Dienstag, 22. November 2022
Irritierendes: Wer sind Diener Gottes? Eine unerwartete Antwort + 1 Zusatz
Irritierendes: Wer sind Diener Gottes?
Wer die Briefe des Apostelfürsten Paulus aufmerksam ließt, nicht in dem Vorurteil verfangen, daß bei ihm doch allein die Liebe zähle, als hätte er nur das Hohelied der Liebe verfaßt,stößt immer wieder auf Unerwartetes und ihn Irritierendes, aber gerade solche Passagen sind es denn auch, die den Leser in der Erkenntnis Gottes voranbringen können. Im Römerbriefe steht tatsächlich geschrieben, daß die, die die Steuern erheben ministri Dei (= Diener Gottes) sind. (Röm 13,6). Ja, jede Staatsgewalt ist nämlich von Gott (Röm 13,1) und so sind die Staatsdiener Diener Gottes,
Nun könnte man es sich einfach machen: Zu Zeiten des Apostels Paulus brodelte es im jüdischen Volke, das die ungeliebte römische Fremdherrschaft los werden wollte, um wieder als ein freies Volk zu leben. Die, die nun für den Römischen Staat die Steuern eintrieben, waren so besonders verhaßt im Volke, wenn die Zöllner als Sünder galten, dann eben nicht, weil alle, oder fast alle dabei in ihre eigenen Taschen wirtschafteten, sondern weil sie eben als Kollaborateure galten, als Diener des sie unterdrückenden Römischen Staates. Soll und darf man denn überhaupt Steuern an diesen Unterdrückerstaat zahlen? Wie schon Jesus selbst, so respondiert der Apostel Paulus hier diese Frage eindeutig, in klarer Distanz zu jüdischen Freiheitskämpfern, die wohl das Steuerzahlen ablehnten.Nun könnte man sagen, daß hier Paulus eben weit über das Ziel hinausgeschossen habe mit seiner metaphysischen Aussage, daß jede Obrigkeit von Gott sei, daß die Staatsdiener Diener Gottes seien, um die Pflicht, die Steuern zu zahlen, zu rechtfertigen. Man könne also diese metaphysische Staatslehre des Paulus ruhig ignorieren, um sich allein auf den pragmatischen Zweck der Steuerzahlpflicht zu kaprizieren.
Nur so wird der Leser diesem Brief des Paulus nicht gerecht, der nun wirklich eher ein dogmatisches Lehrschreiben ist als ein Schreiben, in dem Paulus zu Aktuellem Stellung bezieht. Gewichtiger ist dann schon das historische Argument: Seit Hitler und Stalin dürften Staatsangestellte nicht mehr als Diener Gottes bezeichnet werden. Dem ist aber entgegen zu halten, daß Römische Soldaten Jesus Christus gekreuzigt hatten und daß Pontius Pilatus die politische Verantwortung für diese Kreuzigung trug. Trotzdem bezeichnet Paulus hier die Römischen Staatsdiener als Diener Gottes.
Die Lösung ist simpel: Auch ein schlechter oder gar ungehorsamer Diener bleibt ein Diener, ja nur weil er ein Diener ist, kann überhaupt von einem dienstlichen Vergehen von ihm gesprochen werden. Der Apostelfürst macht hier deutlich, daß eben nicht nur das Daß des Staates sondern auch jede bestimmte Obrigkeit von Gott ist: „denn es gibt keine Gewalt außer von Gott, die aber,welche bestehen, sind von Gott gesetzt.“ (Röm 13,1) Paulus skizziert hier wirklich eine metaphysische Staatslehre, in der hl. Schrift fundiert. So lesen wir in der Weisheit (6,2-4):
„Der Herr hat euch die Gewalt gegeben, der Höchste die Herrschaft,er, der eure Taten prüft und eure Pläne durchforscht.Ihr seid Diener seines Reiches,aber ihr habt kein gerechtes Urteil gefällt,das Gesetz nicht bewahrt und die Weisung Gottes nicht befolgt. Schnell und furchtbar wird er kommen und euch bestrafen, denn über die Großen ergeht ein strenges Gericht.“
Hier wird präsumiert, daß alle Diener Gottes wissen, was ihre Pflicht als Staatsdiener ist, daß sie aber dagegen verstoßen können, ja nur verstoßen können, wenn ihnen ihre Pflicht bekannt ist. (Das expliziert Paulus in seinem Römerbrief durch die Lehre vom Gesetz Gottes, das jedem in seinem Gewissen bekannt ist, gegen das er aber verstoßen kann.) Aber ganz im Geiste der Weisheit insistiert Paulus aber, daß auch eine ungerecht regierende Obrigkeit von Gott ist und nicht aufhört, eine solche zu sein, wenn die Staatsdiener gegen ihre Pflicht als Diener Gottes verstoßen.
Anstößig für uns Heutige ist dann aber auch diese Fokussierung auf die Gewalt als das den Staat Ausmachende. Paulus verfaßt hier eben keine Staatslehre, die über die Mannigfaltigkeit der Erscheinungsmöglichkeiten des Staates reflektiert, ob er als Monarchie oder als Demokratie, als Rechtsstaat oder als totalitärer erscheint, sondern hier zeigt auf, was das Wesen jedes Staates ausmacht, unabhängig von seiner konkreten Erscheinungsgestalt.
Eine so geartete Metaphysik des Staates sind wir Heutigen, soziologisch,historisch und politisch denkend nicht mehr recht gewohnt, aber darin manifestiert sich ein bedenkliches Defizit denkerischerr Durchdringung des Problemes des Staates, denn der Staat wird nur begriffen, wenn er metaphysisch begriffen wird, von seinem ersten Grund her auf sein letztes Ziel hin.
Zusatz:
Wie kann der Stadt das Recht für sich beanspruchen, über das Leben von Menschen entscheiden zu dürfen, etwa Kriege führen zu dürfen und damit das Töten von Menschen verlangen und gar Menschen zu Tode verurteilen zu dürfen, wenn doch alle Menschen Geschöpfe Gottes sind. Dafür kann es nur eine Antwort geben, wenn diese Gewaltakte legitim seien sollen und keine angemaßte Macht ist, daß das Recht dazu von Gott stammt, wie Jesus Christus ja zu Pilatus sagt:"Du hättest keine Macht über mich, wenn Gott sie Dir nicht gegeben hätte."
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