Montag, 14. November 2016

Die Würde des Menschen und die Erdbestattung

Für viele ist die Frage, Erd- oder Urnenbestattung einfach eine des Geldbeutels- aber einige sehen darin auch eine Frage des Glaubens. So soll die Erdbestattung, folgt man jüngsten vaticanischen Schreiben dem christlichen Glauben mehr entsprechen als den Verstorbenen verbrennen zu lassen, um ihn dann in einer Urne beizusetzen.  Wikipedia informiert kurz über das Schicksal der Möglichkeit der Feuerbestattung in der Katholischen Kirche. Anfänglich wurde sie abgelehnt und im 19. Jahrhundert gar verboten, im jetzt gültigen Kirchenrecht aber wieder erlaubt. Eines macht dies Wechselspiel ad hoc deutlich: Nicht alle Bestimmungen des Kirchenrechtes sind ewige Wahrheiten. 
Eigentümlicherweise soll die Feuerbestattung ein Ausdruck der Ablehnung des Glaubens an die Auferstehung der Toten sein, als sollte das Verbrennen des Fleisches eine Auferstehung verunmöglichen. Aber das vermag nun wirklich nicht zu überzeugen: Warum sollte für den allmächtigen Gott das Verbrennen ein Hindernis für das Auferwecken sein? Wenn der Leichnam nicht verbrannt wird, dann wird er- nüchtern realistisch betrachtet- von den Maden aufgefressen. Ich gestatte mir mal, grobschlächtig zu reden: Man versuche sich mal, den Leichnam aufgezehrt jetzt einverleibt in eine Unzahl von Maden vorzustellen. Warum sollte das eine - im Vergleich zum Verbrennen- günstigere Ausgangslage für das göttliche Wiedererwecken sein? Naturalisten könnten da vielleicht ins Schwärmen geraten, weil so das menschliche Fleisch wieder reintegriert wird in lebende Organismen, wenn es auch nur Maden sind, aber mit der Vorstellung einer Würde des Verstorbenen, an der auch sein Leichnam partizipiert, ist diese Vorstellung wohl inkompatibel. 
Eine Feuerbestattung dagegen könnte als religiöses Symbol des Fegefeuers verstanden werden: Wir werden gerettet, aber durchs Feuer, weil wir der Reinigung durch das Feuer bedürfen. Zudem lehrt Paulus 1.Kor.15, daß wir als sterblicher und verweslicher Leib wohl begraben werden, als unvergänglicher, also gewandelter wieder auferstehen werden. Daß der menschliche Leib gewandelt werden muß, um als unsterblicher jenseitig leben zu können, daran könnte auch das Feuer der Feuerbestattung erinnern. 
Haben den wirklich die Gründe gegen die Feuerbestattung je ein so großes Gewicht gehabt, daß die Kirche sie den Gläubigen verbieten durfte? Daß diese Art der Bestattung mit dem Glauben an eine leibliche Auferstehung unvereinbar sei, ist schon sehr seltsam und daß sie der Pietät dem Verstorbenen gegenüber widerspräche, nur, wollte man ernsthaft behaupten, daß es der Pietät dann mehr entspräche, von Maden verzehrt zu werden! Könnte es sein, daß die Feuerbestattung auch aus 
christlichen Gründen ein Vorzug zu geben ist, statt sie zu verurteilen?             







 


 
 

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