Mittwoch, 2. November 2022

Über Verheißungen an das Volk Israel: Gott ist treu?

Über Verheißungen an das Volk Israel: Gott sei treu? Zum guten Ton des christlich-jüdischen Dialoges gehört es, a) von dem ungekündigten Bund Gottes mit diesem Volke zu sprechen, es b) so abzulehnen, daß die Verheißungen, die Gott einst seinem Volke zusprach nun der Kirche gelten würden. Die Kirche sei nämlich nicht an die Stelle des ersterwählten Volkes getreten, sondern Gott habe eher seinen Bund erweitert, daß nun durch Jesus Christus auch die Nichtjuden am Heile partizipieren können. So habe Gott neben dem ordo salutis für das jüdische Volk für die Heiden einen Zweitweg zum Heile eröffnet durch Jesus Christus, der dann eben nur noch für die Heiden zuständig sei. Deshalb ist eben jegliche Judenmission ja nach dem Konzil ob dieser Neufassung des Verhältnisses zur Synagoge eingestellt worden. Nun gab Gott seinem jüdischen Volke durch den Propheten Jesaja diese Verheißung: „Denn das Volk und das Reich, das dir nicht dient, wird zu Grunde gehen, und die Nationen werden in Verödung umkommen.“ (Jesaja 60,12). Es wird so nicht nur ein Heil für das Volk Israel geben sondern auch die nichtjüdischen Völker können daran einen Anteil bekommen, wenn sie dem jüdischen Volke dienstbar sein werden. Wollen sie das aber nicht, droht ihnen ihr Untergang. A. Arendt S.J präsentiert für diese Verheißung in seiner Vulgataausgabe (1903) eine typisch vorkonziliare Deutung: „Vertilgt werden. Das kann nicht von dem irdischen Volke gesagt sein; denn es wäre dann nicht in Erfüllung gegangen. Der Sinn ist vielmehr: Wer immer,in welchem Volke oder Reiche immer, nicht der Kirche dient,und sich ihr nicht im Glauben unterwirft, wird mit den Gottlosen zu Grunde gehen.“ Das ist nun in der Folge des christlich-jüdischen Dialoges eine nicht mehr akzeptable Interpretation dieser Verheißung Gottes. Auch in sich vermag sie nicht so recht zu überzeugen. Denn diese Verheißung kann ja als eine futurische gelesen werden: Das wird sich so noch wohl am Ende der Zeiten ereignen. Außerdem ist der Adressat dieser Drohbotschaft ein Volk, bzw alle Völker, die dem Volke Israel nicht dienen wollen und nicht Einzelne aus den Völkern. Wenn der Glaube etwas individuelles ist: „Ich glaube!“, so ist das Dienen hier als etwas Kollektives verstanden: Alle Völker haben dem einen erwählten zu dienen. Wenn nun diese Verheißung an das Volk Israel weiterhin seinen Bestand hat, weil Gott zu seinem Volke treu sich verhält, dann wird hier diesem Volke die endzeitliche Herrschaft über alle anderen Völker verheißen. Die ihm dann nicht dienen wollenden, werden dann vertilgt werden. Nun ist aber diese Verheißung schwerlich kompatibel mit den Verheißungen des Neuen Bundes in Jesus Christus. Gälte diese doch weiterhin, gäbe es für die Kirche keine außer der, daß sie sich der Synagoge zu subordinieren habe, wenn sie nicht zu grundegehen wolle. Wenn aber nicht mehr das jüdische Volk nicht mehr der Adressat dieser Verheißung wäre, sondern jetzt das neue Gottesvolk, dann hieße das, daß Gott am Ende die Feinde der Kirche zugrunde gehen ließe, eine Vorstellung, die mit dem nachkonziliaren Gott der Liebe nicht mehr vereinbar ist, sodaß auf diese Verheißung ganz verzichtet wird.

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