Freitag, 18. Dezember 2015

Lesefrüchte: die sieben Todsünden gegen die deutsche Identität

B. Willms benennt die 7 Todsünden in seinem sehr lesenswerten Buch: "Identität und Widerstand"(2013)
1. "Die freiwillige Schuldhaft oder der politische Selbsthaß"
2. "Vermoralisierung der Politik oder die politische Selbstüberforderung"
3. " Die Verabsolutierung der liberalen Demokratie oder der Verzicht auf nationale   Selbstbestimmung"
4. "Die Servilität gegenüber den Siegern von 1945 oder der Ausverkauf der Selbstbewahrung"
5. "Die Anerkennung der Teilung oder der Verzicht auf Selbstbestimmung"
6. "Pazifizierung der Politik oder der Verzicht auf entschlossene Selbstbehauptung"
7. " Die Kultivierung der Angst oder der Verzicht auf Selbstbewußtsein"

Die Entfaltung dieser 7 Todsünden, nachlesbar auf den Seiten 18-32 soll hier nun nicht nacherzählt werden, so lesenswert sie auch sind.Stattdessen ein paar Notizen zum Bedenken:
Die Einsicht, daß die Sieger die Geschichte schreiben und ihre Geschichtssicht die der Geschichtsbücher ist, ist so trivial, daß sie hier nicht eigens erwähnt werden müßte, vergäße der Deutsche Michel diese nicht in dem Augenblick, wenn er ein deutsches Geschichtsbuch aufschlägt. Warum gelang es der Deutschen Geschichtswissenschaft nach dem Versailler Vertrag, die unter Androhung von militärischer Gewalt erzwungene Unterschrift zur Anerkennung der Alleinschuld Deutschlands am Ausbruch des 1. Weltkrieges -gut begründet- in Frage zu stellen, und warum akzeptiert heute fast kritiklos die Wissenschaft die These von unserer Alleinschuld? Dabei müßte allein die Tatsache, daß England und Frankreich Deutschland den Krieg erklärten und daß Stalin den 2.Weltkrieg wollte zur Verbreiterung des Sozialismus, das "Allein" in Frage stellen. Zudem wird pauschal dem Deutschen Volk die Schuld am Holocaust zugeschrieben. Aber wie viele wußten von ihm oder bejahten ihn, bleibt dabei völlig ausgeblendet. 
Zum Selbsthaß? Hier müßte wohl über den Essay von Willms hinausgefragt werden, ob es nicht schon vor 1945 eine ganz und gar Deutsche Tradition der Liebe zum Fremden bei gleichzeitiger Geringschätzung des Eigenen gegeben hat. Dann müßte auf die differente "Vergangenheitsbewältgung" in Ost- und Westdeutschland eingegangen werden. Die in der DDR durchgeführte "Vergangenheitsbewältigung" orientierte sich an dem Verständnis des "deutschen Faschismus" fußend auf der Analyse von G. Dimitroff, die als der klassische Text des Verstehens des Nationalsozialismus in der traditionellen Linken galt. Versimpifiziert: Der deutsche Faschismus ist nur zu begreifen aus der besonderen Entwicklung des Kapitalismus in seiner imperialistischen Entwicklungsstufe. Hitler ist kein deutsches Ereignis, das den deutschen Volkscharakter offenbart, sondern Hitler zeigt, zu was für Mitteln der Kapitalismus greift, um seine Herrschaft abzusichern. Stalin konnte so urteilen: Die Hitlers kommen und gehen, das Deutsche Volk bleibt. Und so war es auch das "Nationalkomitee Freies Deutschland", bestehend  aus kriegsgefangenen deutschen Soldaten, die propagierten: Die Sowjetunion führe keinen Krieg gegen Deutschland, sondern wolle es von der Hitlerdiktatur befreien.
Der Westen unter Führung der USA dagegen verstanden Hitler als ein deutsches Ereignis, indem sich der Deutsche Volkscharakter manifestiere. Darum muß der Krieg gegen Deutschland geführt werden.
Denn das Deutsche ist der Urgrund all des Bösen, das sich dann 1933-45 auslebte. So ist es auch konsequent, daß nach der militärischen Niederwerfung das Projekt einer kulturellen Umerziehung in Angriff genommen wurde: daß das Deutsche an sich etwas Schlechtes sei. Das ist als Umerziehung oder Reeducation bekannter die Geburtsstunde des Deutschen Selbsthasses.
Wer heuer von Dunkeldeutschland redet, bezieht sich genau auf diese differente Aufarbeitung der Vergangenheit und verurteilt die in Ostdeutschland praktizierte, weil sie nicht im Deutschtum den Grund alles Bösen sah. Der so anerzogene oder vielleicht auch nur vertärkte Haß auf das Eigene bestimmt so das kulturelle Leben Westdeutschlands. Mit der Wiedervereinigung sollte nun die amerikanische Reeducation auf Ostdeutschland übertragen werden. Die Widerstände dagegen werden mit dem Wort: "Dunkeldeutschland" bezeichnet als der Abwehr gegen diese amerikanische Erleuchtung, daß das Deutsche das Schechte ist.
Das Neinsagen zum Eigenen bestimmt so unser kulturelles Leben und dazu gehört auch das Nein zum hier inkarnierten  Christentum, weil eben alles Heimische etwas Negatives ist.Die Willkommenskultur ist so der Höhepunkt der deutschen Sebstverneinung, die sich gerade  der spezifisch amerikanischen Aufarbeitung des Ereignisses Hitler verdankt.                                     
 
 

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