Donnerstag, 19. März 2020

Eine marxistische Ökobefreiungstheologie?

Als Leonardo Boff erkennen mußte, daß mit marxistischer Essayistik kein Geld mehr zu verdienen war, nach der Implosion des real existierenden Sozialismus 1989ff und somit auch die marxistisch fundierte Befreiungstheologie im Abseits stand, sattelt er um, um jetzt als Ökotheologe mit Neuheid-nischem vermengt zu reüssieren.
Fraglich ist aber, ob dies Neue noch etwas Marxistisches ist. Ein Zentraldogma des Marxismus lautet ja, daß die Entwickelung der Produktivkräfte, und das meint den Grad der Naturbeherrschung, das die Menschheit Voranbringende ist. In der Endphase des Kapitalismus würde die gesellschaftliche Organisation, der Kapitalismus mit seiner bürgerlichen Kultur zum Hemmnis der Weiterentwickelung der Produktivkräfte, sodaß der Umsturz dieser Ordnung
auf der Tagesordnung stünde. Der Sozialismus/Kommunismus brächte so die Vollendung der Naturbeherrschung durch den Menschen.
Gerade dies lehnt die Ökobewegung ab. Der Marxismus unterschied selbst zwischen einer progressiven Kapitalismuskritik, die seinige- wen wundert es!- und einer reaktionär-romantischen: Zurück in die Idylle des Mittelalters. Dazu gehört dann die romantische Verklärung der Natur, die Rückwendung zur Religion. Leonardo Boff ist so- marxistisch gedeutet- ein typischer Vertreter so einer romantischen Kapitalismuskritik, die wirklich ihren Höhepunkt in der Vergöttlichung der Natur findet, wo doch schon die Aufklärung die Religion erledigt habe, etwas Feuerbach. Boff ist weiter links, aber er hat wie die Allermeisten nach 1989 den Marxismus aufgegeben. Als Anfangspunkt dieser Auflösungstendenz und Abkehr vom Marxismus kann Adorno/Horkheimers: Dialektik der Aufklärung angesehen werden, die aber erst in der Ökobewegung zum Gemeingut der Neuen Linken wurde. Die Differenz der Neuen Linken zur marxistischen darf nicht übersehen werden. (Vgl dazu auch: Palko, Die Löwen kommen. Warum Europa und Amerika auf eine neue Tyrannei zusteuern.)

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