Mittwoch, 30. November 2022
Ursachenforschung der aktuellen Krise der Kirche: Nicht auf die Symptome sich einseitig kaprizieren!
Ursachenforschung der aktuellen Krise der Kirche: Nicht auf die Symptome sich einseitig kaprizieren!
Wer nun den Niedergang der Katholischen Kirche vor Augen habend nach den Ursachen für diesen Niedergang forscht,der wird zumindest für den deutschen Sprachraum auch und gerade in der universitären Theologie fündig werden. Wenn schon das Fundament der Kirche, ihr Credo destruiert wird, wie soll dann noch der ganze Kirchenbau feststehen können? Die Einstürze in den oberen Etagen folgen eben dem sich auflösenden Fundament.
Ein Musterbeispiel für so eine Destruktion des Fundamentes der Kirche präsentiert so der „Theologe“ Thomas Pröpper, das sich aber im universitären und kirchlichen Raum größter Beliebtheit erfreut, auch wenn es uns da in mannigfaltigsten Variationen begegnet.
Das Credo heißt nun in klarer Antithese zum Apostolicum: „Das zentrale Bekenntnis des christlichen Glaubens und die Grundwahrheit der Theologie lautet: >Der Gott Israels hat in Verkündigung, Tod und Auferstehung Jesu Christi seine für alle Menschen aller Zeiten vorbehaltlose entschiedene Liebe geschichtlich und unüberbietbar erwiesen und hat sich in ihr, d.h. eins mit ihrer offenbaren Unbedingtheit selbst geoffenbart.<“ Paul Platzbeker, Radikale Autonomie vor Gott denken, 2003,S.18. So wird Thomas Pröpper hier wiedergegeben, und auf diese Aussage soll sich nun kapriziert werden, denn sie genügt, um einen wesentlichen Punkt des Niederganges der Kirche zu eruieren.
Gott habe sich als die Liebe zu allen Menschen selbst offenbart. Welche Bedeutung hat dann dabei Jesus Christus? Er offenbart nur, was wahr ist, daß Gott jeden Menschen liebe. Es kann so kein anderes Heilswerk Jesu Christi geben, als das seiner Offenbarungstätigkeit. So wird sein Wirken reduziert auf ein Aufklären darüber, daß Gott eben die Liebe ist. Nicht ist also die Person Jesus Christus Gottes Selbstoffenbarung, sondern in dem, wie Jesus jeden Menschen vorbehaltlos annahm, offenbart sich Gottes Liebe. Es sei an die schöne Phrase erinnert, daß in der Liebe der Mutter zu ihrem Kinde, dies darin Gottes Liebe zu ihm erlebe. Die Mutter ist hier nicht eine Tochter Gottes so wenig wie Jesus der Sohn Gottes sein muß, damit in beiden Fällen in ihrer erwiesenen Liebe zu Mitmenschen Gottes Liebe erfahrbar wird, sofern wirklich in einer rein menschlichen Liebe wirklich Gottes Liebe präsent ist.
Jesus lehrte nichts, schon gar nicht verkündete er das Reich Gottes und rief zur Umkehr auf, mitnichten, denn er kam nur, um alle aufzuklären, daß sie von Gott Bejahte sind.
Diese Liebe soll nun eine vorbehaltlose sein, populärer ist aber die Formulierung der bedingungslosen Liebe Gottes zu allen Menschen, meint aber das Selbe. Gott sage Ja zu jedem Menschen, so wie jeder Mensch ist. Damit wird der gesamte theologische Diskurs über die Sünde, Gottes gerechter Zorn über sie, über Buße und Reue, aber auch über die Gnade und die Versöhnung aus der Kirche eskamotiert. Es ist Gottes Natur, jeden Menschen zu lieben. Der Mensch braucht nur Mensch zu sein, um von Gott geliebt zu werden. Deshalb kann es kein göttliches Gericht, keine Verurteilung noch eine Vergebung der Sünden geben, denn völlig unabhängig davon, wie ein Mensch sein Leben führt, gilt jedem Gottes bedingungslose Liebe.
Die hl. Schrift und die Kirche kennt einen solchen bedingungslos liebenden Gott nicht, und auch nicht Jesus Christus. Dieser Gott ist der Gott der Aufklärung, wenn die Menschenrechte als das Produkt des aufklärerischen Denkens verstanden wird. Gott fungiert hier als die Letztbegründungsinstanz des Glaubens an die Menschenwürde.
Somit versöhnt sich die Theologie mit der Menschenrechtsideologie und bietet ihr als ihre ureigenste Serviceleistung diese Letztbegründung an in Zeiten, wo die Geltungsansprüche der Menschenrechte nicht nur praktisch sondern auch theoretisch in Frage gestellt werden. Die Trias von: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit (besser Geschwisterlichkeit), soll so durch Gottes Selbstoffenbarung ihren festen Halt finden. Nur, daß so die Kirche ihr Fundament verliert. Denn jede Religion und religiöse Praxis wird so überflüssig. Gott als dem bedingungslos Liebenden ist es nämlich gleichgültig, ob wir gläubig sind oder nicht, es kommt eben allein darauf an, jedem Menschen seine Menschenwürde anzuerkennen und so das Leben, das soziale wie das individuelle zu gestalten.
Die Menschenrechtsideologie substituiert so fast völlig die christliche Religion und läßt für Gott nur noch die Funktion einer möglichen Letztbegründung dieser Ideologie zu. Die Kirche kann und muß sich so sogar ganz auflösen in eine rein humanitaristische ausgerichtete Organisation, die der Welt auch nur noch den Humanitarismus zu lehren weiß.
Da nun wesentliche Teile der Morallehre der Kirche damit nicht kompatibel sind, werden die zur Abschaffung freigegeben, aber viel wesentlicher ist, daß die ganze Lehre der Kirche damit liquidiert wird. Ist somit das Fundament der Kirche aufgelöst, muß auch der ganze Kirchenbau in sich zusammenstürzen. Das erleben wir jetzt.
Merksatz:
Alle tiefgreiifenden Krisen der Kirche gründen sich in einer verquerren Gotteslehre! Denn jede Aussage der Theologie gründet sich letztlich in dem, wie Gott gedacht wird.
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