverantwortlich entscheiden können. Und damit schließt sich der Kreis, indem wir so auf die erste Forderung zurückverwiesen werden, die nach der Abschaffung des päpstlichen Lehramtes. Diese Forderung beinhaltet somit auch die Forderung nach der Abschaffung jeder verbindlichen kirchlichen Morallehre zugunsten der Vorstellung, daß jedem sein Gewissen die letztverbindliche Instanz der Moral ist und somit nicht die Lehre der Kirche.

Damit könnten wir diesen Punkt abschließen, gäbe es da nicht noch die Forderung nach einer Rückkehr zur Teilnahme der kirchlichen Beratungsstellen für Schwangere in die staatliche Pflichtberatung. (S. 25) Das Entscheidende ist dabei, daß in Deutschland Mütter ihre ungeborenen Kinder nur straffrei töten lassen können, wenn sie einen Schein vorlegen, der ihnen bestätigt, daß sie sich von einer staatlich anerkannten Beratungsstelle beraten lassen haben. Nur wer bereit ist, solche Lizenzen zum Töten auszustellen, kann anerkannter Partner der staatlich anerkannten Beratung sein. Ob der Pflicht zur Ausgabe solcher Tötungslizenzen ist die Kirche  in Deutschland aus dieser Beratungspraxis ausgetreten. Nicht trat sie aus, weil sie Schwangere nicht beraten will, sondern weil die Ausstellung von Tötungserlaubnissen von ungeborenen Menschen mit der Moral der Kirche unvereinbar ist. „Wir sind Kirche“ wollen dagegen, daß die Kirche Beihilfe zum Töten von ungeborenen Kindern leistet durch das Ausstellen dieser Tötungserlaubnisscheine.

Professor Häring bringt das in seiner Kritik am hl. Vater Franziskus auf den Punkt im Geiste  dieser Reformbewegung, wenn er kritisiert, daß der Papst gegen Abtreibung, Homosexualität und das Frauenpriestertum ist. Hier müsse der Papst seine Meinung ändern. (Vgl.: Internetseite: Wir sind Kirche Deutschland, Aussendung Härings zum hl. Vater Franziskus.)

Wir kennen den makaberen Witz: „Was ist Demokratie? Demokratie ist, wenn zwei Wölfe und ein Lamm darüber entscheiden, was es zum Mittagessen gibt.“ Die ungeborenen Kinder sind so das prominenteste Opfer von „Mehr Demokratie wagen!“ So einst W. Brandt, und diese Reformbewegung stößt ins selbe Horn: Unter dem Vorwand des Beratenwollens will sie wieder Tötungslizenzen ausstellen lassen!

 

Frohbotschaft statt Drohbotschaft

Als Abschluß kommt nun noch der skurrilste Teil: „Frohbotschaft statt Drohbotschaft“. Der Untertitel lautet: „Mehr helfende und ermutigende Begleitung und Solidarität anstelle von angstmachenden und einengenden Normen.“ Mit Bedauern müssen wir feststellen, daß unser Heiland diese moderne Seelsorgemaxime noch nicht gekannt hat und so auch nicht praktizierte! Wenn er das schon gewußt hätte, nie hätte er gesagt: „Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet, wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden!“ ( Mk, 16,16 ) Zu der Frohbotschaft „wird gerettet werden“ gesellt sich gleich die Drohbotschaft zu „wird verdammt werden“.

Ob im Sinne von „Wir sind Kirche“ Ärzte demnächst nicht mehr ihren Patienten drohen dürfen: „Wenn sie sich nicht operieren lassen, werden sie in Bälde sterben?“ Dürfen Sie nicht mehr zum Raucher mit schwerer Lungenentzündung sagen: „Wenn sie nicht aufhören mit dem Rauchen, werden sie nicht mehr gesunden?“ Lassen wir diese Abstrusität auf sich beruhen. Es kann keinen Weg des Heiles geben, der nicht verbunden wäre mit der Warnung und Drohung, daß, wer diesen Weg nicht beschreitet, nicht das Ziel des Heiles erreichen wird. Das gehört konstitutiv zu jeder Heilslehre dazu. Wo es eine offenbarte und erkannte Wahrheit gibt, da ist immer auch die Warnung vor den Folgen der Mißachtung der Wahrheit zugegen!

Soweit mein Buch. Es wird nun jedem Leser leicht fallen, das hier Dargelegte in den Texten des Synodalen Weges wiederzufinden. Durch Kreativität und Originalität zeichnet sich der Synodale Irrweg wirklich nicht aus!

 



[1]    Vgl.: Dossier Kirche in Bewegung, Publik Forum Januar 1996.