Dienstag, 8. November 2022

Der vernüntig gedachte Gott- Abschied vom Mythos- oder Irrwege der Theologie

Der vernünftig gedachte Gott- Abschied vom Mythos Optimistisch gestimmte Verstandesmenschen ist der Übergang vom Mythos zum Logos ein Fortschritt des vernünftigen Denkens. Wo einst Göttergeschichten mythologisch erzählt wurden, generiert nun das Aufkärungsdenken den vernünftigen Gott, den Logos, durch den und auf den hin alles ist. Wir existieren so in einer vernünftig geordneten Welt, der schön geordneten, dem Kosmos eben, der so ist, weil er aus dem göttlichen Logos ist. Die einstigen Göttergeschichten der Griechen wie dann später auch der Germanen mußten so entmythologisiert werden, auch und gerade auch aus rein moralischen Gründen, denn die heidnischen Götter handeln doch oft recht unmoralisch unsittlich. Der wahre Gott, der der Vernunft, ist dagegen das rein Gute. Als einen Gottesbeweis könnte dann gar formuliert werden: Was vernünftig ist, das ist, existiert auch, denn die Welt ist das Vernünftige, in der deshalb ihr Grundprinzip, Gott als das rein Vernünftige existieren müsse. Was aber unternehmen, wenn in der hl. Schrift von Gott etwas prädiziert wird, das mit diesem rein vernünftig gedachten Gott nicht in Einklang zu bringen ist? Beim Propheten Jesaja lesen wir nämlich: „Quare errare nos fecesti Domine de viis tuis: indurasti cor nostrum ne timeremus te?“ Arndt übersetzt in seiner Vulgataausgabe 1903: Warum,o Herr hast du uns abirren lassen von deinen Wegen,hast unser Herz sich verhärten lassen, daß wir dich nicht fürchteten (Jesaja 63,17) Im Vers 16 nannte dieser Prophet Gott noch: „pater noster“, und jetzt dies! Mit „von deinen Wegen“ ist das Gesetz, die Gebote Gottes gemeint, das Herz bedeutet hier das Willenszentrum des Menschen, ob er ein das Gute oder das Böse Wollender ist. Die Gottesfurcht ist dabei die Grundhaltung der Frömmigkeit. Wenn die Vulgate den Begriff des impius verendet, der verfälschend gern mit dem Gottlosen übersetzt wird, ist damit nicht ein Atheist gemeint, solche gab es zur Zeiten der Bibel so gut wie gar nicht, sondern der, der Gott nicht fürchtet und somit so lebt, als sei Gott nicht. Aber das abirren lassen wie auch das verhärten lassen stellen keine akzeptablen Übersetzungen dar. Besser wäre: Warum hast Du gemacht, daß wir abirren und: Du hast unser Herz verhärtet, sodaß wir dich nicht fürchteten. Wie kann das aber von Gott ausgesagt werden: Er gab sein Gesetz, damit es vom Volke Israel gehalten wird und nun bewirkt dieser Gott, daß sein Gesetz nicht gehalten wird! Gott habe das Herz der Juden gar verhärtet, damit sie Gott nicht mehr fürchten und sodann auch sein Gesetz nicht mehr hielten! Diese Herzverhärtung erklärt somit, wie Gott es bewirkt hat, daß das Volk von den Geboten Gottes abgewichen sei. Der Übersetzer mildert nun diese harten Aussagen ab, indem er nur noch von einem Zulassen Gottes sprechen will. Aber der Text meint das so nicht. Er konfrontiert den Leser mit der Zumutung, daß der Gott, der unser Vater ist (V 16) der ist, der hier das Herz der Juden verhärtete, damit sie nicht mehr seine Gebote beachten. Hier könnte sich modernistisch gesonnener Bibelausleger sich es einfach machen: Hier rede eben der Prophet noch mythologisch von Gott in einer Art von Regression, während die jüdische Religion dies mythologische Stadium doch schon hinter sich gelassen habe in seinem Vernunftmonotheismus. Aber wie nun, wenn Gott gar nicht so vernünftig ist, wie es sich diese Antimythologen so zurechtlegen? Gleicht diese Entmythologisierung Gottes nicht dem Konzept einer konstitutionellen Monarchie, in der durch grundgesetzartige Verträge fixiert ist, was für Rechte und Pflichten der Monarch und welche seine Untertanen haben, sodaß der Monarch nur insoweit ein legitimer Monarch ist, als er sich dieser Verfassung selbst unterordnet: Aus dem souveränen Gott wird ein durch eine Verfassung limitierter Herrscher. Auch der darf eben nicht alles, etwa verhärten oder in die Irre führen. Die Vernunft, die dabei Gott vorschreiben will, was er wollen und wirken dürfe und was nicht, ist offenkundig eine sehr von menschlichen Interessen geleitete Vernunft: Nur wenn Gott gemäß unseren Interessen ist, akzeptieren wir ihn als unseren Gott. Was uns inakzeptabel erscheint, das darf Gott nicht. Er darf auf keinen Fall die Herzen von Menschen verhärten und Menschen in Versuchung führen, auch wenn Jesus Christus uns da in seinem Vater Unser Gebet ganz anderes lehrt. Aber Papst Franziskus steht da nicht allein, wenn es darum geht, uns nicht Gefälliges aus Gott zu streichen: So darf unser Gott nicht sein! Der Prophet Jesaja stellt uns dagegen Gott so vor Augen, wie er wirklich ist und wie er wirklich agiert. Wenn wir dann Gott nicht verstehen können, weil wir hier in ihm den Gott der Liebe nicht recognizieren können, dann sind wir eben mit dem Deus absconditus (Jesaja 45,15) konfrontiert, den Jesus Christus selbst am Kreuze erlitt. Aber es ist wahrhaftig Gott, der uns hier gegenübertritt! Vernünftige aufgeklärte Theologie: Gott hat so zu sein, wie es uns gefällt, sonst akzeptieren wir ihn nicht als Gott- die demokratische Kirche!

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