Mittwoch, 30. Dezember 2015

Gott und die Gewalt- Sind wir alle Pazifisten? Zu Kardinal Müller

"Kurienkardinal Müller möchte, dass islamische Gelehrte und Politiker der Welt eindeutig zeigen, dass „Gewalt dem Willen Gottes widerspricht“, zitiert Kath net am 30.12. 2015 unter der Überschrift:"Der Islam muss sich von innen reformieren." Nun kann der Kardinal aber nicht umhin zu konzedieren, daß sehr wohl der Koran das Mittel der Gewalt für die islamische Religion bejaht. Er versucht so, einen inneren Widerspruch in den Koran hineinzuinterpretieren: Gott als Barmherzigen zu glauben, (so bezeugt der Koran seinen Gott) widerspräche es, wenn im Koran  dann ausgesagt werde, daß es Gottes Wille ist, daß um Gott willen Gewalt angewendet wird. Gewalt widerspräche dem Willen Gottes, sagt der Kurienkardinal! Jetzt nehmen wir das Gerede dieses hohen Würdenträgers der Katholischen Kirche mal ernst. Was für Folgen! Die Staatsgewalt widerspräche also dem Willen Gottes, daß der Staat mit dem Schwert regiert, um es paulinisch auszudrücken! Ja, der Deutsche Staat verfügt gar über eine Armee mit allerlei Waffen (von denen aber wohl einige nicht einsatzbereit sind, wenn man dem Gerede der Medien diesbezüglich Glauben schenken darf) und über mit Pistolen ausgerüstete Polizisten- alles potentielle Gewaltanwender. Jetzt urteilt Kardinal Müller, daß das dem Willen Gottes widerspricht. Ja, alle Könige Israels führten Kriege, auch der fromme David und das soll nun alles dem Willen Gottes widersprechen? Und wenn Gott 586 v. Chr. sein erwähltes Volk bestrafte, indem er Jerusalem von Feinden erobern ließ, dann war diese militärische Gewalt auch etwas mit Gottes Willen Unvereinbares? Bisher vertrat solch  schwärmerische Phantastereien nur der sogenannte linke Flügel der Reformation im 16. Jahrhundert. Was hat aber solch ein weltfremder Pazifismus in der Lehre der Kirche zu suchen? 
Wir erinneren uns der bewußt falschen Übersetzung in der ökumenischen Einheitsüberstzung, in der aus den Sanftmütigen, denen die Bergpredigt die Teilhabe am Reich Gottes verheißt, die werden, die keine Gewalt anwenden. Die hl. Schrift bezeichnet Mose als den sanftmütigsten aller Menschen (Nm 12,3) und das obzwar er einen ägyptischen Sklavenaufseher getötet hatte. Wir sehen, Sanftmütigkeit ist nicht gleichbedeutend mit Gewaltfreiheit! Sollte hier der Kardinal mal wieder, wie es eben heuer oft geschieht in der Kirche, ohne die Kenntnis der Lehre der Kirche drauflosgebrabbelt haben? 
Die Aufgabe der Moralphilosophie bzw der Moraltheologie ist es nun mal, zwischen legitimer und illegitimer Gewaltanwendung zu unterscheiden und nicht pauschaliter jede Gewaltanwendung zu perhorreszieren. Es gibt Gewalt, die gemäß dem Willen Gottes angewandt wird. Das hat die Kirche bisher nie bestritten. 
Nun legt die islamische Religion gemäß ihrer Eigenart fest, wann unter welchen Conditionen sie die Anwendung von Gewalt als gottgewollt bejaht. Daß es auch unter islamischen Gelehrten (wie auch in allen Fragen der Gewalt unter katholischen Theologen) unterschiedliche Antworten gegeben werden, verwundert niemanden Genauso unübersehbar ist aber, daß es eine Lehrtradition im Islam gibt, die den heiligen Krieg in der Gestalt des Terrorismus geführt bejaht. Das gehört zum Islam, wie es zum Christentum gehört, daß in ihm es Pazifisten und Befürworter der Lehre vom gerechten Kriege gibt.Die islamische Realität besteht schlicht und einfach darin, daß es islamische Gelehrte gibt, die das Führen des hl. Krieges in der Gestalt des Terrorismus bejahen und daß das dann auch praktiziert wird. 
Was hielte man von einem Autofahrer, der auf einer Autobahn auf der Überholspur fahrend im Radio die Warnung hört: "Achtung, ein Geisterfahrer kommt ihnen entgegegefahren!", messerscharf schließt, daß es keine Geisterfahrer geben könne, weil das der Straßenverkehrsordnung widerspräche, getrost weiterfährt bis zum Totalzusammenstoß? Der Ralitätssinn verlangt von uns, unser Wunschdenken von dem, was die Realität ist, zu unterscheiden: So wie es Geisterfahrer auf der Autobahn gibt, so gibt es islamische Terroristen. Wenn wir dann urteilen, daß nach unserem Verständnis von Barmherzigkeit Gottes sich die mit dem Ja zum Terrorismus nicht vereinbaren lasse, dann muß eben unser Wirklichkeitssinn uns belehren, daß das einige im Islam nicht so sehen und auch der Koran nicht, wie der Kardinal ja selbst einräumen muß. Zudem: Der Gott des Islam ist nicht der Gott der Kirche. Wenn der Gott der Kirche Krieg in der Gestalt des Terrorsmus verurteilt, dann besagt das noch lange nicht, daß das so auch der Gott des Islam verurteilt.
Daß der Islam sich zu reformieren habe, das ist unser Wunschdenken ihm gegenüber. Nur wer sagt denn, daß der sich nach unseren Wünschen zu richten hat?  Wollen wir ihn nicht mit Gewalt zu so einer Änderung zwingen, wird er, bzw Teile von ihm weiterhin Gewalt als Mittel ihrer Religion bejahen und auch praktizieren.                       

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