Montag, 16. März 2020

Die Coronaepidemie und das Gottvertrauen

Ein sehr schwieriges Thema soll hier nun erörtert werden: Wie ist die Tatsache, daß, Weihwasser zu nehmen, den Friedensgruß zu unterlassen, gar Messen zu feiern, untersagt wird, und daß dies gar von Kirchenleitungen so angeordnet wird, im Regelfall aber auch im Einklange mit staatlich verordneten Schutzmaßnahmen? Eine einfache Antwort liegt nahe: Durch geweihtes Wasser könne keine Krankheit übertragen werden und der beste Schutz gegen eine Ansteckung mit einer gefährlichen Krankheit sei der Empfang der hl. Kommunion, sofern der Kommunikant angemessen disponiert wäre. Deshalb sollten in Zeiten einer Epidemie möglichst nicht weniger sondern mehr hl.Messen gelesen werden.
Zur Erinnerung: Als Jerusalem von der Pest bedroht wurde, präziser vom die Pest bringenden Engel Gottes, brachte König David ein Opfer dar und Gott ließ von dieser Bestrafung ab. (2.Samuel 24)
Manifestiert sich hierin einfach nur das schwindende oder gar schon verdunstete Gottvertrauen? Anstatt nun eine Position zu beziehen in dieser Frage, will ich mich darauf limitieren, erstmal Fragen zu dieser Causa zu stellen, weil ich mir eine Antwort noch nicht zutraue. Was müßte theologisch begründet zu diesen Fällen gesagt werden?

1.Gestz den Fall, ein Christ fährt per Motorrad zur Sonntagsmesse, und angefragt, warum er keinen Schutzhelm trüge, respondierte er: Ich fahre zur Sonntagsmesse und da vetraue ich darauf, daß Gott mich bewahren wird vor einem Unfall, denn er will ja, daß ich an der Sonntagsmesse teilnehme. Ist das ein angemessener Akt des Gottvertrauens, oder eher, in Anlehnung an den Versuchungsversuch des Teufels in der Wüste ein nicht akzeptables Gott-auf-die-Probe-Stellen? (vgl Math 4,7)

2.Gesetz den Fall, ein trockener Alkoholiker, nach ein paar Jahren der Abstinenz, erklärte, daß, wenn auch den Laien der Kelch in der Eucharistiefeier gereicht wird, er ohne Bedenken trinken würde. Zwar könnte ihn die dabei getrunkene Menge an Wein gefährden, seine Sucht also reaktivieren, da er aber er nicht Wein sondern das heilmachende Blut Christi tränke, bestände keine Gefahr eines Neuauflebens seiner Suchtkrankheit. Ist das ein Ausdruck an Gottvertrauen , fundiert in der Lehre von der Transsubstantion, daß der Wein in das Blut Christi verwandelt wird, oder ein hybrischer Akt, weil hier ein Kranker das Risiko seines Rückfalles verkennt?

3.Gesetz den Fall, daß tatsächlich in großen Menschenansammlungen das Ansteckungsrisiko steigt, ist es dann theologisch legitim zu urteilen, daß wenn der Zweck dieser Versammlung das Feiern einer hl. Messe, eines Kreuzweges oder eines Rosenkranzes ist, da ein Ansteckungsrisiko nicht bestünde, weil Gott die um eines religiösen Zweckes willen Versammelten vor jeder Ansteckung bewahren wird? Oder gilt, weil nun mal Menschen sich da versammeln und keine Engel, daß das Ansteckungsrisiko auch da virulent ist, wenn es in allen größeren Versammlungen virulent ist?

4.Gesetz den Fall, der Staat ordnet das Verbot aller größeren Veranstaltungen an, etwa ab 100 erwarteten Teilnehmern,ist es dann legitim, wenn die Kirche darauf insistiert, sich nicht an dies Verbot zu halten ob des besonderen Charakters der hl. Messe? Oder sollte sie, damit sie nicht einen Anlaß dafür bietet, daß nun viele andere auch mit der Begründung des besonderen Charakters ihrer Veranstaltungen Sondererlaubnisse einfordert: keine Privilegien für die Kirche, darauf verzichten? Es muß hier unbedingt an Paulus, Röm 13, erinnert werden, an seine Lehre von der Gehorsamspflicht der Obrigkeit gegenüber, der sich die Kirche nicht leichtfertig entziehen darf, auch wenn es gilt, daß Gott mehr als dem Staate zu gehorchen sei.

5.Gesetz den Fall, daß sich die recht drastischen Maßnahmen, die der chinesische Staat zum Schutze seiner Bevölkerung vor dieser Seuche ergriffen hat, als erfolgreich erweisen, sollte dann nicht auch die Kirche solch drastischen Maßnahmen zustimmen und sie auch mitvollziehen um des Allgemeinwohles des Volkes willen?

Viele Fragen, auf die der Frager sich noch keine endgültigen Antworten zutraut!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen